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West-Nil-Fieber: Wo kommt es vor und was unterscheidet es von einer Grippe?

Veröffentlicht am:31.07.2024

5 Minuten Lesedauer

Viele Tropenkrankheiten sind keine reinen Reisemitbringsel mehr, sondern werden vereinzelt auch in Deutschland übertragen – dazu gehört auch das West-Nil-Fieber. Wie äußert sich die Infektionskrankheit?

Nahaufnahme einer Hand, in die gerade eine Mücke sticht.

© iStock / Andrei Sauko

Was ist das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Fieber zählt zu den tropischen Infektionskrankheiten. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, die in Deutschland eher untypisch sind. Früher erkrankten tatsächlich ausschließlich Menschen in tropischen Regionen, etwa in Afrika, am West-Nil-Fieber. Daher auch der Name. Doch nach und nach traten auch Infektionen in anderen Teilen der Welt auf – im Jahr 2019 haben sich erstmals Menschen in Deutschland mit dem Virus angesteckt.

Verantwortlich für die Erkrankung sind infizierte Stechmücken. Wenn sie den Menschen stechen, kommt es durch den Speichel der Mücke zur Übertragung des Virus. Im menschlichen Körper angelangt, kann das West-Nil-Virus dann die fieberhafte Infektionskrankheit auslösen. Das Besondere an dieser Virusinfektion ist, dass viele Erkrankte gar nicht bemerken, dass sie das Virus in sich tragen. Es besteht auch keine Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch. Haben Mediziner und Medizinerinnen den Erreger nachgewiesen, müssen sie die Infektion der zuständigen Gesundheitsbehörde melden.

Welche Symptome löst das West-Nil-Fieber aus?

Sticht eine infizierte Mücke einen Menschen, kommt es häufig zu keinen Krankheitsanzeichen. Etwa jede fünfte Person reagiert jedoch auf den Stich mit grippeähnlichen Beschwerden. Besonders typisch sind dann plötzlich eintretendes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Rückenschmerzen – außerdem können die Lymphknoten anschwellen. Etwa die Hälfte der Menschen, die diese Symptome bemerken, hat außerdem einen Hautausschlag, der sich vom Rumpf in Richtung Kopf und Gliedmaßen ausbreitet. Diese, im Vergleich harmlosen Infektionen sind meist nach etwa drei bis sechs Tagen überstanden. Allerdings können sich Patienten und Patientinnen noch über mehrere Wochen abgeschlagen, schwach und erschöpft fühlen.

In seltenen Fällen nimmt das West-Nil-Fieber einen schweren Verlauf. So kommt es etwa bei einem von 100 Menschen, die mit dem Virus infiziert sind, zu einer Erkrankung des zentralen Nervensystems – es entwickelt sich eine Entzündung der Hirnhäute. Bei seltenen schweren Verläufen kommt es zu einer Entzündung des Gehirns. Diese Menschen sind schwer krank und leiden unter Symptomen wie hohem Fieber, Verwirrtheit, Lähmungen, epileptischen Anfällen oder Sehstörungen. Folgeschäden wie Konzentrations- und Sprachstörungen, aber auch tödliche Verläufe sind möglich. In Ausnahmefällen verursacht das Virus zusätzlich Entzündungen am Herz oder in der Leber.

Grippe oder West-Nil-Virus (WNV)?

Einige Symptome des West-Nil-Fiebers sind denen einer Grippe (Influenza) zum Verwechseln ähnlich. Doch es gibt einige Unterschiede zwischen den Erkrankungen.

  • Übertragungsweg: Das West-Nil-Virus gelangt ausschließlich über Stechmücken in den Körper, die Grippe über Tröpfcheninfektionen. Erkrankte können sich fragen, ob sie in letzter Zeit von einer Mücke gestochen wurden oder Kontakt mit einer an Grippe erkrankten Person hatten.
  • Inkubationszeit: Die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Symptome (Inkubationszeit) beträgt beim West-Nil-Fieber 2 bis 14 Tage, bei der echten Grippe hingegen ein bis zwei Tage.
  • Saisonale Unterschiede: Die Grippesaison erstreckt sich üblicherweise von Anfang Oktober bis Mitte Mai – Influenzaviren finden bei niedrigen Temperaturen und trockener Luft die optimalen Bedingungen. Das West-Nil-Fieber-Virus benötigt hohe Temperaturen zur Vermehrung und tritt vor allem in den wärmeren Monaten auf.

Welche Mücken übertragen West-Nil-Fieber und ist es ansteckend?

Das West-Nil-Virus können verschiedene Mücken übertragen. Eine Gattung sticht im wahrsten Sinne des Wortes aber besonders hervor: die Mücken der Gattung Culex. Diese Stechmücken sind überall in Deutschland unterwegs – wenn sie infizierte Wildvögel stechen, werden sie zu Trägern der Viren, geben sie an andere Vögel weiter und tragen so zur Verbreitung bei. Gelegentlich werden auch Säugetiere wie Pferde oder aber Menschen infiziert. Hier findet die Übertragungskette ein schnelles Ende, da Menschen und Pferde Fehlwirte sind und das Virus im deren Organismen keine optimalen Bedingungen vorfindet, um sich gut zu vermehren. Selbst wenn Mücken das Blut infizierter Menschen aufnehmen, können sie sich nicht infizieren und den Erreger auf andere Personen weitergeben. Die Übertragungskette ist hier also: Vogel, Mücke, Mensch – und dann ist Schluss.

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In diesen Regionen übertragen Mücken das West-Nil-Fieber

Durch Zugvögel hat sich das Virus neben den Tropen auch in Gebieten am Mittelmeer und Europa ausgebreitet. Das Risiko, sich mit dem West-Nil-Fieber anzustecken, ist in Regionen besonders hoch, in denen Stechmücken aktiv sind und das Virus verbreitet ist.

Folgende Länder zählen zu den West-Nil-Virus-Risikogebieten:

  • Nordamerika
  • Afrika
  • Australien
  • Südfrankreich
  • Griechenland
  • Norditalien
  • Tschechien
  • Slowakei
  • Ungarn
  • Österreich
  • große Teile des Balkans, der Türkei und dem Nahen Osten

Die klimatischen Veränderungen führten dazu, dass sich das West-Nil-Virus auch in Deutschland wohlfühlt und mittlerweile hierzulande überwintern kann. Im Sommer und Herbst können deshalb auch infizierte Mücken in Deutschland unterwegs sein – hier sind vor allem die südlichen Regionen Ostdeutschlands betroffen.

So wird das West-Nil-Fieber diagnostiziert und behandelt

Vermuten Ärzte und Ärztinnen eine Infektion mit dem West-Nil-Virus, entnehmen sie eine Blutprobe oder eine kleine Menge Liquor aus dem Rückenmarkskanal. Ein Labor besitzt verschiedene Analysemethoden zur Untersuchung der Flüssigkeiten – hier gelingt es, entweder das Erbmaterial des Virus oder Antikörper gegen das Virus nachzuweisen. Zielgerichtete Medikamente gegen das West-Nil-Fieber gibt es bisher nicht, deshalb kann nur symptomatisch gegen Fieber oder Schmerzen behandelt werden. Treten neurologische Symptome auf, weil vielleicht eine Gehirnentzündung vorliegt, kann die Aufnahme auf eine Intensivstation nötig sein.

Eine Frau sprüht sich mit Mückenspray ein. Sie sitzt auf einem Holzstamm im Wald und trägt ein kariertes Hemd offen über einem weißem T-Shirt. Die braunen Haare sind locker zum Zopf gebunden.

© iStock / PixelsEffect

Der beste Schutz ist, nicht gestochen zu werden. Deswegen ist es sinnvoll, draußen in der Natur Mückenspray zu benutzen und lange Kleidung zu tragen.

Wie kann man sich vor einer Infektion mit dem West-Nil-Fieber schützen?

Bisher gibt es für Menschen keine Impfung gegen das West-Nil-Fieber. Deshalb ist es vor allem in Risikogebieten wichtig, sich gegen Mückenstiche zu schützen. Das gilt insbesondere für Menschen, die ein höheres Risiko besitzen, einen schweren Verlauf zu entwickeln und infolgedessen zu versterben. Dazu gehören ältere Personen, Menschen mit Immunschwäche oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

So schützen Sie sich am besten:

  • Anti-Mücken-Präparate auf die Haut auftragen – die Wirkstoffe DEET oder Icaridin/Picaridin bewähren sich hier besonders.
  • Lange Kleidung tragen – am besten helle Kleidungsstücke, denn diese bieten wenig Kontrast und sind so für Mücken schlechter sichtbar.
  • Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen anbringen – es gibt sie im Standardmaß oder speziell angefertigt.
  • Brutplätze von Mücken beseitigen – offene Wasserbehälter wie Wassertonnen im Garten am besten abdecken.

Wichtig zu wissen: Auch wenn es anders auf den Verpackungen steht: Spezielle Antimückenkampagnen mit Gartenfackeln, Kerzen oder ätherischen Ölen können nicht wirksam vor Mückenstichen schützen.

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