Schlaf
Warum Schlafmangel unterschätzt wird
Veröffentlicht am:05.08.2022
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 21.12.2023
Schlafen ist so wichtig für uns wie Atmen, Trinken und Essen. Doch manchmal bekommen wir einfach nicht genug Schlaf. Die Folgen des Schlafmangels bemerken die meisten direkt am nächsten Tag. Chronischer Schlafmangel kann sogar zu Krankheiten führen.
Warum Schlafmangel ungesund ist
Schlaf ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse, die wir Menschen haben. Gesunder Schlaf ist während der gesamten Lebenszeit wichtig für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden sowie unsere Sicherheit. Dafür ist es unter anderem nötig, genügend Schlaf zu bekommen. Für Erwachsene lautet die Empfehlung, circa sieben bis neun Stunden nachts zu schlafen. Doch die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) aus dem Jahr 2013 kam zu dem Ergebnis, dass nicht jeder die empfohlene Schlafdauer erreicht. In einem Untersuchungszeitraum von vier Wochen schliefen durchschnittlich 12,3 Prozent der Erwachsenen in Deutschland effektiv weniger als fünf Stunden pro Nacht. Was viele nicht wissen: Schlafmangel kann eine Vielzahl negativer Folgen für Körper und Psyche haben.
Schlafmangel vs. Schlafentzug
Wenn es um Schlafmangel geht, taucht häufig auch der Begriff Schlafentzug auf. Beide Begriffe meinen Ähnliches, und zwar den Zustand, in dem eine Person nicht genug Schlaf bekommt. Doch sind sie voneinander abzugrenzen. Schlafmangel fasst die Situation etwas weiter. Er liegt vor, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:
- Sie bekommen nicht genug Schlaf (Schlafentzug).
- Sie schlafen zu ungünstigen Tageszeiten, zum Beispiel tagsüber als Folge von Schichtarbeit.
- Sie schlafen nicht gut oder bekommen nicht alle Arten von Schlaf (wie zum Beispiel die REM-Schlafphase, in der die meisten Träume stattfinden, oder die Non-REM-Schlafphasen, also von der Einschlaf- bis zur Tiefschlafphase), die Ihr Körper braucht.
- Sie haben eine Schlafstörung, die Sie daran hindert, genügend Schlaf zu bekommen, oder die eine schlechte Schlafqualität verursacht.
Was letztendlich „zu wenig Schlaf“ ist, kann nicht genau definiert werden. Das unterscheidet sich von Person zu Person. Jedoch ist es hilfreich, sich an den allgemeinen Empfehlungen zu orientieren.
Was passiert bei Schlafmangel im Körper?
Während wir schlafen, laufen unbemerkt viele wichtige Prozesse im Körper ab. Zum Beispiel finden im Gehirn notwendige Reinigungsarbeiten statt. Wachstumshormone werden ausgeschüttet, die für die Regeneration und das Wachstum von Knochen, Muskeln und Organen wichtig sind, und die Immunabwehr arbeitet verstärkt. Kommt es jedoch zu einer Störung des Nachtschlafs, ob in Dauer oder Qualität, können die für unsere Erholung wichtigen Prozesse und Regulationen nicht reibungslos ablaufen. Die Folgen davon spüren wir bereits am nächsten Morgen. Häufigere Störungen können sich auf den gesamten Körper auswirken und schwerwiegende Auswirkungen haben.
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Schlafmangel-Symptome bei Erwachsenen:
- ständiges Gähnen
- Wegdösen bei Nichtaktivität (zum Beispiel beim Fernsehen oder Lesen)
- Benommenheit und Müdigkeit beim Aufwachen
- schläfrige Müdigkeit, die den ganzen Tag andauert
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit
Schlafmangel-Symptome bei Kindern:
- Benommenheit und Müdigkeit beim Aufwachen
- Widerwillen, morgens aufzustehen
- Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
- Wutausbrüche
- hyperaktives Verhalten
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Einschlummern am Tag
Schlafmangel-Test
- Personen, die nur wenig Zeit zum Schlafen haben, zum Beispiel Menschen mit mehreren Jobs oder Pflegepersonal
- Personen mit Arbeitszeiten oder Tagesabläufen, die nicht zu ihrer inneren Uhr passen, zum Beispiel Schichtarbeiter und -arbeiterinnen oder Jugendliche, die früh zur Schule gehen müssen
- Personen mit einem Lebensstil, der Schlaf verhindert, zum Beispiel durch Missbrauch von Drogen oder Medikamenten
- Personen mit nicht diagnostizierten oder unbehandelten medizinischen Problemen, die den Schlaf beeinträchtigen, wie zum Beispiel Stress, Angstzustände oder Schlafapnoe.
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Folgen von Schlafmangel
Schlafmangel kann vielfältige Auswirkungen auf den Alltag haben, privat sowie beruflich:
- Personen, die wenig oder nicht gut schlafen, sind tagsüber weniger produktiv, was zu Beeinträchtigung bei der Arbeit und in der Schule führen kann. Sie brauchen länger für Aufgaben, sind weniger motiviert, zeigen eine verringerte Reaktionszeit und machen mehr Fehler. Außerdem können sie sich schlechter konzentrieren, Entscheidungen treffen fällt ihnen schwerer und das Gedächtnis arbeitet weniger gut.
- Schlafmangel kann zu Sekundenschlaf führen – sehr kurze, unkontrollierbare Momente des Schlafens. Betroffene können sich das Phänomen meist nicht erklären; sie bemerken es erst, wenn sie wieder aufwachen und sind dann irritiert. Sekundenschlaf ist besonders gefährlich beim Autofahren.
- Durch die reduzierte Reaktionszeit ist Autofahren in müdem Zustand insgesamt gefährlich. Schlafmangel wirkt sich ähnlich wie Alkohol oder sogar stärker auf die Fahrtauglichkeit aus. Es gibt Hinweise darauf, dass bei einem Viertel aller schweren und tödlichen Autounfälle Müdigkeit eine Rolle gespielt hat. Außerdem ist das Unfallrisiko allgemein erhöht.
Speziell für Kinder und Jugendliche, die noch einen erhöhten Schlafbedarf haben, kann ein Schlafdefizit weitere Auswirkungen haben. Schlafmangel führt bei ihnen aufgrund der Konzentrationsschwierigkeiten und Reizbarkeit häufig zu Schulproblemen. Forschende fanden zudem einen möglichen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Schulnoten heraus. Kinder, die regelmäßig gute bis sehr gute Noten bekamen, schliefen durchschnittlich eine halbe Stunde länger als Schüler und Schülerinnen mit schlechteren Noten. Weiter haben Teenager mit chronischem Schlafmangel eher Probleme mit der Impulskontrolle, was zu risikoreichem Verhalten führt.
Schlafmangel begünstigt Krankheiten
Schlafen Personen über einen längeren Zeitraum zu wenig, leiden sie also unter einem chronischen Schlafmangel, geht davon neben den direkten Auswirkungen wie der Tagesschläfrigkeit auch ein erhöhtes Risiko für Krankheiten einher. So haben zum Beispiel Jugendliche mit Schlafproblemen ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Ungenügender Schlaf wird außerdem mit vielen chronischen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Herz- und Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfälle, Fettleibigkeit. Auch bei Erwachsenen kann sich Schlafmangel auf die psychische Gesundheit auswirken. Chronischer Schlafmangel kann zu Erkrankungen führen, die die Lebenserwartung verringern. Unter Menschen, die zu wenig schlafen, besteht nachweislich eine erhöhte Sterblichkeit.
Hilfe finden bei Schlafmangel
Sie leiden unter Schlafmangel und vermuten bei sich eine Schlafstörung?
Schauen Sie zunächst, was Sie selbst tun können, um Ihre persönliche Schlafhygiene zu verbessern. Sprechen Sie ansonsten unbedingt mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über anhaltende Schlafprobleme.