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Rauchentwöhnung: Ein persönlicher Beitrag zum Umweltschutz

Veröffentlicht am:17.02.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 06.04.2022

Wie ungesund Rauchen ist, haben in den letzten Jahrzehnten viele Studien nachgewiesen. Aber wussten Sie, dass Zigaretten nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Umwelt stark belasten? Warum sich die Rauchentwöhnung in doppelter Hinsicht lohnt.

Ein junger Mann raucht eine Zigarette im Park.

© iStock / LordHenriVoton

Tabakkonsum und Umweltbewusstsein in Deutschland

Weltweit gibt es Schätzungen zufolge eine Milliarde Raucher, die pro Jahr etwa 5,8 Billionen (5.800.000.000.000) Zigaretten rauchen. Der globale Konsum von Zigaretten soll sogar noch ansteigen, so die Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Das Bundesgesundheitsministerium ist für Deutschland zuversichtlicher als die WHO und veröffentlicht auf seiner Webseite: „Bei den Jugendlichen ist ein deutlicher Rückgang in der Raucherquote zu beobachten. Hier hat sich seit fünfzehn Jahren der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen erheblich reduziert. Er ist von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf 6,6 Prozent im Jahr 2018 gesunken. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren geht das Rauchen zurück. 2001 rauchten 44,5 Prozent. Im Jahr 2018 taten dies noch 24,8 Prozent." Derzeit rauchen nach Angaben des Ministeriums 23,8 Prozent der Erwachsenen in Deutschland.

In Deutschland leben viele Menschen umweltbewusst. Eine Versichertenumfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ergab, dass Umweltschutz kein Randproblem ist. Besonders die Verschmutzung von Wasser und Luft bereite den Befragten Kopfzerbrechen. Umweltbewusste Menschen kaufen unter anderem Bio-Gemüse aus der Region und Fairtrade-Kaffee, fahren möglichst oft Fahrrad anstatt Auto und versuchen, Plastikmüll zu vermeiden – doch einige von ihnen sind Raucher. Wie passt das zusammen?

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Wie schädlich ist Rauchen für die Umwelt?

An dem Lebenszyklus einer Zigarette lässt sich gut nachvollziehen, welche Auswirkungen Rauchen konkret auf die Umwelt hat: Zunächst entstehen Schäden durch den Anbau und die Produktion von Zigaretten (1), es folgen die Auswirkungen durch das Rauchen selbst (2). Schließlich vergiften die weggeworfenen Zigarettenstummel die Erde über Jahrzehnte (3).

Schritt 01/03

1. Folgen von Anbau und Trocknung des Tabaks

  • Ausbeuterische Arbeitsbedingungen: 90 Prozent der Tabakpflanzen werden in Entwicklungsländern wie etwa Bangladesch, Pakistan, Simbabwe, Tansania und Malawi angebaut, in denen ohnehin schon Lebensmittelknappheit herrscht. Das Problem wird durch den Tabakanbau verstärkt: Die Anbauflächen sind so groß, dass Platz für den Anbau von Nahrungsmitteln wegfällt. Unter den Beschäftigten befinden sich viele Kinder: Es arbeiten sogar schon Fünfjährige bis zu 12 Stunden auf den Feldern. Die Menschen leiden mitunter an der sogenannten „Grünen Tabakkrankheit“: Der direkte Hautkontakt mit den Tabakblättern führt zu einer Nikotinvergiftung.
  • Gerodete Wälder: Jährlich werden sechs Billionen Zigaretten hergestellt, der Tabak wird auf etwa vier Millionen Hektar Land angebaut. Für die Plantagen müssen Wald- und Buschland weichen. Zudem wird viel Brennholz benötigt, um die Tabakpflanzen zu trocknen. In den betroffenen Regionen ist etwa die Hälfte des Waldschwunds auf den Anbau und das Trocknen von Tabak zurückzuführen. Die WHO schätzt, dass jedes Jahr mindestens 6500 Hektar Wald für den Tabakanbau gerodet werden.
  • Ausgelaugte Böden und Wüstenbildung: Die Tabakpflanze ist im Vergleich zu anderen Nutzpflanzen besonders empfindlich. Sie entzieht dem Boden zahlreiche Nährstoffe. In der Folge kommen große Mengen an Pestiziden zum Einsatz, die der Gesundheit von Mensch und Umwelt schaden. Weil die Tabakpflanzen den Oberboden nicht vor Wind und Regen schützen, kommt es außerdem zur Bodenerosion. Die Folge: Es bilden sich Wüsten. Für Tabakanbau genutzte Flächen sind oft über Jahre nicht mehr zu bewirtschaften.
  • Milliarden Tonnen verbrauchtes und verunreinigtes Wasser: Für den Anbau und die Verarbeitung von Tabak werden jährlich mehr als 22 Milliarden Tonnen Wasser verbraucht – in Ländern, in denen Wasserknappheit herrscht. Zum Vergleich: Das ist das 2,5-fache der Wassermenge, die ganz Großbritannien im Jahr verbraucht. Wer 50 Jahre lang täglich 20 Zigaretten raucht, ist alleine dadurch für den Verbrauch von 1,4 Milliarden Liter Wasser verantwortlich. Hinzu kommt die Verunreinigung des Grundwassers durch die eingesetzten Pestizide. Fische sterben, ganze Landstriche sind nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln geeignet und die Schadstoffe werden vom Menschen durch die Nahrungskette wieder aufgenommen.
  • Verpestete Luft: Die Produktion von Zigaretten setzt Treibhausgase frei, die den Klimawandel anheizen. Vor allem um die Tabakblätter zu trocknen, wird immens viel Kohle und Holz verbrannt. Die Menge, die für die Herstellung und den Konsum von Tabak ausgestoßen wird, entspricht fast 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. Zum Vergleich: So viel stößt ganz Israel oder Peru in einem Jahr aus.

Endlich rauchfrei

Warum es keine Bio-Zigaretten zu kaufen gibt

Die WHO hat 2017 zum ersten Mal einen umfassenden Bericht über den Zusammenhang von Tabakkonsum und Klimawandel veröffentlicht. Das Ergebnis: Tabak bedroht die Ressourcen der Erde und verursacht Treibhausgasemissionen, die zum Klimawandel beitragen. Er wird unter alarmierenden Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern zum Nachteil für die Umwelt angebaut. Die Umwelt wird massiv verschmutzt.

Ein Mitautor der WHO-Studie, Nicholas Hopkinson, beschreibt es wie folgt: „Raucherinnern und Raucher in den entwickelten Nationen verbrennen buchstäblich und metaphorisch die Ressourcen ärmerer Länder“. 2010 fällte der Bundesgerichtshof ein Urteil: Tabakkonzernen dürfen ihre Produkte nicht mehr mit "ökologisch" oder "bio" klassifizieren. Diese Unterlassung müssen alle Staaten registrieren und umsetzen, da sie auch in der Tabakrichtlinie der EU festgelegt wurde.

Personen, die Tabak ernten.

© iStock / Vesnaandjic

Für den Anbau von Tabak werden ganze Waldgebiete gerodet und Unmengen an Dünger, Wasser und Energie benötigt.

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Was Raucher und Nichtraucher gegen die Umweltbelastung tun können

Als Raucher ist die Rauchentwöhnung die beste Strategie, um etwas Gutes für die eigene Gesundheit und die Umwelt zu tun. Doch auch wer nicht plant, aufzuhören, kann etwas zum Umweltschutz beitragen:

  • Entsorgen Sie vollständig gelöschte Zigarettenstummel im Müll, damit sie verbrannt werden können und nicht die Umwelt verschmutzen.
  • Tragen Sie immer einen Taschenaschenbecher bei sich, für den Fall, dass sich kein Müll in Ihrer Nähe befindet.
  • Falls Sie Zigaretten selbst drehen, können Sie ungebleichte Filter aus Zellulose verwenden, die biologisch abbaubar sind.

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