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Gesundheitsmagazin

Motivation

Ein halbes Leben beim Technischen Hilfswerk

Veröffentlicht am:26.01.2023

4 Minuten Lesedauer

Wenn der Funkwecker klingelt, beginnt für Jochen Gastner der Einsatz. Ob Flutkatastrophe oder Verkehrsunfall: Er ist als einer der ersten Hilfeleistenden vor Ort. Bei der AOK arbeitet Gastner als Krankengeldberater. Wie lässt sich beides vereinen?

Jochen Gastner ist mit der Wasserwacht im Einsatz auf einem Boot.

© Technisches Hilfswerk

Vom Helfer zum Truppführer beim THW

1995 soll Jochen Gastner zur Bundeswehr. Der Wehrdienst ist für ihn jedoch keine Option, weshalb er sich für einen Ersatzdienst entscheidet: Er wird Helfer in der Bergungsgruppe 1 des Technischen Hilfswerks (THW). Bergungsgruppe 1 – das ist die Einheit, die als erste vor Ort ist, um Menschen, Tiere oder Sachwerte aus Gefahrenlagen zu befreien. Ein Hauseinsturz, ein LKW-Unfall, eine Hochwasserkatastrophe – all das können Gefahrenlagen sein.

Inzwischen sind 27 Jahre vergangen. 27 Jahre, in denen Jochen Gastner dem THW durchgehend treu geblieben ist. Er wurde schnell vom Helfer zum Truppführer der Bergungsgruppe 1. Im Zuge einiger Umstrukturierungen wechselte er als Truppführer zunächst zur Bergungsgruppe 2, dann zur Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (Fachgruppe N), in welcher er bis heute im Einsatz ist. „Die Bergungsgruppe 1 leistet beispielsweise Pumpunterstützung mithilfe eines Fahrzeuges, das dem Rüstwagen der Feuerwehr ähnelt. Bei der Bergungsgruppe 2 kommen schwerere Geräte dazu – Kernbohrgeräte, Plasmaschneidegeräte. Die Fachgruppe N unterstützt die Bergungsgruppen, hat aber zusätzlich auch Aufgaben wie Hochwasserschutz und Campbau für die Einheiten“, erklärt Jochen Gastner.

Jochen Gastner ist zur Stelle, sobald er gebraucht wird

Jochen Gastner ist allzeit auf Abruf. Wenn er alarmiert wird, macht er sich unverzüglich auf den Weg – unabhängig davon, ob er gerade am Schreibtisch sitzt oder im Bett liegt. Hinzu kommen feste Dienste nach Feierabend oder an Wochenenden, bei denen größere Übungen sowie Weiterbildungen stattfinden und Materialien wie Notstromaggregate auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet werden. Doch nicht nur das: Seit über 20 Jahren ist Jochen Gastner zusätzlich praktischer Prüfer in der Grundausbildung. Das heißt, er nimmt die Prüfungen für neue Helferanwärter und -anwärterinnen ab.

„Ich war noch nie an dem Punkt, an dem ich mein Ehrenamt hätte aufgeben wollen.“

Jochen Gastner
stellvertretender Truppführer der Fachgruppe N des THW

Im Großen und Ganzen nimmt sein Ehrenamt jährlich zwischen 250 und 300 Stunden in Anspruch – im vergangenen Jahr waren es sogar über 500 Stunden. Ob ihm all das manchmal zu viel wird? „Manchmal schon“, antwortet der 46-Jährige, „aber ich bin noch nie an dem Punkt gewesen, an dem ich mein Ehrenamt hätte aufgeben wollen.“ Vor allem auf die Kameradschaft würde Jochen Gastner nicht verzichten wollen. Gemeinsam mit den anderen Helfern und Helferinnen etwas Gutes zu tun, mit handwerklichen Tätigkeiten einen Ausgleich zum Büroalltag zu schaffen, neue Fähigkeiten zu erlernen – das ist seine Motivation.

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Weiterbildungen beim THW für Beruf und Privatleben

Außerdem belohnt das THW ehrenamtliches Engagement. „Vergangenen Sonntag hatte ich beispielsweise ein Fahrsicherheitstraining für Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen, das mir vom THW zur Verfügung gestellt wurde – ich habe einen Platz bekommen, der dieses Jahr vom Ortsverband besetzt werden konnte. Das ist schon nicht schlecht: Ich lerne wieder etwas, das ich auch im Privatleben miteinsetzen kann“, erzählt Jochen Gastner. Im Laufe der Jahre hat er viele Aus- und Weiterbildungen gemacht, die das THW übernommen hat – so etwa seine Scheine für Hub- und Arbeitsbühne, Lehrgänge zum Hochwasserschutz und zum Umgang mit Motorsägen, Staplern und Atemschutz.

Jochen Gastner steht neben einem Pferd bei der Ausbildung zur Großtierrettung.

© Technisches Hilfswerk

Auch die Ausbildung zur Großtierrettung ist Teil von Jochen Gastners Qualifikationen beim Technischen Hilfswerk.

Ehrenamt und AOK – lässt sich das vereinen?

Bei der AOK Bayern arbeitet Jochen Gastner seit 2001 als Krankengeldberater – doch nicht nur das: Er ist außerdem Ersthelfer, Brandschutzhelfer und Sicherheitsbeauftragter seiner Abteilung. Durch seine Ausbildungen und Tätigkeiten im THW hat er auch im Alltag stets ein Auge auf Arbeits- und Eigenschutz. Daher ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich auch innerhalb der AOK ehrenamtlich einzusetzen. Im Hinblick auf sein Ehrenamt außerhalb des Büros stehen seine Kollegen und Kolleginnen hinter ihm. Sie wissen um sein Engagement, mit dem hin und wieder auch Notfälle einhergehen – und Jochen Gastner das Büro deshalb manchmal verlassen muss oder erst später kommen kann. „Ich habe wirklich ein super Team. Die Kollegen und Kolleginnen haben immer Verständnis und verschieben oder übernehmen im Zweifelsfall auch Termine“, erzählt er.

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Ehrenamt: Das Positive überwiegt

Jochen Gastner war nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vor Ort, er hat Schneechaos, Verkehrsunfälle und Gasexplosionen miterlebt, Verschüttete geborgen. Durch seine Ausbildung im Hochwasserschutz gehört er zu den Menschen, die auch bei Flutkatastrophen in der Umgebung vorrangig rausgeschickt werden würden. Glücklicherweise stehen solche Notsituationen im Ortsverband Schwabach in Bayern nicht auf der Tagesordnung, doch im Laufe der Jahre kam es auch hier hin und wieder zu schrecklichen Ereignissen. Wie verarbeitet man derartige Erlebnisse? „Der Austausch mit den Kameraden und Kameradinnen hilft ungemein. Außerdem stellt das THW auch Kriseninterventionsteams, die in solchen Situationen zur Nachbesprechung kontaktiert werden können und das Verarbeiten unterstützen.“ Bestimmte Situationen lassen sich dennoch nicht gänzlich aus dem Bewusstsein drängen. So ist Jochen Gastner dieses Jahr privat zurück ins Ahrtal gereist, um sich ein Bild von der derzeitigen Lage vor Ort zu machen. Ein Jahr später stand er vor Gebäuden, in denen er bei der Katastrophe im Einsatz war. „Einiges ist nach wie vor erschreckend unverändert – aber es war schön zu sehen, wie Ehrenamtliche von Feuerwehr, THW oder verschiedenen Rettungsaktionen den Menschen dort geholfen haben. Wie alle zugepackt haben und was der Zusammenhalt möglich gemacht hat. So konnte ich beispielsweise in dem Hotel übernachten, in dem ich letztes Jahr einsatztechnisch geholfen habe.“


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