Achtsamkeit
Achtsam durch den Familienalltag
Veröffentlicht am:13.12.2021
5 Minuten Lesedauer
Achtsamkeit hat sich zu einem Trend entwickelt, der auch Familien im Alltag helfen kann. Familie Seidel berichtet von einem ganz normalen Tag – mit achtsamen Momenten und wobei sie ihnen helfen.
Inhalte im Überblick
Den Tag achtsam beginnen
Wenn Katrin Seidel morgens um 7 Uhr aufsteht und leicht verschlafen in ihre Küche geht, wartet dort bereits Labrador Tinka mit wedelndem Schwanz auf sie. „Dieser friedliche Moment in der Frühe, wenn die anderen Familienmitglieder noch selig schlafen, macht mich glücklich und vor allem dankbar“, so die 48-Jährige. „Auf diese Weise startet eigentlich schon jeder Tag für mich mit einem kleinen Achtsamkeitsritual.“
Familie Seidel lebt in einem ruhigen, westlich der Alster gelegenen Stadtteil Hamburgs, umgeben von Häusern und Grünflächen. Katrin Seidel arbeitet als Heilpraktikerin von zu Hause aus, Stephan Seidel (49) ist in der Wirtschaft tätig. Ihre gemeinsamen Söhne Lennart (16) und Bennit (12) gehen zur Schule.
Nachdem die Hündin versorgt ist, weckt sie ihre beiden Teenager. „Das klappt mit Tinka immer einigermaßen schnell“, sagt die Heilpraktikerin schmunzelnd. „Sie überschüttet die beiden Langschläfer mit ihren Hundeküssen, was sie viel leichter und meistens sogar mit einem Lächeln im Gesicht aufstehen lässt.“ Die Kinder sind es gewohnt, gleich nach dem Aufstehen ihr Bett zu machen. So sei der Tag schon einmal auf Ordnung und Struktur ausgerichtet, meinen die Eltern. Dass das nicht immer ohne Proteste klappt, ist ihnen natürlich klar.
Jedoch hilft es Kindern, aber auch Erwachsenen, das Vertrauen in sich selbst zu stärken, indem man „Selbstwirksamkeit erlebbar macht“, bestätigt der Ethik- und Achtsamkeitsexperte Dr. Reyk Albrecht. Dies lässt sich demnach schon allein dadurch erreichen, dass man etwas bewirkt, wie etwa das Bett schön herzurichten. Zudem ist der Fokus auf etwas Positives gelenkt – ebenfalls eine wichtige Form der Achtsamkeit. Während die Kinder in ihren Zimmern beschäftigt sind, macht es sich Katrin Seidel mit entspannender Musik gemütlich in der Küche und kümmert sich um das gemeinsame Frühstück.
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Da sein ohne Bewertung
Am Vormittag trifft sich Stephan Seidel mit einigen anderen Hundebesitzern im naheliegenden Park. „Das ist meine Zeit“, betont der Familienvater. Denn hier kann er die Natur mit allen Sinnen aufnehmen. Den Wind in den Bäumen und das Bellen der Hunde, den frischen Duft, die Farbnuancen – dazu die kühle Luft um die Nase. Hier kann er für einen Augenblick komplett „bei sich sein“, bevor er sich den Großteil des Tages im Büro oder im Homeoffice aufhält. Ähnlich ist es mit seinen gelegentlichen „Auszeiten“, die er im Kloster verbringt. Als engagierter Mensch, beruflich wie privat, ist das stundenlange Verweilen in Stille eine besonders hilfreiche Methode für ihn, vom hektischen Alltag Abstand zu gewinnen oder sogar körperliche Beschwerden wie Herzrasen zu lindern.
Katrin Seidel bereitet sich währenddessen zu Hause auf ihre Patienten vor, macht ein paar Atemübungen oder hört sich einen inspirierenden Podcast an. „Das nährt die Seele und schafft eine positive Ausrichtung für meine Arbeit“, sagt sie.
Das Mittagessen verbringen meist nur Bennit und Katrin Seidel gemeinsam, da die anderen bei der Arbeit oder in der Schule sind. „Wir müssen nächste Woche ein Referat in der Schule halten“, sagt Bennit beim Essen etwas zerknirscht und lässt den Kopf dabei hängen. Der Respekt, vor einer ungewohnt großen Gruppe zu sprechen, ist bei ihm spürbar. Katrin Seidel redet ihm jedoch gut zu und umarmt ihn liebevoll. „Einfach zuhören und da sein – so oft es geht – ohne gleich in den Bewertungs- und Beratungsmodus zu schalten“, rät auch Dr. Reyk Albrecht in solch herausfordernden Situationen.
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Den Tag bewusst ausklingen lassen
Der älteste Sohn der Seidels kommt gegen 16.30 Uhr aus der Schule. Dann steht erst einmal „Tea-Time“ auf dem Plan: Mit einer Tasse Tee sitzt er gemeinsam mit seiner Mutter in der Küche, unterhält sich mit ihr und lässt den Schultag Revue passieren. Auch plaudern sie über ihr letztes gemeinsames „Familien-Event“ im Hochseilgarten – dies sei nicht nur eine gesellige Abwechslung, das Klettern trainiere auch noch die Körperwahrnehmung. „Durch das regelmäßige ‚Quatschen‘ in der Küche halten wir unsere enge Verbindung“, sagt Katrin Seidel. „Ganz klar ist jedoch auch: In diesem Alter wollen sie nicht immer alles gleich Mama erzählen – und das ist auch in Ordnung so“, fügt sie hinzu.
Stephan Seidel ist gegen 19.30 Uhr zu Hause. Nach dem gemeinsamen Abendessen spielt die Familie oft noch eine Weile, zum Beispiel Jenga, ein Geschicklichkeitsspiel mit Holzklötzen, das die Konzentration fördert und viel Spaß macht. Handy, Laptop, TV und Co sind abends für gewöhnlich tabu, damit die Kinder besser zur Ruhe kommen. „Das ist natürlich immer wieder ein Streitpunkt“, berichtet die Mutter. „Wir versuchen ihnen jedoch dann ganz genau zu vermitteln, welche Folgen ständiges Videospielen hat.“ Ihrer Erfahrung nach führt ununterbrochener Medienkonsum dazu, dass man sich durchgängig angespannt, unruhig und ausgelaugt fühlt – den Augenblick gar nicht mehr richtig genießen kann. „Ein erholsamer und ruhiger Schlaf ist besonders wichtig für Kinder und Erwachsene. Zu viel Medienkonsum, besonders am Abend, regt das Nervensystem zu sehr an und kann zu Schlafstörungen führen“, sagt Katrin Seidel. Ihr Sohn Lennart hat sich mehr und mehr damit arrangiert. „Er ist inzwischen ein großer Leser und beschäftigt sich manchmal stundenlang mit richtig dicken Schinken.“ Gegen 22 Uhr ist Bettzeit für die Jungen.
Katrin und Stephan Seidel lassen den Abend in der Küche gemeinsam ausklingen und genießen die Ruhe. Der Meditationsexperte und Psychologe Dr. Ulrich Ott hält diese Zweisamkeit für bedeutsam: „Es tut Paaren gut, sich auch im Alltag immer wieder Zeit dafür zu nehmen, sich auszutauschen und einander achtsam zuzuhören.“
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