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Sportverletzung

Knieschmerzen beim Sport – wie gefährlich ist das Patellaspitzensyndrom?

Veröffentlicht am:13.12.2024

6 Minuten Lesedauer

Das Patellaspitzensyndrom verursacht Schmerzen im Bereich der Kniescheibe und betrifft am häufigsten Sportlerinnen und Sportler. Bei rechtzeitiger Behandlung können die meisten Menschen wieder Sport treiben. Was dabei zu beachten ist.

Ein älterer Mann mit Bart in Joggingkleidung sitzt auf einer Laufbahn. Sein rechtes Knie ist angewinkelt. Er fasst sich ans Knie. Sein Gesicht drückt Schmerz aus.

© iStock / Zorica Nastasic

Was ist das Patellaspitzensyndrom?

Das Patellaspitzensyndrom ist eine häufige Ursache für Schmerzen im Bereich der Kniescheibe („Patella“ in der medizinischen Fachsprache). Die Kniebeschwerden beim Patellaspitzensyndrom sind meist die Folge einer akuten Überbeanspruchung: Das Knie war einer zu starken oder zu häufigen Belastung ausgesetzt, ohne dass sich das Gelenk schnell genug daran anpassen konnte.

Häufige sportbedingte Erkrankung

Eine Überlastung der Kniegelenke kommt vor allem bei Sportarten vor, die mit plötzlichen Drehbewegungen, schnellen Richtungswechseln oder Sprüngen verbunden sind. Besonders häufig tritt das Patellaspitzensyndrom daher beim Volleyball und Basketball, Hochsprung und Weitsprung sowie in Sprintdisziplinen auf. Deshalb ist es auch als „Springerknie“ oder „Jumper's Knee“ bekannt. Das „Runner's Knee“ tritt dagegen bei Läufern auf – hier kommt es zu Schmerzen im Außenbereich des Knies durch Überlastung einer Sehne an der Außenseite des Oberschenkels (Tractus iliotibialis).

Das Problem liegt bei der Patellasehne

Die Schmerzen beim Patellaspitzensyndrom gehen von der Stelle aus, an der die Patellasehne (Kniescheibensehne) an der Kniescheibe ansetzt. Die Patellasehne verbindet die Kniescheibe mit dem Schienbein. Sie ist also eigentlich keine Sehne (Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen), sondern ein Band. Ihr anderer Name, „Knieband“, ist daher zutreffender. Die Patellasehne überträgt die Kraft vom Oberschenkel auf den Unterschenkel. Beim Sport wird sie stark beansprucht und eine Überreizung macht sich vor allem am Ansatzpunkt zur Kniescheibe bemerkbar.

Schmerzhafte Überlastungsreaktionen am Übergang von Knochen zu Sehnen oder Bändern können in allen Körperregionen vorkommen. Auch der Tennisarm ist zum Beispiel eine solche Erkrankung.

Schweregrade beim Patellaspitzensyndrom

Das Patellaspitzensyndrom lässt sich in vier Schweregrade einteilen. Je stärker die Patellasehne gereizt oder beschädigt ist, desto stärker sind die Beschwerden:

  • Grad 1: Schmerz nur nach dem Sport; legt sich von selbst
  • Grad 2: Schmerz auch schon zu Beginn der sportlichen Aktivität; kann beim Aufwärmen verschwinden und kehrt bei Ermüdung oft zurück
  • Grad 3: ständiger Schmerz nicht nur bei sportlicher und alltäglicher Aktivität, sondern auch im Ruhezustand
  • Grad 4: Die Patellasehne ist gerissen, normale Bewegung des Kniegelenks nicht mehr möglich

Ursachen und Risikofaktoren für ein „Springerknie“

Sehnenbeschwerden sind in der Regel auf Abnutzung zurückzuführen. Eine Überbeanspruchung der Sehnen beim Sport beschleunigt den Verschleiß. Beim Patellaspitzensyndrom führt das zu einer Schädigung der für die Sehnenfunktion wichtigen Kollagenfasern, außerdem zu Rissen in der Sehne und zu Entzündungen. Die Gewebestruktur kann sich so verändern, dass sich die betroffene Sehne verdickt. Auch das angrenzende Knochen- und Knorpelgewebe wird in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge sind Schmerzen und mit zunehmendem Schweregrad eine eingeschränkte Beweglichkeit.

Da abrupte Stop-and-Go-Bewegungen und harte Landungen für die Knie besonders belastend sind, stellen Sportlerinnen und Sportler, bei denen solche Bewegungen besonders häufig vorkommen, die Hauptrisikogruppe für das Patellaspitzensyndrom dar: sowohl Spitzensportler und -sportlerinnen ohne ausreichende Erholungsphasen als auch Freizeitsporttreibende, die sich untrainiert plötzlichen Spitzenbelastungen aussetzen. Gefährdet sind außerdem bestimmte Berufsgruppen, die bei ihrer Tätigkeit beispielsweise viel in die Hocke gehen oder schwer heben müssen.

Zu den Risikofaktoren, die ein Patellaspitzensyndrom zusätzlich begünstigen, zählen:

  • Übergewicht
  • schwache Oberschenkel- und Hüftmuskulatur
  • Fehlstellungen wie unterschiedlich lange Beine, O-Beine oder X-Beine
  • Fußfehlstellungen
  • ungeeignete Schuhe
  • falsches Training, falsche Bodenbeschaffenheit

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Symptome und Diagnose des Patellaspitzensyndroms

Das Hauptsymptom ist der Schmerz im Bereich des unteren Randes der Kniescheibe, der von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausfällt. Meist tritt der Schmerz in einem Knie auf – seltener in beiden Knien. Wie bei den Schweregraden beschrieben, treten in den meisten Fällen zunächst nur leichte Belastungsschmerzen auf. Die Kniescheibe kann zusätzlich auch unter Druck schmerzen. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Schmerzen stärker und anhaltend. Manchmal kommt es zu einer Schwellung um den betroffenen Bereich der Kniescheibe.

Bei der Untersuchung tasten Ärzte und Ärztinnen das Knie gründlich ab, testen die Druckempfindlichkeit und beurteilen den Schmerz in verschiedenen Kniestellungen. Bestimmte Funktionstests, wie zum Beispiel ein Kniebeugen-Test, geben weitere Hinweise auf das Vorliegen eines Patellaspitzensyndroms. Bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können zur weiteren Abklärung genutzt werden. Typische Veränderungen an der Patellasehne und den angrenzenden Knochen und Knorpeln lassen sich damit gut erkennen.

Wie sich das Patellaspitzensyndrom behandeln lässt

Die Behandlung des Patellaspitzensyndroms kann nur erfolgreich sein, wenn sie frühzeitig beginnt. Wer bei bestimmten sportlichen oder anderen Aktivitäten wiederholt Schmerzen im Knie verspürt, sollte nicht warten, bis sich die Beschwerden verschlimmern und verfestigen. Ein unbehandeltes Patellaspitzensyndrom kann zu einer dauerhaften Sportunfähigkeit führen, da schwerwiegende Formen oft nicht mehr heilbar sind. Es ist auch nicht immer möglich, das vor dem Patellaspitzensyndrom bestehende Leistungs- und Belastungsniveau wieder zu erreichen, was für Leistungssportler und Leistungssportlerinnen problematisch sein kann.

Der erste Schritt bei Belastungsschmerzen ist: Sportpause einlegen und das Knie ruhigstellen. Der zweite Schritt ist der Besuch Ihrer hausärztlichen Praxis, von wo aus Sie gegebenenfalls an einen Facharzt oder eine Fachärztin überwiesen werden. Sollte sich hier der Verdacht auf ein Patellaspitzensyndrom bestätigen, folgt meist eine konservative Therapie, das heißt eine Behandlung ohne einen chirurgischen Eingriff.

Physiotherapeutische Übungen beim Patellaspitzensyndrom

Neben schmerzlindernden Maßnahmen wie Wärme, Kälte oder auch der Einnahme von Schmerzmitteln ist vor allem die Sportpause ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Sie sollte konsequent eingehalten werden und ausreichend lang sein – mindestens sechs Wochen, aber auch drei Monate können notwendig sein. In dieser Zeit kann bereits mit einer physiotherapeutische Behandlung begonnen werden: zum Beispiel mit Übungen zur Kräftigung der Beinmuskulatur, um die Sehne zu unterstützen. Bei diesem exzentrischen Training geht es auch darum, die geschädigte Patellasehne dosiert zu belasten, um die Reparatur der Sehne zu unterstützen. Dieses Ziel verfolgt auch ein weiterer physiotherapeutischer Ansatz, die progressiv sehnenbelastende Therapie.

Welche Übungen konkret für Sie geeignet sind, entscheidet Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin. Das gilt auch für die Länge Ihrer Sportpause. Nach welcher Unterbrechungsdauer Patienten und Patientinnen mit Patellaspitzensyndrom wieder Sport treiben können, ist sehr unterschiedlich. Ohne ein ärztliches Okay sollten Sie auf keinen Fall wieder sportlich aktiv werden – auch wenn Sie monatelang pausieren müssen.

Eine Ärztin kniet vor einer Patientin, die auf einem Stuhl sitzt. Die Patientin trägt eine Knieorthese. Die Ärztin nimmt die Orthese ab, um das Knie zu untersuchen.

© iStock / Wavebreakmedia

Ruhigstellung und mindestens sechs Wochen Sportpause sind die ersten Maßnahmen beim Patellaspitzensyndrom.

Operation nur dann, wenn nichts anderes hilft

Wenn trotz konservativer Behandlung nach ungefähr drei bis sechs Monaten die Beschwerden weiterhin bestehen, kommt eine Operation in Betracht – bei einem Riss der Patellasehne muss fast immer operiert werden. Die Operation erfolgt in der Regel minimalinvasiv mittels Arthroskopie. Das ist die Spiegelung des Gelenkes mit einer kleinen Kamera, die sich am Ende eines Schlauches befindet. Über kleine Hautschnitte wird der Schlauch, an dem sich zusätzlich kleine chirurgische Instrumente befinden, in die Gelenkhöhle eingeführt. Die Instrumente können von außen gesteuert werden. Bei der Arthroskopie werden die geschädigten Sehnenanteile entfernt. Nach der Operation ist wiederum eine Physiotherapie zur Regeneration notwendig.

Ist es möglich, dem Patellaspitzensyndrom vorzubeugen?

Da das Patellaspitzensyndrom nicht immer so erfolgreich behandelt werden kann, dass die frühere Belastbarkeit wiederhergestellt wird, ist es sinnvoll, die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung möglichst zu verringern. Wirklich vorbeugen kann man Kniebeschwerden allgemein aber nicht: Manche Menschen haben nie Probleme mit den Knien, andere schon nach kurzer Belastung. Das ist sehr individuell. Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, zum Beispiel generell von bestimmten Sportarten wie Volleyball abzuraten.

Um Ihr persönliches Risiko für Knieprobleme durch Sport zu verringern, sollten Sie Ihr sportliches Pensum nur langsam steigern und plötzliche Belastungsanstiege vermeiden. Wärmen Sie sich vor dem Sport auf und achten Sie auf die Signale Ihres Körpers: Schmerzen sollten Sie nicht ignorieren.

Außerdem gibt es spezielle Übungen für gesunde Knie, belastbare Sehnen und zur Kräftigung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur. Eine kräftige Beinmuskulatur kann Kniebeschwerden und Knieschmerzen verhindern helfen. Spezielle Einlegesohlen können zudem den Aufprall beim Gehen oder Springen dämpfen und so die Belastung der Sehne reduzieren.

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