Schlaf
Was passiert in einem Schlaflabor?
Veröffentlicht am:10.09.2021
4 Minuten Lesedauer
Gemütlich in die Kissen sinken, selig seufzen und langsam wegschlummern. Das können immer weniger Menschen. Dabei macht Schlaflosigkeit nicht nur schlapp und laugt aus, sie kann Betroffene zur Verzweiflung bringen. Oft stecken Stress und Ängste hinter den Schlafstörungen, manchmal auch körperliche Erkrankungen. Nicht jeder weiß jedoch, wo die Ursachen für seine Schlafprobleme liegen. Für wen kommt ein Schlaflabor infrage und wie genau läuft eine Übernachtung dort ab? Hier gibt es die wichtigsten Informationen.
Wann erfolgt eine Überweisung ins Schlaflabor?
Dass irgendwas mit ihrem Schlaf nicht stimmte, bemerkte Paula erst nach langer Zeit. Denn obwohl sie jede Nacht acht Stunden im Bett lag, fühlte sie sich am frühen Morgen wie gerädert. Ihr Mann stellte immer häufiger fest, dass sie nachts ständig nach Luft schnappte und manchmal die Atmung ganz aussetzte. Die beiden suchten ihren Hausarzt auf. Er überwies Paula für eine Nacht in ein Schlaflabor, in dem Mediziner feststellten, dass sie unter einer Schlafapnoe leidet.
Die nächtlichen Atemaussetzer führten dazu, dass ihr Gehirn regelmäßig in Alarmbereitschaft geriet, an eine erholsame Tiefschlafphase war nicht zu denken. Ihr HNO-Arzt verschrieb Paula eine spezielle Schlafmaske. Seitdem schläft sie ruhiger und fühlt sich morgens ausgeschlafen.
Laut Deutscher Gesellschaft für Schlafforschung (DGSM) leiden etwa sechs Prozent der Deutschen an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen. Wenn Schlafstörungen – wie bei Paula – nicht eindeutig ermittelt werden können, erfolgt, meistens vom Hausarzt, die Überweisung in ein Schlaflabor. Grundsätzlich gilt: Wer länger als sechs Monate unter Ein- oder Durchschlafstörungen leidet, sollte mit seinem Hausarzt darüber sprechen, ob eine Untersuchung in einem Schlaflabor oder in einem schlafmedizinischen Zentrum sinnvoll wäre.
310 Schlaflabore gibt es mittlerweile in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung (DSM) hat auf ihrer Homepage eine Übersicht zusammengestellt. Im Labor wird der Schlaf aufgezeichnet und überwacht – meistens reicht dafür eine Übernachtung. Ärzte verschiedener Fachrichtungen (Innere Medizin, Neurologie, Kardiologie, Lungenheilkunde und Psychologie) befassen sich hier mit Schlafstörungen, die der Hausarzt nicht erfolgreich behandeln konnte, die aber Psyche oder die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen.
Die häufigsten Ursachen für starke Schlafstörungen sind:
- Herzprobleme
- nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
- „unruhige Beine“ (Restless-Legs-Syndrom) oder
- Albträume
Wie bereitet man sich bei Schlafproblemen auf den Besuch beim Hausarzt vor?
Wer über längere Zeit hinweg merkt, dass er Probleme beim Ein- oder Durchschlafen hat, kann einige Tage vor dem Besuch beim Hausarzt zunächst damit beginnen, ein Schlafprotokoll zu führen.
Es sollte (am praktischsten in Tabellenform) für jede Nacht folgende Informationen enthalten:
- zu welcher Uhrzeit bin ich ins Bett gegangen
- wann bin ich aufgestanden
- welche Medikamente nehme ich ein
- wie bewerte ich meinen Schlaf und meine nächtlichen Wachzeiten
- was habe ich gegessen und getrunken, insbesondere in den Stunden vor dem Zubettgehen
- war ich nach 16 Uhr sportlich aktiv
- welchen besonderen Ereignissen oder seelischen Belastungen war ich an diesem Tag ausgesetzt
Der Hausarzt wird im Gespräch klären, ob eine Überweisung in ein Schlaflabor sinnvoll ist oder ob bereits eine verbesserte Schlafhygiene – also das Ändern von Gewohnheiten und Verhaltensweisen, um einen gesünderen Schlaf zu ermöglichen – die Situation verbessern kann.
Für die Nacht im Schlaflabor
Was passiert bei einer Untersuchung im Schlaflabor?
Die Untersuchung beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt, bei dem der Patient nach konkreten Schlafproblemen, bestehenden Erkrankungen, körperlichen Aktivitäten, Kaffee- und Alkoholgewohnheiten, befragt wird.
Häufig findet dieses Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin statt, da sie, wie auch in Paulas Fall, hilfreiche Infos über nächtliche Atemaussetzer oder Schnarchen geben können. Während des Schlafes erwarten den Patienten folgende Messungen und Untersuchungen:
Die wichtigsten Messungen im Schlaflabor
Bei der nächtlichen Untersuchung im Schlaflabor wird eine sogenannte Polysomnographie durchgeführt. Das ist ein diagnostisches Verfahren zur Messung unterschiedlicher Funktionen im Schlaf. Gemessen werden die:
- Gehirnströme mit einem Elektroenzephalogramm (EEG)
- Herzfrequenz mit dem Elektrokardiogramm (EKG)
- Augenbewegungen mit dem Elektrookulogramm (EOG)
- Muskelaktivität mit der Elektromyografie (EMG)
- Sauerstoffsättigung im Blut (die sogenannte Pulsoxymetrie)
Zusätzlich ist eine Videoaufzeichnung möglich.
Über diese Messungen lässt sich erkennen, in welchem Schlafstadium sich der Patient befindet, wie lange es dauert, bis die Person einschläft, und was den Schlaf stört. Auch Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf lassen sich so feststellen.
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Schlafstörung, kann der behandelnde Schlafmediziner anhand dieser Ergebnisse eine speziell auf den Patienten zugeschnittene Therapie empfehlen. Je nach Verdachtsdiagnose können weiterführende Tests notwendig sein, ein sofortiges Ergebnis liegt in der Regel noch nicht vor. Der Patient erhält abschließend einen Termin zur Nachbesprechung der Untersuchungsergebnisse, dieser kann aber meist auch beim Hausarzt stattfinden.
Kann man in einem Schlaflabor überhaupt gut schlafen?
Laut Schlafmedizinern ist dies die häufigste Frage vieler Patienten. Die gute Nachricht: Dank einer freundlichen Atmosphäre und gemütlicher Schlafkabinen steht einem entspannten Schlaf nichts im Wege. In einigen Laboren verläuft die Messung zudem drahtlos. Aber auch die Elektroden auf der Haut fühlen sich nur anfangs ungewohnt an, die meisten Menschen fühlen sich dadurch kaum am Einschlafen gehindert. Das medizinische Personal und die Steuerung der technischen Geräte befinden sich zudem in einem separaten Raum. Sicherlich ist es ungewohnt so einzuschlummern, den meisten gelingt es dann aber besser als gedacht.