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Gesundheitsmagazin

Schlaf

Die Bedeutung des REM-Schlafs

Veröffentlicht am:15.08.2022

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 21.12.2023

Es gibt verschiedene Arten von Schlaf und dafür allerlei Begriffe, die für Laien nur schwer auseinander zu halten sind. Interessant ist vor allem der REM-Schlaf, da wir dabei lebhafte Träume erleben. Was dabei im Körper passiert, lesen Sie hier.

Ein Mann schläft auf der Seite und träumt.

© iStock / BraunS

REM-Schlaf innerhalb der Schlafzyklen

Schlaf ist ein Grundbedürfnis, das wir Menschen mit vielen Tieren gemeinsam haben. Dabei ist nicht nur wichtig, ausreichend viel zu schlafen, sondern auch qualitativ gut. Dafür ist ein ungestörter Ablauf der Schlafzyklen von Bedeutung.

Unser Schlaf besteht aus einer Abfolge von sich wiederholenden Schlafzyklen, die wir jede Nacht unbemerkt durchlaufen. Ein solcher Zyklus dauert etwa 90 bis 110 Minuten und ist aus verschiedenen, aufeinanderfolgenden Schlafphasen aufgebaut. Jede Schlafphase hat charakteristische Merkmale und Funktionen. So sind zum Beispiel unterschiedliche Gehirn- und Muskelaktivitäten messbar.

Innerhalb dieser Schlafphasen wird zwischen zwei Arten von Schlaf unterschieden: dem Non-REM- und REM-Schlaf. REM steht dabei für den englischen Begriff „rapid eye movement“. Die Bezeichnung kommt von den sehr schnellen Augenbewegungen, die die Schlafenden trotz geschlossener Augen aufzeigen.

Aufbau eines Schlafzyklus:

  1. Einschlafphase (erste Non-REM-Phase – nur im ersten Zyklus)
  2. Leichter Schlaf (zweite Non-REM-Phase)
  3. Tiefschlafphase (dritte Non-REM-Phase)
  4. REM-Schlafphase

Ist die REM-Schlafphase zu Ende, beginnt der nächste Schlafzyklus, sodass wir jede dieser Phasen (mit Ausnahme der Einschlafphase) mehrmals pro Nacht durchlaufen. Manche Personen wachen nach dem REM-Schlaf kurz auf, andere schlafen durch und bemerken nicht, dass ein neuer Schlafzyklus beginnt. Schläft eine Person acht Stunden, durchläuft sie ungefähr fünf Schlafzyklen.

Mit jedem Zyklus wird der REM-Schlaf länger und die Tiefschlafphasen kürzer. Das Alter nimmt dabei Einfluss auf die Länge des nächtlichen REM-Schlafs. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren werden die Traumschlafphasen langsam länger und bleiben danach relativ stabil. Ein junger Erwachsener verbringt etwa ein Viertel des Nachtschlafs in der REM-Schlafphase. Ab einem Alter von 60 Jahren nimmt die Dauer der REM-Schlafphase dann wieder etwas ab.

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Was passiert während des REM-Schlafs im Körper?

Die REM-Schlafphase ist also die letzte Phase eines Schlafzyklus. Während in den Non-REM-Schlafphasen die Gehirnaktivität und Gehirnströme runtergefahren werden, ist das Besondere an der REM-Schlafphase, dass sie wieder aktiver und fast so hoch wie in wachem Zustand sind. Es sind zudem veränderte Körperfunktionen messbar: Die Augäpfel bewegen sich schnell unter den Lidern. Wir atmen vermehrt sowie unregelmäßiger, zudem steigen Herzfrequenz und Blutdruck an.

Wie steuert das Gehirn den REM-Schlaf?

Neben zahlreichen Neurotransmittern – den Botenstoffen der Nervenzellen –, die am Schlafprozess beteiligt sind, sind einige Regionen im Gehirn für den REM-Schlaf besonders von Bedeutung. Der Hirnstamm zum Beispiel sorgt dafür, dass die Muskelaktivität im Körper sinkt. Während des REM-Schlafs ist unsere Arm- und Beinmuskulatur paralysiert, das heißt, wir können sie nicht bewegen. Und das aus gutem Grund, denn die REM-Schlafphase ist die Schlafphase, in der wir die meisten Träume erleben. So kommt es nicht zu ungewollten Bewegungen, wenn wir träumen. Da die Bewegungsunfähigkeit von den Schlafenden normalerweise nicht wahrgenommen wird, spricht man in der Regel von einer REM-Atonie (Schlaffheit) der Muskulatur. Wenn die Bewegungsunfähigkeit in der Aufwachphase bemerkt wird, wie es im Rahmen einer Schlafstörung vorkommen kann, dann wird eher von einer REM-Paralyse (Lähmung) gesprochen.

Wichtig ist zudem die Hirnregion namens Thalamus, das sogenannte Tor zum Bewusstsein. Er verarbeitet und leitet Informationen aus unseren Sinnesorganen an die Gehirnrinde weiter. In den ersten Schlafphasen ist der Thalamus eher ruhig, doch während des REM-Schlafs wird er aktiv und versorgt unsere nächtlichen Träume mit inneren Bildern, Geräuschen und anderen Sinneseindrücken. Ebenfalls besonders aktiv, wenn wir uns in der REM-Schlafphase befinden, ist die Amygdala (der Mandelkern). Sie beeinflusst Emotionen und Erinnerungen und steuert zum Beispiel Angstreaktionen unseres Körpers.

Eine Frau erlebt intensive Träume während des REM-Schlafs.

© iStock / demaerre

Während des REM-Schlafs erleben wir häufig die intensivsten Träume (und auch Alpträume). Wenden Sie sich an einen Arzt oder eine Ärztin, wenn Sie unter Ihren Träumen oder an Schlafproblemen leiden.

Träumen während des REM-Schlafs

Prinzipiell können Träume in jeder Schlafphase auftreten, doch Träume während der REM-Schlafphase sind häufiger und meist lebhafter. Darum wird der REM-Schlaf auch Traumschlaf genannt. Jeder Mensch träumt (und das circa zwei Stunden jede Nacht), obgleich sich viele nicht daran erinnern können. Warum wir träumen, ist nicht genau bekannt. Doch vermutlich helfen uns Träume dabei, Gefühle und Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Zum Beispiel erleben Personen, die unter Stress oder Ängsten leiden, häufiger beängstigende Träume.

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Was passiert, wenn der REM-Schlaf gestört ist?

Häufig zeigt sich erst, wie wichtig bestimmte Prozesse im Körper sind, wenn sie gestört sind. Das trifft auch auf den REM-Schlaf zu:

REM-Schlaf und Mortalität

Schon länger ist bekannt, dass die Sterblichkeit (Mortalität) unter Personen, die sehr viel oder sehr wenig schlafen, höher ist als bei Menschen, die im Mittel sieben Stunden pro Nacht schlafen. Doch spielen dabei die Schlafphasen und speziell der REM-Schlaf eine Rolle? Amerikanische Forschende haben das untersucht und 2020 ihre Studienergebnisse veröffentlicht. Demnach ist eine verringerte REM-Schlafdauer mit höherer Mortalität assoziiert. Schon länger ist bekannt, dass weniger REM-Schlaf zu psychischen und körperlichen Beschwerden führen kann.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung

Etwa sechs Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Schlafstörungen. Diese umfassen verschiedene Erkrankungen. Wenn Schlafstörungen mit unerwünschten Verhaltensauffälligkeiten einhergehen, sprechen Expertinnen und Experten von einer Parasomnie. Eine in den REM-Schlaf-Phasen auftretende Parasomnie ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Sie ist durch besonders lebhafte Träume bei gleichzeitiger körperlicher Aktivität charakterisiert. Betroffene erleben ihre Träume regelrecht körperlich und schreien oder schlagen, treten und beißen um sich. Denn anders als beim normalen REM-Schlaf sind die Muskeln nicht entspannt und bewegungsunfähig. So sind sogar Verletzungen des Partners oder der Partnerin sowie der Betroffenen selbst möglich.

Diese spezielle Schlafstörung kann eine große Belastung für die Betroffenen sein und ist häufig schambehaftet. Sie wird zunächst oft nicht als Erkrankung angesehen und ärztliche Hilfe selten aufgesucht. Eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann akut und vorübergehend auftreten, zum Beispiel im Rahmen eines Alkohol- oder Psychopharmakaentzugs oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente. Eine chronische REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann ein Vorbote für bestimmte Krankheiten sein. Von ihr sind insbesondere ältere Männer betroffen. Bei den Betroffenen tritt im weiteren Verlauf oft ein Morbus Parkinson oder eine andere Erkrankung des zentralen Nervensystems auf. Daher ist es wichtig, dass bei Anzeichen für eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung frühzeitig eine Diagnostik erfolgt. Derzeit forschen viele Arbeitsgruppen noch an den genauen Zusammenhängen. REM-Schlaf-Verhaltensstörungen sind gut mit Medikamenten behandelbar. Mit dem Wissen über die Erkrankung können Patienten und Patientinnen außerdem genau beobachtet werden, um mögliche Folgeerkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

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