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Lymphatische Filariose: Symptome und Übertragung der Tropenkrankheit

Veröffentlicht am:28.11.2024

6 Minuten Lesedauer

Die lymphatische Filariose wird durch Parasiten ausgelöst, die von Mücken auf den Menschen übertragen werden. Etwa 120 Millionen Menschen in 72 Ländern sind infiziert. Alles über Ursachen, Symptome und Behandlung der Tropenkrankheit lesen Sie hier.

Eine saugende Mücke auf menschlicher Haut in Großaufnahme.

© iStock / iiievgeniy

Was ist eine lymphatische Filariose?

Die lymphatische Filariose ist eine Infektionskrankheit, bei der die Larven bestimmter Fadenwürmer durch Stechmücken auf den Menschen übertragen werden. Die Krankheit schädigt das Lymphsystem und kann zu chronischen Schwellungen an Beinen, den Genitalien und anderen Körperteilen führen. Betroffene leiden unter starken Schmerzen und dauerhaften körperlichen Einschränkungen.

Besonders gefährdet sind Personen, die in Risikogebieten leben. Oft infizieren sich die Menschen schon in ihrer Kindheit, die Krankheit bleibt zunächst ohne Symptome, greift jedoch das Lymphsystem bereits an. Nach Jahren ohne Krankheitszeichen kann sich eine lymphatische Filariose entwickeln.

Die Diagnose wird anhand einer Blutprobe gestellt. Unter dem Mikroskop kann der Arzt oder die Ärztin die winzig kleinen Fadenwürmer identifizieren. Die Krankheit kann auch durch einen Test auf Antigene erkannt werden.

Menschen mit lymphatischer Filariose sind je nach Schweregrad der Erkrankung nicht nur körperlich stark eingeschränkt, sondern leiden häufig auch unter psychischen, sozialen und finanziellen Beeinträchtigungen. Durch die Krankheit entstellte Menschen werden häufig ausgegrenzt. Außerdem sind Betroffene aufgrund ihrer Einschränkungen oft nicht in der Lage zu arbeiten – was sowohl den Familien als auch den Gemeinschaften schadet.

Diese Symptome treten bei lymphatischer Filariose auf

Eine lymphatische Filariose kann asymptomatisch – also ohne erkennbare äußere Anzeichen – akut oder chronisch verlaufen.

  • Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome, schädigen jedoch trotzdem das Lymphsystem und die Nieren. Sie verändern außerdem das Immunsystem des Körpers. Betroffene können die Parasiten auch ohne Ausbruch einer Erkrankung übertragen und somit zur Verbreitung der lymphatischen Filariose beitragen.
  • Es kann zu einem Lymphstau kommen, der sich bei fortschreitender Zerstörung der Lymphgefäße zu einer Elephantiasis weiterentwickeln kann. Hierbei verdickt sich die Haut an den Beinen – manchmal sind auch Arme, Brust oder Genitalien betroffen. Die Schwellung bleibt dauerhaft bestehen und die Haut wird hart und rau.
  • Bei einem akuten Verlauf haben die Betroffenen für mehrere Tage bis zu einer Woche Fieber, geschwollene Lymphknoten in Leiste und Achselhöhlen, Gliederschmerzen und Schmerzen in der Leistengegend. Es kommt häufig zu bakteriellen Infektionen der Haut und des Unterhautfettgewebes. Symptome können mehrfach in Schüben auftreten und sind meist beim ersten Mal stärker.

Eine von 21 vernachlässigten Tropenkrankheiten

Die lymphatische Filariose zählt zu den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten – das sind 21 Infektionskrankheiten und Schlangenbissverletzungen. Diese treten vor allem in ärmeren Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen und tropischem Klima auf. Die lymphatische Filariose ist weltweit eine der Hauptursachen für dauerhafte Behinderungen: Die Zahl der Betroffenen liegt bei geschätzt 25 Millionen Männern mit Hydrozelen und über 15 Millionen Menschen mit Lymphödemen.

Ursache und Übertragung der lymphatischen Filariose

Die lymphatische Filariose wird durch eine Infektion mit Fadenwürmern verursacht, die auch als fadenförmige Filarien und medizinisch als Nematoden bezeichnet werden. Nematoden leben parasitär, sie ernähren sich also, indem sie sich in einem sogenannten Wirt einnisten, in diesem Fall im menschlichen Körper. Es gibt drei Arten dieser Filarien, die eine lymphatische Filariose auslösen können: Wuchereria bancrofti, die 90 Prozent aller Infektionen verursacht, Brugia malayi, die für die meisten übrigen Ansteckungen verantwortlich ist, und Brugia timori, die nur einen geringen Teil der Infektionen verursacht.

Nachdem Filarienlarven in den Körper des Menschen eindringen konnten, reifen sie zu erwachsenen Fadenwürmern heran. Diese nisten sich im menschlichen Lymphsystem ein und stören dessen Funktion. Diese Filarien können sechs bis acht Jahre alt werden. Im Laufe dieser Zeit produzieren sie Millionen sogenannter Mikrofilarien. Das sind unreife Larven, die dann im Blut des Menschen zirkulieren.

Mücken infizieren sich mit den Mikrofilarien, wenn sie einen infizierten Menschen stechen und dessen Blut aufnehmen. In der Mücke reifen die Mikrofilarien zu infektiösen Larven heran. Sticht eine infizierte Mücke nun einen Menschen, lagern sich diese Parasitenlarven auf der Haut ab, von wo aus sie in den menschlichen Körper gelangen können und zu den Lymphgefäßen wandern. Hier entwickeln sie sich zu erwachsenen Würmern, die die lymphatische Filariose hervorrufen. Gleichzeitig produzieren diese Fadenwürmer erneut Mikrofilarien, die zu infektiösen Larven heranreifen und so den Übertragungszyklus fortsetzen.

Welche Mücken übertragen lymphatische Filariose?

Abhängig vom geographischen Gebiet können verschiedene Mücken die Larven der Fadenwürmer übertragen, was zu einer lymphatischen Filariose führen kann. In Afrika ist die Malariamücke der häufigste Überträger, in Nord- und Südamerika die südliche Hausmücke. In Asien und den Pazifikregionen können Gattungen der Aedes- sowie der Mansonia-Mücken Nematoden übertragen.

Wie hoch ist das Risiko einer Erkrankung?

Ein einzelner Mückenstich reicht nicht aus, um eine lymphatische Filariose zu bekommen. Um sich zu infizieren, sind viele Mückenstiche über mehrere Monate bis Jahre notwendig. Das größte Infektionsrisiko haben somit Menschen, die über einen längeren Zeitraum in tropischen oder subtropischen Gebieten leben, in denen die Krankheit vermehrt vorkommt. Für Kurzzeittouristinnen und -touristen besteht ein sehr geringes Risiko, sich mit einer lymphatischen Filariose zu infizieren. Dennoch ist ein konsequenter Mückenschutz auch wegen der Infektionsgefahr mit anderen tropischen Erkrankungen sehr zu empfehlen.

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Lymphatische Filariose: Vorbeugung und Therapie

Es ist möglich, die Ausbreitung der lymphatischen Filariose mittels einer vorbeugenden Chemotherapie flächendeckend einzudämmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Massenverabreichung von Medikamenten in Form einer jährlichen Dosis an die gesamte gefährdete Bevölkerung des entsprechenden Risikolandes.

Die Medikamente, die dabei eingesetzt werden, haben zwar nur eine begrenzte Wirkung auf ausgewachsene Parasiten. Aber sie reduzieren die Anzahl der Fadenwurmlarven im Blutkreislauf und verhindern die Übertragung der infektiösen Larven auf Mücken. Dank dieser Methode konnte die Infektion bereits in 17 Ländern und Gebieten eliminiert werden. In 44 Ländern ist weiterhin eine präventive Chemotherapie erforderlich.

Die Erreger der Filariose können wirksam mit Medikamenten, sogenannten Anthelminthika behandelt werden. Dazu zählen Diethylcabamazin, Ivermectin, und Mebendazol. Das Problem ist, die infizierten Menschen zu erkennen, bevor diese zur Weiterverbreitung der Infektion beitragen. Auch das Antibiotikum Doxycyclin kann eingesetzt werden. Es tötet die mit den Würmern in Symbiose lebenden Bakterien ab. So können sich die Würmer nicht mehr fortpflanzen.

Heilen lassen sich die zerstörten Lymphgefäße nicht. Lymphdrainage und das Tragen von Stützstrümpfen kann den Lymphabfluss jedoch unterstützen. Betroffene sollten auf gute Hygiene achten, um Infektionen der Haut zu vermeiden. Das ist aber gerade in den armen Regionen der Welt, in denen die Erkrankung häufig vorkommt, meist nicht zu gewährleisten. Auch eine operative Entlastung der Schwellungen kommt wegen mangelnder medizinischer Infrastruktur für die Schwerkranken meist nicht infrage.

Geschwollene Beine einer Frau, die nackten Füße auf einem Steinfußboden.

© iStock / angkhan

Die lymphatische Filariose schädigt das Lymphsystem und kann zu chronischen Schwellungen an den Beinen führen. Betroffene leiden unter starken Schmerzen und körperlichen Einschränkungen.

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Wie kann ich eine lymphatische Filariose vermeiden?

Versuchen Sie bei längeren Aufenthalten in den Tropen, sich vor Mückenstichen zu schützen, um der Erkrankung vorzubeugen. Die Tiere, die die Parasiten übertragen, sind üblicherweise zwischen Dämmerung und Morgengrauen aktiv. Prüfen Sie vor einer längeren Reise, ob die lymphatische Filariose in Ihrer Zielregion verbreitet ist und beachten Sie folgende Tipps, wenn Sie in einem Gebiet mit lymphatischer Filariose leben:

  • Schlafen Sie nachts bei geschlossenem Fenster, in einem klimatisierten Zimmer oder unter einem Moskitonetz.
  • Tragen Sie zwischen Dämmerung und Morgengrauen lange Ärmel sowie Hosen und nutzen Sie Mückenschutzmittel.

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