Müll vermeiden
Zero Waste: So geht nachhaltiges Einkaufen
Veröffentlicht am:05.01.2021
4 Minuten Lesedauer
In Zeiten des Klimawandels besinnen sich immer mehr Verbraucher darauf, Plastik zu vermeiden. Erst Anfang November hat das Bundeskabinett ein Verbot von Plastiktüten zum 1. Januar 2022 beschlossen. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, nachhaltig einzukaufen. Das Zauberwort lautet Zero Waste.
Was bedeutet Zero Waste?
Zero Waste lässt sich am ehesten mit „null Müll“ oder „null Verschwendung“ übersetzen.
Allein in Deutschland hat sich das Verpackungsaufkommen in den vergangenen 20 Jahren um 35 Prozent erhöht. Während der Verbrauch von Papier- und Pappverpackungen „nur“ um 47 Prozent gestiegen ist, hat er sich bei Kunststoffverpackungen verdoppelt. Am stärksten zu dieser Entwicklung beigetragen haben die Konsumgewohnheiten der Deutschen. Allein 62,3 Prozent aller Verpackungsabfälle waren im Jahr 2017 auf Lebensmittel, Getränke und Tiernahrung zurückzuführen. Die Zero-Waste-Bewegung setzt deshalb vor allem auf die fünf „R“:
Refuse (verweigern, ablehnen)
Das bedeutet nichts anderes, als Müll gar nicht erst entstehen zu lassen. Die beste Methode ist, bestimmte Dinge abzulehnen. Etwa Waren, die in Plastik verkauft werden, obwohl diese Umhüllung nicht nötig ist. Aber auch Gratisprodukte und Give-Aways, die besonders gern zu Wahlzeiten unters Volk gebracht werden, sollte man hinterfragen und gegebenenfalls ablehnen. Denn irgendwann wird man sie wegschmeißen.
Reduce (verringern)
Allen Müll, den man nicht vermeiden kann, sollte man zumindest so gut wie möglich verringern oder immerhin die bessere von zwei schlechten Alternativen wählen. Etwa recyclebare Verpackungen nutzen, wenn es nicht ohne geht. Verringern bedeutet aber auch, Dinge, die man selbst nicht mehr benutzt, nicht wegzuwerfen. Denn damit wären die Ressourcen, mithilfe derer Dinge produziert wurden, verschwendet. Stattdessen sollte man sie wieder in Umlauf bringen, etwa über Flohmärkte, Online-Verkaufsplattformen oder Spenden.
Reuse (wiederverwenden)
Für viele Einwegartikel gibt es heute schon Mehrweg-Alternativen. Seien es wiederverwendbare „To-Go-Becher“, Glastrinkflaschen oder waschbare Abschminkpads aus Baumwolle statt aus Watte. Elektrogeräte, die nicht mehr funktionieren, kann man reparieren lassen. Gerade Kleinelektrogeräte werden viel zu häufig sofort weggeworfen. Dabei gibt es in vielen Städten Reparaturcafés, in denen Fachleute (oftmals Rentner) kostenfrei Geräte reparieren. Manchen nicht mehr benötigten Gegenstand kann man künftig anderweitig verwenden: Dann spricht man von Upcycling. So wird aus dem Altglas eine Vase oder aus dem alten Gummistiefel ein Blumentopf.
Recycle
Recycling ist nicht die beste Strategie der Müllvermeidung. Denn auch Recycling verbraucht wertvolle Ressourcen, die man besser nutzen könnte. Dennoch sollte man alles, was trotz Müllvermeidung, Müllverringerung und Wiederverwendung an Abfall anfällt, möglichst recyceln. Denn Recycling verbraucht immer noch weniger fossile Brennstoffe, als bei der Herstellung von Verpackungen nötig sind.
Rot (verrotten, kompostieren)
Lebensmittelreste landen normalerweise im Restmüll. In einigen Regionen ist es auch erlaubt, sie über die Biotonne zu entsorgen. Das ist auf jeden Fall die bessere Alternative, denn dadurch entsteht in großen Kompostieranlagen Dünger, der wiederum der Umwelt zugute kommt. Wer keine Biotonne hat und auch keinen Garten, in dem eine Kompostierung möglich ist, kann sich einen Kleinkomposter für die Küche anschaffen. Der entstehende Kompost ist auch für Zimmerpflanzen geeignet.
1. Weniger ist mehr
Etliche Obst- und Gemüsesorten lassen sich komplett unverpackt einstecken, da sie bereits über eine „natürliche Verpackung“ verfügen. Bei anderen Lebensmitteln können Sie darauf achten, dass diese so wenig wie möglich verpackt sind, am besten in umweltverträglichen Verpackungen.
2. Umweltfreundlich von A nach B
Papiertüten oder Biokunststoffe sind nicht die beste Wahl, um den Einkauf nach Hause zu tragen. Auch wenn sie ein besseres Image haben als Plastiktüten, sind sie nur bedingt eine umweltfreundlichere Alternative. Stark zugenommen hat auch der Verbrauch von sogenannten „Hemdchentüten“ für Obst und Gemüse, die 2022 nicht verboten werden. Viele Supermärkte und Discounter bieten alternativ wiederverwendbare Netze aus recycelter Baumwolle an. Aber auch selbst genähte Stoffbeutel, Jutetaschen oder Polyester-Säckchen bieten sich für den Transport an.
3. Nachhaltig einkaufen
Eine gute Anlaufstelle für den Einkauf unverpackter Waren sind Bioläden, Hofläden und Wochenmärkte. In den meisten größeren Städten gibt es außerdem „Unverpackt-Läden", die grundsätzlich auf Einwegverpackungen verzichten. Hier werden zum Beispiel Nudeln oder Müsli als lose Ware angeboten. Die Kunden bringen dann ihre eigenen Mehrwegbehälter mit, die sie im Laden befüllen und auswiegen lassen. Auch wenn diese Läden nicht völlig verpackungsfrei arbeiten können, spart man so schon mal jede Menge Abfall.
4. Mit der eigenen Brotdose an die Frischetheke?
In Supermärkten gibt es immer wieder die Diskussion, ob man zum Einkaufen eigene Mehrwegbehälter mitbringen darf. Grundsätzlich sollten Kunden wissen, dass vor allem an Fleischtheken strenge Hygienevorschriften gelten und es eigentlich tabu sein sollte, dort fremde Materialien zu benutzen. Man sollte sich vor dem Einkauf bei seinem Händler informieren, ob diese Möglichkeit besteht. Einen Anspruch darauf gibt es nicht. Viele Geschäfte bieten die Möglichkeit aber inzwischen an und nutzen beispielsweise Tabletts, sodass das Personal die mitgebrachten Behälter nicht berühren muss.
5. Wasser aus der Leitung bevorzugen
Weil Trinkwasser strenger kontrolliert wird als Mineralwasser, kann man davon ausgehen, dass Leitungswasser in Deutschland eine hohe Qualität besitzt. Wer sich also am eigenen Wasserhahn bedient, vermeidet unnötige Verpackungen und muss auch keine schweren Kisten schleppen. Wer nicht auf Sprudel verzichten will, kann sich einen Wassersprudler kaufen.
6. Mehrwegsystem für Milch und Co.
Für Milch und Milchprodukte gibt es in vielen Regionen Mehrwegsysteme, beispielsweise beim Kauf in Hofläden. Das ist nachhaltig und spart viel Verpackungsmüll.
7. Reinigungsmittel und Kosmetik zum Nachfüllen
Viele Drogeriemärkte bieten inzwischen Abfüllstationen für Wasch- oder Reinigungsmittel an. Ist das nicht der Fall, gibt es für viele Produkte wie zum Beispiel Handwaschseife in Supermärkten Nachfüllpackungen, die den Abfall zumindest reduzieren.
Müll einsparen beim Onlineshopping
Ein großes Problem in Sachen Verpackungsmüll ist Onlineshopping. Allein zwischen 1996 und 2017 hat der Papp- und Papierverbrauch im Versandhandel um 607 Prozent zugenommen. Das liegt vor allem daran, dass kaum ein Produkt in seiner Originalverpackung versendet wird, sondern eine weitere Umverpackung nötig ist. Und die wird nicht immer platzsparend ausgewählt. Nicht selten findet sich eine CD in einem Karton in Schuhkartongröße. Vorbildlicher agieren hier die großen Modeversandhäuser: Sie sind dazu übergegangen, ihre Waren nicht mehr in Kartons zu versenden, sondern in recycelten Plastiktüten. Auch die Einführung wiederverwertbarer Transportboxen ist teilweise geplant.
Ein weiteres Problem: Retouren
Zero Waste bedeutet nicht nur Einkaufen ohne Verpackungsmüll, sondern Ressourcenschonung in jeder Hinsicht. Retouren und Same Day Deliverys, die Zustellung am selben Tag, belasten die Umwelt enorm. Wer nicht auf das Onlineshopping verzichten kann oder will, etwa aufgrund einer sehr ländlichen Wohnlage, sollte versuchen, Retouren zu vermeiden. Manchmal ist eine Ware nicht sofort lieferbar – der Händler versendet dann das, was auf Lager ist und später die anderen Artikel in einem zweiten Paket. In solchen Fällen sollte man darauf achten, dass man ein Häkchen für Einmallieferung setzt. So spart man die zweite Verpackung ein. Manche Händler bieten auch an, größere Waren im Originalkarton zu versenden – diese Option sollte man nutzen, das spart die Umverpackung.