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Klein und praktisch für unterwegs: die Urinella

Veröffentlicht am:09.09.2024

5 Minuten Lesedauer

Für viele Frauen immer wieder äußerst unangenehm: Sie sind auf einem Festival und die Blase meldet sich. Meistens heißt das: lange anstehen und auf eine dreckige Toilette gehen. Doch es gibt eine Alternative: die Urinella.

Menschen stehen vor mobilen Toiletten auf einem Festival und warten in der Schlange.

© iStock / SolStock

Wenn Frauen mal müssen: stehen statt hinhocken

Sommerzeit ist Festivalzeit. Das heißt: viele Menschen, Spaß haben, laute Musik unter freiem Himmel und gute Laune. Doch die vergeht vielen Festivalbesucherinnen schlagartig, wenn sie auf die Toilette müssen. Nicht nur wegen der langen Schlangen vor den Toilettenwagen, sondern auch, weil die mobilen Klos schnell schmutzig und voller Keime sind. In einer Umfrage von YouGov gaben 68 Prozent der Befragten an, dass eklige Toilettenhäuschen sie am meisten auf Festivals nerven. Um den direkten Kontakt mit der Klobrille oder Toilettenschüssel zu vermeiden, setzen sich viele Frauen nicht hin, sondern hocken sich darüber. Oder sie nutzen Toilettenpapier, um es auf die Brille zu legen. Manche stellen sich sogar darauf. Männer haben es mit Urinalen viel leichter. Sie können im Stehen Wasser lassen. Warum sollte das nicht auch für Frauen möglich sein?

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Die Lösung gibt es längst: Sie heißt Urinella. Das ist eine Urinierhilfe für unterwegs, klein und praktisch. Eine Urinella gibt es in unterschiedlichen Formen und Farben und aus verschiedenen Materialien. Sie passt in jede Handtasche sowie in jeden Rucksack und kann für Frauen, die unterwegs sind, eine echte Erleichterung sein. Denn es gibt viel zu wenig öffentliche und saubere Toiletten. Sich einfach mal ins Gebüsch verziehen und sich dort mit nacktem Hintern hinhocken – das ist für viele Frauen keine Alternative. Außerdem ist es nicht erlaubt, in der Öffentlichkeit zu urinieren. Es droht ein Bußgeld bis zu 5.000 Euro. Stattdessen einfach im Stehen Wasser lassen zu können, wäre nicht nur für sie praktisch. Auch für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, kann sie eine Hilfe sein. Denn nicht immer finden sie eine behindertengerechte Toilette, wenn sie mal müssen. Vorteile bringt sie auch für Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen, denn es fehlt an All-Gender-Toiletten, auf die Frauen, Männer und Personen gehen können, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

Zwei weibliche Hände halten eine Urinierhilfe für Frauen (Urinella) aus blauem Hartkunststoff.

© iStock / Helin Loik-Tomson

Praktische Urinierhilfe für unterwegs: Eine Urinella erleichtert Frauen das Wasserlassen im Stehen. Sie ist in unterschiedlichen Formen und Materialien erhältlich.

Wie funktioniert eine Urinella?

Von der Form her erinnern viele Modelle an einen Trichter. Zum Urinieren wird die Urinella je nach Modell einfach auf den Harnröhrenausgang gedrückt. Sie sollte den gesamten Intimbereich umschließen. Das sichere Urinieren im Stehen erfordert jedoch ein wenig Übung, deshalb einfach in Ruhe zu Hause ausprobieren. Ganz wichtig ist, die richtige Stelle an der Harnröhrenöffnung zu treffen, damit die Urinella richtig sitzt, keine Spritzer daneben gehen und die Kleidung nicht nass wird. Einweg-Urinellas aus Papier und Pappe werden danach im Müll entsorgt, wiederverwendbare aus Kunststoff gründlich mit heißem Wasser und Seife gereinigt, damit sich keine Bakterien sammeln und kein unangenehmer Geruch entsteht.

Welche Vor- und Nachteile haben Einweg- oder Mehrweg-Modelle?

  • Nachteil Einweg-Modelle: Sie verursachen viel Müll.
  • Vorteil Mehrweg-Modelle: Sie sind nachhaltiger und ressourcenschonender.
  • Nachteil Mehrweg-Modelle: Es kann zu Infektionen kommen, wenn nicht auf eine gute Hygiene geachtet wird.

Ein Blick in die Geschichte

Funde bei Ausgrabungen in Schottland belegen, dass es schon vor 5.000 Jahren Toiletten auf der britischen Insel gab. Auch bei den Sumerern und im Alten Ägypten waren sie bekannt. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtete vor über 2.400 Jahren nach seiner Ägyptenreise, dass Frauen ihren Harn im Stehen lassen und die Männer im Sitzen. Im Mittelalter benutzten Frauen vor allem Nachttöpfe, die in Gassen und Flüssen entleert wurden, später auch Nachtstühle und spezielle Metalleimer, in die uriniert wurde. Auch Urinröhren aus Metall, Holz oder Elfenbein sind bekannt. Sie hatten eine schmale Öffnung und ermöglichten den Frauen, ihre Blase auch im Stehen zu entleeren. Mit modernen Urinierhilfen sind sie allerdings nicht zu vergleichen. 1775 meldete der englische Erfinder Alexander Cummings das Patent für ein Wasserklosett – die heutige Form der Toilette – an.

Welche Urinella ist die beste?

Auf dem Markt werden verschiedene Modelle und Kategorien angeboten, die sich nicht nur in Form und Farbe unterscheiden, auch das Material ist verschieden. Welche Urinella am besten zu Ihnen passt, sollten Sie selbst herausfinden. Denn die Bedürfnisse und die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich.

Eine Urinella aus wasserabweisendem und medizinischem Silikon ist sehr biegsam und lässt sich gut verstauen. Sie passt selbst in eine Hosentasche. Die Urinella sitzt dicht und fest am Körper und lässt sich mehrmals verwenden. Wer eine Hose trägt, muss sie herunterlassen. Und restlichen Urin abstreifen geht mit dem Material auch nicht. Man braucht dafür ein Taschentuch. Modelle aus hartem Plastik, die eine geschwungene, schalenartige Form haben, rutschen nicht ab und verbiegen sich nicht. Allerdings muss der richtige Sitz gut geübt werden. Nach dem Gebrauch lassen sie sich schnell mit einem Taschentuch auswischen. Eine Urinella aus hartem Plastik lässt sich aber nicht so leicht verstauen und braucht mehr Platz. Es gibt auch Modelle, die kleiner sind und aussehen wie ein Röhrchen. Ihre Öffnung wird am vorderen Ende des Scheideneingangs angelegt. Nicht jede Frau mag das. Und es erfordert ein bisschen Gewöhnung. Wer einmal den Dreh raus hat, kann auch die letzten Urin-Tropfen damit abstreifen. Urinierhilfen aus Pappe und Papier sind nicht so bequem und ausgefeilt. Sie können auch leichter verrutschen und müssen nach dem Gebrauch entsorgt werden. Für Frauen, die Wert auf Abfallvermeidung und Tragekomfort legen, sind Mehrweg-Lösungen eine bessere Wahl.

Urinale für Frauen

Eine andere Lösung sind Frauen-Urinale. In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Europa zahlreiche Modelle an Universitäten und Hochschulen entworfen, doch sie haben sich nicht durchgesetzt. Nur wenige gelangten zur Marktreife. Die Begründung der Hersteller lautete meistens: mangelnde Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz. 1997/98 gab es an der Fachhochschule Gelsenkirchen sogar ein Forschungsprojekt „Urinale für Frauen“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Forschung, Wissenschaft und Technologie. In Österreich wurden Ende der 1990er Jahre Pissoirs für Frauen eingeführt. Benutzt wurden sie allerdings kaum. Als Grund für die Ablehnung wird vermutet, dass sie wegen der „Skifahrerhocke“ unbeliebt waren. Die Frauen mussten halb stehend, halb hockend über der Kloschüssel pinkeln, manchmal nur durch einen kleinen Sichtschutz von der Nachbarin getrennt.

Ein anderes Problem ist, dass Frauenurinale im Gegensatz zu den Männer-Pissoirs mehr Platz benötigen – und zwar so viel wie eine normale Kloschüssel. Frauen wünschen sich zudem oft einen Sichtschutz, auch zwischen Urinalen. Auch dafür braucht es mehr Platz. Doch genau daran fehlt es oft bei Großveranstaltungen.

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