Naturkosmetik
Wie funktioniert nachhaltige Zahnpflege?
Veröffentlicht am:08.01.2021
6 Minuten Lesedauer
Wer sich Gedanken über Umweltschutz macht, landet früher oder später beim Thema Mikroplastik. Der Verzicht darauf ist gar nicht so einfach, denn viele Kosmetika enthalten winzige Kunststoffteilchen in unterschiedlicher Form – auch Zahnpflegeprodukte. Aber wie gut und vor allem wie sinnvoll ist nachhaltige Zahnpflege?

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Inhalte im Überblick
Wie viel Mikroplastik steckt in Zahnpflegeprodukten?
Die gute Nachricht vorweg: In Deutschland sind Zahncremes seit 2014 frei von Mikroplastik. Das größte Problem bis dahin war das Kunststoffgranulat Ethylen-Vinylacetat-Copolymere (EVA), das als Putzkörper in fast allen Zahnpasten enthalten war.
Ausnahmen sind heute noch einige Haftcremes für dritte Zähne, Weißmacherstifte sowie Zahnfleischpflegegele. Auch einige Mundspülungen enthalten nach wie vor Polyethylenglycol (PEG), allerdings meist als PEG-40. Ab PEG-50 gilt es als vom Körper schwer abbaubar. Wer sich mit klassischen Zahnpasten die Zähne putzt, muss sich demnach um Mikroplastik nicht sorgen. Hinweise auf Produkte, die nach wie vor Mikroplastik enthalten, gibt unter anderem der Mikroplastik-Einkaufsratgeber des BUND.
Weiterhin komplett aus Plastik sind die meisten herkömmlichen Zahnbürsten – sowohl die Griffe als auch die Borsten. So gerät Mikroplastik beim Zähneputzen nicht nur ins Wasser, sondern kann auch in den Körper gelangen. Von der Plastikmüllmenge ganz zu schweigen – denn schließlich sollen Zahnbürsten spätestens alle zwei Monate ausgetauscht werden.
Modelle mit Wechselkopf, die zeitweise auf dem Markt waren, haben sich nicht bewährt: Der Bereich unter den Wechselköpfen bleibt meist feucht und ist eine Brutstätte für Bakterien. Auch Zahnseide ist oftmals aus Plastik (Nylon), ebenso ihre Verpackung. Gleiches gilt für Interdentalbürsten, deren Griffe und Borsten aus Kunststoff sind.
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Zahnputztablette: Stiftung Warentest bezweifelt Wirksamkeit
Viele Konsumenten halten Zahnputztabletten für eine nachhaltige Alternative zur klassischen Zahnpasta. Doch stimmt das wirklich? Der Schutz vor Karies hat bei allen Zahnputzmitteln höchste Priorität. Aus diesem Grund enthalten alle Cremes, Pasten, Pulver und Tabletten Fluorid, denn nur damit ist eine effektive Anti-Karies-Wirkung gewährleistet.
Grundsätzlich liegt der Fluoridgehalt von Zahnputztabletten bei etwa 1450 ppm (übersetzt bedeutet das parts per million, also die entsprechenden Anteile pro Million). Dieser Wert entspricht dem einer herkömmlichen Zahncreme. Doch während bei einer Zahnpasta etwa 1,5 Gramm pro Putzvorgang auf der Bürste landen, wiegt eine Zahntablette im Durchschnitt nur 0,33 Gramm.
Das heißt also konkret: Nur ein Drittel bis ein Fünftel der Fluoridmenge einer Zahnpasta gelangt dann wirklich in die Mundhöhle. Die Gutachter der Stiftung Warentest bezweifeln daher die Wirksamkeit der Zahnputztabletten, da für einen Putzvorgang nur eine Tablette empfohlen wird. Sie gehen davon aus, dass man mindestens drei Zahnputztabletten benötigen würde.
Selfmade-Zahnpasta: nicht zu empfehlen
Selbst gemachte Zahncremes mögen gute Putzeigenschaften haben. In Sachen Zahnpflegewirkung kommen sie aber eher schlecht weg: Die Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) warnt vor Hausmitteln und selbst angerührten Rezepturen, da sie die Funktion einer normalen Zahnpasta in der Regel nicht erfüllen.
Die Inhaltsstoffe selbst gemachter Pasten sind laut Zahnexperten nicht in der Lage, die Funktion herkömmlicher Zahnpasten zu erfüllen – nämlich das Kariesrisiko des Anwenders zu senken. „Rezepturen zum Selbstanmischen, wie sie gegenwärtig in den Publikumsmedien angegeben werden, enthalten unserer Kenntnis nach kein Fluorid und können nicht wirksam vor Karies schützen“, so Professor Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke, Präsident der DGPZM.

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Entscheidend ist der Anteil an Fluorid
Die DGPZM nimmt an, dass die zweimal tägliche Anwendung fluoridhaltiger Zahncremes entscheidend zur Kariesprophylaxe beiträgt. Durch den Kontakt mit den Zähnen könne eine gute Zahnpasta 40 bis 50 Prozent der Karieserkrankungen verhindern. Außerdem sorgen die Inhaltsstoffe herkömmlicher Zahnpasten dafür, dass bakterieller Zahnbelag, Zahnfleischbluten, Zahnstein und Mundgeruch verhindert werden.
Auch empfindliche Zahnhälse werden so bestmöglich geschützt. Den Wunsch nach der Vermeidung von Plastikmüll unterstützt die DGPZM und appelliert daher an die Hersteller von Zahnpasten, auf alternative Verpackungen oder zumindest recyclebare Grundstoffe umzustellen.
In 7 Schritten zu einer nachhaltigeren Hygiene
Es muss nicht gleich selbst gemachte Kosmetik sein, um Verpackungsmüll und Plastik im Badezimmer einzusparen. Mit einfachen Tipps kann jeder auf viel Plastikmüll verzichten. Wichtig bei einer geplanten Umstellung ist, dass Sie sich nicht unnötig unter Druck setzen. Nicht alles im Bad muss von heute auf morgen plastikfrei sein.
Fangen Sie in kleinen Schritten an:
- Verwenden Sie Bambuszahnbürsten statt Plastikbürsten zum Zähneputzen.
- Greifen Sie zu einem Stück Seife anstatt zu Duschgel in Plastikverpackungen.
- Kaufen Sie festes Shampoo oder Haarseife.
- Nutzen Sie für die Gesichtsreinigung Abschminkpads aus Baumwolle oder einen Waschlappen anstelle von gebleichten Wattepads.
- Benutzen Sie einen Systemrasierer oder Rasierhobel anstelle von Einwegrasierern.
- Tragen Sie cremiges oder festes Deo statt Deodorant aus der Sprühdose auf.
- Monatshygiene-Artikel wie die Periodentasse anderen Produkten (Tampons, Monatsbinden) vorziehen.