Gesund im Job
So klappt es mit dem Sabbatical
Veröffentlicht am:31.03.2022
6 Minuten Lesedauer
Raus aus dem Alltag, rein ins Sabbatical: Lesen Sie hier, wie Sie eine befristete Auszeit nutzen und beantragen können, welche Sabbatical-Modelle zur Verfügung stehen und ob Sie mit der Pause vom Job langfristig Stress reduzieren.
Sabbatical: die befristete Auszeit vom Berufsalltag
Eine Auszeit vom Job zu nehmen, um länger zu verreisen, zu Hause immer wieder aufgeschobene Projekte zu realisieren oder einfach nur die freie Zeit mit Familie oder Freunden zu genießen: Für viele Menschen ist der vorübergehende Ausstieg aus dem Berufsalltag eine traumhafte Vorstellung.
Und eine solche Auszeit lässt sich durchaus umsetzen – als sogenanntes Sabbatical (englisch für „Sabbatjahr“). Die befristete Auszeit muss sich nicht auf ein ganzes Jahr erstrecken, in der Regel nehmen sie Arbeitnehmer zwischen drei und zwölf Monaten. Auch ein Kurz-Sabbatical ist möglich: Es meint eine Auszeit zwischen einem und drei Monaten.
Es gibt außerdem ganz unterschiedliche Gründe, wie ein Sabbatical genutzt werden kann. Zum Beispiel:
- längere Fernreise oder Weltreise
- Weiterbildung, Umschulung
- berufliche Neuorientierung
- Zeit für Promotion oder Forschung
- Auszeit für handwerkliche oder künstlerische Projekte
- Kindererziehung
- Zeit für Familie oder Partnerschaft
- Pflege von Angehörigen
- ehrenamtliches Engagement
Ist ein Sabbatical Gesundheitsprävention?
Oft ist es auch die Stressbelastung im Job, die die Idee von einer längeren Pause aufkeimen lässt. An der Universität Siegen ist Professor Martin Rothland in einer Studie der Frage nachgegangen, ob sich mit einem Sabbatical Stress reduzieren lässt und damit präventiv etwas für die Gesundheit getan werden kann. Studienteilnehmer waren 126 Lehrer, die ein Sabbatjahr genommen haben. Das Ergebnis: Die Auszeit hatte bei den teilnehmenden Lehrern einen positiven Effekt auf den Gesundheitszustand. Die Beanspruchung wurde als reduziert wahrgenommen, die Lebenszufriedenheit als erhöht.
Allerdings steigerte sich die Berufszufriedenheit nicht und die positiven Effekte des Sabbaticals waren schon ein halbes Jahr nach der Auszeit wieder verschwunden.
Wer ein Sabbatical nehmen will, weil er stark gestresst ist, sollte die Auszeit also unbedingt dafür nutzen, nach Ablauf der Pause nicht wieder in die gleiche Situation zu geraten wie zuvor. Die Zeit kann effektiv dafür aufgewendet werden, um Strategien zu erlernen, mit denen beruflicher Stress besser bewältigt werden kann.
So lässt sich langfristig von einem Sabbatical profitieren:
- Verändern Sie ungesunde Einstellungen, die Ihr Stressempfinden erhöhen. Dazu gehören etwa negative Glaubenssätze wie „Die denken doch, ich kriege es nicht hin“ oder „Nur wenn ich etwas leiste, bin ich etwas wert“. Wer die eigenen negativen Einstellungen aufspürt und als Ursache für das Stressempfinden begreift, kann sie durch positive ersetzen und so eine gesunde Einstellung trainieren.
- Integrieren Sie Bewegung und Sport in Ihren Alltag, um Stress gezielt abzubauen.
- Erlernen Sie Entspannungstechniken wie etwa Meditation oder progressive Muskelentspannung. Auch diese können Ihnen im Berufsalltag eine große Hilfe bei Stress sein.
Sollten Ihre Unzufriedenheit und Ihr Stressempfinden stark mit Ihrer aktuellen Arbeitsstelle zusammenhängen, können Sie während des Sabbaticals Ideen für eine berufliche Um- oder Neuorientierung sammeln und an einer Weiterbildung oder Umschulung teilnehmen.
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Wer hat Anspruch auf ein Sabbatical?
Prinzipiell kommt das Sabbatical für jeden Arbeitnehmer infrage. Rechtlich geregelt ist die Auszeit aber nur bei Beamten, Angestellten im öffentlichen Dienst, tarifbeschäftigten Lehrkräften und Lehrern im Beamtenverhältnis auf Lebenszeit sowie auf Probe. Die Regelungen für die befristete Auszeit können sich je nach Bundesland unterscheiden.
Bei allen anderen Arbeitnehmern ist die Bandbreite groß, wie eine befristete Auszeit vom Unternehmen und vom Arbeitnehmer realisiert werden kann, einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical gibt es aber nicht. Dafür bestehen Gesetze zu Arbeitszeitregelungen, die ein Sabbatical ermöglichen und erleichtern.
Die erste Voraussetzung: Der Arbeitgeber muss bereit sein, ein Sabbatical zu gewähren. Außerdem muss er die personelle Lücke, die durch die Auszeit entsteht, schließen können. Deswegen ist das Sabbatical meist nur in größeren Unternehmen möglich.
Wer ein Sabbatical plant, sollte sich plausible Gründe überlegen, warum auch der Arbeitgeber profitieren kann. Werden während der Auszeit zum Beispiel neue Sprachkenntnisse oder andere Fähigkeiten hinzugewonnen, die der Firma helfen können? Auch, wenn das nicht der Fall ist: Arbeitgeber binden den bereits ins Unternehmen eingearbeiteten und daher wertvollen Mitarbeiter an sich und erhöhen die Zufriedenheit und Arbeitsmotivation, wenn sie ein Sabbatical gewähren.
Die AOK unterstützt Sie bei Ihren Plänen
Sie planen eine längere Auszeit im Ausland? Die AOK informiert Sie gern über wichtige Reiseimpfungen und darüber, welchen Versicherungsschutz Sie im Ausland benötigen.
Welche Sabbatical-Modelle gibt es?
Es gibt verschiedene Wege, ein Sabbatical zu realisieren, die sich auch miteinander kombinieren lassen. Bevor Sie ein Sabbatical bei Ihrem Arbeitgeber beantragen, sollten Sie sich unbedingt mit den verschiedenen Modellen auseinandersetzen, um gut vorbereitet in die Verhandlung zu treten.
Diese Sabbatical-Modelle sind gängig:
- Aufbau eines Arbeitszeitkontos: Arbeitnehmer können über ein Arbeitszeitkonto ein Arbeitszeitguthaben ansparen. Das funktioniert etwa über Mehrarbeit, Überstunden, nicht genutzte Urlaubstage und in Zeit umgerechnete Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Prämien. Was auf das Arbeitszeitkonto einfließt, muss mit dem Arbeitgeber zuvor abgesprochen und schriftlich geregelt sein. Idealerweise lässt sich so das gesamte Sabbatical finanzieren. Dieses entspricht dann einem längeren Urlaub, währenddessen weiterhin voller Versicherungsschutz besteht und voller Lohn gezahlt wird. Auch die Krankenversicherung wird während des Sabbaticals gezahlt.
- Reduzierung des Gehalts: Um ein Arbeitszeitkonto aufzubauen, kann der Arbeitnehmer alternativ auch vorarbeiten. Das bedeutet: Es erfolgt eine Ansparphase, in der der Arbeitnehmer voll weiterarbeitet, aber ein reduziertes Gehalt erhält. Der Zeitraum, in dem angespart wird, ist individuell vereinbar. Er kann einige Monate oder mehrere Jahre betragen. Eine längere Ansparphase ist meist sinnvoll, da sich das Gehalt dementsprechend weniger reduziert. Auch bei diesem Sabbatical-Modell laufen während des Sabbaticals alle Versicherungen weiter.
- Teilzeit-Modell: Der Arbeitnehmer vereinbart mit dem Arbeitgeber, dass er zwar Vollzeit arbeitet, aber nicht mehr das volle Gehalt bezieht. So kann ebenfalls ein Arbeitszeitkonto aufgebaut werden. Auch diese Vereinbarung muss schriftlich in einem Teilzeitvertrag festgehalten werden. Der Zeitraum, in dem nicht das volle Gehalt bezogen wird, wird vorab festgelegt. Anschließend erfolgt die Freistellungsphase, in der der Arbeitnehmer weiter das reduzierte Teilzeitgehalt erhält. Auch in diesem Fall laufen die Versicherungen während des Sabbaticals weiter.
- Unbezahlter Urlaub: Arbeitnehmer können mit ihrem Arbeitgeber auch einen unbezahlten Urlaub vereinbaren. Die Schwierigkeit an diesem Sabbatical-Modell: Es besteht keine finanzielle Absicherung, weil während der Auszeit kein Lohn gezahlt wird und auch der Versicherungsschutz entfällt. Arbeitnehmer müssen während des unbezahlten Urlaubs also selbst für Ihre Krankenversicherung aufkommen. Auch weitere Sozialabgaben wie die Renten- und Pflegeversicherung müssen selbst geleistet werden. Dadurch können hohe Kosten entstehen. Dieses Modell kommt also eher für diejenigen infrage, die sich ein entsprechend hohes finanzielles Polster aufgebaut haben.
Einige Menschen spielen auch mit dem Gedanken, ihren Job zu kündigen, um sich eine längere Auszeit zu ermöglichen. Ohne finanzielles Polster ist von diesem Schritt allerdings abzuraten. Denn hier müssen die Krankenversicherung sowie die Pflege- und Rentenversicherung selbst gezahlt werden. Um Arbeitslosengeld zu erhalten und die Versicherungen weiterhin bezahlt zu bekommen, muss man dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – eine längere Reise wäre zum Beispiel gar nicht möglich.
Sollte Ihnen Ihr Arbeitgeber kein Sabbatical gewähren, ist die Reduzierung Ihrer Arbeitszeit auf Teilzeit eventuell eine Alternative. Auch so haben Sie mehr Freizeit zur Verfügung. Es besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Teilzeitarbeit. Voraussetzung dafür ist, dass Sie mindestens sechs Monate angestellt waren und der Betrieb mehr als 15 Beschäftigte hat.