Reiseimpfung
Pest: Noch immer nicht ausgerottet, aber für Reisende nur selten eine Gefahr
Veröffentlicht am:29.10.2024
5 Minuten Lesedauer
Einst tötete die Pest rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Jetzt ist die Infektionskrankheit in Europa ausgerottet. Reisende können sich aber in anderen Ländern noch anstecken. Welche Symptome hat die Pest und wie kann man sich schützen?
Was ist die Pest?
In Stoffmäntel gehüllte Personen, eine Maske mit einem Schnabel vor dem Gesicht – die Abbildungen aus dem 17. Jahrhundert wirken heute eher befremdlich. Doch während der Pest-Epidemien, die einst Menschen in ganz Europa töteten, versuchten Ärztinnen und Ärzte, sich so vor der verheerendsten Infektionskrankheit der damaligen Zeit zu schützen – der Pest.
Die Erkrankung wird durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht. Diese Bakterien werden entweder direkt eingeatmet und können so die sogenannte Lungenpest auslösen oder sie werden durch Überträger wie Flöhe oder Ratten weitergegeben – dann entwickelt sich die Beulenpest. Die Lungenpest ist ohne Medikamente beinahe zu 100 Prozent tödlich.
Die als „Schwarzer Tod“ bekannte größte Pandemie in der Geschichte der Menschheit grassierte in Europa zwischen 1346 und 1353 und auch danach in wiederkehrenden Wellen. Schätzungen zufolge verstarben dabei 50 Millionen Menschen. Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ist es mittlerweile gelungen, den Ursprung der Krankheit ausfindig zu machen – die Spuren führten sie nach Zentralasien. Heute hat die Erkrankung etwas von ihrem Schrecken verloren: In Europa ist sie ausgerottet. Tritt sie in anderen Teilen der Welt auf, kann sie behandelt werden. Da die Pest aber noch immer schwere Komplikationen bis hin zum Tod nach sich ziehen kann, sollten Reisende in Risikogebieten einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.
Tipps für Reisen in Gebiete, in denen die Pest noch vorkommt
Einen Impfstoff gegen die Pest gibt es nicht. Dafür aber eine gute Nachricht: Die Gefahr, sich mit dem Pesterreger auf Reisen anzustecken, ist sehr gering. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, das Restrisiko in gefährdeten Gebieten auzusräumen. Das kann mit folgenden Vorsichtsmaßnahmen gelingen:
- Erkundigen Sie sich vor der Reise über den „Peststatus“ im jeweiligen Land, zum Beispiel beim Auswärtigen Amt.
- Achten Sie darauf, dass sich keine Nagetiere in der Unterkunft und im Garten aufhalten.
- Berühren sie tote oder verletzte (Wild)-Tiere nicht ohne Handschuhe.
- Tragen Sie Insektenspray auf Basis von DEET oder Picaridin auf – beides sind chemische Verbindungen in Insektenabwehrmitteln.
- Bedecken Sie bei Aktivitäten im Freien Ihren Körper, insbesondere die Füße und Beine, mit Kleidung, um sich vor Flohbissen zu schützen.
Verschiedene Formen und Symptome der Pest
Es gibt zwei verschiedene Formen der Pest, die jeweils anders verlaufen können und für den Menschen unterschiedlich gefährlich sind. Nach einer Infektion zeigen sich bei beiden Formen die ersten Symptome nach ein bis sieben Tagen.
- Beulenpest: Sie macht etwa 80 bis 95 Prozent der Pestfälle aus. Infizierte Personen klagen über einen plötzlichen Symptombeginn: Sie fühlen sich abgeschlagen, haben Kopfschmerzen, hohes Fieber und Schüttelfrost. Auch Erbrechen und Bewusstseinsstörungen können bei der Beulenpest auftreten. Die Bezeichnung „Beulenpest“ rührt daher, dass Patienten und Patientinnen Schwellungen (Beulen) durch vergrößerte Lymphknoten entwickeln. Sie können auch äußerst schmerzempfindlich, rot und prall sein – und später sogar platzen und ein eitriges Sekret absondern.
Lungenpest: Auch bei dieser Form entwickeln Erkrankte rasch Symptome wie eine erhöhte Temperatur oder Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Weil die Lunge betroffen ist, leiden Patienten und Patientinnen unter Brustschmerzen, Husten, einer gesteigerten Atemfrequenz, Atemnot oder Sauerstoffmangel. Um einen solchen Sauerstoffmangel auszugleichen, schlägt das Herz schneller – Erkrankte nehmen das als Herzrasen wahr. Außerdem husten manche Betroffene ein eitriges oder blutiges Sekret aus.
Eine Komplikation sowohl der Beulen- als auch der Lungenpest ist die Pestsepsis. Sie entsteht, wenn die Bakterien ins Blut übergehen und dort eine Blutvergiftung auslösen. Patienten und Patientinnen haben dann hohes Fieber und einen niedrigen Blutdruck. Zudem sind sie verwirrt und schwach, ein Kreislaufschock droht.
Passende Artikel zum Thema
Wie wird die Pest übertragen?
Die Pest wird auf verschiedenen Wegen übertragen. Die Bakterien befallen vor allem Wildnager wie Eichhörnchen, Murmeltiere, aber auch Ratten – sie dienen dem Bakterium als Wirt, versterben an der Pest jedoch nicht. Das Bakterium Yersinia pestis nutzt Flöhe als Überträger. Haben sich diese bei einem Tier infiziert, können sie die Krankheit durch einen Biss an ein anderes weitergeben. Der Mensch kann Pestbakterien ausgesetzt werden, wenn er von einem infizierten Tier gebissen wird, etwa einer Straßenkatze in einem Urlaubsland. Außerdem besteht eine Ansteckungsgefahr, wenn Personen mit einer Hautverletzung mit den Körperflüssigkeiten von infizierten Tieren in Berührung kommen – das kann zum Beispiel bei der Jagd geschehen, wenn das erlegte Wild befallen ist. Hierzulande geht von Wild – oder Haustieren jedoch keine Gefahr aus, in Europa gilt die Pest als ausgerottet.
Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, wenn die Beulen infizierter Personen platzen und infektiöse Körpersekrete freisetzen. Eine besondere Ansteckungsgefahr droht bei Erkrankten mit Lungenpest – hier wird der Erreger über die Luft verbreitet, wenn die Betroffenen niesen oder husten und diese Aerosole von einem anderen Menschen eingeatmet werden.
Wo gibt es Pest-Fälle?
In Deutschland spielt die Pest als Krankheit keine Rolle mehr. In den vergangenen Jahrzehnten wurde hier kein einziger Pestfall registriert, auch nicht durch zurückkehrende Reisende. Allerdings ist die Infektionskrankheit nicht weltweit ausgerottet – zwischen dem Jahr 2010 und 2015 traten rund um den Globus insgesamt 3.248 Fälle auf.
Doch in welchen Ländern gibt es die Krankheit noch? Fast alle betroffenen Länder liegen in den Subtropen und Tropen, mit einer einzigen Ausnahme: dem ländlichen Westen der USA. Hier tragen vereinzelte wildlebende Nagetiere den Erreger in sich.
In folgenden Ländern kommt es fortwährend zu Pestfällen:
- Madagaskar
- Peru
- Demokratische Republik Kongo
Selten treten in diesen Ländern Pestinfektionen auf:
- Simbabwe
- Mosambik
- Tansania
- Malawi
- Uganda
- Indien
- China
- Vietnam
So diagnostizieren Mediziner und Medizinerinnen die Pest
Um erste Hinweise auf eine Pesterkrankung zu erhalten, erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin, ob sich die betreffende Person in einem Risikogebiet aufgehalten hat oder ein Kontakt zu einem Pesterkrankten bestand. Verhärtet sich der Verdacht auf eine Pest, können Proben aus den Lymphknoten, dem Speichel oder dem Blut untersucht werden. Im Labor werden die Erreger in einer Bakterienkultur herangezüchtet und zugeordnet. Außerdem ist es möglich, den Erreger über eine Erbgutanalyse mittels PCR-Test nachzuweisen – hierfür ist eine Blutprobe nötig.
Wie behandelt man die Pest?
Im Mittelalter war die Pest nicht heilbar, heute können sie Ärzte und Ärztinnen gezielt behandeln. Dafür greifen sie auf Antibiotika zurück: Streptomycin, das in den Muskel gespritzt wird, ist dabei das Mittel der Wahl. Auch die Antibiotika Gentamycin, Doxy- und Tetracyclin, Ciprofloxacin, Ofloxacin sowie Chloramphenicol haben sich bewährt.
Bei der Therapie der Pest ist Schnelligkeit gefragt: Um die Heilungschancen zu erhöhen und die auch heute noch gefürchtete Komplikation der Pestsepsis zu vermeiden, beginnt die Antibiotikabehandlung bestenfalls innerhalb der ersten 18 Stunden nach Symptombeginn. Da die Lungenpest rasch voranschreitet und sehr ansteckend ist, wird die Laborbestätigung im Verdachtsfall meist nicht abgewartet – Patienten und Patientinnen werden sofort isoliert und erhalten ein Antibiotikum. Trotz Behandlung sterben auch heute noch Menschen an der Pest. Das kann passieren, wenn der Erreger sich bereits zu stark ausgebreitet hat, das Antibiotikum nicht anspricht oder die betroffene Person ein schwaches Immunsystem besitzt.
Weiterführende Links zum Thema
AOK-Versicherte können sich vertrauensvoll an Clarimedis, an das medizinische Info-Telefon der AOK, wenden.
Unter anderem Ärzte und Ärztinnen verschiedenster Fachrichtungen beantworten hier medizinische Fragen. Mit klaren verständlichen Erläuterungen erhalten Sie mehr Informationen zu gesundheitlichen Themen, die sie beschäftigen – kostenlos und an 365 Tagen.