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Was ein Sportlerherz für die Gesundheit bedeutet

Veröffentlicht am:09.10.2023

4 Minuten Lesedauer

Wer Sport treibt, trainiert den ganzen Körper – auch das Herz. Wenn sich durch das Training der Herzmuskel vergrößert, spricht man von einem Sportlerherz. Wie kommt es zu dieser Veränderung? Und kann ein Sportlerherz gefährlich sein?

Ein Radrennfahrer trainiert auf einer Straße.

© iStock / ArtistGNDphotography

Was versteht man unter einem Sportlerherz?

Eine der wichtigsten Maßnahmen, mit der jeder Krankheiten vorbeugen kann, ist Ausdauersport. Zahlreiche Studien belegen: Bewegung und Sport helfen, die Gesundheit zu erhalten und zu verbessern. Wer extremen Ausdauersport treibt, kann ein vergrößertes Herz entwickeln. Dann spricht man von einem Sportlerherz, Sportherz oder Athletenherz. Sowohl die beiden Herzkammern, als auch die beiden Vorhöfe des Herzens sind in diesem Fall vergrößert. Außerdem fallen die Wände der Herzkammern dicker aus als bei Menschen, die nicht intensiv oder gar keinen Sport treiben. Das Gewicht des Herzmuskels steigt bei Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern im Mittel auf bis zu 500 Gramm. In manchen Fällen kann das Sportlerherz doppelt so groß sein wie das Herz eines gesunden untrainierten Menschen (250 bis 300 Gramm).

Grafik Anatomie des Herzens.
So ist das Herz anatomisch aufgebaut.

Wie entsteht ein Sportlerherz?

Wer sportlich aktiv ist, steigert die Leistungsfähigkeit seines Herzens. Durch Ausdauersport benötigt der Körper mehr Sauerstoff und Nährstoffe, die das Herz mit dem Blut in den Körper pumpt. Je mehr Sauerstoff und Nährstoffe der Körper benötigt, umso kräftiger muss das Herz pumpen. Wer über viele Monate oder Jahre sehr intensiv trainiert, macht ein Krafttraining für den Herzmuskel. Durch die Beanspruchung wird der Herzmuskel größer, ähnlich wie der Oberarmmuskel eines Kraftsportlers. Die vergrößerte linke Herzkammer kann während des Sports mehr Blut pumpen und den Körper mit mehr Sauerstoff versorgen. Wer extrem viel Ausdauersport treibt, nimmt unter Belastung doppelt so viel Sauerstoff auf wie ein gesunder, untrainierter Mensch unter Belastung.

In Ruhephasen kann ein Sportlerherz die benötige Menge Blut mit weniger Schlägen in den Körper pumpen. Deshalb haben Menschen mit einem Sportherz häufig eine besonders niedrige Herzfrequenz. Ihr Herz schlägt in Ruhe etwa 40- bis 50-mal pro Minute, während es bei normalen Herzen 60 bis 80 Schläge sind.

Eine Gruppe Triathletinnen und Triathleten läuft auf einer Straße.

© iStock / pixdeluxe

Intensives Lauftraining, etwa für einen Triathlon, kann zu einem Sportlerherz führen.

Haben alle Sportler größere Herzen?

Bei weitem nicht alle Sportler entwickeln ein Sportlerherz. Nur bei zwei Prozent der Leistungssportler vergrößert sich das Herz – deutlich seltener als allgemein angenommen. Mindestens fünf Stunden intensives bis hochintensives Ausdauertraining pro Woche sind nötig, um durch die Belastung ein vergrößertes Herz zu entwickeln. In vielen Fällen müsste es sogar noch deutlich mehr Sport sein. Studien zeigen: 60 bis 70 Kilometer wöchentliches Lauftraining können ausreichen, um ein Sportlerherz zu bekommen. Es gab aber auch Fälle, in denen selbst bei 100 Kilometer Lauftraining pro Woche kein Sportlerherz festgestellt wurde.

Nicht jede Sportart führt zu einem Sportlerherz, selbst wenn man sie intensiv betreibt. So entwickeln Menschen, die Ausdauersportarten wie Langstrecken laufen, Straßenradrennen fahren, Skilanglauf oder Triathlon betreiben am ehesten ein Sportlerherz. Bei Frauen kommt es seltener zu diesen Anpassungen als bei Männern. In Sportarten wie Gewichtheben, Kunstturnen, Sprinten, Springen, Werfen oder alpinem Skisport, bei denen es auf Kraft oder Schnellkraft ankommt, entwickelt sich ein Sportlerherz in der Regel nicht.

Sportlerherzen sind nicht altersabhängig. Auch ältere Ausdauersportler können eine Vergrößerung des Herzens ausbilden.

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Ist ein Sportlerherz eine Gefahr für die Gesundheit?

Das Sportlerherz wurde vor mehr als 100 Jahren erstmals medizinisch beschrieben. Kaum war es entdeckt, diskutierten Ärzte über die möglichen Risiken, die diese Veränderung des Herzens durch intensiven Sport mit sich bringen könnte. Vor allem Mediziner, die keine Sportärzte waren, sahen das Sportherz skeptisch und hielten es für potenziell gefährlich. Inzwischen ist jedoch belegt: Ein Sportlerherz ist keine krankhafte Veränderung des Herzens. Die Vergrößerung des Herzens muss nicht behandelt werden. Studien deuten darauf hin: Ausdauersportler leben länger als die Allgemeinbevölkerung – auch wenn sie Leistungssport betrieben haben. Das gilt vor allem, wenn die Sportlerin oder der Sportler nach dem Ende des Leistungssports weiterhin Ausdauertraining betreibt. Wenn ein Mensch mit einem Sportlerherz sein intensives Ausdauertraining beendet, bildet sich das Sportherz innerhalb von drei Monaten wieder zurück.

Sollte ein Sportlerherz regelmäßig kontrolliert werden?

Die Veränderungen eines Sportlerherzens sind keine Gefahr für die Gesundheit. Aber auch Leistungssportler und Leistungssportlerinnen können prinzipiell herzkrank sein und sollten Auffälligkeiten abklären lassen. Intensiver Sport erhöht zum Beispiel die Gefahr von Herzrhythmusstörungen. Leistungssportlerinnen und Leistungssportler, die Marathon laufen, Rennrad fahren oder Langlauf betreiben, haben ein bis zu 10-fach höheres Risiko für Vorhofflimmern als Freizeitsportlerinnen und Freizeitsportler, die nur ein paar Kilometer pro Tag joggen.

Um Herzrhythmusstörungen zu erkennen, kommt ein EKG zum Einsatz. Das EKG zeigt bei Menschen mit einem Sportlerherz häufiger Veränderungen an als bei der Allgemeinbevölkerung. Diese trainingsbedingten Abweichungen gelten aber als nicht weiter gefährlich. Sie sind allerdings zu unterscheiden von ungewöhnlichen Auffälligkeiten im EKG, die nicht mit dem Training in Zusammenhang stehen und von Ärztin oder Arzt abgeklärt werden müssen. Für die weitere Diagnose können ein Belastungs-EKG, eine Herz-Ultraschalluntersuchung, ein Cardio-CT (CCTA) oder eine kardiovaskuläre Magnetresonanztomografie (CMR) notwendig sein. So lassen sich auch Herzerkrankungen wie beispielsweise eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) diagnostizieren.

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