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Gesundheitsmagazin

Pflegeformen

KI in der Pflege und im Gesundheitssektor: Chancen und Herausforderungen

Veröffentlicht am:26.09.2024

5 Minuten Lesedauer

Das Thema KI und Pflege wirft viele Fragen auf: Wie kann KI die Pflege unterstützen? Welche Lösungen gibt es bereits und welche müssen noch entwickelt werden? Welche Risken gibt es? Einige vorsichtige Antworten.

Eine weibliche Pflegekraft sitzt zusammen mit einem alten Mann in dessen Wohnzimmer, im Hintergrund steht ein Rollstuhl. Die Pflegerin hält ein Tablet in den Händen und beide schauen auf den Bildschirm.

© iStock / kate_sept2004

KI in der Medizin und in der Pflege: von der Vision zur Realität

Künstliche Intelligenz (KI) verändert mit KI-basierten Apps auf unseren Smartphones oder Computern unseren Alltag; sie verändert die Industrie und Dienstleistungen, etwa mit selbstlernenden Programmen und Maschinen, die immer selbstständiger arbeiten. Diese Entwicklung macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt – auch hier wird immer mehr künstliche Intelligenz eingesetzt – auch wenn wir hier von autonomen OP-Roboter noch weit entfernt sind. Im Gesundheitswesen werden menschliche Kompetenz und menschliches Miteinander auch auf lange Sicht unersetzbar bleiben: zum Beispiel im vertrauensvollen Verhältnis zwischen Ärzten und Ärztinnen oder Pflegefachpersonen und den Patienten und Patientinnen.

KI als Unterstützung, nicht als Ersatz von Menschen

Andererseits besteht im Medizin- und Pflegesektor ein Mangel an Fachkräften. Aus heutiger Perspektive ist KI deshalb vor allem dort wertvoll, wo sie medizinisches und pflegerisches Personal entlastet und ihnen dadurch mehr Zeit verschafft, sich den wichtigen zwischenmenschlichen Aufgaben zu widmen.

Durch die elektronische Patientenakte (ePA) und die zunehmende Vernetzung im Medizinsektor gibt es eine große Fülle an Daten. KI kann durch eine umfassende Auswertung der verfügbaren Daten medizinische Entscheidungen unterstützen. Bestimmte Heilverfahren können mithilfe von KI besser bewertet werden, bevor sie in der medizinischen Praxis angewendet werden. Wenn sie dann einmal praktisch angewandt werden, kann KI die Verfahren kontinuierlich überwachen, um sie an veränderte Umstände anpassen zu können.

Ein Seniorenpaar sitzt im Wohnzimmer am Esstisch. Die Frau hält ein Smartphone in der Hand und der Mann bedient ein auf dem Tisch stehendes Tablet.

© iStock / Pekic

Ki-Apps mit Spracherkennung sind schon jetzt im Einsatz.

KI in der medizinischen Praxis

Ein Beispiel aus der Diagnostik veranschaulicht, was KI heute kann und was (noch) nicht: Es gibt KI-basierte Programme, die Brustkrebs im Mammografie-Screening erkennen können. Dabei erreichen sie aber (noch) nicht das Niveau eines menschlichen Experten oder einer Expertin. Das bedeutet, dass eine KI eine Vorauswertung machen kann, die das medizinische Fachpersonal heranziehen kann. Das heißt: Medizinische Beurteilungen können von KI-Unterstützung profitieren, aber die endgültige Einschätzung und die Entscheidung, wie nun weiter vorgegangen werden soll, muss beim Menschen liegen. Allerdings muss jede neue Technologie, die sich auf Krankheiten und Genesungsverläufe von Menschen auswirkt, hinsichtlich ihres Nutzens und ihrer Risiken im Einzelfall besonders sorgfältig geprüft werden – das gilt besonders für eine weitreichende Technik wie KI.

Wie funktioniert KI?

KI ist ein Sammelbegriff für Verfahren, die es Computern ermöglichen, Aufgaben zu erfüllen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern.

Im Grunde handelt es sich bei KI um ein hoch entwickeltes Programm: einen Computercode, der sich über Lernen selbst erweitert (deshalb ist hier auch vom „maschinellen Lernen“ die Rede). Dazu benötigt KI jede Menge Daten, in denen sie Muster und Beziehungen erkennt, um daraus Lösungen abzuleiten.

Wenn KI und Robotik zusammentreffen, kann KI bewegungsfähigen Robotern unter anderem beibringen, Bewegungsabläufe immer besser zu koordinieren. In Warenlagern gibt es zum Beispiel KI-gestützte Roboter, die selbstständig Produkte zu Warensendungen zusammenstellen. Wenn ein Roboter eine Sprachfunktion hat, nimmt seine Kommunikationsfähigkeit über KI-Anwendungen zu. Aber nicht jeder Roboter eignet sich: ein einfacher Roboterarm in der industriellen Fertigung braucht keine KI für seine Tätigkeit.

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Anwendungsfelder von KI im Pflegesektor

Der Faktor Mensch ist in der Pflege unersetzlich. Doch über KI und Robotik sollen Pflegebedürftige wieder mehr Autonomie erlangen. Zugleich sollen Pflegende von bürokratischen Aufgaben entlastet werden, um mehr Zeit für menschliche Zuwendung zu gewinnen. So lauten die Erwartungen an den Einsatz von KI in der Pflege.

Das Thema KI in der Pflege muss ganzheitlich betrachtet werden. Es geht also nicht nur darum, wie KI in der Pflege Menschen mit Einschränkungen und das Pflegepersonal konkret unterstützen kann, sondern auch darum, wie medizinische Daten besser genutzt werden können – sei es durch die Pflegeeinrichtungen selbst, die beteiligten ärztlichen Einrichtungen oder durch die Kranken- und Pflegekassen.

Mögliche Anwendungsfelder von KI in der Pflege sind:

  • Verwaltung

    Wenn es zum Beispiel darum geht, die Beschaffung und Bevorratung von Pflegematerial oder anderen Ressourcen zu planen, können KI-basierte Systeme mehr leisten als herkömmliche Organisationsprogramme. Sie greifen auf „Erfahrungen“ aus ihrem Lernwissen zurück und können daraus ableiten, wann etwas seltener oder häufiger benötigt wird und entsprechend vorgehalten werden muss.

  • Assistenzsysteme

    Mit KI ausgestattete Assistenzsysteme wie Smart Speaker oder auch mobile Pflegeroboter mit Sprachausgabe können bei alltäglichen Verrichtungen helfen, indem sie Hinweise zum Anziehen geben oder daran erinnern, Medikamente einzunehmen. Auch eine intelligente Pillenbox ist technisch möglich. Solche vernetzten Systeme können jederzeit auf ein breites Wissen zurückgreifen und zum Beispiel Patientinnen und Patienten erklären, wozu ein bestimmtes Medikament gut ist und wie es einzunehmen ist. Von den betreuten Personen lernen sie wiederum, wie diese auf bestimmte Ansprachen reagieren und sind in der Lage, sich daran anzupassen. Hilfreich ist auch, dass sich KI-Assistenten mit Pflegebedürftigen in allen möglichen Sprachen unterhalten und sogar Dialekte lernen können – schneller als die meisten Menschen.

  • Datenaufbereitung

    In Pflegeeinrichtungen können KI-Programme wichtige Datensätze, wie zum Beispiel die Blutzuckerwerte der Bewohner und Bewohnerinnen mit Diabetes automatisch in übersichtlichen Tabellen oder anschaulichen Grafiken darstellen.

  • Datengestützte Handlungsvorschläge

    KI-Systeme können Gesundheitsdaten der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen, die zum Beispiel aus der Krankenakte oder der Analyse von Blutproben stammen, miteinander verknüpfen und auswerten. Aus dieser Analyse können sie dann Handlungsempfehlungen für das medizinische und pflegerische Personal ableiten: zum Beispiel eine Anpassung der Medikation oder des Ernährungsplans oder konkrete therapeutische Maßnahmen. Dennoch bleibt die endgültige Entscheidung stets bei den medizinischen oder pflegerischen Fachpersonen.

  • Gesundheitsüberwachung

    Bei Menschen mit hohem Pflegegrad ist die Überwachung der Vitalfunktionen ebenso wichtig wie zeitaufwendig. In Verbindung mit entsprechenden Sensoren kann KI hier unterstützen. KI-Überwachungssysteme „wissen“ nicht nur, welche Werte bei der Herzfrequenz oder Atmung allgemein als normal und welche als besorgniserregend gelten – sie lernen auch jede einzelne überwachte Person und deren individuelle Werte immer besser kennen. Bei Abweichungen vom typischen Muster der Vitalwerte alarmiert das KI-System das Pflegepersonal. Die Mitarbeitenden der Einrichtung müssen die Pflegebedürftigen so nicht ständig selbst überwachen und erfahren trotzdem sofort alles Wichtige.

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