Sicher Reisen
Flugangst überwinden – das hilft Ihnen dabei
Veröffentlicht am:30.08.2023
5 Minuten Lesedauer
Urlaubsziele in der sonnigen Ferne oder berufliche Meetings im Ausland sind oft nur per Flugzeug zu erreichen. Flugangst kann dann zum Problem werden. Manche fühlen sich beim Fliegen nur unwohl – andere können vor Angst den Flug nicht antreten.
Was versteht man unter Flugangst?
Fliegen ist eine Fortbewegungsart, die dem Menschen natürlicher Weise fremd ist – kein Wunder also, dass viele ein mulmiges Gefühl oder Angst haben, wenn sie ein Flugzeug betreten. Sie fürchten sich vor dem Start, der Landung, einem Absturz oder davor, im Flugzeug eingesperrt zu sein. Die Bandbreite der Gefühle reicht von leichtem Unbehagen bis zu massiven Ängsten und Panikattacken. Bei einer über Monate bestehenden ausgeprägten und deutlich unverhältnismäßigen Flugangst, die erhebliche Belastungen oder Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit verursacht, spricht man von einer spezifischen Angststörung oder Phobie. Sie wird auch als Flugphobie oder Aviophobie bezeichnet.
Eine spezifische Phobie ist eine übertriebene Angst vor bestimmten Situationen, Dingen oder Tieren, die in keinem Verhältnis zu der tatsächlichen Gefahr steht, zum Beispiel die Angst vor Spinnen (Arachnophobie). Flugangst kann die Kriterien einer behandlungsbedürftigen Angststörung erfüllen, aber auch in milderer Form auftreten, mit Beschwerden, die nicht als psychische Erkrankung gelten.
Bei Flugangst und Aviophobie steht die erlebte Angst in einem starken Missverhältnis zum tatsächlichen Risiko. Das Linienflugzeug ist neben der Bahn das Verkehrsmittel mit dem geringsten Unfallrisiko. Die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls ist bezogen auf die Zahl der zurückgelegten Kilometer bei einer Fahrt mit dem Auto über 800-mal höher als auf einer Flugreise. Sachlich ist die von den Betroffenen erlebte starke Angst vor dem Fliegen daher nicht zu begründen und vielen ist auch klar, dass ihre Angst irrational ist.
Warum habe ich Flugangst?
Meist entsteht eine Flugangst ohne zuvor erlebte traumatische Flugerfahrungen. Von Flugangst oder einer Flugphobie können sogar Menschen betroffen sein, die jahrelang problemlos geflogen sind. Das Aufkommen von Angstgefühlen beim Fliegen kann getriggert werden durch die Enge im Flugzeug, holprige Landungen oder Gewitter und Turbulenzen während eines Flugs. Manche Menschen werden durch Medienberichte über Abstürze verängstigt. Auch der Aspekt des Kontrollverlusts dürfte eine Rolle spielen: Die eigene Handlungsfähigkeit ist beim Fliegen eingeschränkt und man ist vom Flugpersonal abhängig. Im Auto hingegen hat man das Steuer selbst in der Hand. Diese Kontrolle, vermittelt (vermeintliche) Sicherheit.
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, warum manche Menschen eine Flugphobie entwickeln. Genetische Faktoren, Stress, in der Kindheit gemachte Erfahrungen, beobachtetes oder erlerntes Verhalten und vor allem die aktive Vermeidung angstauslösender Objekte können die Entwicklung spezifischer Phobien begünstigen. Auch Veränderungen in bestimmten Hirnregionen sowie auf der Ebene der Neurotransmitter, der Botenstoffe des Gehirns, wurden im Zusammenhang mit Angststörungen festgestellt.
Es gibt zudem andere Phobien, die neben einer Flugphobie auftreten und diese verstärken können, zum Beispiel:
- Agoraphobie: die Angst, sich in öffentlichen Räumen oder Plätzen aufzuhalten, einschließlich öffentlicher Verkehrsmittel
- Klaustrophobie: die Angst vor geschlossenen oder engen Räumen
- Akrophobie: die Angst vor großen Höhen
Wie äußern sich Flugangst oder Flugphobie?
Bei einer Fluphobie ist die Angst meist so stark, dass die Betroffenen versuchen, Flugreisen komplett zu vermeiden – selbst wenn sie deshalb erheblich mehr Zeit für alternative Reisewege aufwenden oder auf bestimmte Reiseziele ganz verzichten müssen. Bereits die gedankliche Konfrontation mit dem Fliegen, zum Beispiel durch Bücher, Filme oder Nachrichten zum Thema, kann Ängste auslösen und wird daher lieber vermieden. Lässt sich eine Flugreise unter keinen Umständen umgehen, beginnen die Ängste oft lange vor dem Abflug und werden größer, je näher dieser heranrückt.
Auch Panikattacken und psychisch bedingte körperliche Symptome können bei einer Flugphobie auftreten:
- Zittern
- Schwindel und Benommenheit
- Schwitzen
- Herzklopfen
- Kurzatmigkeit
- Übelkeit
- unspezifische Magen-Darm-Beschwerden
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Was kann man gegen Flugangst tun? Tipps gegen Flugangst
Auch wenn die im Zusammenhang mit dem Fliegen erlebten Ängste nicht rational begründet sind, können bestimmte Strategien helfen, sie besser zu bewältigen, sofern keine ausgeprägte und damit therapiebedürftige Angststörung besteht.
Einige praktische Tipps, Flugangst zu überwinden, sind:
- Machen Sie sich den Unterschied zwischen Angst und tatsächlicher Gefahr bewusst. Angstgefühle zu erleben, bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch tatsächlich Gefahr droht. Sie können im Flugzeug sicher sein, auch wenn Sie große Angst haben.
- Machen Sie sich mit Fakten über das Fliegen vertraut. Das hilft Ihnen, besser mit Ihrer Angst umzugehen. Vergegenwärtigen Sie sich, dass Flugreisen viel sicherer als Autofahrten sind. Machen Sie sich vertraut mit den hohen Sicherheitsstands, die Fluggesellschaften erfüllen müssen.
- Fokussieren Sie Ihre Gedanken auf die Zeit nach dem Flug, zum Beispiel auf Ihr Geschäftstreffen oder Ihren Urlaub.
- Fahren Sie rechtzeitig zum Flughafen, um Stress und Zeitdruck beim Check-in zu vermeiden.
- Auch Atemübungen und Entspannungstechniken, zum Beispiel autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, können bei der Angstbewältigung helfen – insbesondere, wenn Sie diese schon einige Wochen vor dem Flug geübt haben und damit vertraut sind.
- Fliegen Sie nach Möglichkeit nicht allein, sondern mit Menschen, denen Sie vertrauen.
- Lenken Sie sich im Flugzeug mit Gesprächen, Lesen, Rätseln, dem Smartphone oder Tablet ab.
- Wenn Sie das Flugpersonal auf Ihre Flugangst aufmerksam machen, kann dieses Sie bei der Bewältigung unterstützen. Ein solches „Outing“ kann auch Ihre innere Anspannung etwas abbauen.
- Feiern Sie einen überstandenen Flug als wichtigen Schritt auf dem Weg zu weniger Flugangst.
So definiert die Weltgesundheitsorganisation eine behandlungsbedürftige Flugangst
Flugangst wird nach den Kriterien der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) als spezifische Phobie und damit als psychische Erkrankung eingestuft, wenn
- ausgeprägte Angst vor dem Fliegen besteht, die immer wieder auftritt, wenn man dieser Situation ausgesetzt ist, und in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr steht,
- das Fliegen aktiv vermieden oder nur mit intensiver Angst ertragen wird,
- die Angst vor dem Fliegen oder dessen aktive Vermeidung mindestens seit mehreren Monaten besteht,
- die Symptome nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden und
- die Beschwerden zu erheblichen psychischen Belastungen und/oder Beeinträchtigungen in wichtigen Funktionsbereichen des Lebens führen oder die normale Funktionsfähigkeit nur mit erheblichen Mehraufwand aufrechterhalten werden kann.
Therapieformen bei einer Flugphobie
Spezifische Phobien sind in der Regel gut mit einer Psychotherapie behandelbar. Besonders gute Wirksamkeitsnachweise gibt es für die kognitive Verhaltenstherapie und eine gestufte Exposition. Dabei überprüfen und verändern Betroffene einerseits ihre Gedanken über das Fliegen und erlernen Techniken zum Umgang mit Angstauslösern. Bei der Expositionstherapie erfolgt mit therapeutischer Unterstützung eine schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Gedanken, Bildern und später auch mit realen Orten oder Situationen, die mit dem Fliegen zu tun haben.
Medikamente sind dagegen zur langfristigen Behandlung von Flugangst nicht sinnvoll. Nur in Ausnahmesituationen, zum Beispiel wenn Sie fliegen müssen und befürchten, eine Panikattacke zu bekommen, kann die kurzfristige Verordnung eines angstlösenden Medikaments erwogen werden.