Lebensmittel
Mythen über Milch: knochenstärkender Muntermacher oder fettreiche Ökosünde?
Veröffentlicht am:20.12.2021
3 Minuten Lesedauer
Ist Milch wirklich so gesund, wie ihr Ruf es voraussagt? Und wie umweltverträglich ist sie? Es gibt viele Mythen, die sich rund um die Milch drehen. Finden Sie heraus, welche stimmen und welche nicht.
Welche Milch-Mythen gibt es und was sagt die Wissenschaft dazu?
Ob im Kaffee, zum Kochen oder einfach pur – Milch ist in Deutschland ein fester Bestandteil der Nahrung. 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 25,6 Liter Vollmilch. Trotz ihrer Beliebtheit ranken sich um das Lebensmittel aber viele Mythen: Ist sie besonders gesund oder ungesund und krank machend? Was macht Milch mit dem Herzen, den Knochen, dem Magen? Sollen wir besonders viel davon trinken oder sie lieber sparsam dosieren? Und was macht der tägliche Milchkonsum eigentlich mit der Umwelt?
Ärzte, Ernährungsexperten und viele Laien beschäftigen sich mit diesen Fragen. Doch sie sind sich beim Thema Milch nicht immer einig. Was Milch wirklich kann, versuchen Wissenschaftler in Studien zu klären.
Gesund oder ungesund?
Kein Mythos, sondern Fakt ist, dass Milch und Milchprodukte einen wichtigen Beitrag zur gesunden Ernährung beitragen können, da sie Nährstoffe wie Calcium, Vitamin B2 und Jod enthalten, die viele Menschen nicht in ausreichendem Maße aufnehmen. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung grundsätzlich den Milchverzehr. Dennoch herrschen weiterhin Mythen darüber, was Milch außerdem noch kann – oder anrichtet.
Stärkt Milch die Knochen?
Milch enthält reichlich Calcium. Dieses Mineral wird für den Knochenaufbau gebraucht. Tatsächlich haben Menschen, die vermehrt Milch und Milchprodukte verzehren, eine erhöhte Knochenmasse und Knochendichte. Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, dass Milch auch das Risiko eines Knochenbruchs verringern kann.
Schädigt Milch das Herz?
Milch enthält neben Nährstoffen auch gesättigte Fettsäuren, die im Übermaß Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen können. Daher stand Milch auch im Verdacht, das Risiko für einen Schlaganfall zu erhöhen. Nach aktueller Studienlage ist das aber nicht der Fall.
Senkt Milch den Blutdruck?
Tatsächlich können Milch und Milchprodukte den Blutdruck senken, insbesondere wenn sie fettreduziert sind. Besonders deutlich wird dieser Effekt beim Verzehr von Joghurt.
Begünstigt Milch die Entstehung von Krebs?
Milch und Milchprodukte können das Krebsrisiko beeinflussen – und zwar in beide Richtungen: Während ein erhöhter Milchkonsum die Gefahr verringert, an Dickdarmkrebs zu erkranken, kann er das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Daher empfehlen Experten eine erhöhte Milchzufuhr eher bei Frauen als bei Männern.
Hilft Milch bei Sodbrennen?
Bei Sodbrennen fließt ein Teil des sauren Mageninhalts zurück in die Speiseröhre, was die Schleimhaut reizt und ein brennendes Gefühl verursacht. Milch und Milchprodukte können die Säure neutralisieren und so dazu beitragen, die Symptome von Sodbrennen zu lindern.
Welche Milch ist gesünder?
Fettarm oder Vollmilch: Was ist wirklich gesünder? Die allgemeine Meinung dazu ist, dass fettarme Milch positivere Effekte auf den Körper hat. Doch das ist zum Teil nur ein Mythos. Denn wenn es zum Beispiel ums Abnehmen oder die Gewichtskontrolle geht, hat fettarme Milch keine Vorteile gegenüber Vollmilch. Bei Kindern und Jugendlichen sorgte fettarme Milch in Studien sogar indirekt für eine Gewichtszunahme. Als Erklärung vermuteten die Forschenden, dass die Teilnehmenden mehr aßen, weil die fettarme Milch sie weniger sättigte.
Fettarme Milch ist auch nicht unbedingt besser für den Cholesterinspiegel. Viel entscheidender hierfür ist die Frage, wie die Kalorien insgesamt aufgenommen werden. Experten empfehlen daher, in Hinblick auf den Cholesterinspiegel die gesättigten Fettsäuren durch ungesättigte zu ersetzen. Beispielsweise kann ein selbst zubereitetes Müsli aus Haferflocken, Nüssen, Saaten und Beeren mit Milch die Menge der ungesättigten Fettsäuren erhöhen.
Ist Milch unethisch oder unökologisch?
Der Verzehr von Kuhmilch ist aus Umweltaspekten nicht unkritisch, da bei ihrer Produktion klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden. So ist der negative Einfluss auf die Umwelt bei der Produktion von Eiweißen aus Kuhmilch etwa fünf- bis zehnmal höher als beispielsweise bei der Produktion von Soja. Allerdings konnten die Treibhausemmissionen pro erzeugter Tonne Milch in den vergangenen Jahren zumindest teilweise reduziert werden. Das liegt unter anderem an den strengeren Umweltanforderungen der EU-Agrarpolitik und einem Rückgang der Viehbestände.
Tierschützer bemängeln zudem, dass der Verzehr von Milch unethisch sei, da Kühe für die Milchproduktion häufig nicht artgerecht gehalten werden. Hier kann sich der Kauf von Produkten mit Bio-Siegel lohnen: Diese garantieren für die Kühe beispielsweise Auslauf im Freien, mehr Platz im Stall und einen weichen Untergrund aus Stroh, der Hufe und Gelenke schont.