Motivation
Das macht ein FSJ so wertvoll für sich selbst und für die Gesellschaft
Veröffentlicht am:14.12.2022
6 Minuten Lesedauer
Das Ende der Schulzeit naht, die Entscheidung drängt: Was kommt danach? Ausbildung oder Studium? Ein Freiwilligendienst kann neue Perspektiven eröffnen. Das und mehr machen das Freiwillige Soziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst so wertvoll.
Inhalte im Überblick
- Was sind Freiwilligendienste?
- Wie unterscheiden sich Bundesfreiwilligendienst und FSJ?
- Welche Argumente sprechen für ein FSJ?
- Welche praktischen Vorteile bieten FSJ oder Bundesfreiwilligendienst?
- In welchen Bereichen gibt es Stellen für Freiwillige?
- Wie kann es nach dem FSJ oder dem Bundesfreiwilligendienst weitergehen?
Was sind Freiwilligendienste?
Jedes Jahr stellen rund 60.000 Menschen in Deutschland zwölf Monate ihrer Zeit in den Dienst einer guten Sache. Freiwilligendienste gibt es viele. Was alle gemeinsam haben: Für mehrere Monate tun Jugendliche oder (junge) Erwachsene anderen Gutes, sie kümmern sich und leisten gemeinnützige Arbeit, Frauen wie Männer. Der Dienst ist auf 6 bis 18 Monate angelegt, in Ausnahmefällen können es auch 24 Monate sein. In Deutschland werden mehrere Freiwilligendienste staatlich gefördert, darunter:
- Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein praktisches Bildungs- und Orientierungsangebot mit vielen Einsatzbereichen.
- Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) bietet Einblicke in den Umwelt- und Naturschutz. FSJ und FÖJ sind Dienste auf Länderebene, das heißt, die Bundesländer finanzieren sie anteilig.
- Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) hat am 1. Juli 2017 den Zivildienst abgelöst. Den BFD bezuschusst der Bund. „Zivis“ gibt es also längst nicht mehr, sie heißen inzwischen „Bufdis“.
Wie unterscheiden sich Bundesfreiwilligendienst und FSJ?
FSJ/FÖJ | BFD | |
---|---|---|
Alter | 15 bis 26 (nach Abschluss der Regelschulzeit – je nach Bundesland neun oder zehn Schuljahre) | ab 15 (nach Abschluss der Regelschulzeit – je nach Bundesland neun oder zehn Schuljahre) |
Wie oft möglich? | nur einmal | alle fünf Jahre |
Dauer | 6 bis 24 Monate (Regelzeit 12 Monate) | 6 bis 24 Monate (Regelzeit 12 Monate) |
Arbeitszeit | Vollzeit (maximal 40 Stunden pro Woche) | Vollzeit (maximal 40 Stunden pro Woche) ab 27 auch Teilzeit möglich (20 Stunden die Woche) |
Vergütung | Taschengeld von maximal 432 Euro (Stand 2022) | Taschengeld von maximal 432 Euro (Stand 2022) |
Ausland | möglich | nur in Ausnahmefällen |
Nationalität | egal | egal |
Welche Argumente sprechen für ein FSJ?
Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist kein gut bezahlter Job, aber für viele junge Menschen ist beim FSJ die Vergütung zweitrangig. Was zum Freiwilligendienst motiviert, ist die Chance, sich über eine mögliche Berufswahl klar zu werden. Manche wählen das FSJ, um sich nach der Schule auszuprobieren, etwas Praktisches zu tun, bevor es im Studium mit dem Pauken weitergeht. Andere wollen etwas Sinnvolles leisten und dabei persönliche Perspektiven entwickeln.
Vorbereitung auf einen möglichen Beruf
Ein FSJ bietet die Chance, unterschiedliche Einsatzfelder kennenzulernen. FSJler und FSJlerinnen bekommen Feedback für ihre Arbeit und ihr Verhalten – ohne den Druck, sich beweisen zu müssen, wie etwa in einer Ausbildung. Dadurch können sie nach Abschluss des freiwilligen Jahres meist besser einschätzen, ob ein sozialer Beruf die richtige Wahl ist. Die Freiwilligen entwickeln soziale Kompetenzen, sogenannte „Soft Skills“, wie Kritik- und Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Teamwork. Das sind Schlüsselqualifikationen, die in vielen Berufen eine wichtige Rolle spielen. Ein FSJ bietet aber auch die Chance, eigene Wertvorstellungen neu zu überdenken.
Engagement für die Gesellschaft
Freiwillig Arbeitende leisten einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft. Sie ersetzen keine regulären Arbeitskräfte, sondern unterstützen diese – und weil sie täglich anfallende Arbeit im Hintergrund übernehmen, entlasten sie das Personal im sozialen Bereich enorm. Sie tun etwas für andere, sie engagieren sich freiwillig und uneigennützig für ihre Mitmenschen, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und tragen somit zu einem gelungenen Miteinander bei – eine bereichernde Erfahrung.
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Welche praktischen Vorteile bieten FSJ oder Bundesfreiwilligendienst?
Der freiwillige Einsatz ist ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Das „Abnabeln“ von zu Hause gelingt leichter, da die Jugendlichen sich um Unterkunft in einer neuen Stadt und Verpflegung keine Sorgen machen müssen.
Ein Freiwilligendienst bietet einige handfeste Vorteile:
- Man erhält ein Zeugnis über die geleistete Arbeit sowie ein Zertifikat über die Bildungstage.
- Viele Fachhochschulen vergeben Studienplätze nach einem Punktesystem. Mit dem FSJ lassen sich wichtige Punkte sammeln.
- Wer die Fachhochschulreife anstrebt oder ein Studium im sozialen Bereich beginnen will, kann an vielen Hochschulen das FSJ oder den BFD als berufspraktischen Teil beziehungsweise als Pflicht- oder Vorpraktikum anerkennen lassen.
- Ein weiteres Plus: Bei Dienstantritt erhalten die Freiwilligen einen FSJ-Ausweis, der die gleichen Vergünstigungen bietet, die auch Auszubildende oder Schüler und Schülerinnen erhalten.
In welchen Bereichen gibt es Stellen für Freiwillige?
In erster Linie ist ein FSJ in karitativen, sozialen und gemeinnützigen Bereichen, wie in Seniorenzentren oder in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, möglich. Die Tätigkeitsfelder sind in den vergangenen Jahren aber ausgeweitet worden. Es ist jetzt auch möglich, das Jahr in folgenden Bereichen zu absolvieren:
- in Kultur und Bildung (Schulen, Kindergärten, Denkmalpflegebehörden, Museen)
- in der Politik (Friedensinitiativen, Flüchtlingshilfe)
- im Sport (Vereine, Verbände und Sporteinrichtungen)
- in handwerklichen Bereichen (Tischlereien, Malerbetriebe, Stuckateur- und Restaurierungswerkstätten)
- in technischen Bereichen (Softwareentwicklung, Produktentwicklung)
Im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) arbeiten junge Menschen im Klima- und Umweltschutz, beispielsweise in einer Umweltstation oder auf dem Ökobauernhof. Auch im Ausland ist ein Freiwilliges Soziales Jahr möglich. Wer sich beispielsweise für internationale Hilfsprojekte interessiert, ist bei einem Auslandsfreiwilligendienst gut aufgehoben, etwa dem Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD).
Neben der praktischen Arbeit werden Freiwillige individuell begleitet und beraten. Die fachliche Anleitung übernimmt die Einsatzstelle, also die Einrichtung, in der der Freiwilligendienst absolviert wird. Der Träger – beispielsweise die jeweilige Kirchengemeinde, der zuständige Wohlfahrts- oder Umweltverband – sorgt in Seminaren für fachlichen Input. Mindestens 25 Seminartage sind vorgeschrieben.
Wird man für ein FSJ oder den Bundesfreiwilligendienst bezahlt?
Da ein FSJ oder BFD ein freiwilliges Engagement ist, gibt es kein Gehalt, sondern ein „Taschengeld“. Die Höhe der FSJ-Vergütung legt der Träger beziehungsweise die Einsatzstelle selbst fest. Es gibt allerdings einen maximal möglichen Betrag, der nicht überschritten werden darf: Er liegt bei 6 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung, das sind derzeit 432 Euro pro Monat (Stand 2022). Grundsätzlich besteht Anspruch auf kostenlose Unterkunft und Verpflegung durch die Einrichtung. Falls eine Einrichtung weder Unterkunft noch Küche hat, darf sie zusätzlich zum Taschengeld der oder dem FSJ-Leistenden auch Geld fürs Wohnen und Lebensmittel geben.
Wie sind FSJ und BFD abgesichert?
Während des FSJs sind Freiwillige beitragsfrei in der gesetzlichen Sozialversicherung versichert. Das heißt: Um Kranken-, Pflege-, Renten-, Unfall- und gesetzliche Arbeitslosenversicherung müssen sie sich keine Gedanken machen. Die kompletten Beiträge zahlt die Einsatzstelle oder der Träger. Außerdem haben die FSJler und FSJlerinnen sowie Bufdis Anspruch auf Kindergeld, auf Kinderfreibeträge oder auf andere kinderbezogene Leistungen. Nicht zu vergessen: Die Freiwilligen haben Urlaubsanspruch. Bei 12 Monaten Dienstzeit sind das mindestens 24 Urlaubstage. Minderjährige haben laut Jugendarbeitsschutzgesetz sogar Anspruch auf längeren Urlaub.
Wie funktioniert die Bewerbung für FSJ und BDF?
FSJ: Die Bewerbung für ein freiwilliges Jahr richtet sich in der Regel an eine anerkannte Einsatzstelle oder direkt an den Träger. Der ist für den Bewerbungsprozess zuständig und gibt Auskunft über die verschiedenen Einsatzbereiche.Eine Übersicht über die Träger der FSJ-Stellen bietet zum Beispiel der Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr. Achtung: Viele Stellen beginnen im September. Frühzeitig bewerben lohnt sich, denn die Bewerbungsfristen sind von Träger zu Träger unterschiedlich.
BFD: Am einfachsten gelingt die Suche nach offenen Stellen für den Bundesfreiwilligendienst auf der Seite des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
Wie kann es nach dem FSJ oder dem Bundesfreiwilligendienst weitergehen?
Ob Ausbildung, Studium, Weltreise: FSJ und BFD können eine entscheidende Station nach der Schule sein: Im Idealfall bestätigen sie die Berufs- oder Studienwahl und die Freiwilligen starten motiviert in ihre Ausbildung – vielleicht bietet die Einsatzstelle selbst einen Ausbildungsplatz an – oder sie stellen fest, dass der angestrebte Job gar nichts für sie ist. Die gesammelten Erfahrungen und Kontakte können die Ausbildungsplatz- und Jobsuche erleichtern. Je nach Einsatzort beinhaltet der Freiwilligendienst Aus- beziehungsweise Fortbildungen, etwa zu Rettungssanitätern oder -sanitäterinnen und Rettungshelfern oder -helferinnen – das ist unter anderem nützlich, um ein Studium zu finanzieren. Einige Freiwillige bleiben dem Arbeitsbereich auch als Ehrenamtliche in ihrer Freizeit treu.