Reisekrankheiten
Shigellen – das unwillkommene Reisesouvenir
Veröffentlicht am:04.11.2024
5 Minuten Lesedauer
Eine unangenehme Reisebegleitung: Durchfall im Urlaub. Steckt hinter den Beschwerden eine Shigellose, kann es ernst werden. Wie kann man sich vor der bakteriellen Magen-Darm-Infektion schützen? Und welche Symptome weisen auf sie hin?
Was sind Shigellen?
Shigellen sind eine Gruppe von Bakterien, die beim Menschen schwere Magen-Darm-Erkrankungen verursachen können: Shigellose oder auch Shigellenruhr genannt. Sie gilt laut Robert Koch-Institut als typisches Reisesouvenir. Häufig erwischt es junge Erwachsene und Kinder. Sie machen 60 bis 70 Prozent aller Betroffenen aus. Die Krankheit bringen sie vor allem aus Ägypten, Marokko, Indien, China und der Türkei mit. Tatsächlich kommen Shigellen aber weltweit vor – auch in Deutschland. Hier ist die Erkrankung meldepflichtig.
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Übertragungswege: Wie bekommt man Shigellen?
Der Infektionsweg mit Shigellen ist eine typische fäkal-orale Übertragung. Man spricht von einer Schmierinfektion, die leicht über kontaminierte Lebensmittel, (Trink-)Wasser oder durch Nutzung von kontaminierten Gegenständen übertragen wird. Da unsere Hände im Laufe des Tages oft unbewusst Augen, Nase und Mund berühren, können die Shigellen unsere Schleimhäute infizieren. Es bedarf nur einer kleinen Menge der Erreger, um sich anzustecken. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Shigellose zu erkranken, ist bei Reisen in Länder mit niedrigen Hygienestandards entsprechend höher. In Deutschland tritt die Erkrankung im Sommer gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Pflegeheimen oder auch Krankenhäusern auf.
Shigellen werden in vier Gruppen eingeteilt: Shigella dysenteriae, Shigella flexneri, Shigella boydii und Shigella sonnei. Das Hauptmerkmal von allen ist die Verursachung von Durchfall. In Mitteleuropa kommen vor allem Infektionen mit Shigella sonnei vor, im Globalen Süden sind die anderen drei Spezies verbreitet. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs ist bei einer Infektion mit Shigella dysenteriae am höchsten.
Tipps, um sich vor einer Shigellen-Infektion zu schützen
- gründliche Händehygiene
- auf hygienisch einwandfreies Trinkwasser achten (im Zweifel kein Leitungswasser trinken)
- beim Essen die Regel „schäl es, gare es durch oder vergiss es“ beachten
Welche Symptome verursachen Shigellen?
Wer einen Darminfekt hat, merkt es in der Regel schnell. Nach einer Infektion mit Shigellen treten die ersten Symptome innerhalb von vier Tagen auf. Sie können unterschiedlicher Ausprägung sein, am häufigsten sind milde Verläufe, allerdings kann es vereinzelt auch zu Komplikationen kommen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- wässriger Durchfall (auch blutig-schleimig)
- Fieber
- Kopfschmerzen
- ausgeprägtes Krankheitsgefühl
- Bauchschmerzen und Krämpfe
Die Dauer der Erkrankung beträgt im Durchschnitt sieben Tage, wobei auch kürzere Verläufe ohne schwere Krankheitszeichen vorkommen. Die betroffene Person ist sowohl während der akuten Infektionszeit ansteckend als auch darüber hinaus. Erst wenn der Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden wurde, ist die Ansteckungsgefahr gebannt. Das kann bis zu vier Wochen dauern. Die Infektion beschränkt sich üblicherweise auf den Darm. In Einzelfällen können aber auch andere Organe betroffen sein. Diese Komplikationen sind selten, unter Umständen allerdings schwerwiegend. So können zum Beispiel Lungenentzündungen, Herzmuskelentzündungen, Harnwegsinfekte oder Gelenkentzündungen auftreten bis hin zu Blutvergiftungen oder schweren Nierenproblemen.
Achtung: Eine Ähnlichkeit zu einer Meningitis oder Enzephalitis kann bei Säuglingen und Kleinkindern bei einer Infektion mit Shigellen in Form von Störungen im zentralen Nervensystem vorkommen. Um die Diagnose einer Shigellen-Infektion sicher festzustellen, muss eine Stuhlprobe auf entsprechende Bakterien untersucht werden.
Behandlung und Prävention von Shigellen-Infektionen
Da eine Infektion mit Shigellen hoch ansteckend ist und insbesondere für Immungeschwächte, Ältere und kleine Kinder gefährlich werden kann, ist eine engmaschige Überwachung notwendig. Wichtig ist vor allem, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der durch die Durchfälle entsteht. Häufig ist dies schon ausreichend. Wenn keine Besserung eintritt oder der Allgemeinzustand sich weiter verschlechtert, ist ärztliche Hilfe notwendig. Eine Antibiotikatherapie ist dann das Mittel der Wahl. Da sich jedoch bei Shigellen bereits viele Antibiotikaresistenzen gebildet haben, wird eine Stuhlprobe des Erkrankten oder der Erkrankten ins Labor geschickt und auf das passende Antibiotikum hin geprüft.
Hygiene ist das A und O, wenn es um die Prävention einer Shigellen-Infektion geht. Da die Übertragung meist von Mensch zu Mensch über eine fäkal-orale Schmierinfektion erfolgt, ist es unbedingt erforderlich, die Hände regelmäßig zu waschen und bei Kontakt mit erkrankten Familienmitgliedern am besten auch zu desinfizieren, um Infektionen zu vermeiden. Aber auch Gegenstände, Kleidung und Bettwäsche von Infizierten müssen regelmäßig desinfiziert oder möglichst bei 60 Grad gewaschen werden.
Infektion im Urlaub – was nun?
Magen-Darm-Erkrankungen sind nie schön, aber im Urlaub, in einer fremden Umgebung, sind sie besonders lästig. Hier gilt genauso wie zuhause: Wer plötzlich Fieber und Durchfall bekommt, sollte immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und die Symptome abklären lassen. Stecken tatsächlich Shigellen hinter den Beschwerden, kann ein Arzt oder eine Ärztin rechtzeitig entscheiden, ob eine Antibiotikatherapie sinnvoll ist und einen womöglich schweren Verlauf so rechtzeitig verhindern. Um den Urlaub ohne unerwünschte Magen-Darm-Erkrankungen genießen zu können, gilt besonders in Urlaubsländern mit eher niedrigen Hygienestandards die altbewährte Regel beim Zubereiten von Essen: „Peel it, boil it, cook it or forget it“, zu deutsch in etwa „Schäle es, koche es ab, gare es gut durch oder vergiss es“. Denn infizierte Personen, die Lebensmittel zubereiten und dabei die Hände nicht gründlich waschen, können die Bakterien auf Essen und Getränke übertragen.
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