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Wie gesundheitsschädigend sind Weichmacher in Plastik?

Veröffentlicht am:29.01.2024

4 Minuten Lesedauer

Sogenannte Phthalate gehören zur Gruppe der Weichmacher und kommen in Lebensmittelverpackungen, Bodenbelägen, Spielzeugen oder Medizinprodukten vor. Sie gelangen nicht nur in die Umwelt, sondern auch in die Nahrung.

In Plastikbehältern verpacktes Obst, Granatapfelkerne und Kokosnussstücke.

© iStock / Thomas Demarczyk

Weichmacher: Was sind Phthalate?

Plastik enthält in den meisten Fällen Weichmacher, überwiegend sogenannte Phthalate. Das sind verschiedene Substanzen, die bei der Herstellung von Kunststoffprodukten eingesetzt werden, um sie haltbar, weich und elastisch zu machen. Kunststoffe, die ohne Weichmacher auskommen, sind lediglich Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP).

Zu den bekanntesten Phthalaten zählen:

  • Diethylhexylphthalat (DEHP)
  • Diisodecylphthalat (DIDP)
  • Diisononylphthalat (DINP)
  • Benzylbutylphthalat (BBP)
  • Dibutylphthalat (DBP)

Alle genannten gelten inzwischen als gesundheitsschädlich.

Die Weichmacher kommen nicht nur in reinen Kunststoffprodukten vor, sondern auch in vielen Alltagsgegenständen wie Kosmetika, Schuhen, Klebstoffen, Lacken, Spielzeugen, Medizinprodukten, Tapeten oder in Anstrich- und Beschichtungsmitteln. Das Problem: Die Phthalate sind nicht fest im Kunststoff gebunden. Sie dünsten mit der Zeit aus und reichern sich in der Raumluft und im Hausstaub an. Außerdem gelangen sie in Böden und Gewässer. Ebenso können sie von Lebensmittelverpackungen in die Nahrung übergehen, denn Weichmacher sind fettlöslich. So wandern sie schließlich über das Essen oder die Haut in unseren Körper. Eine Ausnahme sind PET-Plastikflaschen, da solche Flaschen keinerlei Phthalate oder andere Weichmacher enthalten.

Inzwischen ist bekannt, dass sich bestimmte Phthalate in großen Mengen negativ auf die Gesundheit auswirken können. Leider ist es für Verbraucher und Verbraucherinnen nicht ohne Weiteres ersichtlich, welche Produkte Phthalate in welchen Mengen enthalten.

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Wie wirken sich Weichmacher auf die Gesundheit aus?

Zur Gruppe der Phthalate gehört eine ganze Reihe chemischer Verbindungen. Davon gelten einige Stoffe als gesundheitsschädlich, andere werden hingegen als weniger kritisch eingestuft. Heute lassen sich Weichmacher jedoch bei fast jedem Menschen im Urin oder im Blut nachweisen.

Eines der am häufigsten eingesetzten Phthalate war lange Zeit DEHP (Diethylhexylphthalat), das inzwischen von der Europäischen Union als gesundheitsschädlich, genauer als reproduktionstoxisch, eingestuft wurde. Das bedeutet, DEHP wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus, auch hormonelle Wirkungen sind möglich. Der Weichmacher hat, wie auch die Phthalate DBP (Dibutylphthalat), DiBP (Diisobutylphthalat) und BBP (Benzylbutylphthalat), hormonähnliche Eigenschaften, die die Fruchtbarkeit beeinflussen. Bei dem Phthalat DPHP (Dipropylheptylphthalat) konnten in Tierversuchen wiederum negative Auswirkungen auf lebenswichtige Hormondrüsen festgestellt werden. Die Phthalate DINP (Diisononylphthalat) und DIDP (Diisodecylphthalat) stehen im Verdacht, die Leber zu schädigen.

Aus diesem Grund werden in der Industrie zunehmend Ersatzstoffe verwendet, die die Gesundheits- und Umweltauswirkungen reduzieren sollen: Dazu gehören andere chemische Verbindungen wie sogenannte Adipate, Sebaccate, Trimellitate (zum Beispiel TOTM), DINCH (1,2-Cyclohexandicarbonsäure-diisononylester), aber auch biobasierte Citrate („grüne Weichmacher“).

So können Sie sich vor der Aufnahme von Phthalaten schützen

Über 90 Prozent der Weichmacher werden in Polyvinylchlorid-Kunststoffen (PVC) eingesetzt – diese sind meist in Bodenbelägen enthalten. Aber auch zahlreiche andere Alltagsgegenstände wie Kabel, Folien, Schläuche, Sport- und Freizeitartikel enthalten Weichmacher. Doch woran lässt sich erkennen, dass ein Produkt möglicherweise schädliche Phthalate enthält? Leider ist stark riechendes Plastik kein Indiz dafür, da Weichmacher geschmack-, geruch- und farblos sind. Ist das Produkt allerdings sehr weich und biegsam, ist davon auszugehen, dass es Phatalate enthält. Um Verbraucher und Verbraucherinnen vor schädlichen Stoffen und einer zu hohen Menge zu schützen, gelten für viele Phthalate Grenzwerte, zum Beispiel in Lebensmittelverpackungen. Besonders fetthaltige Lebensmittel haben eine höhere Phthalat-Belastung. Das Öl löst die Weichmacher in der Verpackung besonders schnell heraus. Dazu zählen etwa Speiseöle, Pesto oder in Öl eingelegter Fisch. Auch kosmetische Körperöle sind oft mit dem Weichmacher DEHP belastet.

Eine Frau reinigt mit einem grünen Wischmopp einen Fußboden mit hellem Kunststoffbelag.

© iStock / Valiantsina Halushka

Wenn in Haus oder Wohnung PVC-Böden verlegt sind, sollten Sie diese regelmäßig reinigen – so halten Sie die Konzentration von Weichmachern niedrig.

Die vier kritischsten Substanzen DEHP, DBP, DiBP und BBP zählen nach der europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) aufgrund ihrer negativen Wirkung auf die Fruchtbarkeit sogar zu den besonders besorgniserregenden Stoffen und sind seit 2015 nur noch mit spezifischer Zulassung erlaubt. Um außerdem Babys und Kleinkinder vor den schädlichen Substanzen zu bewahren, sind folgende Phthalate in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten:

  • DEHP
  • DBP
  • BBP
  • DINP
  • DIDP
  • DNOP

Wer genau wissen möchte, ob und welche Phthalate ein bestimmtes Produkt enthält, muss sich an die Hersteller oder die Händler des Produkts wenden, da dies nur durch eine labortechnische Untersuchung festgestellt werden kann. Zu diesem Zweck stellt das Umweltbundesamt die kostenlose App Scan4Chem zur Verfügung. Die Hersteller müssen innerhalb von 45 Tagen antworten und Auskunft erteilen.

Darüber hinaus können Sie die Aufnahme der schädlichen Stoffe reduzieren, indem Sie auf frische Lebensmittel setzen, die nicht in Kunststoff aufbewahrt werden, und besonders belastete Produkte reduzieren. Wenn möglich, sollten Sie ölhaltige Produkte in Glas- oder Metallverpackungen kaufen. Ganz vermeiden lässt sich die Phthalat-Belastung auf diese Weise nicht, da etwa die Dichtungen von Glasdeckeln ebenfalls Weichmacher enthalten, die durch das Öl gelöst werden können.

Wer hingegen häufig Fertigprodukte aus Plastikverpackungen isst, geht ein höheres Risiko ein, Phthalate über die Nahrung aufzunehmen. Auf PVC-Böden sollten Sie verzichten. Sind solche bereits verlegt, hilft regelmäßiges Abstauben und Wischen der Böden, um einer Ansammlung von Weichmachern in Räumen vorzubeugen.

Gesund ernähren und Weichmacher vermeiden

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