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Badeunfall: Hilfe beim Ertrinken

Veröffentlicht am:02.07.2020

7 Minuten Lesedauer

Zu Badeunfällen kommt es immer wieder. Felix Dürnberger, stellvertretender Jugendvorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bayern, erklärt, wie Sie in einer Notsituation richtig handeln.

AOK Magazin Badeunfall Ertrinken

© iStock / Theerawat Payakyut

Lebensgefahr: Was tun bei einem Badeunfall?

Immer weniger Kinder können schwimmen. Doch auch geübte Schwimmer geraten manchmal in Not. Was im Fall eines lebensbedrohlichen Badeunfalls zu tun ist, welche Rettungsgriffe hilfreich sind und wie man schnell und sicher Erste Hilfe bei einem Badeunfall leisten kann, erklärt Felix Dürnberger von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

„Es sind nicht immer nur Nichtschwimmer, die in Not geraten. Auch Schwimmer müssen aufpassen, zum Beispiel wegen der Strömung in offenen Gewässern.“

Felix Dürnberger
Stellvertretender Vorsitzender der DLRG-Jugend Bayern

Woran erkenne ich, dass jemand am Ertrinken ist?

„Das ist schwierig, wirklich sehr schwierig“, erklärt Felix Dürnberger. „Die meisten Menschen glauben, dass ein Ertrinkender laut ruft und wild mit den Händen rudert. Ertrinkende sind allerdings so kraftlos, dass sie meist keine Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen können. Sie versuchen, sich mühsam über Wasser zu halten und zu atmen."

"Wenn Sie also sehen, dass der Kopf eines Menschen immer wieder unter Wasser verschwindet, um kurz wieder aufzutauchen, ist wahrscheinlich dringend Hilfe nötig. Es sind aber nicht immer nur Nichtschwimmer, die in Not geraten. Auch Schwimmer müssen aufpassen, zum Beispiel wegen der Strömung in offenen Gewässern,“ so Dürnberger

Typische Anzeichen beim Ertrinken

  • Der Kopf gerät immer wieder unter Wasser
  • Der Mund ist auf Höhe der Wasseroberfläche und häufiger darunter
  • Die Arme werden seitlich ausgestreckt und paddeln hilflos
  • Die Beine werden nicht benutzt
  • Die Atmung ist beschleunigt
  • Die Person schwimmt auf einer Stelle
  • Haare hängen vor Augen und Stirn, werden nicht weggewischt
  • Der Blick ist leer und nicht fokussiert oder die Augen geschlossen

Schwimmen und sinken: Wie lange kann sich jemand über Wasser halten?

„Ertrinkende können sich nur 20 bis 60 Sekunden an der Wasseroberfläche halten, bevor sie untergehen“, so der Experte. „Jeder, der in der Nähe ist, muss dann sofort reagieren und handeln. Wichtig ist, dabei nicht selbst in Gefahr zu geraten. Denn immer wieder passiert es, dass auch diejenigen ertrinken, die andere retten wollen.“

Lebensrettung im Wasser: Wie verhalte ich mich richtig?

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Ob jemand gerade ertrinkt oder freiwillig unter Wasser ist, ist selbst für Profis oft schwer zu erkennen.

© iStock / Aliaksandr Bukatsich

„Zuerst setzen Sie einen Notruf ab oder alarmieren die Rettungsschwimmer. Wer in der Rettung nicht ausgebildet ist, springt besser nicht selbst ins Wasser. Denn Ertrinkende greifen nach allem, was Hilfe verspricht“, weiß der Fachmann.

„Am besten werfen Sie dem Ertrinkenden Gegenstände zu, an denen er sich festhalten kann. Im Schwimmbad gibt es Rettungsstangen, die Sie ins Wasser halten können. In offenen Gewässern reichen Sie Betroffenen etwas vom Ufer aus, woran sie sich festhalten können. Ein starker Ast zum Beispiel. Sie können auch eine Leine auswerfen oder Schals und Kleidung zusammenknoten.“

Wie retten die Profis Personen vor dem Ertrinken?

„Zunächst ist es wichtig, dass Rettungsschwimmer einen Sicherheitsabstand halten. Ertrinkende klammern sich an alles, was sie greifen können und so kommen Retter schnell selbst in Not. Der Rettungsschwimmer reicht der betroffenen Person zuerst ein Auftriebsmittel, wie einen Gurtretter oder eine Rettungsboje."

"Vor allem in Paniksituationen gibt das dem Retter und dem zu Rettenden die notwendige Sicherheit. Danach kann der Rettungsschwimmer den Betroffenen entweder mit einem Sicherheitsabstand an Land ziehen oder von hinten anschwimmen. Es gibt zwei Rettungsgriffe. Den Kopfschleppgriff und den Achselschleppgriff. Das Wichtigste dabei ist, dass der Kopf des Ertrinkenden immer über Wasser bleibt.“

„Ertrinken ist keine Frage der Wassertiefe.“

Felix Dürnberger
Stellvertretender Vorsitzender der DLRG-Jugend Bayern

Gefahr des Ertrinkens: Erste Hilfe bei Badeunfall

„Bei einem Atemstillstand sollten Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen“, rät Felix Dürnberger von der DLRG. „Das heißt, 30-mal Herzdruckmassage und anschließend 2-mal beatmen. Diese Maßnahme muss so lange durchgeführt werden, bis Atmung und Kreislauf wieder funktionieren oder ein Arzt, bzw. der Rettungsdienst eintrifft.“ 

Bei Unterkühlung ist es wichtig, den Geretteten abzutrocknen und dann in trockene Kleidung oder eine Wärmefolie aus dem Verbandskasten zu hüllen. In jedem Fall sollte der Betroffene zum Arzt gehen, da bereits kleine Mengen Wasser in der Lunge noch zum sogenannten sekundären Ertrinken führen können.

  • Sekundäres Ertrinken: Folge von zu viel Wasser in der Lunge

    Der Begriff „sekundäres Ertrinken“ bezeichnet den Vorgang, dass eine Person nicht direkt bei einem Badeunfall verstirbt, sondern einige Zeit später aufgrund des Wassers, welches in die Lunge eingeatmet wurde. Denn schon geringe Mengen Wasser können eine Gefahr darstellen, die auch später noch zu Lungenentzündungen, Lungenödem oder sogar zu einer Blutvergiftung führen kann. 

  • Trockenes Ertrinken: Atemnot und kein Wasser in der Lunge

    In einigen Fällen spricht man auch vom sogenannten „trockenen Ertrinken“. In diesem Fall hat die betroffene Person sofort das Gefühl, zu ertrinken, allerdings ohne, dass eine große Menge Wasser in die Lunge gelangt. Das eingeatmete Wasser löst bereits im Kehlkopfbereich eine Verkrampfung der Stimmbänder aus, was zu Atemnot führt.

    Allerdings: Sowohl das „trockene Ertrinken“ als auch das „sekundäre Ertrinken“ sind relativ selten. 

    Generell gilt: Treten Symptome wie Brustschmerzen, Husten, Atemnot, Fieber und Abgeschlagenheit nach einem Badeunfall auf, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren.

Häufige Badeunfälle: Warum sind Kinder besonders gefährdet?

„Zum einen fühlen sich Kinder vom Wasser magisch angezogen und zum anderen ist Ertrinken keine Frage der Wassertiefe“, erklärt Felix Dürnberger. Insofern kann im Haus die Badewanne, der Teich der Nachbarn oder ein kleiner Bach hinter dem Haus eine Gefahr bedeuten. „Kinder sind zwar in der Regel sehr stolz, wenn sie ihr „Seepferdchen“ gemacht haben, doch kurze Strecken können sie erst mit dem Jugendschwimmabzeichen Bronze schwimmen.

Ungeübte Kinder müssen deshalb jederzeit beaufsichtigt werden, auch wenn sie Schwimmflügel tragen. Und diese Aufsichtspflicht ist nicht auf den Bademeister übertragbar. Deshalb sollten Kinder zur Sicherheit auf Booten, an Stegen, an Gewässern mit steilen Ufern oder fließendem Wasser auch Rettungswesten tragen.“

Vor dem Ertrinken retten: So geht’s

Ist der Ertrinkende zu erschöpft oder bewusstlos, muss er notfalls aus dem Wasser geschleppt werden. Dafür gibt es verschiedene Techniken:

AOK Magazin Kopfschleppgriff

© DLRG

Kopfschleppgriff: Der Ertrinkende ist in Rückenlage. Sein Kopf wird beidseitig umfasst, sodass sein Gesicht aus dem Wasser herausschaut. Auch der Retter befindet sich in Rückenlage. Die Fingerspitzen des Retters befinden sich am Kinn, die Daumen an den Schläfen. Sinkt der Körper des Ertrinkenden ab, muss der Retter ihn mit den Knien immer wieder sanft anheben. Mittels Beinschlag bewegt sich der Retter rückwärts aus dem Wasser.

AOK Magazin Achselschleppgriff

© DLRG

Achselschleppgriff: Bei diesem Rettungsgriff sind Ertrinkender und Retter ebenfalls in Rückenlage. Dabei greift der Retter mit beiden Händen von unten in oder vor die Achselhöhlen des Ertrinkenden. Dieser Griff darf nur angewendet werden, wenn der Ertrinkende noch selbst in der Lage ist, seinen Kopf über Wasser zu halten. Auch hierbei bewegt sich der Retter mithilfe des Beinschlags rückwärts aus dem Wasser.

Rettungsschwimmer werden, Badeunfällen vorbeugen

Richtig retten, will gelernt sein. Damit das gelingt, bilden Wasserrettungsorganisationen wie die DLRG Rettungsschwimmer aus. Die Ausbildung setzt sich aus einem theoretischen und praktischen Teil zusammen, die in der Regel 16 Stunden umfassen und mit einer theoretischen Prüfung abschließt. Des Weiteren müssen Rettungsschwimmabzeichen abgelegt werden. Wer aktiv als Rettungsschwimmer arbeiten möchte, braucht mindestens das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen Silber.

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