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Gesundheitsmagazin

Nachhaltige Ernährung

Durch Permakultur im Einklang mit der Natur

Veröffentlicht am:25.05.2023

5 Minuten Lesedauer

Hinter Permakultur verbirgt sich ein Konzept für nachhaltige Landwirtschaft. Lebensräume können demnach so gestaltet werden, dass sie sowohl Mensch als auch Natur dienen. Wie kann ein erfolgreiches Permakultur-System aussehen?

Frau geht durch ihren Schrebergarten, der nach dem Prinzip der Permakultur angelegt wurde.

© iStock / SolStock

Was ist Permakultur?

Landwirtschaft in Einklang mit der Natur: Nach diesem Motto funktioniert das Konzept der Permakultur. Der Begriff setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern „permanent“ und „agriculture“, was im Deutschen so viel wie „dauerhafte Landwirtschaft“ bedeutet. Und genau darauf zielt das Permakultur-Prizip ab: Durch Wissen und Erfahrung werden Lebensräume nachhaltig und ökologisch gestaltet.

Begründet wurde die Permakultur in den 1970er-Jahren von den Australiern Bill Mollison und David Holmgren. Sie haben in ihr Konzept Inhalte aus den Bereichen Umweltschutz, Wissenschaft, altem indigenen Wissen sowie den Landwirtschaftspraktiken verschiedener Kulturen einfließen lassen. Die Idee ist, dass eine Lebensraumgestaltung, die auf reichhaltigem Wissen über die Umwelt basiert, eine Harmonie zwischen Mensch und Natur erreichen kann. Das heißt: Permakultur soll es ermöglichen, dass die Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können und gleichzeitig ein gesundes Ökosystem hergestellt wird.

Die grundlegenden Prinzipien der Permakultur

Wie funktioniert das Konzept Permakultur? David Holmgren hat zwölf Prinzipien zusammengefasst, nach denen sich Permakultur erfolgreich umsetzen lässt:

  1. Setzen Sie sich mit der Natur sorgfältig auseinander. Dann fällt es Ihnen leichter, für Herausforderungen genau die richtige Lösung zu finden. Ein Beispiel: Sie haben viele Schnecken im Garten? Dann pflanzen Sie verstärkt Stauden, die Schnecken nicht mögen, etwa Goldrute, Storchschnabel und Akelei.
  2. Nutzen Sie nach Möglichkeit nachhaltige Energiespeichersysteme, etwa Warmwasserspeicher (Solarthermie), um Sonnenenergie zu speichern, damit nachhaltige Energie jederzeit zur Verfügung steht.
  3. In der Landwirtschaft ist Ertrag ein Ziel. Das sollten Sie auch bei der Permakultur im Blick behalten, damit sich die Arbeit lohnt. Tomaten brauchen beispielsweise einen Boden, der feucht und nährstoffreich ist. Wenn diese Voraussetzung nicht stimmt, sollten Sie Tomaten gar nicht erst pflanzen, sondern auf Gemüse ausweichen, das andere Ansprüche stellt, etwa Auberginen oder Möhren. Sonst ist keine gute Ernte zu erwarten.
  4. Selbstregulierung ist ein wichtiges Prinzip bei der Permakultur. Regenwürmer sorgen beispielsweise für eine gute Durchlüftung des Bodens. Behalten Sie dabei immer im Blick, ob sich im Garten alles im Gleichgewicht befindet oder beispielsweise eine Tierart überhand nimmt.
  5. Nutzen Sie hauptsächlich Ressourcen und Leistungen, die reichlich vorhanden sind oder die sich regenerieren, etwa Kompost aus Grünschnitt als Dünger. Das verringert die Abhängigkeit von Ressourcen, die nur begrenzt verfügbar sind.
  6. Nutzen Sie die Ressourcen sinnvoll und möglichst vollständig, sodass kaum oder kein Abfall entsteht.
  7. Betrachten Sie die Natur zunächst von weitem. Erkennbare übergeordnete Muster bieten ein Vorbild, nach denen neue Konzepte für den eigenen Garten entstehen können. Ein Beispiel wäre ein Teich, der in der Natur nie gleichmäßig tief ist, sondern verschiedene Uferzonen hat.
  8. Platzieren Sie die Dinge (zum Beispiel verschiedene Nutzpflanzen) am richtigen Ort. Behalten Sie dabei im Blick, dass sich verschiedene Dinge gegenseitig tragen und stützen können. Schnell wachsende Bäume können beispielsweise wichtige Schattenspender sein.
  9. Systeme sollten möglichst überschaubar sein und sich langsam entwickeln. Dann sind sie leichter zu pflegen als große, komplexe Systeme. Falls Sie einen sehr großen Garten haben, sollten Sie daher mit einem Teilbereich beginnen und sich dort der Zusammenstellung der Pflanzen widmen, und den Garten so nach und nach umgestalten.
  10. Systeme, die Vielfalt, etwa an Pflanzen, wahren, sind in der Regel widerstandsfähiger, weil Probleme nur Teilbereiche betreffen.
  11. Häufig finden sich die wertvollsten und ertragreichsten Elemente eines Permakultur-Systems an den Grenzen und Schnittstellen. Es gilt, diese zu erkennen.
  12. Beeinflussen Sie unvermeidliche Veränderungen positiv, indem Sie diese sorgfältig beobachten und zum richtigen Zeitpunkt eingreifen. Klimatische Veränderungen können beispielsweise dazu führen, dass wärmeliebende Arten in Ihrem Garten gedeihen.

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Wie sieht eine erfolgreiche Permakultur aus?

Die Ziele sind eher abstrakt formuliert. Was ist damit gemeint? Permakultur ist ein Prinzip, dass eine Weltanschauung vertritt, die Mensch und Natur in Einklang bringt. Aus ethischer Sicht ist Permakultur dann erfolgreich, wenn die durch Menschen geschaffenen Lebensräume die Natur achten und sie nicht zerstören. Auch menschenfreundlich sollten die Systeme sein, indem sie zum Beispiel ein gesundes Arbeitsklima schaffen. Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist das gerechte Teilen. Das bedeutet, dass Permakultur-Lösungen genug Ressourcen und Platz für alle Menschen übrig lassen – auch für zukünftige Generationen.

Doch wie funktioniert Permakultur auch in der Praxis und nicht nur in der Theorie? Hierfür gibt es zwei Kriterien, die erfolgreiche Permakultur-Projekte definieren:

  1. Zum einen gibt es die sogenannte Ökosystem-Mimikry. Das heißt, dass Permakultur-Lösungen dann besonders gut funktionieren, wenn sie sich an dem Modell der Natur orientieren, Ökosysteme also nachahmen (Mimikry).
  2. Das zweite wichtige Erfolgskriterium ist die Systemoptimierung. Wer erfolgreich Permakultur betreiben will, sollte in der Lage sein, wichtige Hebelpunkte zu erkennen, die es ermöglichen, mithilfe kleiner Eingriffe die Leistung zu verbessern oder Erträge zu steigern – und das über die Funktionen in dem natürlich vorkommenden System hinaus.
Ein bunt bepflanzter Balkon, der nach dem Prinzip Permakultur funktioniert.

© iStock / Sofia Azevedo

Nutzen für Mensch und Natur: Permakultur funktioniert auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon.

Permakultur: Eine Alternative für die industrielle Landwirtschaft?

Die Idee, Lebensräume und Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie sowohl den Menschen als auch der Natur dienen, klingt sinnvoll. Die Prinzipien der Permakultur erscheinen einleuchtend. Doch es gibt auch Kritik an dem Konzept:

Viele Kritiker und Kritikerinnen empfinden die Grundsätze der Permakultur als zu stark vereinfacht und gleichzeitig als zu weitreichend. Sie würden der Komplexität der einzelnen Projekte nicht gerecht und könnten deswegen nicht unbedingt flächendeckend umgesetzt werden. Außerdem bemängeln sie die Einstellung der Permakultur-Anhängerschaft, es sei genug Wissen vorhanden, um Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Die Kritiker und Kritikerinnen fordern hingegen mehr Forschung, mit der geklärt werden solle, wie nachhaltige Landwirtschaft am besten funktionieren könne. Außerdem fehle es an zuverlässigen Daten, die die Theorien der Permakultur untermauern. Sie seien lediglich in vereinzelten Fallbeispielen erprobt worden. Unklar ist aufgrund der aktuellen Datenlage beispielsweise die Frage, ob eine rein durch Permakultur geprägte Landwirtschaft ausreichend hohe Erträge abwerfen könnte, um die globale Ernährung zu sichern.

Permakultur im eigenen Garten

Permakultur-Projekte gibt es überall auf der Welt. Das Prinzip wird in größeren Systemen gelebt, lässt sich aber auch im eigenen Garten oder Kleingarten umsetzen.

Gartenfreunde und Gartenfreundinnen, die Permakultur betreiben, beschäftigen sich zum Beispiel mit der Frage, welche Pflanzen für welche Bodenarten geeignet sind und wie sie einen Garten anlegen können, der über viele Jahre bestehen bleibt. Wie lässt sich also beispielsweise die Fruchtbarkeit der Erde auf natürliche Weise (ohne künstliche Dünger) erhalten? Macht es Sinn, Pflanzen umzusetzen, die an einem Standort nicht gut gedeihen? Ein weiterer Punkt auf dem Weg zur Permakultur: Lassen sich kaputte Gartengeräte anderweitig verwenden, damit sie nicht entsorgt werden müssen? Wie kann die Gartengestaltung und -bewirtschaftung also insgesamt nachhaltig sein?

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