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Wie tief kann ein Mensch – mit und ohne Ausrüstung – tauchen?

Veröffentlicht am:30.07.2024

9 Minuten Lesedauer

Was passiert beim Tauchen im Körper, wie tief kann ein Mensch tauchen, worauf sollten wir achten, um die Tiefen des Meeres sicher erkunden zu können und was hat es mit der Dekompression auf sich?

Eine Frau mit Taucherbrille und Flossen schwimmt unter Wasser über große Felsbrocken hinweg.

© iStock / Pinosub

Freitauchen: Ohne Ausrüstung in die Tiefe

Das Tauchen ohne Ausrüstung, auch bekannt als Apnoetauchen oder Freitauchen, ist eine faszinierende und uralte Praxis, bei der der Mensch ohne technische Hilfsmittel die Unterwasserwelt erkundet. Die Ursprünge des Freitauchens liegen viele tausend Jahre in der Vergangenheit, als es vor allem genutzt wurde, um Nahrung, aber auch Ressourcen wie Perlen und Schwämme aus den Tiefen des Meeres zu sammeln.

Im Gegensatz zum Gerätetauchen verlässt sich der Freitaucher oder die Freitaucherin ausschließlich auf seine oder ihre eigenen körperlichen Fähigkeiten und die Kontrolle des Atems. Diese Form des Tauchens erfordert eine hohe körperliche Fitness, mentale Stärke und eine gute Technik, um die Tiefen des Meeres sicher zu erkunden.

Wie funktioniert Freitauchen?

Wer das Apnoetauchen erlernen möchte, startet für gewöhnlich mit speziellen Atemübungen. Dabei liegt der Fokus vor allem darauf, das Ausatmen zu verlängern. So wird trainiert, immer länger die Luft anzuhalten. Die Technik lässt sich theoretisch auch privat aneignen, es empfiehlt sich jedoch, das Freitauchen in einem Verein zu lernen, um alle Sicherheitsaspekte abzudecken. Hier erfahren Interessierte, wie sie ihre körperliche und mentale Fitness stärken und erhalten Tipps zur Atemtechnik. Hinzu kommen Druckausgleichsübungen und Ernährungstipps.

Da das Abtauchen in die Tiefe die Prozesse im Körper verändert (mehr dazu weiter unten im Artikel), besteht beim Apnoetauchen ein hohes gesundheitliches Risiko – umso wichtiger, sich hier von Experten und Expertinnen professionell beraten zu lassen.

Weltrekorde und persönliche Grenzen

Die aktuellen Weltrekorde im Freitauchen sind beeindruckend. Der Einsatz von Gewichten oder Flossen beeinflusst maßgeblich die Dauer der Tauchgänge und die Tiefen, die erreicht werden können. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Disziplinen, je nachdem, welche Hilfsmittel eingesetzt werden. Der Österreicher Herbert Nitsch hält zum Beispiel den Rekord im sogenannten No-Limits-Tauchen (dabei geht es darum, so tief wie möglich zu kommen) der Männer mit einer Tiefe von 214 Metern. Bei den Frauen liegt der aktuelle Rekord bei 101 Metern – gehalten von der Italienerin Alessia Zecchini. Solche Tiefen erfordern intensive Vorbereitung und jahrelanges Training. Für die meisten Freitaucher und Freitaucherinnen liegt die persönliche Grenze viel weiter oben unter der Wasseroberfläche. Bereits eine Tiefe von 30 bis 40 Metern ist eine bemerkenswerte Leistung.

Nahaufname: Eine Taucherin mit gelb umrandeter Taucherbrille und Sauerstoff-Ausrüstung macht mit der rechten Hand das „OK“-Zeichen.

© iStock / mihtiander

Handzeichen sind ein wichtiges Kommunikationsmittel für die Verständigung beim Tauchen.

Risiken und Sicherheitsvorkehrungen

Freitauchen birgt erhebliche Gefahren, insbesondere durch Sauerstoffmangel und Druckverletzungen, die zu Bewusstlosigkeit und anschließendem Ertrinken und zu Verletzungen des Trommelfells oder der Lungen führen können. Sicherheitsvorkehrungen wie das Tauchen im Buddy-System – also immer zu zweit – die regelmäßige Schulung in Rettungstechniken und die genaue Kenntnis der eigenen körperlichen Grenzen sind essenziell, um Unfälle zu vermeiden. Durch unzulängliche Vorbereitung und Selbstüberschätzung, aber auch durch unvorhergesehene Ereignisse wie starke Strömungen kann es zu schwerwiegenden Unfällen kommen. Immer wieder sterben Menschen bei dem Versuch, über die eigenen Grenzen hinauszugehen – so zum Beispiel die Russin Natalia Molchanowa, eine der bekanntesten Freitaucherinnen der Welt, die 2015 von einem ihrer Tauchgänge nicht mehr an die Wasseroberfläche kam. Ihr Körper wurde nie gefunden.

Gerätetauchen: Mit Ausrüstung die Tiefen erkunden

Wer unabhängig vom Freitauchen für längere Tauchgänge unter Wasser gehen möchte, kann in einer Tauchschule die Grundlagen erlernen. Dazu gehört auch das Wissen um die richtige Ausrüstung, die je nach Art des Tauchgangs variieren kann. Tauchmaske, Schnorchel und Taucherflossen sind Teil der Grundausrüstung. Zusätzlich werden ein Tauchanzug, ein Tarierjacket (es hilft dank Luftzufuhr beim Regulieren des Auftriebs), ein Atemregler und eine Tauchflasche benötigt. Ein Tauchcomputer, Tiefen- und Druckmesser sowie ein Gewichtssystem und eine Signalboje sind ebenfalls wichtig. Weitere Ausrüstungsgegenstände wie eine Unterwasserlampe, ein Tauchmesser und ein Unterwasser-Kompass können je nach Bedingungen und Vorlieben erforderlich sein.

Grundlagen des Gerätetauchens

Bei dieser Form des Tauchens werden technische Hilfsmittel wie Atemregler und Sauerstoffflaschen benutzt, die das Atmen in der Tiefe ermöglichen, sodass man länger und tiefer unter Wasser bleiben kann. Das Gerätetauchen erfordert einen Tauchschein, also eine gründliche Ausbildung und Fachwissen rund um die Ausrüstung und das richtige Verhalten unter Wasser.

Wie tief kann man mit Ausrüstung tauchen?

Die maximale sichere Tauchtiefe mit einer Standard-Tauchausrüstung (siehe oben) beträgt etwa 40 Meter. Wer jedoch gerade erst mit dem Tauchen beginnt und den Tauchschein zum „Open Water Diver“ macht, geht zunächst nicht tiefer als 18 Meter. Technisches Tauchen mit speziellen Gasgemischen und Ausrüstungen ermöglicht Tiefen von bis zu 100 Metern und mehr. Auf die Frage “Wie tief kann ein Mensch tauchen?” lautet die Antwort aktuell: Die tiefste je erreichte Tiefe im technischen Tauchen liegt bei 332,35 Metern – erreicht vom Ägypter Ahmed Gabr im Roten Meer im Jahr 2022.

Moderne Ausrüstung und technische Möglichkeiten

Moderne Tauchausrüstung und technologische Fortschritte haben die Möglichkeiten des Tiefseetauchens erheblich erweitert. Rebreather-Systeme, die das ausgeatmete Gas wieder aufbereiten, ermöglichen längere Tauchgänge. Zudem erlauben spezielle Tauchcomputer eine genaue Überwachung der Tauchtiefe und zeit sowie der Aufstiegsgeschwindigkeit und stellen sicher, dass es nicht zu Problemen durch Gasbildungen im Körper kommt. Warum das problematisch sein kann, lesen Sie im nächsten Absatz.

Psychologische und physische Aspekte des Tiefentauchens

  • Die Rolle von Stickstoff beim Tauchen

    Beim Tauchen gelangt Stickstoff aus dem Atemgas der Taucherflasche über Lunge und Blut ins Gehirn. Während bei zunehmender Tiefe der Wasserdruck steigt, nimmt er beim Auftauchen wieder ab. In diesem Zuge gelangt nun Stickstoff – durch den abfallenden Umgebungsdruck – wieder ins Blut. Erfolgt dieser Vorgang zu schnell, kann der Stickstoff aber nicht schnell genug ins Blut zurückgeführt werden und es entstehen Stickstoffbläschen, wodurch das Herz-Kreislauf-System kollabieren kann.

    Ab einer Tiefe von 20 bis 30 Metern können Taucher und Taucherinnen außerdem in einen rauschartigen Zustand verfallen. Dieser sogenannte Tiefenrausch kann durch die Einwirkung von Stickstoff auf Gehirn und Nervensystem entstehen und sich durch Glücksgefühle, aber auch Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit äußern. Umso wichtiger ist es, nie allein zu tauchen, da Betroffene die Situation häufig nicht mehr richtig einschätzen können.

  • Training und Vorbereitung

    Intensives Training und sorgfältige Vorbereitung sind entscheidend, um die körperlichen und mentalen Herausforderungen des Tieftauchens zu meistern. Dies umfasst Atemübungen, körperliche Fitness und das Erlernen von Entspannungstechniken.

  • Belastbarkeit des menschlichen Körpers

    Die physischen Grenzen des menschlichen Körpers legen fest, wie tief Menschen tauchen können. Der Sauerstoffgehalt im Blut, die Belastung durch den Wasserdruck und die Fähigkeit, Kälte zu widerstehen, beschränken die maximal erreichbare Tiefe (ca. 40 Meter mit Standardausrüstung).

Dekompressionskrankheit: Worauf achten?

Die Dekompressionskrankheit, auch Taucherkrankheit genannt, tritt auf, wenn ein Taucher oder eine Taucherin zu schnell auftaucht und der Druckabfall dazu führt, dass sich in den Geweben und im Blut gelöste Gase, hauptsächlich Stickstoff, zu Blasen formen. Dies kann zu schweren gesundheitlichen Problemen führen, denn sie verstopfen die Blutgefäße und führen zu sogenannten Gasembolien. Symptome der Dekompressionskrankheit können Schmerzen in den Gelenken, Schwindel, Übelkeit und im Extremfall Lähmungen oder Bewusstlosigkeit sein – in diesen Fällen sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

Um ohne Dekompressionsstopps sicher auftauchen zu können, sollte eine Tiefe von bis zu 18 Metern nicht überschritten werden. Wenn es tiefer hinab geht, muss beim Aufstieg in bestimmten Tiefen für einige Zeit verweilt werden. Die Staffelung und Dauer der Stopps sind je nach Tauchgang unterschiedlich und abhängig von der Tiefe, der Tauchzeit und den verwendeten Atemgasen.

Diese Stopps sind vor allem wichtig, um den Stickstoff, der sich beim Tauchen im Gewebe anreichert, wieder abzubauen, sodass sich keine Blasen im Blut bilden. Da auch nach dem Tauchgang der Stickstoffanteil im Körper erhöht ist, sollten Taucher und Taucherinnen mindestens 24 Stunden nach dem letzten Tauchgang nicht in ein Flugzeug steigen, da im Flugzeug der Innendruck so vermindert ist, dass die Gasblasenbildung auch mit gewisser Zeitverzögerung noch zur Dekompressionskrankheit führen könnte.

Druckausgleich

Bereits ab wenigen Metern Tiefe spüren die meisten Menschen Druck auf den Ohren – er entsteht durch den Wasserdruck, der mit steigender Tiefe zunimmt und ein Ungleichgewicht zwischen dem äußeren Wasserdruck und dem inneren Luftdruck im Mittelohr verursacht. Darum ist es beim Tauchen unabdingbar, den Druckausgleich zu lernen. Während es manchen Personen sehr leichtfällt, den Druck mit Schlucken oder „Nase zuhalten und mit geschlossenem Mund pusten“ auszugleichen, braucht es bei anderen etwas Übung. Pro zehn Meter steigt der Druck auf den Körper um ein Bar – weshalb alle zehn Meter erneut der Druck ausgeglichen werden sollte. Funktioniert der Druckausgleich nicht, kann es zum sogenannten Barotrauma kommen; einer Schädigung am Gewebe. Beim Tauchen ist zumeist das Mittelohr betroffen, typische gesundheitliche Folgen sind Schmerzen und Hörverlust.

Warum bekommen Wale keine Dekompressionskrankheit?

Eine vierköpfige Pottwalfamilie, die zusammen in klarem blauem Wasser schwimmt. Die Wale schwimmen in der Nähe der Oberfläche, und Wellen in der Wasseroberfläche sind über den Walen zu sehen. Wellenförmiges Licht, das von über dem Wasser kommt, spiegelt sich auf den Spitzen der Wale.

© iStock / CoreyFord

Wale und auch alle anderen Meeressäuger können dank spezieller physiologischer Anpassungen in extremen Tiefen tauchen, ohne den schädlichen Effekten der schnellen Druckänderung ausgesetzt zu sein. Während ihrer tiefen Tauchgänge (Pottwale können etwa bis zu 3000 Meter tief tauchen) senken sie ihren Herzschlag und reduzieren die Blutzirkulation zu nicht lebenswichtigen Organen, wodurch weniger Stickstoff ins Blut gelangt. Ihre Lungen kollabieren in der Tiefe kontrolliert, was verhindert, dass Stickstoff in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Zudem verfügen sie über eine spezielle Proteinstruktur in ihrem Blut und Gewebe, die es ihnen ermöglicht, den gelösten Stickstoff effizient zu speichern und zu verarbeiten.

Tauchen: Zwischen Faszination und Risiko

Wie so häufig im Leben ist auch das Tauchen ein Balanceakt: Denn so groß die Freude am Erkunden der Unterwasserwelt sein kann, so birgt sie auch Gefahren, die man kennen sollte. Doch es ist genau diese Mischung aus Naturverbundenheit, Schönheit und Risiko, die den Sport so faszinierend macht.

Die Schönheit der Unterwasserwelt

Tauchen eröffnet den Einblick in eine Welt fernab von unserer Lebensrealität voller Lebewesen und einzigartiger Landschaften. Korallenriffe, Unterwasserhöhlen und vielfältige Meeresbewohner bieten unvergessliche Erlebnisse und einen Einblick in ein Ökosystem, das vielen Menschen verborgen bleibt. Unter Wasser trifft Entdeckungsfreude und Abenteuer auf absolute Ruhe, Abgeschiedenheit und Verbundenheit mit der Natur. Darüber hinaus bieten die unterschiedlichen Tauchgebiete weltweit eine spannende Vielfalt, um immer wieder neue Naturschauspiele unter Wasser kennenzulernen.

Schutz und Erhaltung der Ozeane

Die Schönheit der Unterwasserwelt geht Hand in Hand mit der Verantwortung, sie zu bewahren. Taucherinnen und Taucher sind oft aktive Naturschützerinnen und -schützer, die sich für den Erhalt der Meeresökosysteme und der Artenvielfalt einsetzen und sich gegen Umweltverschmutzung und Überfischung engagieren. Denn lernt man diese einzigartige Welt und die Bedeutung ihrer Vielfalt kennen, wächst das Bewusstsein dafür, wie schützenswert sie ist. Wer sich engagieren möchte, findet vielerorts NGOs oder Freiwilligen-Gruppen, denen man sich anschließen kann. Generell ist es ratsam, bei Tauchgängen im Urlaub zertifizierte, lokale Tauchlehrerinnen und Tauchlehrer mitzunehmen. Sie kennen nicht nur die besten Orte, sondern wissen auch, wie man sich dort sicher und achtsam bewegt.

Gefahren unter Wasser

Tauchen kann sowohl körperlich als auch mental sehr anstrengend sein. Deswegen sollten Regeln eingehalten werden, um einen sicheren Tauchgang garantieren zu können. Doch über die eigenen menschlichen Fähigkeiten hinaus ist natürlich auch der Ozean ein Ökosystem, das nicht ohne Vorwissen und einen gewissen Respekt erkundet werden sollte. Das Wissen über giftige oder gefährliche Meeresbewohner, Strömungen und Bootsverkehr ist also Grundlage für einen sicheren Tauchgang. Deshalb ist es gut, gerade wenn man in unbekannten Gegenden unter Wasser geht, sich lokalen Gruppen und Tauchschulen anzuschließen.

Sicher tauchen lernen

Wer die Faszination Ozean erleben möchte, sollte sich an eine zertifizierte Tauchschule wenden, die spezielle Kurse für Anfängerinnen und Anfänger anbietet – sowohl für das Tauchen mit Geräten als auch für das Freitauchen. Hier werden nicht nur die Grundlagen in der Theorie und die wichtigsten Tauchzeichen für die Kommunikation unter Wasser erlernt. Auch die Tauchgänge werden Schritt für Schritt begleitet, um einen sicheren Einstieg zu ermöglichen. Häufig wird zunächst in Pools oder Schwimmbädern geübt, bevor es in offene Gewässer, also Seen oder ins Meer, geht. Wer gern tauchen gehen möchte, sich aber unsicher über die eigene körperliche Fitness ist oder in der Vergangenheit Probleme, zum Beispiel mit dem Druckausgleich, hatte, kann sich vorab einer Tauchtauglichkeitsuntersuchung unterziehen. Diese werden von Tauchmedizinerinnen und Tauchmedizinern durchgeführt. Hier werden unter anderem das Herz-Kreislauf-System, Ohren, Lungen, aber auch mentale Verfassung, Kommunikationsfähigkeit und Umgang mit Gefahrensituationen betrachtet.

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