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Nachhaltig reisen: So gelingt sanfter Tourismus

Veröffentlicht am:15.09.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 29.08.2022

Kein Ort der Welt ist mehr unerreichbar. Das hat viele Vorteile für Urlauber, doch Umwelt und Klima leiden darunter. Deshalb legen immer mehr Menschen Wert auf einen sanften Tourismus. Wie auch Sie Ihre nächste Reise nachhaltiger gestalten können.

Eine Mutter und Kind sind am Strand an der Nordsee und spazieren.

© iStock / vitapix

Was ist sanfter Tourismus?

Die Pyramiden von Gizeh, die Freiheitsstatue in New York oder die Chinesische Mauer – sagenumwobene Bauwerke, die früher für die meisten Menschen unerreichbar waren. Heutzutage ist es schwierig ein Foto von diesen Sehenswürdigkeiten zu machen, ohne dass eine Traube von Touristen das Motiv stört. War Reisen früher noch ein Luxusgut, gleicht es heute einer Massenware.

Für die entsprechenden Länder ist das Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite ist aus dem Tourismus ein eigener Wirtschaftszweig entstanden, der Arbeitsplätze schafft und vielen ärmeren Nationen neue finanzielle Möglichkeiten bietet. Auf der anderen Seite hat er eine verheerende Auswirkung auf das Klima und die Umwelt. Er ist für acht Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Darum hat sich als Gegenbewegung zum Massen-Tourismus der sanfte Tourismus entwickelt.

Der sanfte Tourismus beginnt beim Kofferpacken, reicht über die Wahl des Reiseanbieters und betrifft das Verhalten vor Ort. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck bei Urlauben möglichst kleinzuhalten. Auch die Reiseanbieter und das Tourismusziel selbst sind gefordert, um sanften Tourismus möglich zu machen. Beispielsweise indem sie unkontrollierten Massen-Tourismus verhindern und mit den Einnahmen die lokale Bevölkerung unterstützen und die Natur intakt halten.

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Welche Folgen hat der bisherige Tourismus für die Umwelt?

Grundsätzlich sollten sich Reisende darüber im Klaren sein, dass Tourismus beinahe alle Bereiche der Umwelt beeinflusst: Während der An- und Abreise wird Energie verbraucht. Während des Aufenthalts benötigen Urlauber und Urlauberinnen eine Unterkunft, für die bei Neu- oder Ausbau Fläche verbraucht wird, was zu einer schädlichen Versiegelung von Böden führen kann. Auch jegliche Freizeitaktivitäten können Einfluss auf die Natur haben.

Laut Umweltbundesamt sind diese Bereiche am stärksten vom Tourismus betroffen:

  • Luft: Luftverschmutzung wird durch den Tourismus an Land, zu Wasser und in der Luft erzeugt. Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) entsteht durch touristisch bedingten Verkehr und trägt unter anderem zum Klimawandel bei. Verantwortlich dafür sind Reisen mit dem Pkw, Reisebus, Schiff oder Flugzeug.
  • Wasser: Fast 50 Prozent aller Urlaubenden buchen Reisen ans Meer oder an die See. Durch hinterlassene Trinkbecher, Flipflops und Einwegplastik am Strand sowie Sonnencremes, die beim Baden im Wasser landen, wird das Gewässer verschmutzt. Mit steigender Ausstattung der Hotels steigt auch der Wasserverbrauch.
  • Boden: Flächen müssen für Hotels, Ferienwohnungen und Parkplätze verändert werden – all das hat Auswirkungen auf den Boden und den Wasserhaushalt und erhöht das Risiko für Überflutungen.
  • Landschaft: Neue Infrastrukturen wie der Bau einer Bergbahn, eines Hotelkomplexes oder die Errichtung spezieller Wander- und Radwege haben direkten Einfluss auf das Stadt- oder Landschaftsbild.
  • Biodiversität: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist so auf eine intakte Natur angewiesen wie der Tourismus. Für einen nachhaltigen Tourismus ist es daher wichtig, die biologische Vielfalt zu schützen. Triebkräfte für den Verlust an biologischer Vielfalt sind zum Beispiel der Landnutzungswandel durch Flächenverbrauch für den Verkehr oder die Treibhausgase, die nicht unwesentlich zur Klimaerwärmung beitragen (durch Entwaldung, Umwandlung von Mooren in Wiesen und Äcker).
Ein Mann und eine Frau sitzen auf einem Baumstamm in einer Berglandschaft und umarmen sich. Sie schauen auf ein Tal und einen See.

© iStock / Anastasiia Shavshyna

Nachhaltig reisen heißt auch, Rücksicht auf die Natur und Artenvielfalt zu nehmen.

Sanfter Tourismus: Praktische Tipps für die Urlaubsplanung

Um Umwelt, Klima und Ressourcen zu schonen, ist es für jede Einzelne und jeden Einzelnen wichtig, auf Nachhaltigkeit zu setzen. Diese Tipps für nachhaltigen Tourismus des Umweltbundesamtes und des Bundesverkehrsministeriums können Sie schon bei der nächsten Reiseplanung beherzigen:

Wählen Sie Reiseziele in der Nähe aus

Fast jeder findet im Umkreis von 1.000 Kilometern schöne Urlaubsziele, die genau das bieten, was die meisten im Urlaub suchen: Erholung, Wälder, Berge, Strand und Sehenswürdigkeiten. So vermeiden Sie die An- und Abreise mit Flugreisen und Kreuzfahrten, aus denen die stärksten Umweltbelastungen resultieren. Nach einer Berechnung des NABU werden von einem Kreuzfahrtschiff genauso viele Schadstoffe ausgestoßen wie von fünf Millionen Autos auf gleicher Strecke.

Die Wahl des Verkehrsmittels spielt also eine große Rolle. Am umweltschonendsten ist eine Reise mit dem Bus, der Bahn oder dem Fahrrad, auch vor Ort gibt es meistens ein gut ausgebautes Nahverkehrssystem. Viele Hotels bieten eigene Transportmöglichkeiten an. Wer mit einem elektrischen Auto in den Urlaub fahren möchte, sollte sich vorab über Ladestationen informieren.

Kompensieren Sie verursachte Emission mit einem CO₂-Ausgleich

Wer mit dem Flugzeug von Deutschland auf die Kanarischen Inseln und zurück fliegt, verursacht pro Person einen Ausstoß von circa 1.800 Kilogramm klimaschädlichem CO₂. Für solche Fernreisen gibt es allerdings kaum umweltfreundliche Alternativen. Eine sinnvolle Möglichkeit ist daher der Ausgleich von Treibhausgasemissionen (bei Flugreisen oder Kreuzfahrten) durch eine freiwillige Kompensationszahlung. Sie finanzieren mit diesem Geld Klimaschutzprojekte, bei denen die entsprechende Menge an Treibhausgasen eingespart wird.

Bevorzugen Sie Reiseanbieter mit verbindlichen Umwelt- und Sozialstandards

Immer mehr Reiseanbieter, die Pauschalreisen anbieten, legen Wert auf einen sanften Tourismus. Dazu gehören:

  • ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen, beispielsweise Wasser
  • klimafreundliche Transporte
  • die Reduzierung des Abfallaufkommens
  • Engagements in Artenschutzprojekten

Zur Orientierung dienen Umweltzertifikate und Labels, die genau kennzeichnen, welche Anbieter diese Standards einhalten. Auch das Reisebüro und der Tourismusanbieter vor Ort können entsprechende Auskünfte geben.

Verhalten Sie sich auf der Reise so umweltfreundlich wie zu Hause

Nachhaltiger Tourismus beginnt beim Reisegepäck, denn weniger Gewicht bedeutet weniger Emission. Häufig können Babybetten, Räder oder Sportausrüstung vor Ort ausgeliehen werden. An Ihrem Urlaubsort sollten Sie wie zu Hause auf Mülltrennung und den sparsamen Umgang mit Energie und Wasser achten, vor allem in südlichen Ländern ist Wasser oft knapp. Genießen sie zusätzlich die kulinarische Vielfalt vor Ort. Saisonale und regionale Lebensmittel schonen die Umwelt. Für Unternehmungen empfehlen sich Mehrweg- und Secondhandprodukte wie gebrauchte Wanderstöcke, gebrauchte Skistiefel, recycelte Reiserucksäcke oder nachhaltiges Campinggeschirr.

Nehmen Sie Rücksicht auf sensible Lebensräume von Tieren und Pflanzen

Füttern Sie keine Wildtiere, versuchen Sie nicht, die Tiere zu streicheln, beschädigen Sie keine Pflanzen und nehmen Sie anfallenden Müll wieder mit in die Unterkunft. Beachten Sie auch den Artenschutz. Dazu gehört, dass Sie keine Souvenirs aus Korallen, Elfenbein und Reptilienleder kaufen und keine Tourismusattraktionen besuchen, die Wildtiere in Gefangenschaft halten, wie zum Beispiel Delfinarien oder Einrichtungen, die anbieten, auf Elefanten zu reiten. Stattdessen können Sie lokale Artenschutzprojekte oder Naturschutzgebiete unterstützen.

Der Bau von Touristenunterkünften zerstört ebenfalls die Natur und ist schlecht für die Umwelt. Verschiedene Internetplattformen ermöglichen, das eigene Zuhause mit anderen Menschen zu teilen oder zu tauschen.

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