Kleidung
Warum man Kleidung vor dem ersten Tragen waschen sollte
Veröffentlicht am:12.02.2025
5 Minuten Lesedauer
Wer ein tolles neues Kleidungsstück ergattert, möchte es möglichst schnell tragen. Vielleicht sogar schon auf der Party am Abend? Doch Vorsicht. Besser ist es, die neue Kleidung kommt vorher in die Waschmaschine. Doch warum eigentlich?
![Eine Frau mit langen Haaren packt freudig ein Kleidungsstück aus einem Karton aus.](https://www.aok.de/pk/magazin/cms/fileadmin/_processed_/f/e/csm_neue-kleidung-waschen_2f8076d295.jpg.webp)
© iStock / Milko
Mit der neuen Kleidung können Schadstoffe in den Kleiderschrank einziehen
Gerade erst erworben, da soll das neue Kleidungsstück direkt in der Waschmaschine verschwinden? Auch wenn es schwerfällt: Der kurzzeitige Abschied ist empfehlenswert, da konventionell hergestellte Mode zahlreiche Schadstoffe enthalten kann. Warum? Ganz einfach: Während der Produktion werden meist unterschiedliche chemische Inhaltsstoffe angewendet, die den Kleidungsstücken die gewünschte Farbe und eine bessere Struktur verleihen oder dafür sorgen, dass die Textilien länger gut aussehen.
Mit diesen Chemikalien können Rohstoffe wie Baumwolle und die Kleidung während der Herstellung und dem Transport in Berührung kommen:
- Pestizide: Die Baumwollpflanze wird von allen Faserpflanzen am meisten mit Chemikalien behandelt. Mit Pestiziden werden die Pflanzen insbesondere vor Schädlingen geschützt, die den Ertrag schmälern und damit auch das Ausgangsmaterial für viele Kleidungsstücke reduzieren würden.
- Formaldehyd: Damit die Kleidung beim Waschen nicht schrumpft und pflegeleicht ist, kommen formaldehydhaltige Kunstharze zum Einsatz – sie machen die Fasern widerstandsfähiger.
- AOX: Adsorbierbare organische Halogenverbindungen, kurz AOX, bilden eine Stoffgruppe, die wiederum aus mehreren Tausend Substanzen besteht. Die Verbindungen setzen sich aus ein oder mehreren Halogenatomen zusammen – Brom, Jod, Chlor oder Fluor sind nur wenige Beispiele. Bei Kleidung veredeln AOX die Oberfläche, sie dienen unter anderem zum Imprägnieren.
- Azofarben: Damit die Kleidungsstücke die gewünschte Farbe erhalten, setzen Hersteller insbesondere auf Azofarbstoffe – sie machen in der Kleidungsindustrie etwa zwei Drittel der Textilfarbstoffe aus.
- Chlorphenole: Die sogenannten chlorierten Phenole dienen als Biozid, sie wirken zum Beispiel gegen Bakterien oder Schimmel. Sie schützen die Kleidung unter anderem bei der Lagerung und dem Transport.
Daneben gibt es noch viele weitere Substanzen, die Hersteller einsetzen – neue Kleidung ungewaschen zu tragen, ist deshalb keine gute Idee.
Wie sollte man neue Kleidung waschen?
Ganz gleich, ob aus erster oder zweiter Hand – neue Kleidung gehört zunächst in die Waschmaschine, um mögliche Schadstoffe zu reduzieren und um die Hygiene zu unterstützen.
Diese Waschtipps helfen dabei:
- Das Waschen neuer Kleidung dient vor allem dem Ausspülen von Schadstoffen – eine hohe Waschtemperatur ist dazu nicht unbedingt nötig. Am besten berücksichtigen die neuen Besitzerinnen und Besitzer die Waschempfehlungen auf dem Etikett.
- Ein spezielles Waschmittel, das Schadstoffe aus der Kleidung entfernt, gibt es nicht. Trotzdem ist es sinnvoll, sich mit Waschmitteln detaillierter zu beschäftigen. Schließlich können sie chemische Substanzen enthalten, die ebenfalls Reizungen begünstigen. Hinweise auf ein sanftes Waschmittel liefern Angaben wie „hypoallergen“ oder „sensitiv“, hier verzichten Herstellende meist auf Parfüm und Farbstoffe.
- Auch neue Kleidung mit einem Prüfsiegel sollte vor dem Tragen gewaschen werden, schließlich sind auch Outfits ohne Schadstoffe im Herstellungsprozess durch viele Hände gegangen und wurden vielleicht bereits anprobiert.
Was können Schadstoffe anrichten, wenn wir neue Kleidung ungewaschen tragen?
Manche Menschen tragen neu erworbene Kleidung, ohne sie vorher zu waschen. Sie riecht dann ja so schön neu. Dieser Geruch stammt von den Chemikalien, die während der Herstellung eingesetzt wurden. Werden die Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen nicht gewaschen, kann die Haut mit diesen in Berührung kommen – es ist nicht ausgeschlossen, dass Rückstände in der Kleidung verbleiben. Pestizide sind dabei weniger das Problem, Fachleute nehmen an, dass durch die vielen Verarbeitungsschritte keine bedenklichen Mengen zurückbleiben. Grund zur Besorgnis geben einige Azofarbstoffe, die krebserregend sein können. Gemäß der Chemikalienverordnung REACH dürfen Produktionsunternehmen sie in der EU nicht mehr einsetzen, auch ein Import ist verboten. Wer vor Azofarbstoffen sicher sein möchte, sollte daher außerhalb der EU, zum Beispiel im Urlaub, keine Kleidung kaufen. Einige Farbstoffe können zudem Allergien auslösen, das gilt insbesondere für schwarz- und blaufärbende Substanzen – auch hier sind viele davon in Deutschland verboten, gelangen aber aus anderen Ländern in die Einkaufsläden. Wer auf dem Etikett der Kleidung Hinweise wie „knitterarm“ oder „pflegeleicht“ entdeckt, sollte skeptisch sein, denn das deutet auf den Einsatz von Formaldehyd hin. Ist der Körper langanhaltend hohen Mengen Formaldehyd ausgesetzt, kann das krebserregend sein – zudem geht auch von dieser Substanz ein Allergiepotenzial aus. Antibakterielle Mode mit Chlorphenolen kann ebenfalls allergische Reaktionen hervorrufen und zudem die empfindliche Bakterienflora auf der Haut aus dem Takt bringen. Welche Auswirkungen Alkylphenole auf die menschliche Gesundheit haben, ist noch nicht vollständig geklärt, allerdings können sie DNA-Schäden verursachen.
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Chemikalien in der Kleidung belasten auch die Umwelt
Die zahlreichen Substanzen, die Hersteller bei der Produktion von Kleidung nutzen, sind nicht nur ein Problem für die Gesundheit der neuen Besitzer und Besitzerinnen, sondern auch für die Umwelt. Die mit dem Waschen gelösten Chemikalien gelangen über das Abwasser ins Meer und belasten so die Umwelt. Besonders organische Chlorverbindungen stehen in der Kritik, da sie meist nur schwer abbaubar sind und sich in lebenden Organismen anreichern. Sie können auch Lebewesen vergiften, die in Gewässern leben. Bei neuer Kleidung spielt zudem das Thema Mikroplastik eine Rolle – jedenfalls dann, wenn es sich um Stoffe aus Kunstfasern wie Polyester handelt. Beim Waschgang lösen sich die kleinen Kunststoffpartikel, gelangen über das Abwasser in Flüsse und Meere und werden so von Wasserlebewesen als vermeintliche Nahrung aufgenommen. Als Notlösung können spezielle Waschbeutel dienen, die Mikroplastikteile beim Waschen auffangen, sodass sie nicht in das Abwasser gelangen. Besser ist jedoch, statt synthetischer Kleidung Naturfasern wie Baumwolle, Hanf, Leinen oder Schafswolle zu wählen. Allerdings gibt es bei der Herstellung auch einen höheren Wasserverbrauch, eine einfache Lösung existiert also nicht.
Kann man Giftstoffe aus der Kleidung waschen?
Ein angesagter Pullover, eine Jeans oder neue Unterwäsche – das Waschen sollte bei neuen Besitzern und Besitzerinnen vor dem ersten Anziehen unbedingt auf dem Plan stehen. Damit lässt sich zumindest das Risiko chemischer Rückstände in der Kleidung verringern. Ob und welche Chemikalien sich danach noch im neuen Lieblingsstück befinden, lässt sich nicht vorhersagen, manchmal sind auch mehrere Waschgänge nötig. Das Problem ist nämlich, dass Kleidungsetiketten zwar über die verwendeten Textilfasern informieren, jedoch nichts über die Art und Menge der verwendeten Chemikalien verraten. Sicherheit geben Textilsiegel. „IVN Best“, das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft, gilt beispielsweise als strengstes Öko-Label – bei damit ausgezeichneten Produkten werden keine für die Umwelt oder Gesundheit bedrohlichen Substanzen verwendet.
![Eine junge Frau sieht sich in einem Bekleidungsgeschäft das Preisschild eines Kleidungsstücks an.](https://www.aok.de/pk/magazin/cms/fileadmin/_processed_/a/3/csm_neue-kleidung-ungewaschen-tragen_6f0a4237b5.jpg.webp)
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Second Hand ist eine gute Option für Modebegeisterte
Second Hand, also aus zweiter Hand zu kaufen, ist ein Gewinn für alle. Gut erhaltene Kleidungsstücke werden wiederverwendet und landen nicht im Müll. Das erworbene Kleidungsstück musste nicht erst neu produziert, gelagert und transportiert werden – was die Umwelt auf vielfache Weise entlastet. Da Second-Hand-Mode meist schon unzählige Waschgänge hinter sich hat, riechen die Kleidungsstücke nicht mehr nach Chemikalien, und der Schadstoffgehalt ist bedeutend geringer. Zudem haben Second-Hand-Läden meist auch eine große Auswahl an Kleidungsstücken mit Naturfasern und solche, die mit einem Textilsiegel ausgestattet sind. Mit dem dortigen Kauf lässt sich Geld sparen, denn solche Kleidung ist im Neukauf deutlich teurer als aus zweiter Hand. So können wir umweltbewusst und gleichzeitig kostengünstig einkaufen.
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