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Gesundheitsmagazin

Pflegetipps

Ernährung in der Pflege

Veröffentlicht am:31.05.2022

6 Minuten Lesedauer

Je nach Beeinträchtigung brauchen pflegebedürftige Menschen mehr oder weniger Hilfe beim Essen und Trinken. Für pflegende Angehörige gilt es vor allem, die Würde ihrer Angehörigen zu wahren und das Wohlbefinden zu fördern.

Eine alte Frau sitzt am Tisch und bekommt von einer jüngeren Frau einen Teller mit Essen serviert.

© iStock / SilviaJansen

Worauf ist bei der Ernährung in der Pflege zu achten?

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, in diesem deutschen Sprichwort steckt eine Menge Wahrheit. Denn durch eine ausgewogene Ernährung erhält der Körper wichtige Vitamine und Nährstoffe, die er braucht, um gesund zu bleiben. Ein gemeinsames Essen bringt aber auch Menschen wortwörtlich an einen Tisch und trägt so zum psychischen Wohlbefinden bei.

Das gilt vor allem in der Pflege. Wichtig ist über die Vermeidung von Mangelerscheinungen hinaus, dass den pflegebedürftigen Menschen ein Stück Routine und Selbstständigkeit erhalten bleiben und diese gefördert werden. Pflegende Angehörige, die sich für die Pflege zu Hause entschieden haben, sollten deshalb die folgenden Aspekte beachten.

Extra-Tipp

Sprechen Sie nicht von „füttern“.

Das Wort „füttern“ bezieht sich nur auf Tiere oder Säuglinge. Sie hingegen bieten ihrem pflegebedürftigen Angehörigen Essen an. Dabei ist es zum Beispiel auch angenehmer, wenn Sie zum Entfernen von Speiseresten eine Serviette statt eines Löffels benutzen. Pflegebedürftige sollten die Zubereitung und Einnahme ihres Essens mitgestalten können – so gut wie ihre vorhandenen Fähigkeiten es zulassen.

Eigenständigkeit fördern

Gemeinsames Kochen, sofern noch möglich, kann das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit von Ihrem zu pflegenden Angehörigen stärken. Sie können den Pflegebedürftigen also einbinden, sollten ihn aber auch selbstständig handeln lassen. Hilfe ist nur angebracht, wenn sie wirklich benötigt wird. Das gilt auch für das Essen an sich.

Unabhängigkeit respektieren

Essen darf kein Zwang sein, das gilt auch für pflegebedürftige Menschen. Wenn sie satt sind und gerade nicht essen wollen, sollten die pflegenden Angehörigen das respektieren – selbst, wenn sie es für falsch halten. Oft ist es sinnvoll, kleinere Portionen anzubieten, damit sich der pflegebedürftige Mensch angesichts eines zu vollen Tellers nicht überfordert fühlt. Manchmal kann auch eine schlechtsitzende Zahnprothese die Ursache für mangelnden Appetit sein, daher ist es wichtig, den Zahnstatus und den Sitz der Prothese regelmäßig überprüfen zu lassen.

Gewohnheiten bewahren

Vorlieben, wie zum Beispiel eine Tasse Kaffee nach dem Essen, können beibehalten werden. Sie rufen gute Erinnerungen hervor und bringen Freude. Darüber hinaus können die gewohnten Abläufe ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung vermitteln.

Stress vermeiden

Pflegende Angehörige müssen Geduld mitbringen. Manchmal fällt es pflegebedürftigen Menschen schwer, zu essen und zu trinken. Damit sie die Mahlzeit trotzdem genießen können, ist es wichtig, dass sie sich nicht gehetzt fühlen. Andernfalls können sie sich leicht verschlucken und Verdauungsprobleme bekommen.

Sauberkeit beherzigen

Pflegebedürftige Menschen sind anfälliger für Krankheiten, darum ist ein reinlicher Umgang mit Lebensmitteln wichtig. Dazu gehören saubere Hände und saubere Arbeitsplatten beim Zubereiten sowie die richtige Lagerung von Lebensmitteln und Aufbewahrung von Essensresten.

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Essen und Trinken in der Pflege: Welche Ernährung ist die richtige?

Mit dem Alter kann der Bewegungsdrang abnehmen, der Stoffwechsel verlangsamt sich und der Muskelanteil sinkt aufgrund der mangelnden Bewegung. Insgesamt benötigt der Körper weniger Energie. Nichtsdestotrotz sind Vitamine und andere Nährstoffe weiter wichtig für die Gesundheit. Der genaue Bedarf unterscheidet sich je nach Krankheit und der körperlichen Aktivität.

Grundsätzlich dürfen pflegebedürftige Menschen weiterhin das essen, was ihnen schon immer geschmeckt hat. Das sollten sie sogar, damit der Spaß am Essen nicht verloren geht. Bei manchen Erkrankungen, etwa von Darm, Leber oder Niere, kann der Arzt aber auch eine spezielle Diät verordnen. Diese gilt es dann zu befolgen. Im Großen und Ganzen sollten pflegende Angehörige aber auf eine ausgewogene und vollwertige Ernährung achten. Denn isst eine Person zu einseitig, kann das zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen – etwa Vitamine und Mineralien – führen. Ähnliches gilt für eine Person, die zu wenig isst, zum Beispiel wegen Kau- oder Schluckstörungen oder Appetitlosigkeit. In diesem Fall käme es dann zu einem Energiemangel. Beides sind Formen der Mangelernährung. Die möglichen Folgen reichen von Stürzen und Infektionen bis hin zum Tod. Anzeichen für eine Mangelernährung können beispielsweise Müdigkeit, Kreislaufprobleme und Verwirrtheit sein.

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Zu der richtigen Ernährung in der Pflege gehört es auch, ausreichend zu trinken. Ältere Menschen verspüren allerdings oft weniger Durst. Hinzu kommt, dass einige bewusst weniger trinken, um nicht so oft auf die Toilette zu müssen. Darum sollten pflegende Angehörige immer ein Auge auf die Flüssigkeitszufuhr haben. Für einen durchschnittlichen Menschen über 60 gilt: etwa 1,3 bis 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag. Am besten eignen sich stilles Mineralwasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen. Aber auch hier sollten immer die Vorlieben des pflegebedürftigen Menschen im Vordergrund stehen und daher regelmäßig abgefragt werden.

Wie das Essen und Trinken in der Pflege richtig anreichen?

Eine alte Frau steht in der Küche und schwenkt einen Löffel im Kochtopf, während eine jüngere Frau daneben steht und zuguckt.
Pflegende sollten die Zubereitung von Speisen möglichst gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen durchführen. Das stärkt deren Wohlbefinden.

© iStock / Bojan89

Es lässt sich häufig nicht vermeiden, dass pflegebedürftige Menschen ihre Selbstständigkeit nach und nach verlieren, egal wie sehr die Pflegenden sie fördern. Zudem gehen einige Erkrankungen wie Parkinson oder Arthrose mit stärkeren körperlichen Beeinträchtigungen einher als andere. Ist das der Fall, ist es trotzdem nicht zwangsläufig nötig, den Erkrankten alles abzunehmen, das gilt auch bei psychischen Beeinträchtigungen. Unterstützen Sie nur dort, wo es nötig ist. Die richtige Vorbereitung und bestimmte Hilfsmittel können dabei helfen.

Hilfsmittel beim Essen

Geschirr

Um Rücksicht auf die abnehmende Sehkraft von älteren Menschen zu nehmen, sollte das Geschirr gut sichtbar sein. Dabei hilft, wenn es einfarbig ist und einen erhöhten Rand hat. Für langsame Esser bietet sich Thermogeschirr an, damit die Mahlzeit nicht kalt wird.

Besteck

Verstärkte, geriffelte Griffe oder gebogenes Besteck sind leichter zu halten. Aufsteckbare Griffe in verschiedenen Längen können dabei helfen und zusätzlich das Gewicht gleichmäßig auf das Besteck verteilen.

Trinkbehälter

Es gibt verschiedene Trinkgefäße, die bei unterschiedlichen Anforderungen behilflich sein können. Nasenbecher mit ein oder zwei Griffen eignen sich beispielsweise für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.

Mahlzeiten richtig anreichen

  • wenn gewünscht, gemeinsam festgelegte Essenszeiten einhalten (dabei bisherige Gewohnheiten berücksichtigen)
  • auf Essenswünsche eingehen
  • Gedeck in Sichtweite positionieren
  • pflegebedürftigen Menschen aufrecht hinsetzen
  • Zahnprothese überprüfen (falls vorhanden)
  • mehrere kleine Portionen anbieten
  • wenn notwendig, Essen in Häppchen servieren
  • Temperatur vor dem Servieren kontrollieren
  • nach Wunsch Kleidung mit Serviette abdecken, nicht drängeln und sich nach dem Tempo des Pflegebedürftigen richten
  • falls etwas aus dem Mund herausläuft, direkt abtupfen
  • Warten, bis der Mund leer ist, bevor eine Portion angereicht wird
  • Getränk nach Bedarf anbieten, hastiges Trinken durch Absetzen nach jedem Schluck vermeiden
  • Mundpflege nach dem Essen durchführen
  • bei Sodbrennen oder Aufstoßen den pflegebedürftige Angehörigen für weitere 30 Minuten aufrecht sitzen lassen

Für eine bettlägerige Person gibt es weitere Hinweise zu beachten. Im Video erfahren Sie mehr:

Anleitung zur Hilfe beim Essen und Trinken bei Pflegebedürftigen

Wie die Ernährung in der Pflege schmackhaft machen?

Wenn sich Angehörige für die Pflege zu Hause entschieden haben, wissen sie oft nicht, was sie erwartet. Es ist zum Beispiel keine Seltenheit, dass die pflegebedürftigen Angehörigen einfach keinen Appetit haben. Das kann mit bestimmten Beschwerden oder Medikamenten zusammenhängen oder auch einfach nur mit dem Alter. Appetitlosigkeit ist auf jeden Fall normal und erst mal kein Grund zur Sorge. Diese Tipps helfen dabei, die Ernährung in der Pflege zu meistern:     

  • Wünsche erfragen
  • angenehmes Ambiente schaffen, etwa durch Tisch-Deko
  • mit Lieblingsgericht zum Essen anregen
  • wenn gewünscht, zusammen essen
  • Geruch, Geschmack und Optik des Essens durch frische Kräuter intensivieren
  • setzt das Sättigungsgefühl schnell ein, mehrere kleine Snacks und Mahlzeiten über den Tag verteilt anbieten
  • Wenn Galle und Magen-Darm-Trakt gesund sind, Tees mit Bitterstoffen wie Wermut anbieten – sie regen den Appetit an.
  • lüften, um starke Essensgerüche zu vermeiden
  • Essensreste wegräumen
  • Ist der Betroffene sehr geruchsempfindlich, Speisen anbieten, die nicht stark riechen.

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