Achtsamkeit
So helfen Achtsamkeitsübungen gegen innere Unruhe
Veröffentlicht am:26.11.2021
5 Minuten Lesedauer
Innere Unruhe kennen viele Menschen. Meist gehen solche Phasen von selbst vorüber. Achtsamkeit und Entspannung können helfen, die Anspannung zu lösen. In schweren Fällen kann jedoch eine psychische Erkrankung hinter der nervösen Unruhe stecken.
Innere Unruhe: Was ist das und woher kommt sie?
Grübeln, Anspannung und eine andauernde Ruhelosigkeit: Menschen, die unter nervöser Unruhe leiden, fühlen sich, als könnten sie keinen Moment lang stillstehen. Sie spüren eine Anspannung, die so stark ist, als würde ihr Innerstes zu zerreißen drohen. Ein belastender Zustand – sowohl für die Betroffenen als auch für ihr Umfeld. Denn die innere Anspannung belastet den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen in vielen Fällen so stark, dass sie sich deutlich zeigt. So bekommen häufig auch Familienangehörige, Freunde, Arbeitskollegen und Vorgesetzte Unruhezustände mit.
Innere Unruhe tritt meist in Episoden über einen bestimmten Zeitraum auf und ist unterschiedlich schwer ausgeprägt. Diese Ursachen können dahinterstecken.
Nervöse Unruhe durch Stress
Ruhelosigkeit und innere Anspannung sind Zustände, die in irgendeiner Form beinahe jeder schon einmal erlebt hat. Stress bei der Arbeit, in der Schule oder im Privatleben können dazu führen, dass die Betroffenen ständig „unter Strom stehen“. Sie grübeln und können selbst nachts nicht abschalten. In der Regel sind diese Unruhe-Episoden nur von kurzer Dauer und gehen von alleine wieder vorbei, wenn der Stress nachlässt.
Ausnahmesituationen wie Trauer oder innere Konflikte können so starke Stressoren sein, dass sie ebenfalls zur innerer Unruhe führen.
Innere Anspannung bei Hormonschwankungen
Hormonschwankungen, die zum Beispiel während der Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder aufgrund von Krankheiten auftreten, sind ebenfalls oft Ursache von Unruhezustände.
Nervöse Unruhe durch psychische Erkrankungen
Hinter Phasen innerer Unruhe können in manchen Fällen psychische Erkrankungen wie eine Bipolare Störung, Schizophrenie oder Demenz stecken. Menschen mit einer Bipolaren Störung erleben häufig starke Stimmungsschwankungen. Sie wechseln zwischen Phasen der Euphorie und depressiven Episoden.
Schizophrenie ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen Emotionen und Handlungen nicht mehr gut kontrollieren und die Realität nicht richtig einschätzen können. Bei Demenz nehmen die Denkleistung und das Erinnerungsvermögen kontinuierlich ab. All diese psychischen Störungen weisen innere Unruhe als mögliche Begleiterscheinung auf.
Wie zeigt sich innere Anspannung?
In Phasen innerer Unruhe sind die Betroffenen oft rastlos und angespannt. Sie können sich unwohl und verstimmt fühlen, sind missgelaunt oder verspüren einen unerklärlichen Bewegungsdrang. Vielen fällt es schwer, Impulse zu kontrollieren.
Sie sind übermäßig aufgeregt, überreizt und nervös, haben wenig Geduld und können infolgedessen schnell wütend werden. Im Umgang mit anderen zeigen sie sich häufig unkooperativ, manchmal sogar stur, aggressiv und feindselig – auch oder insbesondere gegenüber Menschen, die sich eigentlich um sie kümmern.
Nervöse Unruhe zeigt sich zudem äußerlich. Freunde und Familienangehörige bemerken rastloses Verhalten bei Betroffenen zum Beispiel daran, dass sie
- an ihren Haaren rupfen oder sie ausziehen,
- Stücke von der Haut oder Kleidung abschürfen,
- die Hände nervös zusammenfalten oder mit den Fingern knacken,
- ziellos auf und ab gehen,
- unruhig mit den Füßen wackeln,
- auffällige, unbewusste Bewegungen durchführen,
- die Fäuste ballen oder
- emotionale Ausbrüche zeigen.
Welche Folgen kann innere Unruhe haben?
Das Gefühl permanenter Rastlosigkeit kann für die Betroffenen eine große Qual bedeuten. Bewegungsdrang, Grübeln und Herzrasen lassen sie schlecht schlafen und schränken den Alltag stark ein. Sie funktionieren schlechter, manche können alltägliche Herausforderungen kaum noch meistern, verfehlen persönliche oder berufliche Ziele. Je nachdem wie stark die nervöse Unruhe ausgeprägt ist, kann sie unterschiedlich schwere Folgen in verschiedenen Lebensbereichen haben.
Folgen der nervösen Unruhe für die Gesundheit
Ein häufiges Problem, das Menschen mit innerer Unruhe quält, sind Schlafstörungen. Die Rastlosigkeit führt dazu, dass sie nicht in den Schlaf finden oder nicht durchschlafen. Der daraus entstehende Schlafmangel kann den Zustand verschlimmern und bringt ganz eigene Probleme mit sich:
Wer über einen längeren Zeitraum nicht genug Schlaf bekommt, hat ein höheres Risiko, an Fettleibigkeit oder Typ-2-Diabetes zu erkranken. Auch die Aufmerksamkeit und die Denkfähigkeit werden durch Schlafmangel herabgesetzt.
Folgen für das Arbeitsleben und soziale Beziehungen
Innere Unruhe kann die Konzentration stark beeinträchtigen. Das führt bei den Betroffenen möglicherweise dazu, dass sie Aufgaben nicht bewältigen können, weniger effizient arbeiten und leichter in Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten geraten. Je länger Phasen nervöser Unruhe anhalten, umso schwerwiegender können die Folgen für das weitere Berufsleben sein.
Wenn sich innere Unruhe durch das geschilderte Verhalten zeigt, die Betroffenen nicht stillsitzen oder sich tiefgehend unterhalten können, ist das zusätzlich eine Belastung für Arbeitskollegen, Familie und Freunde. Womöglich vermeiden diese sogar den Kontakt.
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Innere Unruhe: Was tun?
Für die meisten Menschen dauern Phasen nervöser Unruhe nur kurz an und haben keinen Krankheitscharakter. Dennoch kann die Rastlosigkeit und der ihr zugrunde liegende Stress sehr belastend sein. Daher ist ein erster Schritt, um innerer Unruhe zu begegnen und Unruhezuständen vorzubeugen, achtsam mit sich selbst umzugehen. Diese Tipps können dabei helfen:
- Finden Sie die Quelle Ihrer Unruhe: Manchmal fühlt man sich grundlos angespannt – scheinbar. Überlegen Sie, ob es nicht doch eine konkrete Ursache gibt. Situationen, die komplex erscheinen, lassen sich häufig auf einen bestimmten Auslöser zurückführen. Diesen anzuerkennen – und sei er auch noch so klein – kann das Gedankenkarussell zum Halten bringen.
- Verringern Sie Ihren Koffein- und Alkoholkonsum: Bei vielen Menschen führt der übermäßige Genuss von Kaffee oder Alkohol dazu, dass sie sich überreizt und angespannt fühlen – auch das kann nervöse Unruhe begünstigen. Trinken Sie daher koffein- oder alkoholhaltige Getränke nur in Maßen.
- Betrachten Sie die Lage mit Abstand: Es sind wahrscheinlich eher kleine oder mittelstarke Probleme, die Sie am meisten ärgern. Gehen Sie zunächst in sich und beurteilen dann erneut, ob diese wirklich so schwer wiegen. Es hilft, Ärgernisse in Bezug zu Dingen zu setzen, die gut laufen oder für die Sie dankbar sein können: Freunde, Familie, Gesundheit.
- Kommen Sie zur Ruhe: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit nur für sich. Stille Momente ohne Ablenkung ermöglichen es, sich mit den eigenen Gedanken auseinanderzusetzen und sich auf sich selbst zu fokussieren.
- Probieren Sie Entspannungstechniken aus: Yoga, progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen, Meditation & Co. können Körper und Seele wieder in Balance bringen. Auch Sport, Gartenarbeit oder andere Aktivitäten an der frischen Luft können helfen, Stress im Alltag zu bewältigen und damit einen wichtigen Auslöser für innere Unruhe zu beseitigen.
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Innere Unruhe: Wann zum Arzt gehen?
Unruhezustände erleben viele Menschen – mal mehr, mal weniger stark. In folgenden Situationen sollten Sie aber nicht lange warten und zum Arzt gehen:
- Die nervöse Unruhe tritt besonders häufig auf und hält lange an.
- Sie stellen Symptome wie zielloses Auf- und Abgehen, unbewusste Handlungen, Wutausbrüche oder selbstverletzende Verhaltensweisen bei sich fest.
- Sie leiden unter starkem Schlafmangel.
- Die innere Unruhe schränkt Sie stark in Ihrer Lebensqualität ein. Sie belastet Ihre Arbeit und die Beziehungen zu anderen Menschen.
- Symptome kommen hinzu, die auf andere Erkrankungen hindeuten können, zum Beispiel eingeschränktes Erinnerungsvermögen, wechselnd manische und depressive Phasen oder Halluzinationen.
Der Arzt kann dann abklären, ob eine ernsthafte Ursache hinter der nervösen Unruhe steckt und wie man sie gegebenenfalls behandeln kann.