Sportverletzung
Erste Hilfe bei verstauchtem Fuß: überdehnte Bänder richtig behandeln
Veröffentlicht am:20.11.2023
4 Minuten Lesedauer
Man knickt beim Laufen um, kommt beim Springen falsch auf – und schon ist es passiert: Ein oder mehrere Bänder des Sprunggelenks sind überdehnt worden. Um den verstauchten Knöchel bald wieder belasten zu können, gilt es, ein paar Regeln zu beachten.
Was ist ein verstauchter Knöchel?
Das Sprunggelenk verbindet den Fuß mit dem Unterschenkel. Ihm ist es zu verdanken, dass der Fuß sich in verschiedene Richtungen drehen lässt und der Mensch somit in der Lage ist, auf ebenem und unebenem Boden zu gehen, zu laufen und zu springen. Die vielen einzelnen Knochen des Sprunggelenks werden durch elastische Bänder zusammengehalten beziehungsweise gestützt.
Die Beweglichkeit des Gelenks hat allerdings ihren Preis und die Dehnbarkeit der Bänder ihre Grenzen: Wer etwa beim Joggen im Wald umknickt, kann sich das Sprunggelenk ziemlich leicht verletzen. In der Folge schwillt der Knöchel an, schmerzt und färbt sich blau – meist liegt dann ein sogenannter verstauchter Fuß vor. Bei einer Verstauchung (Distorsion) sind ein oder mehrere Bänder überdehnt, an- oder sogar durchgerissen oder die Gelenkkapsel ist verletzt. Auch können kleine Blutgefäße reißen, was zu den Schwellungen oder Blutergüssen führt. Etwa jede vierte Sportverletzung betrifft das Sprunggelenk, wobei die Außenbänder häufiger zu Schaden kommen als die Innenbänder.
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Wie schlimm ist ein verstauchter Fuß?
Sportmediziner unterscheiden drei Grade einer Verstauchung des Sprunggelenks:
- Leichte Verstauchung (Grad 1): Dabei handelt es sich um die häufigste und mildeste Form. Die Bänder sind überdehnt, aber nicht gerissen. Das Gelenk schmerzt zwar, ist jedoch stabil und kann meist nach ein paar Tagen wieder belastet werden.
- Mittelschwere Verstauchung (Grad 2): Diese Form ist schwerer und schmerzhafter. Ein oder mehrere Bänder sind angerissen. Das Gelenk ist etwas instabil und die Beweglichkeit des Fußes ist eingeschränkt. Die Heilung kann einige Wochen in Anspruch nehmen.
- Schwere Verstauchung (Grad 3): Ein oder mehrere Bänder sind durchgerissen. Das Gelenk ist instabil und der Fuß lässt sich kaum noch bewegen. Bis diese Form vollständig ausgeheilt ist, können Monate vergehen. Oft bleibt das Gelenk anfälliger für erneute Verletzungen.
Für eine exakte Diagnose wird der Arzt den Fuß untersuchen und prüfen, inwieweit das Gelenk unbeweglich, instabil, geschwollen oder verfärbt ist. Um einen Knöchelbruch auszuschließen, kann der Fuß geröntgt werden.
Sind die Schmerzen nach einigen Tagen nicht rückläufig, ist möglicherweise doch ein Band gerissen. Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung kann dann eine Kernspintomografie geben, auch Magnetresonanztomografie (MRT) genannt. Mit ihr lässt sich der Zustand der Bänder des Sprunggelenks und des umliegenden Gewebes gut beurteilen.
Fuß verstaucht: Was hilft?
Bei Verstauchungen greift die sogenannte PECH-Regel für die Behandlung:
- Pause: ruhigstellen
- Eis: kühlen
- Compression: Kompressionsverband bei Schwellungen
- Hochlagern: auf Höhe der Hüfte
Die ersten Maßnahmen, wenn Sie umgeknickt sind und Schmerzen haben, bestehen darin, den Knöchel hochzulagern und zu kühlen. Beides kann helfen, die Schwellung und die Schmerzen zu lindern. Eis oder Kühlpacks sollten nicht direkt auf die Haut gelegt werden, da es sonst zu Erfrierungen kommen könnte. Besser ist es, sie in ein dünnes Tuch zu wickeln. Achten Sie darauf, auf dem Weg zum Arzt den Fuß möglichst nicht zu belasten.
Kompressionsverband
Bei einer leichten Verstauchung mit moderaten Schmerzen kann vorsichtig ein Kompressionsverband angelegt werden, der das Gelenk ein wenig stabilisiert und die Entwicklung einer möglichen Schwellung verringert. Wickeln Sie dazu eine elastische Binde unter leichtem Zug von den Zehenspitzen bis über den Knöchel. Sie sollte weder zu locker noch zu eng anliegen. Wer unsicher ist, sollte besser eine Arztpraxis aufsuchen.
Schienen und Orthesen
Sind die Bänder an- oder durchgerissen, kann es nötig sein, für mehrere Wochen eine spezielle Schiene (Orthese) zu tragen. Sie stabilisiert das Gelenk und kann dessen Beweglichkeit gezielt begrenzen. Dadurch werden die Bänder geschont, so dass sie wieder zusammenwachsen können. Manchmal, insbesondere bei starken Schwellungen, können auch ein Gips oder Gehstöcke zur Entlastung des Fußes notwendig sein. Ist die Mobilität stark oder für einen längeren Zeitraum eingeschränkt, wird der Arzt mit Ihnen über die Möglichkeit von Anti-Thrombose-Spritzen sprechen.
Schmerzmittel
Gegen die Schmerzen hilft es, den Fuß zunächst weitgehend zu entlasten und nur vorsichtig aufzutreten. Reicht dies nicht aus, können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz kommen. Schmerzlindernd sind auch kühlende Salben, die Ibuprofen oder Diclofenac oder auch Heparin enthalten können. Salben haben den Vorteil, dass sie den Magen nicht belasten.
Sehr selten: Operation
Gerissene Bänder wachsen in der Regel von selbst wieder zusammen. Eine Operation hat meistens keine Vorteile. Lediglich bei besonders schweren Sprunggelenkverletzungen oder wenn das Gelenk ein halbes Jahr nach dem Unfall noch immer instabil ist, erwägen Ärzte eine Operation. Dabei werden die Bänder in der Regel etwas verkürzt, um das Gelenk zu stabilisieren und erneuten Verletzungen vorzubeugen.
Physiotherapie
Eine Physiotherapie hilft nicht nur, die Verletzung des Sprunggelenks schneller zu überwinden, sondern trägt auch dazu bei, einem erneuten Umknicken vorzubeugen. Meist kann man mit der Therapie zwei, drei Wochen nach dem Unfall beginnen. Die Übungen zielen darauf ab, das Gelenk wieder zu mobilisieren, die umliegende Muskulatur zu stärken und die Koordination zu verbessern. Beliebte Trainingsgeräte sind beispielsweise ein Balancebrett oder ein Therapiekreisel. Beide lassen sich auch gut zu Hause nutzen. Wer regelmäßig trainiert, wird den verstauchten Fuß meist schnell wieder voll belasten können – und somit für neue sportliche Aktivitäten bereit sein.