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Wie sicher ist das Leitungswasser in anderen Ländern?

Veröffentlicht am:14.10.2024

5 Minuten Lesedauer

Wasser aus dem Hahn trinken, damit Eiswürfel herstellen oder Salat abwaschen? In Deutschland ist das kein Problem. In vielen anderen Ländern sollten Reisende das Leitungswasser aber mit Vorsicht genießen. Doch was macht das Wasser aus dem Wasserhahn dort problematisch?

Ein Mädchen beugt sich über die Spüle und streckt die Zunge nach dem Wasser aus dem Wasserhahn aus.

© iStock / PeopleImages

Was unterscheidet das Wasser in Deutschland von anderen Ländern?

Den Hahn aufdrehen und schon kommt Trinkwasser aus der Leitung. In Deutschland können wir uns genau darauf verlassen. Und das gilt nicht nur für das Wasser aus dem Hahn, sondern auch für Mineral-, Quell- und Tafelwasser, das in Flaschen verkauft wird.

Damit das Wasser aus dem Kran, wie der Wasserhahn in Teilen Deutschlands genannt wird, direkt verwendet werden kann, muss es allerdings etliche Bedingungen erfüllen. Selbstverständlich muss es frei von Krankheitserregern und genusstauglich sein, also keinen unangenehmen Bei- oder Nachgeschmack besitzen. Genau das stellen hierzulande verschiedene Verordnungen, Richtlinien und Gesetze sicher – wichtig ist in dem Zusammenhang die EU-Trinkwasserrichtlinie. Sie schreibt vor, dass alle Mitgliedstaaten bestimmte Qualitätsstandards einhalten und regelmäßige Prüfungen durchführen müssen. In dieser Trinkwasserrichtlinie sind zum Beispiel Grenzwerte für Substanzen definiert, die die Trinkwasserqualität herabsetzen. 

Die maßgeblichen Inhalte der EU-Trinkwasserrichtlinie werden mit der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) umgesetzt, sie gilt nur für Deutschland. In der neuesten Fassung legt die Trinkwasserverordnung niedrigere Grenzwerte für Schadstoffe wie Blei, Arsen oder Chrom fest als zuvor – damit setzt sie Inhalte der EU-Trinkwasserrichtlinie aus dem Jahr 2020 um. Wasser aus dem Kran zählt in Deutschland dank der Verordnungen zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln und unterscheidet sich damit wesentlich von der Trinkqualität des Leitungswassers in einigen anderen Teilen der Welt.

Gute Wasserqualität hat Grenzen, auch in Deutschland

Die Mitgliedstaaten leisten mit der Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie einen wichtigen Beitrag für sicheres Trinkwasser, direkt aus dem Wasserhahn. Doch obwohl das Leitungswasser in Paris oder Prag deswegen ähnlich unbedenklich sein sollte, gibt es gewisse Einschränkungen. Die Vertreiber von Trinkwasser sorgen nämlich nur bis zum Ende des Verteilungsnetzes für die nötige Sicherheit. Das bedeutet: Nimmt das Wasser von der Hauseinführungsleitung seinen Weg durch die hauseigenen Leitungen, kann dies die Wasserqualität beeinträchtigen. Ein Grund dafür können veraltete Wasserleitungen sein.

In Deutschland ist der Einbau von Bleileitungen, die der Wasserqualität zusetzen, mittlerweile verboten. Wer überprüfen möchte, ob in seinem Haus noch alte Bleileitungen verbaut sind, kann das Leitungswasser privat testen lassen. Wenn Sie in einem Haus wohnen, das erst nach 1973 gebaut wurde, gibt es keinen Grund zur Sorge. Seitdem ist der Einbau von Bleileitungen tabu. In Kroatien oder in anderen EU-Ländern kann es passieren, dass das Leitungswasser noch durch veraltete Bleirohre fließt und die Trinkwasserqualität dadurch abnimmt. Wer dem gänzlich aus dem Weg gehen möchte, kann auf Wasserflaschen aus dem Supermarkt zurückgreifen.

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Warum sollte man das Leitungswasser in einigen Ländern nicht trinken?

Reisende kennen die einschlägigen Warnungen: keine Eiswürfel im Softdrink, kein Zähneputzen mit Wasser aus dem Kran und trinken sollte man es erst recht nicht. Doch was steckt hinter diesen Tipps? Eine ganze Menge: Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass 80 Prozent aller Reiseerkrankungen auf verunreinigtes Trinkwasser zurückzuführen ist. Es kann Rückstände menschlicher oder tierischer Fäkalien, Abwässer aus Industriebetrieben, Pestizide aus der Landwirtschaft oder chemische Substanzen enthalten, die natürlicherweise im Boden vorkommen. Dazu gehört unter anderem Arsen. Dass sich diese Verunreinigungen auch im Wasser aus dem Wasserhahn wiederfinden, hat verschiedene Ursachen: In einigen Ländern wird das Wasser nicht ausreichend aufbereitet, also von bedenklichen Rückständen befreit. Manchmal stammt es aus wenig vertrauenswürdigen Brunnen, Quellen, Zisternen oder Hochbehältern – nach einer langer Standzeit gelangt es dann womöglich über kontaminierte Hausleitungen in den Wasserhahn. Kontaminierte Hausleitungen können durch Ablagerungen in den Wasserleitungen entstehen, in denen sich Bakterien festsetzen. Selbst wenn es sich ursprünglich um ein gut aufbereitetes Wasser handelte, kann es also auf dem Weg durch eine derart verunreinigte Leitung verkeimen.

Bei diesen Anzeichen sollten Reisende das Wasser nicht verwenden:

  • Das Wasser ist trüb.
  • Es schwimmen sichtbare Partikel im Wasser.
  • Das Wasser riecht moderig oder nach faulen Eiern.

Doch Achtung: Auch wenn das Wasser einen völlig unauffälligen Eindruck macht, kann es als Trinkwasser ungeeignet sein – etwa, weil es Spuren von Arsen oder Schwermetallen enthält.

Wasser richtig abkochen – Schritt-für-Schritt-Anleitung für Reisende

Wer das Wasser in Ländern mit einer unzureichenden Wasserqualität richtig abkocht, kann Keime im Wasser abtöten. Doch Vorsicht: Das Abkochen entfernt keine Pestizide oder Schwermetalle, auch hier ist industriell abgefülltes Wasser die bessere Wahl.   

Wie genau Sie beim Abkochen vorgehen können, lesen Sie hier: 

  1. Trübes Wasser zunächst durch ein sauberes Tuch oder einen Kaffeefilter filtern.
  2. Das Wasser für mindestens drei Minuten zum Kochen bringen. Wichtig: Das Wasser muss in allen Bereichen des Topfes sprudeln. Je höher die Lage über dem Meeresspiegel, desto länger sollte das Wasser kochen. Der Richtwert ist, pro 150 Höhenmeter eine Minute länger.
  3. Anschließend das gekochte Wasser abkühlen lassen.
  4. Das Wasser in saubere Behälter mit einer dichten Abdeckung umfüllen und aufbewahren.
  5. Das Wasser zügig, am besten innerhalb eines Tages, verbrauchen.

In welchen Ländern kann man Leitungswasser trinken und in welchen nicht?

In Ländern wie Deutschland und Frankreich, in weiten Teilen Europas, in Australien, Japan und Kanada gilt das Leitungswasser als trinkbar.Die Niederlande, Österreich, Schweiz und Norwegen gehören zu den Urlaubszielen mit der besten Wasserqualität. Aber wo ist Vorsicht geboten? Die Webseiten des CDC (Centers for Disease Control and Prevention) und das Auswärtige Amt haben Antworten. Und auch wir zeigen Ihnen hier einige Beispielländer mit problematischen Wasser-Qualitäten.

In diesen Ländern sollten Sie das Leitungswasser nicht trinken:

  • Argentinien
  • Ägypten
  • Brasilien
  • Bulgarien
  • Chile
  • China
  • Ghana
  • Großbritannien (durch Verschmutzungen im hauseigenen Rohrsystem)
  • Hongkong
  • Indien
  • Indonesien
  • Iran
  • Israel
  • Kamerun
  • Korea
  • Malaysia
  • Mexiko
  • Namibia
  • Rumänien
  • Russland
  • Südafrika
  • Thailand
  • Türkei
  • Uruguay
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Vietnam
Eine Hand greift nach einer Wasserflasche, die in einem Supermarktregal steht.

© iStock / mediaphotos

In Ländern mit einer unzureichenden Wasserqualität ist fertig abgefülltes Wasser eine gute Alternative.

Deshalb wird das Trinkwasser in einigen Ländern gechlort

Wer in den USA im Restaurant zum Essen ein Glas Leitungswasser bestellt, wird überrascht sein – das Wasser hat meist einen kräftigen Chlorgeschmack. Mit dem Einsatz von Desinfektionsmitteln wie Chlor oder Chloramin töten amerikanische Wasserunternehmen Bakterien wie Salmonellen im Leitungswasser ab. Die Krankheitserreger können aus Seen oder Brunnen stammen, aus denen das Wasser gewonnen wird. Manchmal kommt es auch hier zu einer Verkeimung, weil das Wasser viele Kilometer durch Rohrleitungen zurücklegen muss. Die amerikanische Gesundheitsbehörde (Centers for Disease Control and Prevention) hält den Einsatz der Desinfektionsmittel für unbedenklich, solange er im Rahmen bleibt – ein Chlorgehalt von bis zu vier Milligramm pro Liter gilt hier als ungefährlich. Wichtig zu wissen: Schwangere Frauen und stillende Mütter sollten gechlortes Leitungswasser nicht in größeren Mengen trinken. Das jeweilige Wasserunternehmen vor Ort überwacht den Einsatz der Chemikalien und die Wasserqualität.

Abgefülltes Wasser ist auf Reisen oft die beste Option

Viele Menschen entscheiden sich für industriell abgefülltes Wasser in Flaschen, um sich auf Reisen mit genügend Flüssigkeit zu versorgen. Das ist in jedem Fall in Ländern sinnvoll, in denen das Leitungswasser eine unzureichende Trinkwasserqualität hat, wie in der Türkei oder in Ägypten. Reisende umgehen damit auch das oft mit Chlor versetzte Leitungswasser wie zum Beispiel in Italien und Kroatien, das nicht alle Personen mögen. Auf Reisen können Personen verunreinigtes Wasser neben dem Abkochen auch mit Hand- oder Tropffiltern reinigen – das ist jedoch mit etwas Aufwand verbunden.

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