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Tipps für Reisen in Malariagebiete

Veröffentlicht am:18.07.2023

6 Minuten Lesedauer

Malaria ist eine tropentypische Infektionskrankheit, auf die jedes Jahr zahlreiche Todesfälle zurückgehen. Warum Reisende bei jedem Fieber ärztlichen Rat einholen sollten und wie sie sich schützen können, lesen Sie hier.

Zum Schutz vor Malaria sprüht eine junge Frau ihre Haut mit Insektenschutzmittel ein.

© iStock / galitskaya

Was ist Malaria?

Malaria ist eine Infektionskrankheit und ein weltweites medizinisches Problem. Sie kommt in circa 100 Ländern gehäuft vor. Dabei sind tropische und subtropische Regionen aller Kontinente, mit Ausnahme von Australien, betroffen. In Afrika treten mit Abstand die meisten Fälle auf. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten im Jahr 2021 weltweit rund 241 Millionen Menschen an der Tropenkrankheit Malaria, ungefähr 627.000 davon starben.

Ausgelöst wird Malaria durch bestimmte einzellige Parasiten, den sogenannten Plasmodien. Diese Erreger werden durch Anopheles-Mücken übertragen. Es gibt verschiedene Arten von Plasmodien. Je nach Erreger sind verschiedene Erkrankungsformen möglich. Unterschieden wird in

  • Malaria tropica bei Infektion mit Plasmodium falciparum,
  • Malaria tertiana bei Infektion mit Plasmodium vivax oder Plasmodium ovale,
  • Malaria quartana bei Infektion mit Plasmodium malariae sowie
  • Knowlesi-Malaria bei Infektion mit Plasmodium knowlesi.

Die Krankheitsbilder unterscheiden sich in der Inkubationszeit, also der Zeit von der Infektion bis zu den ersten Symptomen, und im Krankheitsverlauf. So verläuft die Malaria tropica mit einer Inkubationszeit von 6 bis 30 Tagen oft schwer und führt ohne Behandlung häufig zum Tod. Bei der Malaria tertiana kann die Inkubationszeit bis zu ein Jahr betragen, schwere Verläufe sind jedoch eher selten.

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Symptome der Infektionskrankheit Malaria

Die Krankheit äußert sich bei allen Formen mit unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeinem Krankheitsgefühl. Manchmal treten auch Durchfall oder Bauchschmerzen auf. Kinder haben häufiger als Erwachsene Magen-Darm-Symptome wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Oft wird die Erkrankung als grippaler Infekt oder Magen-Darm-Infektion fehlinterpretiert. Treten solche Beschwerden nach einem Aufenthalt in einem Malaria-Risikogebiet auf, ist eine Malaria so rasch wie möglich auszuschließen.

Bei einigen Verlaufsformen kommt das Fieber in rhythmischen Schüben. Die Symptome sind vor allem zu Beginn unspezifisch, was die Diagnose und eine frühzeitige Behandlung erschweren. Bei schweren Verläufen der Malaria tropica oder der Knowlesi-Malaria kann es zu epileptischen Anfällen, Störungen des Bewusstseins, Blutarmut, Nierenversagen und Lungenversagen kommen. Durch mehrfache Infektionen kann sich eine Semiimmunität entwickeln, die für einige Zeit schützt. Personen mit schwacher Immunität haben ein besonders hohes Risiko für eine schwere Erkrankung, vor allem ältere Menschen und Kleinkinder.

Infektion mit dem Malaria-Erreger und was dann im Körper passiert

Der Malaria-Erreger führt ein Leben in zwei Wirten: im Menschen und in weiblichen Anopheles-Mücken. Beide Wirte sind für das Überleben des Parasiten wichtig. Er durchlebt dabei zwei Phasen: die geschlechtliche Vermehrung in den Mücken und die ungeschlechtliche Vermehrung im Menschen. Dabei verändert er ständig seine Entwicklungsform und das Lebensstadium.

Die Plasmodium-Parasiten gelangen in den menschlichen Körper, wenn eine weibliche, infizierte Anopheles-Mücke sticht und Blut saugt. Über den Speichel der Mücke gelangt der Erreger ins Blut und von dort in die Leber. In der Leber teilen und vermehren sich die Plasmodien, und gelangen anschließend wieder in die Blutbahn. Bei manchen Plasmodiumarten verbleiben einige Erreger in der Leber – in einer Art Ruhezustand. Dadurch kann es Monate oder Jahre später zu einem erneuten Krankheitsausbruch kommen.

Die Erreger, die sich in der Blutbahn befinden, heften sich an die roten Blutkörperchen und dringen in sie ein. Dort entwickeln und vermehren sie sich weiter und zerstören die roten Blutkörperchen. Das führt zu den typischen Symptomen. Bei der Vermehrung entstehen auch männliche und weibliche Formen des Erregers. Durch erneutes Blutsaugen einer Anopheles-Mücke nimmt sie diese auf. In den Mücken beginnt somit ein neuer Lebenszyklus für die Plasmodien.

Ist Malaria ansteckend?

Infizierte Personen können die Malaria-Erreger nicht auf andere Menschen übertragen – darum müssen auch keine Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Erkrankten oder Kontaktpersonen getroffen werden.

Neben den Anopheles-Mücken gibt es noch weitere, wenn auch seltenere Übertragungswege, wie Bluttransfusionen, Spritzen und Kanülen oder über die Plazenta der Mutter auf das ungeborene Kind. Deshalb dürfen zum Beispiel auch Personen, die sich in den letzten sechs Monaten in einem Malariagebiet aufgehalten haben, kein Blut spenden.

Wie können Reisende sich vor Malaria schützen?

Vor Reisen in tropische Gebiete ist es ratsam, sich über das dortige Malariarisiko zu informieren. Aktuelle Informationen erhalten Sie zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.. Schwangere sollten Reisen in Malariarisikogebiete möglichst auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschieben, da bei ihnen eine größere Gefahr besteht, dass die Erkrankung einen komplizierten Verlauf nimmt, und auch die medikamentöse Prophylaxe sowie die Therapie nicht ohne Risiken sind.

Es gibt verschiedene Schutzmaßnahmen, die Sie vor Antritt Ihrer Reise in ein Risikogebiet treffen können. Lassen Sie sich dazu von Tropenmedizinern oder -medizinerinnen beraten.

1. Insektenschutz (Expositionsprophylaxe)

Es gibt keine Reiseschutzimpfung für Malaria. Daher ist es besonders wichtig, Insektenstiche von Vornherein zu vermeiden. Das Malariarisiko sinkt, wenn Sie:

  • Kleidung tragen, die die gesamte Haut bedeckt und gegebenenfalls imprägniert ist.
  • auf freie Hautstellen Repellents auftragen. Achten Sie darauf, Repellents erst 20 bis 30 Minuten nach dem Sonnenschutz aufzutragen, um die optimale Wirkung zu gewährleisten. Eine Übersicht zu wirksamen Repellents finden Sie hier.
  • sich vorrangig in Räumen aufhalten, die durch Klimaanlagen und Mückengitter geschützt sind.
  • beim Schlafen imprägnierte Moskitonetze nutzen.

Die Anopheles-Mücken sind vor allem bei Dämmerung und nachts aktiv. Zu diesen Zeiten sind die Schutzmaßnahmen besonders wichtig. Dennoch ist Insektenschutz in vielen tropischen und subtropischen Gebieten auch tagsüber sinnvoll. Es gibt andere, auch tagaktive Stechmücken, die Krankheiten wie Dengue-Fieber und Zika-Fieber übertragen können.

Mann sitzt auf einem Bett unter einem Moskitonetz und liest.

© iStock / janiecbros

Zum Schutz gegen malariaübertragende Mücken und andere Insekten hilft ein sogenanntes Moskitonetz über dem Bett.

2. Vorbeugende Medikamente (Chemoprophylaxe)

Neben Insektenschutz können Reisende sich auch mit Medikamenten schützen. Je nachdem, wohin, wann, wie lang und wie Sie reisen wollen, verschreiben Tropenmediziner und -medizinerinnen Arzneimittel wie Atovaqoun/Proguanil, Doxycyclin und Mefloquin zur Prophylaxe. Das sind Mittel, deren Einnahme Sie vor der Reise beginnen müssen. Sie bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor Malaria, verringern das aber Risiko zu erkranken deutlich. Allerdings sind bei diesen Arzneimitteln jedoch starke Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich, zum Beispiel mit der Pille. Ob die Einnahme sinnvoll ist, hängt daher vom Einzelfall ab.

3. Notfallmäßige Selbstbehandlung

Unter bestimmten Umständen kann ein Arzt oder eine Ärztin Ihnen auch Notfallmedikamente verschreiben. Diese können eingenommen werden, wenn Fieber oder Fieberschübe länger als 24 Stunden anhalten. Dies ist vor allem sinnvoll, wenn Ihre Reise Sie in sehr abgelegene Gegenden ohne Zugang zu medizinischer Versorgung führt. Bei der Einnahme ist jedoch einiges zu beachten. Auch wenn die Einnahme zu einer Besserung der Symptome geführt haben sollte, ist unbedingt ärztlichen Rat einzuholen. So kann die Diagnose bestätigt und außerdem überprüft werden, ob die Behandlung auch tatsächlich anschlägt. Sollte dies nicht der Fall sein, können rasch weitere Schritte eingeleitet werden.

Ganz wichtig bei Reisen in Malariagebiete

Egal wie hoch das Malariarisiko in Ihrem Reisegebiet eingeschätzt wird oder ob Sie (vorbeugende) Medikamente einnehmen – suchen Sie sofort einen Arzt oder eine Ärztin auf, wenn Sie Fieber bekommen.

Packen Sie sich am besten ein Fieberthermometer in Ihr Reisegepäck ein. Fieber beginnt bei einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius.

Bedenken Sie, dass bei einigen Malariaformen die Inkubationszeit lang ist. Suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin bei Fieber auf, auch wenn Ihre Reise schon länger her ist.

Malaria-Diagnose und -Behandlung

Ob es sich bei einer fieberhaften Erkrankung um Malaria handelt, kann medizinisch geschultes Personal auf unterschiedliche Weise feststellen. Goldstandard ist der Nachweis mittels einer mikroskopischen Untersuchung, bei der im Blut nach Plasmodien gesucht wird. Problematisch ist dabei jedoch, dass sich gerade zu Beginn der Erkrankung oft nur wenige Erreger im Blut befinden. Ein negatives Ergebnis schließt Malaria also nicht vollständig aus. Ebenso heißt ein positiver Befund nicht, dass die Person krank ist. In Malariagebieten gibt es auch gesunde Träger, die „semiimmun“ durch eine bereits durchgemachte Erkrankung sind. Je nachdem, wie hoch die Parasitendichte im Blut ist, lassen sich Rückschlüsse auf die Schwere der Erkrankung ziehen.

Seit einigen Jahren gibt es auch Antigentests, die ein schnelles Ergebnis liefern. Diese bergen jedoch eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für falsch negative Ergebnisse. Als alleiniges Diagnosemittel sind sie nicht geeignet und als Selbsttest für Reisende nur bedingt sinnvoll.

Die therapeutischen Maßnahmen richten sich nach dem Erreger, der Ausprägung der Symptome und danach, ob vorbeugende Mittel eingenommen wurden. Es stehen verschiedene antiparasitäre Medikamente sowie unterstützende Therapien zur Verfügung, zum Beispiel zur Fiebersenkung und Behandlung von Komplikationen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser. Bei der schweren Erkrankungsform Malaria tropica sollte die Behandlung stets in einem Krankenhaus erfolgen, das möglichst über tropenmedizinische Erfahrung und eine Intensivstation verfügt. Bei rechtzeitiger Behandlung ist Malaria meist gut heilbar.

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