Kleidung
Was Fair Fashion mit unserer Gesundheit zu tun hat
Veröffentlicht am:17.02.2021
3 Minuten Lesedauer
Chemische Stoffe in Kleidungsstücken können zu allergischen Reaktionen führen und die Gesundheit belasten. Erfahren Sie, welche Auswirkungen die Modeindustrie auf den Menschen und die Umwelt hat und was Sie dagegen tun können.
Weichmacher in kunststoffhaltiger Kleidung bergen ein besonderes Risiko
Wind- oder wasserabweisende Softshellstoffe oder synthetisch hergestellte Veloursstoffe wie Fleece: Beinahe die gesamte Outdoorbekleidung wird aus Plastik produziert. Aber auch in Alltagskleidung stecken häufig wenig umweltfreundliche Materialien wie Erdöl und eine Vielzahl anderer chemischer Stoffe. Hemden, Blusen oder Hosen enthalten oft giftige Substanzen, die die Umwelt schädigen und vor allem die Gesundheit des Menschen gefährden können.
„Plastik ist ein künstlicher Stoff, der aus unendlich vielen chemischen Verbindungen besteht. Zu jeder dieser Verbindungen kann der Mensch eine Allergie entwickeln. Hautärzte sind heutzutage in der Lage, einige wenige dieser milliardenfach vorkommenden Stoffe zu bestimmen, die sogenannten Hautallergene, die bei Menschen heftige Reaktionen auslösen können“, sagt die Karlsruher Hautärztin Dr. Susanne Saha, Leiterin des Arbeitskreises „Mikro- und Makroplastik in der Dermatologie“ beim Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Gefährlich seien in mancher kunststoffhaltigen Kleidung besonders sogenannte Weichmacher, die Krebs verursachen könnten. Kleidung aus Bio-Baumwolle, bei der weder synthetische Pflanzenschutzmittel noch Kunstdünger zum Einsatz kommen, sei besser verträglich.
Worauf können Menschen mit empfindlicher Haut achten?
Was kann man gegen diese Allergien tun? „Medikamente zur Heilung von Allergien gibt es nicht. Deshalb lautet die erste Empfehlung: Allergene meiden und somit Allergien vorbeugen“, so die Dermatologin. Eine Kortisonsalbe helfe durch ihre stark entzündungshemmende und antiallergische Wirkung. Sie dürfe aber nicht über mehrere Wochen angewendet werden, da dauerhafte Nebenwirkungen auftreten könnten. „Im Zweifelsfall sollte immer der Hautarzt aufgesucht werden“, sagt Dr. Saha.
Worauf Sie beim Einkauf achten können
Im Mittelpunkt des Interesses vieler Menschen steht neben dem medizinischen Aspekt auch die Umweltverträglichkeit. Sozial-ökologisch hergestellte Kleidung, die eine faire Entlohnung und verantwortungsvolle, nachhaltige Produktionsstandards garantiert, ist oft an Gütesiegeln und Öko-Labels erkennbar. Etiketten wie Fairtrade Cotton, GOTS (Global Organic Textile Standard), Grüne Erde oder Grüner Knopf können eine erste Orientierung geben. Die Menge der Textilsiegel und Logos sowie ihre jeweiligen Grundsätze, die oft auf eine Herstellung ohne gefährliche Chemikalien hinweisen, sind aber oft schwer durchschaubar und wenig verständlich.
Einfacher ist es, schon beim Einkauf ein paar Regeln zu befolgen: So kann sich jeder fragen, ob eine Anschaffung wirklich notwendig ist. Denn die Produktion jedes Kleidungsstücks trägt durch den Verbrauch von Energie und Wasser erheblich zur Umweltbelastung bei. So werden aufgrund von ineffizienten Bewässerungstechniken in vielen Anbauländern für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts 2.000 Liter Wasser verbraucht, wie das Water Footprint Network ermittelte. Die Umweltbilanz wird zudem durch lange Transportwege, zum Beispiel bei Importware aus Asien, belastet.
Hierzulande beeinflusst der Onlinehandel für Bekleidung, der in den letzten Jahren stetig zugenommen hat, die Ökobilanz. Neben einem Riesenberg an Verpackungsmüll (Folien, Karton, Pappe) werden bei Einkäufen aus dem Internet laut Verbraucherzentrale täglich bis zu 800.000 Pakete zurückgeschickt. Die vielen Retouren verbrauchen unnötig Energie. Häufig wird die Neuware aus Kostengründen von den Onlinehändlern sogar vernichtet.
Selbst fair mit Fashion umgehen: So geht's
Ein wichtiger Grundsatz lautet bei jeder Neuanschaffung: Qualität vor Quantität – eine gut verarbeitete Jacke hält zum Beispiel länger als Billigware, die nach ein paar Wochen bereits ersetzt werden muss. Zudem kommen bei der Produktion von Textilien Chemikalien zum Einsatz, zum Beispiel Pestizide beim Baumwollanbau. Und diese schaden nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit.
Schonend mit seiner Kleidung umzugehen und kleinere Flickarbeiten selbst vorzunehmen, sind umweltfreundliche und ressourcenschonende Alternativen.
Was Sie sonst noch tun können:
- Lassen Sie größere Reparaturen von einer Änderungsschneiderei ausführen,
- Bringen Sie Schuhe, die vielleicht nur einen neuen Absatz oder Ähnliches brauchen, zum Schuster.
- Kaufen Sie Kleidung auch in Secondhandläden oder auf Flohmärkten. Dort finden nicht nur Schnäppchenjäger, sondern auch Fashion-Fans oftmals eine große Auswahl an lässigen und modischen Kleidungsstücken.
- Tauschen oder verschenken Sie Kleidung, die nicht mehr getragen wird, im Bekannten- und Freundeskreis, spenden Sie sie an wohltätige Organisationen oder verkaufen Sie sie auf Onlineportalen.