Motivation
Leseratten leben länger: So gesund ist Bücher lesen
Veröffentlicht am:14.10.2021
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 27.04.2023
Lesen bildet, das ist bekannt. Vielen Menschen ist jedoch nicht bewusst, wie viele positive Effekte das Lesen von Büchern auf das Gehirn und die Gesundheit hat. Das Hobby kann sogar die Lebenserwartung steigern.
Wie gesund ist Lesen wirklich?
Das Lesen von Büchern ist in Deutschland durchaus verbreitet. Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach nehmen etwa 40 Prozent der Deutschen mindestens einmal in der Woche ein Buch in die Hand. Warum ist das Lesen überhaupt wichtig? Es steht in engem Zusammenhang mit Bildung. Das gilt besonders für Bücher: Bei einer Studie mit amerikanischen Studierenden stellte sich heraus, dass sie Inhalte besser erinnern, wenn sie die Informationen in gedruckter Form lesen anstatt online am Tablet oder Laptop.
Bücherwürmer schwärmen von den positiven Effekten, die ihr Hobby hat. Was durch Studien belegt ist:
Lesen lindert Stress und fördert Entspannung
Einer Studie an der University of Sussex zufolge kann das Lesen von Büchern den aktuellen Stresspegel um bis zu 68 Prozent senken. Um das zu überprüfen, führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den Teilnehmenden Tests durch, die sie unter Stress setzten und ihre Herzfrequenz messbar nach oben trieben. Anschließend sollten sie sechs Minuten lang still sitzen und eine Zeitschrift oder ein Buch lesen. Dabei stellte sich heraus: Das Herz beruhigte sich, offensichtlich nahm die Anspannung ab.
Zwar ist ein großer Teil dieser Entspannung wohl dem Stillsitzen zuzuschreiben – doch genau dazu werden wir beim Lesen meist „gezwungen“. Diesen positiven Effekt scheinen Bücherwürmer auch aktiv zu spüren, wie das Ergebnis einer umfangreichen britischen Umfrage zeigt: 58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie beim Lesen am besten entspannen können.
Lesen als Demenz-Prävention
Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Bücherlesen wahrscheinlich dazu beitragen kann, das Risiko für eine Demenz zu senken. Forschende stellten fest, dass die Erkrankungsrate bei intellektuell aktiven Menschen geringer war. Und nicht nur das.
Normalerweise nimmt die Leistung des Gehirns im Alter ab. Es kann Informationen schlechter aufnehmen, der aktive Wortschatz sinkt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben jedoch nachgewiesen, dass es möglich ist, durch häufiges Lesen von Zeitschriften und Büchern zumindest einen Teil dieser Alterserscheinungen bei den verbalen Fähigkeiten zu kompensieren.
Höhere Lebenserwartung durch Bücher lesen
Das alles sind gute Gründe, um mehr Bücher zu lesen, aber die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie mit 3.635 Teilnehmenden über 12 Jahre hinweg liefern ein noch besseres Argument: Sie haben ermittelt, dass eifrige Leser und Leserinnen von Büchern im Durchschnitt 23 Monate länger leben als Personen, die keine Bücher lesen. Damit wäre auch die Frage beantwortet, warum es für Leser sinnvoll wäre, noch mehr zu lesen.
Für ein glückliches, langes Leben
Macht Lesen intelligenter?
Lesen ist also gesund, aber macht es auch schlau? An erster Stelle trägt es zu einer positiven Entwicklung von Kindern bei. Es verbessert den Wortschatz, die Rechtschreibung, die Ausdrucksfähigkeit und das Allgemeinwissen. Anders gesagt: Leseratten haben eine größere verbale Intelligenz. Dabei beeinflussen sich die einzelnen Faktoren gegenseitig und erhöhen so insgesamt die kognitiven Fähigkeiten. Lesen sorgt also tatsächlich dafür, dass das Gehirn besser arbeitet.
Was bewirkt Lesen im Gehirn?
An der Emory University in Atlanta haben Forschende zeigen können, dass das Lesen im Gehirn sogar auf biologischer Ebene Spuren hinterlässt. Sie machten Gehirnscans der Probanden und baten sie, jeden Abend in einem ausgewählten Buch zu lesen. Am nächsten Morgen wiederholten sie die Scans – und fanden Veränderungen: In einem Gehirnbereich, der für die Aufnahme von Sprache zuständig ist, war die sogenannte Konnektivität erhöht. Das heißt, der Informationsfluss der Neuronen funktionierte besser. Das Gleiche galt für die Zentralfurche des Gehirns (Sulcus centralis). Diese Struktur wird mit Körperempfindungen in Verbindung gebracht.
Das Interessante daran: Diese Veränderungen im Gehirn waren noch fünf Tage nach dem Lesen vorhanden. Wie lange sich Leseerlebnisse oder Lieblingsbücher auf die Biologie des Gehirns auswirken, muss noch im Detail erforscht werden.
Deshalb ist Lesen besser als Fernsehen
Informationen und spannende Geschichten kann auch das Fernsehen vermitteln. Warum ist es trotzdem besser, mehr zu lesen? Während regelmäßiges Lesen Demenz womöglich vorbeugen kann, fördert Fernsehen die Gehirntätigkeit anscheinend nicht im positiven Sinne – im Gegenteil. Bei einer Langzeitstudie haben Forschende Hinweise darauf gefunden, dass intensiver Fernsehkonsum von mehr als vier Stunden täglich das Risiko für eine Demenz erhöhen könnte, weil es vermutlich dazu beiträgt, dass Gehirnzellen früher absterben.
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Motivationstipps für Erwachsene
- Finden Sie Bücher zu Themen, die Sie wirklich interessieren.
- Wenn Sie merken, dass ein Buch Sie gar nicht fesselt oder das Lesen sehr schwerfällt, legen Sie es beiseite und suchen Sie sich ein Neues. Sie müssen sich nicht durch ein Buch hindurchquälen – das schadet nur der Motivation.
- Versuchen Sie, Lesen regelmäßig in Ihren Alltag einzubauen und so zur Gewohnheit zu machen – zum Beispiel, indem Sie jeden Tag 20 Minuten vor dem Einschlafen lesen. Das kann auch bei Einschlafproblemen helfen.
- Legen Sie Ihr Smartphone am besten in einen anderen Raum, wenn Sie sich zum Lesen hinsetzen. So vermeiden Sie Ablenkung.
- Wenn dicke, schwere Bücher Sie abschrecken, könnte ein E-Book-Reader eine gute Alternative sein.
Motivationstipps für Kinder und Eltern
- Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Lesen Sie gemeinsam – zunächst nur ein oder zwei Kapitel. Sie können sich zu Beginn auch mit Lesen und Vorlesen abwechseln. Wichtig ist, Leseanfänger und -anfängerinnen beim lauten Lesen nicht ständig zu korrigieren. Das demotiviert.
- Verbinden Sie Lesen mit einem Ritual. Sie können zum Beispiel immer in einer gemütlichen Ecke gemeinsam lesen oder immer die gleiche (Lese-)Lampe anmachen. Vielleicht will auch ein Kuscheltier mitlesen.
- Setzen Sie kleine Ziele und machen Sie Ihr Kind auf Fortschritte aufmerksam – zum Beispiel, wenn es zehn Minuten am Stück oder ein ganzes Buch gelesen hat.
- Bei Kindern, die bisher nicht so gern ein Buch zur Hand genommen haben, ist es sinnvoll, den richtigen Zeitpunkt fürs Lesen abzupassen. Zum Beispiel 15 Minuten vor dem Zubettgehen statt tagsüber mitten beim Spielen. Dabei kommen sie auch gleich zur Ruhe, was beim Einschlafen hilft.
Weiterer Tipp: Bücherlesen muss nicht teuer sein. Mit einem Bibliotheksausweis können Sie für sich und Ihre Kinder kostengünstig Bücher, Comics und Co. ausleihen.