Wasser & Luft
Wie Luftverschmutzung entsteht und wie Sie sich vor ihr schützen können
Veröffentlicht am:17.02.2021
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 02.06.2023
Dass sich Straßenverkehr, Industrie und Co. nicht nur aufs Klima, sondern auch auf die Gesundheit auswirken, das wissen die meisten. Nur wie hält man die Belastung durch gefährliche Staubpartikel und Gase im eigenen Alltag möglichst gering?
Feinstaub
Feinstaub wird vor allem durch den Verkehr, Kohlekraftwerke, Industrie, Landwirtschaft und Holzheizungen verursacht. Bei Feinstaub handelt es sich um kleine Partikel, die je nach Größe in die Bronchien, in die Lungenbläschen oder sogar über die Lunge ins Blut gelangen können. Je tiefer die Partikel eindringen, desto gefährlicher sind sie für den Menschen. Kurzfristig können sie zu Husten, Schleimhautreizungen und Kurzatmigkeit führen, langfristig zu Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Stickstoffdioxid
Stickstoffdioxid ist ein Reizgas, das die Schleimhäute angreift und zu Entzündungen in den Atemwegen oder Reizungen der Augen führen kann. Freigesetzt wird es vor allem bei Verbrennungsvorgängen von fossilen Brennstoffen, etwa durch den Verkehr (vor allem durch Dieselmotoren), Kohlekraftwerke und heimische Gasheizungen. Kurzfristige Symptome sind Atemnot, Husten und Bronchitis. Langfristig können chronische Atemwegs- und Lungenerkrankungen auftreten oder eine erhöhte Infektanfälligkeit entstehen. Insbesondere betrifft das Menschen, die bereits eine Vorerkrankung wie Asthma haben.
Bodennahes Ozon
Ozon ist ein Reizgas, das sich in Erdnähe aus der Reaktion von Stickoxiden mit Sauerstoff unter dem Einfluss von UV-Strahlung bildet. Die Bildung von Ozon wird durch Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen begünstigt. Das Gas kann die Schleimhäute reizen, außerdem zu Husten und Kopfschmerzen führen. Auch Atemwegsbeschwerden und eine Minderung der Lungenfunktion können auftreten. Für Ozon gelten Richtwerte, die an Messpunkten erfasst werden und von den Wetterdiensten mitgeteilt werden.
Obwohl die Feinstaubgrenzwerte in den letzten Jahren in Deutschland nicht überschritten worden und auch mittlerweile nur noch zwei deutsche Städte von einer Überschreitung des Stickstoffdioxid-Grenzwertes betroffen sind, ist der Schutz der Gesundheit dennoch nicht sichergestellt. Das liegt daran, dass „die geltenden Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt wurden und nicht den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung entsprechen“, so Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). Die EU-Kommission visiert daher schärfere Grenzwerte an, die sich stärker an den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren. Immerhin verkürzt laut Max-Planck-Institut die Luftverschmutzung weltweit die Lebenserwartung stärker als die meisten anderen Risikofaktoren. Die Berechnungen sagen, dass fast 800.000 Europäer pro Jahr vorzeitig an Krankheiten sterben, die durch Luftverschmutzung verursacht wurden.
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Was kann man gegen Luftverschmutzung aktiv tun?
Für Maßnahmen gegen Luftverschmutzung sind politische Entscheidungen nötig – dennoch ist man nicht machtlos gegen Luftverschmutzung. Folgendes kann jeder Einzelne tun, um die Belastung der Atemluft durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon zu reduzieren:
- Fahren Sie möglichst wenig Auto. Gehen Sie dafür öfter zu Fuß, nutzen Sie das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel.
- Wählen Sie Urlaubsziele in der Nähe, um lange Flugreisen zu vermeiden.
- Verzichten Sie an Silvester auf das private Feuerwerk.
- Essen Sie weniger Fleisch, um die Emissionen durch Masttierhaltung zu reduzieren.
- Bevorzugen Sie regionale Produkte ohne lange Transportwege.
- Versuchen Sie, möglichst wenig Abfall zu produzieren, trennen Sie Müll und entsorgen Sie Sondermüll wie Batterien fachgerecht.
- Nutzen Sie energiesparsame Haushaltsgeräte.
- Verzichten Sie beim Heizen auf den Kamin und senken Sie die Raumtemperatur generell. Das Umweltbundesamt empfiehlt 20 Grad in Wohnräumen.
Eine& Studie der American Thoracic Society (ATS) belegt zudem, wie schnell Maßnahmen gegen Luftverschmutzung positive Effekte zeigen. So führte eine 13-monatige Schließung eines Stahlwerks in den USA etwa dazu, dass Krankenhausaufenthalte wegen Lungenerkrankungen in den umliegenden Gemeinden um die Hälfte abnahmen. Eine Verkehrsberuhigung in Atlanta, die 1996 wegen der Austragung der Olympischen Spiele vorgenommen wurde, zeigte schnelle, radikale Verbesserungen: Vier Wochen lang mussten in der Stadt 40 Prozent weniger Kinder wegen Asthma behandelt werden.
Wie wirkt sich Luftverschmutzung eigentlich auf Ökosysteme aus?
Luftverschmutzung durch Schadstoffe tritt nicht nur lokal auf. Einige Luftverunreinigungen werden mit den Luftströmungen in der Atmosphäre über hunderte Kilometer weit getragen, manche sogar rund um den Globus. So gelangen sie auch in Ökosysteme, in denen sie zum Beispiel Pflanzen durch die Versauerung des Bodens schaden. Schadstoffe können nach ihrer Ablagerung auch sogenannte abiotische Umweltfaktoren wie Wasser, Temperatur oder auch die Konzentration von Nährsalzen und anderen chemischen Stoffen verändern. Die Folge: Bestimmte Arten und Lebensgemeinschaften werden verdrängt beziehungsweise sterben ab; biologische Vielfalt wird bedroht. Die Veränderung von Ökosystemen hat wiederum direkte Auswirkungen auf den Menschen in Hinblick auf zum Beispiel sauberes Grundwasser, aber auch Hochwasserschutz.
So schützen Sie sich vor Feinstaub und Stickstoffdioxid
Auf die Luft am Wohnort hat man wenig Einfluss. Die wirksamste Schutzmaßnahme ist deshalb, Orte mit starker Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung (beispielsweise Verkehrsknotenpunkte) zu meiden. Das gilt insbesondere beim Sport: Bei Anstrengung wird wesentlich mehr Luft eingeatmet und so werden auch mehr Schadstoffe aufgenommen. Wer von chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD betroffen ist, sollte besonders achtsam sein.
Zudem lässt sich die Luftqualität in den eigenen vier Wänden erheblich verbessern. Gegen Feinstaub und Stickstoffdioxid in Innenräumen helfen folgende Maßnahmen:
- Wenn Sie an einem verkehrsreichen Ort wohnen, sollten Sie zu Stoßzeiten nicht lüften.
- Bürsten Sie Kleidung auf dem Balkon oder im Garten ab, wenn Sie damit an Orten mit erhöhtem Verkehrsaufkommen unterwegs waren. Feinstaub wird so gar nicht erst in die Wohnräume getragen.
- Rauchen Sie nicht in Innenräumen und im Auto, da beim Abbrennen einer Zigarette eine erhebliche Konzentration an Luftschadstoffen entsteht.
- Nutzen Sie keinen offenen Kamin. Die Schadstoffkonzentration erhöht sich durch diese Emissionsquelle erheblich.
- Benutzen Sie keine alten Laserdrucker ohne Filter. Diese setzen Feinstaub frei.
So schützen Sie sich im Sommer vor Ozon
Das Umweltbundesamt hat einen 8-Stunden-Mittelwert von 120 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter (µg/m³) festgelegt, um die Belastung einzustufen. Hohe Ozonkonzentrationen treten vor allem bei hohen Temperaturen auf. Folgende Verhaltensregeln helfen, sich dem Reizgas bei hoher Belastung nicht auszusetzen, und die Gesundheit zu schützen:
- Nutzen Sie Wetterdienste, die aktuelle Ozonwerte bekanntgeben.
- Sport im Freien sollten Sie möglichst in den Morgenstunden betreiben. Vor allem mittags bis nachmittags gilt es, anstrengende Tätigkeiten zu vermeiden.
- Lüften Sie am besten morgens, da später am Tag vermehrt Ozon in die Innenräume gelangt.