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Bewegungsmangel ist ein Gesundheitsrisiko

Veröffentlicht am:09.06.2022

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.10.2023

Deutschland braucht einen bewegteren Alltag – für die Gesundheit jedes Einzelnen. Bewegungsmangel gehört mit zu den wichtigsten vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Warum es so ungesund ist, sich nur wenig zu bewegen.

Eine Frau arbeitet am Schreibtisch und leidet unter Bewegungsmangel.

© iStock / Galina Zhigalova

Was bedeutet Bewegungsmangel eigentlich?

Vom Bett an den Küchentisch, dann ins Auto und mit dem Fahrstuhl ins Büro, acht Stunden am Schreibtisch mit kurzer Mittagspause in der Kantine, mit dem Auto zurück in die Wohnung und direkt auf die Couch: Der Alltag vieler Menschen findet vor allem im Sitzen statt und mit nur wenig Bewegung. Laut einer Studie von 2018 bewegt sich mehr als ein Viertel aller Erwachsenen weltweit zu wenig. In Deutschland ist der Anteil sogar noch höher: 42 Prozent der Erwachsenen bewegen sich wenig. Doch was bedeutet es eigentlich, sich zu wenig zu bewegen?

Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht Bewegungsmangel, wenn der Grad an Bewegung nicht den Empfehlungen zu gesundheitsfördernder, körperlicher Aktivität entspricht. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, körperlich aktiv zu sein und dabei etwas für seine Gesundheit zu tun. Ob intensiv oder moderat, Ausdauer oder Muskelaufbau: Ziel ist es immer, dass die Skelettmuskulatur aktiviert wird und es zu einem Energieverbrauch kommt. Danach richten sich die Empfehlungen der WHO für wöchentliche Bewegung.

Eine Person zwischen 18 und 64 Jahren bewegt sich demnach zu wenig, wenn sie pro Woche:

  • sich weniger als 150 bis 300 Minuten mit moderater Intensität bewegt (zum Beispiel in Form von zügigem Gehen, Tanzen, Fahrradfahren oder Wassergymnastik oder
  • weniger als 75 bis 150 Minuten intensiver körperlicher Betätigung nachgeht (zum Beispiel beim Joggen, Schwimmen oder Seilspringen oder
  • nicht auf eine gleichwertige Kombination aus moderater und intensiver körperlicher Aktivität kommt.

Selbsttest

Fragen Sie sich einmal selbst und rechnen Sie zusammen: Wie oft und wie lange bewegen Sie sich mit moderater oder intensiver Intensität pro Woche? Kommen Sie auf die von der WHO empfohlenen Mindestangaben für körperliche Aktivität?

Wieso bewegen wir uns immer weniger?

Eine der grundlegendsten körperlichen Funktionen des Menschen ist Bewegung. Doch seit vielen Jahren hat sich unsere Zivilisation dahingehend entwickelt, dass körperliche Aktivität nicht mehr überlebenswichtig ist. Wir brauchen uns nicht mehr als Jäger und Sammler zu Fuß auf die Suche nach Nahrung zu begeben und nicht mehr per Hand einen Acker zu bestellen. In den meisten westlichen Ländern stehen Nahrungsmittel im Überfluss zur Verfügung und ein Großteil der Aufgaben läuft dank des technischen Fortschritts automatisiert ab. Dazu kommen die zahlreichen Fortbewegungsmöglichkeiten: Autos, Busse, Bahnen und Flugzeuge bringen uns bequem an unsere Zielorte. Das durch die Coronapandemie verstärkt genutzte Arbeitsmodell Homeoffice reduziert alltägliche Bewegung noch weiter.

Der Alltag vieler Menschen findet zunehmend sitzend statt – im Beruf oder in der Freizeit –, was ein großes Gesundheitsrisiko darstellt. Die essenzielle Bedeutung von Bewegung für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist in den Hintergrund gerückt.

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Welche gesundheitlichen Folgen hat Bewegungsmangel?

Sport und Bewegung sind gesundheitsförderlich. Wir können damit zum Beispiel unser Immunsystem stärken und das Risiko für zahlreiche Erkrankungen senken. Bewegen wir uns wenig, lassen wir uns zum einen diese positiven Wirkungen entgehen. Zum anderen hat der Bewegungsmangel selbst einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit.

Bewegungsmangel: Symptome

Die ersten Anzeichen von Bewegungsmangel sind Veränderungen des Körpers:

  • Das Muskelgewebe wird weniger und schwächer.
  • Haltungsschwächen und Haltungsfehler können entstehen, da die Muskulatur nicht mehr für die nötige Stabilität sorgen kann (zum Beispiel im Bereich der Wirbelsäule oder des Fußes).
  • Bei gleicher Ernährungsweise kommt es eher zur Gewichtszunahme, da der Körper weniger Energie verbraucht.
Ein Vater spielt mit seinem Sohn Basketball, beide haben Spaß an Bewegung.

© iStock / Geber86

Wer Spaß an Bewegung hat, bewegt sich auch mehr – so kann Bewegungsmangel gar nichts erst aufkommen.

Langfristige Folgen von Bewegungsmangel auf Körper und Psyche

Bewegt man sich langfristig zu wenig, kann es zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen kommen, da Bewegungsmangel ein Risikofaktor für zahlreiche Krankheiten ist. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Adipositas (Fettleibigkeit): Bewegungsmangel wird als Hauptursache für die steigenden Zahlen der Diagnose Adipositas genannt. Fettleibigkeit fördert zudem die Entstehung weiterer Krankheiten.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Unzureichende körperliche Aktivität kann zu Herzkrankheiten führen – auch bei Menschen, die sonst keine Risikofaktoren haben. Bewegungsmangel fördert außerdem die Risikofaktoren für Herzkrankheiten, wie Fettleibigkeit, Bluthochdruck, hohe Cholesterinspiegel und Diabetes.
  • Diabetes mellitus Typ 2: Wer sich wenig bewegt, hat ein erhöhtes Risiko, die Zuckerkrankheit Diabetes zu entwickeln, da Bewegung sich positiv auf den Blutzucker, das Gewicht, den Blutdruck und die Cholesterinwerte auswirkt.
  • Krebs: Durch zu wenig Bewegung steigt das persönliche Risiko für viele Krebsarten, zum Beispiel Blasen-, Brust-, Darm- und Lungenkrebs.

Auch die Psyche leidet unter Bewegungsmangel. Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Demenz werden begünstigt. Ohne sportlichen Ausgleich kann ein Alltag im Sitzen zu Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Stress führen.

Schätzungen zufolge verkürzt Bewegungsmangel sogar die Lebenserwartung: Die Lebenszeit für wenig aktive Männer ist ein halbes Jahr kürzer, für Frauen sogar eineinhalb Jahre. Man geht davon aus, dass circa sieben Prozent aller Todesfälle in Deutschland auf mangelnde körperliche Aktivität zurückzuführen sind.

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Bewegungsmangel bei Kindern

Bewegungsmangel ist nicht nur ein Problem von Erwachsenen. Kinder im Alter von sechs bis zehn bewegen sich im Durchschnitt nur noch eine Stunde am Tag und verbringen stattdessen mehr Zeit mit dem Konsum elektronischer Medien. Doch gerade für Kinder sind die Folgen des Bewegungsmangels fatal, denn Bewegung nimmt großen Einfluss auf die geistige, körperliche und psychische Entwicklung.

Darum ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu körperlicher Aktivität zu ermutigen. Eltern nehmen dabei eine wichtige Funktion ein. Sie sollten wissen, dass Kinder sehr viel Bewegung brauchen, und ihnen diese ermöglichen. Hilfreich sind dabei sportliche Aktivitäten, die Spaß machen, abwechslungsreich sind und dem Alter und den Fähigkeiten des Kindes entsprechen. Als wichtige Vorbilder können Eltern ihren Kindern einen aktiven Alltag mit Spaß an Bewegung vorleben. Tätigkeiten im Sitzen, vor allem Bildschirmzeit in der Freizeit, sollten für Kinder (und auch Erwachsene) zeitlich begrenzt sein.

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