Stress
So können Sie Warnsignale des Körpers bei Stress erkennen
Veröffentlicht am:10.06.2022
9 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 15.11.2022
Viel Arbeit, wenig Zeit, unangenehme Konflikte: Dies sind Faktoren, die die innere Balance stören können. Starker, lang anhaltender Stress beeinflusst Körper und Psyche. Auf diese typischen Stresssymptome sollten Sie achten.
Was passiert bei Stress im Körper?
Der Körper ist seit Urzeiten darauf trainiert, bei Gefahren in Alarmbereitschaft zu gehen, um sein Überleben zu sichern. Fühlt sich ein Mensch bedroht, weiten sich seine Pupillen, die Muskeln spannen an, das Herz schlägt schneller und die Atmung beschleunigt sich. Kurzum: Alle Körperfunktionen werden daraufhin optimiert, schnell weglaufen oder gestärkt in den Kampf ziehen zu können – und über jede dieser Maßnahmen in Sekundenschnelle zu entscheiden. Dieser Zustand der Alarmbereitschaft ist nichts anderes als eine Stressreaktion.
Heute sind es in der Regel nicht die Raubtiere, die Stress auslösen, sondern Faktoren wie Konflikte, Leistungsdruck oder die mediale Reizüberflutung. Die körperlichen Reaktionen auf Stress sind jedoch dieselben.
In einer Stresssituation wird der Körper von einer Vielzahl von Nervenbotenstoffen wie Adrenalin, Noradrenalin oder Kortisol überflutet. Das führt dazu, dass sich Herzfrequenz, Blutdruck sowie Blutzuckerspiegel erhöhen und die Bronchien weiten. Der Körper bekommt einen Energy-Boost, Gehirn und Muskeln erhalten eine Extra-Portion Sauerstoff.
Gleichzeitig wird die Aktivität – zum Beispiel der Geschlechts- und Verdauungsorgane – gedrosselt, da diese im Alarmzustand nicht dringend benötigt werden. Diesen Zustand kann der Körper allerdings nicht lange aufrechterhalten. Nehmen die Stressfaktoren nicht ab, kommt es zu Dauerstress. Das Blut übersäuert, die Bronchien ziehen sich zusammen, um den Energieverbrauch wieder zu normalisieren. Bleibt der Spiegel an Stresshormonen dauerhaft hoch, schwächt dies das Immunsystem, drosselt Wachstumsprozesse und kann die Funktion weiterer Prozesse im Körper beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, körperliche und psychische Stresssymptome als Warnsignale ernst zu nehmen.
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Schlechtes Hautbild
Die Haut ist ein Organ, das innere Probleme von außen sichtbar machen kann. Viele Menschen berichten, dass ihr Hautbild sich etwa durch bestimmte Witterungsverhältnisse, durch die Ernährung oder eben durch Stress verändert. In einigen Fällen ist dies auch wissenschaftlich belegt. So zeigt eine Studie unter Studierenden mit Akne vulgaris, dass die Pickel bei erhöhtem Stressniveau auch vermehrt sprießen. Prüfungsbezogene Stressfaktoren hatten bei ihnen einen äußerlich sichtbaren Effekt.
Kopfschmerzen
„Mir brummt schon der Schädel“ – diese Redewendung bezieht sich auf ein typisches Stresssymptom: Kopfschmerzen. Tatsächlich kann sich Stress in Form von Kopfschmerzen zeigen. Bei zunehmendem Stress erhöhen sich bei Betroffenen auch die Kopfschmerztage. Das gilt insbesondere für Menschen, die unter Spannungskopfschmerzen leiden, darunter vor allem jüngere Kopfschmerzpatientinnen und -patienten bis 40 Jahre. Ein dröhnender Schädel zeigt bei vielen Menschen also an: „Du bist gestresst.“
Welche Leistungen bietet die AOK zur Stressbewältigung an?
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Magen-Darm-Beschwerden
Vielen Menschen schlägt Stress wortwörtlich auf den Magen – und das ist keine Einbildung. Der Magen-Darm-Bereich ist von einem dichten Nervennetz umspannt und durch die Bauch-Hirn-Achse eng mit dem Gehirn verbunden. Da ist es kein Wunder, dass psychische Anspannung sich in Magen-Darm-Symptomen niederschlagen kann. So weisen verschiedene Untersuchungen darauf hin, dass psychischer Stress zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen beeinflussen kann.
Auch der Appetit wird durch Stress reguliert: Viele Menschen, die sich gestresst fühlen, nehmen Nahrung zu sich, obwohl sie eigentlich kein Hungergefühl verspüren. Dieses stressbedingte „Essen ohne Hunger“ kommt besonders häufig bei Menschen vor, die ohnehin zu ungehemmtem Essverhalten neigen und besonders sensibel für chronischen Stress sind. In manchen Fällen kann akuter Stress aber auch Appetitlosigkeit hervorrufen.
Müdigkeit
Starker Stress beeinträchtigt in vielen Fällen die Schlafqualität. Dazu trägt das Stresshormon Kortisol bei, das die Ausschüttung des wichtigen schlaffördernden Botenstoffs Melatonin behindert. In Zeiten, in denen man viel Druck im Leben verspürt oder die Arbeitsbelastung hoch ist, steigt auch der Kortisolspiegel an. Das führt zu einem Gefühl der Ruhelosigkeit vor dem Schlafengehen. Die Betroffenen sind am Morgen nicht ausgeruht und am nächsten Tag insgesamt schläfriger.
Schmerzende Muskeln
Stress führt dazu, dass sich die Muskeln anspannen. Kommt es zu keiner Entlastung, wird dieser Zustand chronisch, und die Muskulatur beginnt zu schmerzen. Daraus können weitere Probleme wie Kopfschmerzen entstehen. Zudem kann Stress zu chronischen Schmerzzuständen führen, hinter denen die Betroffenen andere Ursachen vermuten. Ein typisches Beispiel sind Rückenschmerzen, die durch derartige Verspannungen ausgelöst werden.
Was sind psychische Stresssymptome?
Die Seele leidet unter Stress ebenso wie der Körper. Menschen stecken Stresssituationen unterschiedlich gut weg. Während die einen in hektischen Momenten nur etwas gereizt reagieren, führt chronischer Stress bei anderen dazu, dass sie depressive Symptome wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Rückzug zeigen. Auch das Sexualleben kann unter Stress leiden. Das sind typische Symptome bei seelischem Stress:
Miese Stimmung
Wer dauerhaft gestresst ist, ist leicht reizbar und nervös, steht psychisch ständig unter Druck. Das macht launisch: Gestresste Menschen sind manchmal richtige Miesepeter. Anhand nachlassender geistiger Fähigkeiten lässt sich Dauerstress ebenfalls erkennen. Personen, die über lange Zeit stark angespannt sind, denken langsamer, sind häufiger müde und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das wiederum führt dazu, dass leichter Fehler passieren. Darunter kann das Selbstbewusstsein leiden – ebenso wie die Stimmung.
Lustverlust
Dauerstress kann die sexuelle Lust drosseln. Wer stark gestresst ist, hat oft ein geringeres sexuelles Verlangen, ist weniger leicht erregbar und empfindet Sexualität als unbefriedigender. In einer Studie mit Assistenzärzten in der Ausbildung in den USA war knapp die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer mit ihrem Sexualleben sehr bis überwiegend unzufrieden. Bei der Mehrheit der Stichprobe wurde ein erhöhtes Stressniveau festgestellt. Die mangelnde Lust auf Sex kann für viele ein belastendes Stresssymptom sein.
Erschöpfung
Der Körper hält Stress im Dauerzustand nicht aus. Nach der ersten „Alarm-Phase“, die den Körper unter Stress setzt, geht er bei anhaltendem Belastungspegel in eine „Widerstandsphase“ über. Hierbei versucht der Organismus, sich dem Stressdruck anzupassen – was auf Dauer jedoch nicht funktioniert. Früher oder später folgt die sogenannte „Erschöpfungsphase“: Der Körper kann nicht mehr. Er ist überfordert. Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten nehmen dauerhaft ab. Erschöpfungssymptome sind sehr ernste Warnsignale, die einen zu hohen Stresspegel anzeigen.
Depressive Symptome
Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust über einen längeren Zeitraum hinweg– dies können typische Symptome einer Depression sein. Depressive Verstimmungen treten manchmal als Folge von Stress auf. Gleichzeitig können sie auch dafür sorgen, dass Betroffene noch empfindlicher auf Stress reagieren. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es wichtig, bei depressiven Symptomen ärztliche oder psychologische Hilfe zu suchen.
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