Reisekrankheiten
Bilharziose: Wie wir die Wurm-Infektion auf Reisen vermeiden
Veröffentlicht am:24.09.2024
6 Minuten Lesedauer
Bilharziose wird durch Würmer verursacht, die vor allem in tropischen Seen und Flüssen vorkommen. Hier erfahren Sie, wie Sie eine Infektion vermeiden, die ersten Symptome einer Infektion erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was ist Bilharziose?
Bilharziose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Saugwürmer verursacht wird und vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet ist. Die Erreger der Bilharziose sind Schistosomen, zu Deutsch: Pärchenegel, eine Gattung der Saugwürmer. Daher kommt auch der synonym genutzte Name der Erkrankung: Schistosomiasis. Es gibt fünf Arten von Pärchenegeln, die Bilharziose auslösen können:
- Schistosoma haematobium
- Schistosoma mansoni
- Schistosoma intercalatum
- Schistosoma japonicum
- Schistosoma mekongi
Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Süßwasser, vor allem in stehenden Gewässern. Die Larven der Saugwürmer befallen Süßwasserschnecken. In den Schnecken entwickeln sich die Larven zu sogenannten Zerkarien weiter, die ins Wasser ausgeschieden werden und nun auf den Menschen übergehen können. Sie dringen durch die Haut in den Körper und gelangen über Lymph- und Blutkreislauf in die Blutgefäße von Darm und Leber. Eine der Untergattungen, Schistosoma haematobium, setzt sich in der Blase fest. Haben sich die Larven eingenistet, entwickeln sie sich innerhalb von sechs Wochen zu ausgewachsenen Würmern, die bis zu 26 Millimeter lang werden können. Sie leben in den Blutgefäßen und produzieren neue Eier, die ausgeschieden werden und den Infektionskreislauf wieder von vorn beginnen lassen können.
Wer hat’s entdeckt?
Die Krankheit wurde nach Theodor Bilharz benannt, einem deutschen Arzt, der 1851 den Erreger der Bilharziose entdeckte. Schon seit Jahrhunderten war die Krankheit in Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas bekannt, aber erst Bilharz‘ Entdeckung ermöglichte ein besseres Verständnis und eine gezielte Bekämpfung.
Erste Symptome der Schistosomiasis
Die ersten Bilharziose-Symptome treten oft direkt nach dem Kontakt mit den Wurmlarven im Wasser und den ersten Stunden nach dem Eindringen der Parasiten in den Körper auf und können Hautausschläge und Juckreiz umfassen. Je nach Immunabwehr der betroffenen Person können die Einstiegsstellen auf der Haut schnell abheilen oder aber sich entzünden. Wichtig ist es hier, Kratzen zu vermeiden und die Wunde steril und trocken zu halten. Fieber, Husten und Muskelschmerzen können ebenfalls auftreten. Für gewöhnlich klingen diese Symptome nach fünf bis sieben Tagen wieder ab, können aber insgesamt bis zu drei Wochen andauern.
Akute Schistosomiasis
Akute Symptome treten erst einige Wochen nach der ursprünglichen Infektion auf, wenn der Körper auf die heranwachsenden Würmer reagiert. Hier spricht man von akutem Schistosomiasis-Syndrom oder Katayama-Fieber. Es kommt zu Fieber und Mattigkeit, Muskelschmerzen, Husten und Hautausschlägen. In selteneren Fällen können massive Durchfälle, Bauchschmerzen oder eine Leberschädigung auftreten. Die Symptome halten zwei bis zehn Wochen lang an.
Chronische Schistosomiasis
Unbehandelt kann Bilharziose sehr gefährlich werden und chronische Schäden verursachen, wenn sich das Gewebe von Blasen- und Darmwand durch die Eiablage und die wandernden Eier entzündet und die Eier die Blutgefäße verschließen. Blut im Urin oder Stuhl sind typische Anzeichen, langfristig kann die Entzündung zu Darm- oder Blasenkrebs führen. In besonders schweren und seltenen Fällen wird auch die Leber von den Eiern befallen. Die Eier können dort Vernarbungen verursachen, die die Leberfunktion einschränken.
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Wo ist die Gefahr einer Schistosomiasis-Infektion am größten?
Rund 251 Millionen Menschen sind aktuell laut World Health Organization (WHO) von Bilharziose betroffen, davon 90 Prozent auf dem afrikanischen Kontinent. Insgesamt gelten Regionen in 78 Ländern als endemisch, hier tritt die Krankheit also in begrenzten Gebieten auf. Auch in Südeuropa wurden bereits Fälle vermerkt, Tendenz steigend. Die durch den fortschreitenden Klimawandel verursachten Temperaturveränderungen und Wetterextreme wie Starkregen und Überflutungen machen es den Krankheitserregern leichter, sich auszubreiten . Besonders hoch ist die Verbreitung in weiten Teilen Afrikas, im östlichen Brasilien, Venezuela, Jemen, Irak, Syrien, China, Laos, Kambodscha, Philippinen und Sulawesi. In diesen Gebieten sollten Reisende besonders vorsichtig sein. Eine Karte der WHO gibt Aufschluss über die genauen Gebiete, die betroffen sind.
Vorsicht bei Gewässern
Schwimmen, Baden oder Arbeiten in Süßgewässern in den betroffenen Gebieten, sei es zu Forschungszwecken oder beim Fischen, können zu einer Ansteckung führen. Besonders stehende Gewässer wie Teiche oder Seen sollten gemieden werden. Manchmal reicht schon ein Minimalkontakt aus, um sich zu infizieren. Besteht der Verdacht, dass Bilharziose-Erreger im Wasser sein könnten, sollten typische Urlaubsaktivitäten wie Bootstouren mit Hand- oder Fußkontakt im Wasser sowie kurze Abkühlungen unter malerischen Wasserfällen vermieden werden. Sollten sich Mitreisende mit Bilharziose angesteckt haben, ist es sinnvoll, sich ebenfalls untersuchen zu lassen.
So wird Bilharziose diagnostiziert
Wer nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet Schistosomiasis-Symptome zeigt, sollte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Verschiedene Untersuchungsmethoden werden eingesetzt, um festzustellen, ob Schistosomen in den menschlichen Körper gelangt sind. Die Bilharziose-Erreger lassen sich mit Bluttests, Stuhl- und Urinproben wie auch mit Ultraschalluntersuchungen aufspüren. Die Eier der Würmer können jedoch häufig erst nach vier bis zwölf Wochen sicher nachgewiesen werden – wenn die Eier ausgeschieden und Antikörper gebildet wurden.
Solange Bilharziose nicht eindeutig festgestellt werden kann, ist es sinnvoll zu prüfen, ob vielleicht Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen vorliegen könnten, da in den betroffenen Gebieten häufig weitere Infektionen wie Malaria oder Typhus vorkommen.
Bilharziose: Behandlung und Nachsorge
Das akute Krankheitsbild des Katayama-Fiebers wird üblicherweise mit Kortisonpräparaten behandelt, um die Abwehrreaktion des Körpers und die damit einhergehenden Symptome zu mildern.
Anschließend werden in der Regel antiparasitäre Medikamente eingesetzt, um Bilharziose zu behandeln. Das Häufigste ist Praziquantel, das über drei Tage eingenommen werden muss. Ziel ist, die erwachsenen Würmer abzutöten und damit zu verhindern, dass die Würmer weiter Eier produzieren, die ausgeschieden werden können. Urin, Stuhl und Blut der Patientinnen und Patienten müssen in weiteren Untersuchungen im Abstand von sechs, zwölf und 24 Monaten überprüft werden, um sicherzugehen, dass die Behandlung erfolgreich war. Bleiben auch nur vereinzelte Parasiten zurück, besteht die Gefahr, dass sie sich wieder vermehren. Erst wenn keine Eier und Antikörper mehr nachgewiesen werden können, gilt die Bilharziose als geheilt.
Bilharziose auf Reisen vermeiden
- Reisevorbereitung und Vorsichtsmaßnahmen: Reisende sollten sich vorab über die Risiken in ihrem Reiseziel informieren und präventive Maßnahmen ergreifen. Weiß man zum Beispiel, dass sich Kontakt mit Süßwasser vor Ort nicht vermeiden lässt, kann entsprechende Schutzkleidung mitgeführt werden. Eine präventive Einnahme von Medikamenten ergibt keinen Sinn, da sie lediglich die erwachsenen Würmer abtöten, die erst 6-12 Wochen nach Infektion entstehen.
- Verhalten in Risikogebieten: Wenn nicht unbedingt nötig: Süßwasser vermeiden. Also keine kurze Abkühlung in Seen, Flüssen oder Teichen. Das Wasser sollte auch nicht getrunken werden. Sogar Spritzwasser kann schon zu Infektionen führen. Wenn sich die Berührung mit Wasser nicht vermeiden lässt, ist es ratsam, Schutzkleidung zu tragen.
- Verhalten bei Verdacht auf eine Infektion: Wer nach einer Reise vermutet, sich mit Bilharziose infiziert zu haben, sollte unverzüglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.
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