Fitness
Eine Runde Boule, Boccia oder Pétanque spielen
Veröffentlicht am:28.11.2024
5 Minuten Lesedauer
Boule ist ein Sport für alle Generationen. Man trifft sich in geselliger Runde und wirft handgroße Kugeln. Wir erklären den Unterschied von Boule, Boccia und Pétanque. Und verraten, warum sie das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit fördern.
Inhalte im Überblick
Was ist Boule?
Boule ist ein toller Sport und Freizeitspaß, der das soziale Miteinander fördert. Gespielt wird draußen an der frischen Luft: in Parks, am Strand, auf sandigen Böden oder Schotterplätzen. Häufig denken wir dabei an etwas betagte Männer in der Provence, die unter schattigen Platanen stehen und ab und zu aus dem schwingenden Arm heraus handgroße Metallkugeln werfen. In Frankreich ist Boule Volkssport. Das Ziel ist, die Kugeln möglichst nah an einer kleinen Kugel zu platzieren, die auch Schweinchen (Cochonnet) genannt wird.
Boule wird auch in Deutschland bei Jung und Alt immer beliebter. In vielen Städten und auf dem Land gibt es Boule-Plätze, um bei gutem oder schlechtem Wetter eine Kugel zu schieben – manchmal bis in die Nacht. Menschen finden sich dort in ihrer Freizeit spontan zusammen oder haben Spielgemeinschaften gebildet. Bundesweit gibt es zudem knapp 800 Vereine mit über 25.000 Mitgliedern. Neben dem Freizeitsport hat sich auch ein Wettkampfsport entwickelt. Gespielt wird in Landes- und Bundesligen, deutsche Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften finden statt. Seit 2020 kann auch das Boule Sportabzeichen abgelegt werden.
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Boule: Spielregeln und Ablauf
Boule ist nicht kompliziert und die Spielregeln sind leicht zu lernen. Ein weiterer Vorteil: Boulespielen kann ohne großen Aufwand betrieben werden. Die Ausrüstung, das Boule Set, besteht aus mindestens drei Metallkugeln, die etwa zwei Kilogramm wiegen. Beim Boule treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Entweder mit jeweils zwei Spielern oder Spielerinnen (das wird Doublette genannt) oder drei (Triplette). Eine andere Variante ist das Einzelduell (Tête-à-tête).
Beim Triplette wirft jeder Spieler oder jede Spielerin zwei Kugeln, beim Doublette und beim Tête-à-tête jeweils drei. Die Kugeln müssen aus Metall sein, einen Durchmesser von mindestens 7,05 cm und höchstens 8 cm haben und zwischen 650 und 800 Gramm schwer sein. Um sie gut zu platzieren, braucht es Konzentration, eine gute Taktik und Wurftechnik.
Als erstes wird die Zielkugel platziert. Dann versuchen die Spieler und Spielerinnen der beiden Mannschaften nacheinander ihre Kugeln so nah wie möglich an der Zielkugel zu platzieren. Geworfen wird aus sechs bis zehn Metern. Die Spieler und Spielerinnen können auch eine gegnerische Kugel wegschießen. Sind alle Kugeln geworfen, ist das Spiel beendet. Gewonnen hat die Mannschaft, die der kleinen Kugel am nächsten gekommen ist.
Schon gewusst?
Der Sport, der landläufig als Boule bezeichnet wird, heißt streng genommen Pétanque. Beide Begriffe kommen aus dem Französischen. Boule bedeutet Kugel. Und damit werden alle Kugelspiele bezeichnet, bei denen die Spieler und Spielerinnen Kugeln auf ein Ziel werfen. Beim Pétanque nehmen sie im Gegensatz zum Boule keinen Anlauf und stehen in einem Abwurfkreis. Diese Variante eignet sich gut für Einsteiger und Einsteigerinnen sowie für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.
Boule, Boccia oder Pétanque?
Boule wird seit Jahrhunderten gespielt und ist in Frankreich Volkssport. In Deutschland wurde Boule vor allem unter der Bezeichnung Boccia bekannt, denn der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer war ein begeisterter Boccia-Spieler. Am Comer See in Italien hatte er das Spiel für sich entdeckt. Doch was ist der Unterschied zwischen Boule, Boccia und Pétanque?
Boccia ist bereits durch Grabzeichnungen aus dem Alten Ägypten überliefert. Die Wiege des klassischen Boccia ist das Piemont in Italien. In Europa gibt es etwa zwei Millionen Anhänger. Im Gegensatz zu Boule wird Boccia nicht auf Rasen, sondern auf perfekt ausgeglichenem Boden und in eingeteilten Bahnen gespielt. In Deutschland gehören zehn Vereine dem Boccia Bund Deutschland e.V. an, der wiederum Mitglied im Deutschen Boccia-, Boule- und Pétanque-Verband ist, dem Dachverband der Kugelsportarten. Boccia steht seit 1984 auch bei den Paralympics auf dem Programm. Die Spielerinnen und Spieler sitzen im Rollstuhl; das Spielfeld ist 12,5 Meter lang und sechs Meter breit.
Pétanque entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts als neue Variante des Boule-Spiels in Frankreich. Die Wurfdistanz wurde verkürzt und der Anlauf weggelassen, stattdessen wird aus dem Stand oder der Hocke geworfen. Damals war die Idee: Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, Anlauf zu nehmen, sollen die Möglichkeit bekommen, weiterhin an dem Spiel teilnehmen zu können. Pétanque kann überall und auf jedem Boden gespielt werden. Bei Wettbewerben können Veranstalter oder der Schiedsrichter den Mannschaften ein abgegrenztes Spielfeld zuweisen, das mindesten vier Meter breit und 15 Meter lang sein muss.
Boule, Boccia und Pétanque unterscheiden sich durch die Spielregeln, das Gewicht der Kugeln und das Spielfeld. Die Spielidee ist aber immer die gleiche: eine oder mehrere Kugeln näher an die Zielkugel zu platzieren. Während Boule in der Freizeit gespielt wird, ist bei Pétanque die Wettkampfvariante und der Präzisionssport gemeint. Wer diesen betreibt, ist ein Pétanque-Sportler oder eine -Sportlerin. 1963 wurde der erste deutsche Pétanque-Club in Bonn gegründet.
Was ist Boßeln?
Aus Ostfriesland stammt das Boßeln. Zwei Mannschaften legen vorher eine Strecke fest, meistens eine einsame und gerade verlaufende Straße. Vom Startpunkt wirft ein Spieler der ersten Mannschaft die Kugel so weit wie möglich. Danach ist ein Spieler der zweiten Mannschaft dran. Nun wird immer abwechselnd ab dem Punkt geworfen, wo die Kugel des Mitspielenden aus der eigenen Mannschaft liegengeblieben ist. Die Mannschaft, die mit den wenigsten Würfen die Strecke zurücklegt, gewinnt.
Das Boule-Spiel und seine Geschichte
In Frankreich wurde schon im 13. Jahrhundert mit Holzkugeln Boule gespielt. Drei Jahrhunderte später erklärte die Fakultät von Montpellier, welchen Wert das Boule-Spiel für die Gesundheit hat: Rheumatismus oder ähnliche Leiden könnten dadurch vereitelt werden. Auch der Sonnenkönig, Ludwig XI., spielte häufig Boule. Im 19. Jahrhundert wurde Boule immer populärer und überall gespielt, wo Platz war: in den Straßen und auf den Marktplätzen. 1894 fand der erste Wettbewerb statt, an dem über 1.000 Spieler teilnahmen. 1906 wurde der erste Verband in Frankreich gegründet.
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Warum ist Boule gesund?
Für die Gesundheit bringt Boule viele Vorteile. Die Spielerinnen und Spieler bewegen sich an der frischen Luft und trainieren kognitive, motorische und sensorische Fertigkeiten. Kommunen können mit der Errichtung von Boule-Plätzen viel dafür tun, das Lebensumfeld für die Bürger und Bürgerinnen bewegungsfreundlicher und gesünder zu gestalten – insbesondere für ältere Menschen. Um Kommunen dabei zu unterstützen, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) den „Impulsgeber Bewegungsförderung“ entwickelt. Boule wird auch im Rahmen der Rehabilitation nach Herzerkrankungen eingesetzt.