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Stoffwechsel

Was ist ein metabolisches Syndrom?

Veröffentlicht am:01.03.2023

5 Minuten Lesedauer

Das metabolische Syndrom gilt als Wohlstandsphänomen, weil Merkmale wie Übergewicht oder Bluthochdruck oft Folgen einer ungesunden Lebensweise mit fettreicher Nahrung und wenig Bewegung sind. Streng genommen ist es keine eigenständige Krankheit.

Eine Ärztin misst bei einem übergewichtigen Patienten den erhöhten Taillenumfang, der ein Symptom des metabolischen Symptoms sein kann.

© iStock / FredFroese

Gefährliche Kombination von Risikofaktoren

Das metabolische Syndrom bezeichnet das gemeinsame Auftreten mehrerer Krankheitsbilder und Risikofaktoren, die im Zusammenspiel schwerwiegende Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Fünf Faktoren sind für das metabolische Syndrom entscheidend: Fettleibigkeit (Adipositas), Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhter Blutzucker (Glukosetoleranzstörung) und eine Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie), bei der die Triglyzerid-Blutwerte erhöht sind und/oder die HDL-Cholesterin-Konzentration im Blut zu niedrig ist. HDL-Cholesterin – auch bekannt als „gutes“ Cholesterin – wird zur Leber transportiert und dort abgebaut.

Mit dem erhöhten Blutzucker geht oft eine zunehmende Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) einher. Dabei spielen überschüssiges Fett und zu viele sogenannte freie Fettsäuren im Blut eine Rolle. Die Wechselwirkungen zwischen Fettstoffwechsel und Blutzucker beim metabolischen Syndrom sind kompliziert und seit Jahren Gegenstand der Forschung.

Besonders die viszerale oder abdominale Adipositas gilt als Merkmal des metabolischen Syndroms: ein bauchbetontes Übergewicht, bei dem sich das Fett vor allem in der Bauchhöhle ansammelt, sogenanntes Viszeralfett oder abdominales Fett. Umgangssprachlich ist oft vom „Apfeltyp“ die Rede.

Vizeralfett gilt als ein Merkmal des metabolischen Syndroms.

Die einzelnen Faktoren können schon jeweils für sich genommen die Blutgefäße schädigen, aber wenn alle oder mehrere zusammen auftreten, ist das besonders gefährlich. Die Einzelrisiken addieren sich und erhöhen gemeinsam das individuelle Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, darunter Arteriosklerose („Arterienverkalkung“), Herzinsuffizienz und Herzinfarkt oder Schlaganfälle.

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Metabolisches Syndrom: Definition und Symptome

Bis heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen des metabolischen Syndroms, die die einzelnen Risikofaktoren und Symptome jeweils unterschiedlich gewichten. Diskutiert wird auch, welche Symptome bei einem metabolischen Syndrom besonders relevant sind und ob das gemeinsame Auftreten von Risikofaktoren überhaupt als eigenes Krankheitsbild bezeichnet werden sollte.

Im internationalen Gebrauch wird oft die Definition von zwei US-Amerikanischen Institutionen, der American Heart Association (AHA) und dem National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI), herangezogen. Nach dieser Definition müssen wenigstens drei von fünf Symptomen vorliegen:

  1. abdominale Adipositas (definiert durch den Taillenumfang)
  2. Bluthochdruck
  3. erhöhte Nüchtern-Blutzuckerwerte
  4. erhöhte Triglyzerid-Werte
  5. zu niedrige HDL-Cholesterin-Werte

Wenn bei den Punkten 2 bis 4 die Werte nur wegen eingenommener Medikamente im Normbereich liegen, gelten sie jeweils trotzdem als Indikator.

Genaue Richtwerte der AHA-NHLBI-Definition

RisikofaktorGrenzwert
Adipositas / TaillenumfangMänner
Frauen
> 102 Zentimeter
> 88 Zentimeter
Blutdrucksystolisch
diastolisch
≥ 130 mmHg
≥ 85 mmHg
Nüchtern-Blutzucker≥ 100 Milligramm pro Deziliter
Triglyzeride≥ 150 Milligramm pro Deziliter
HDL-CholesterinMänner
Frauen
< 40 Milligramm pro Deziliter
< 50 Milligramm pro Deziliter

Ursachen und Häufigkeit des metabolischen Syndroms

Die Hauptursache des metabolischen Syndroms ist schnell benannt: zu wenig Bewegung sowie kalorienreiche und unausgewogene Ernährung (insbesondere zu fettreich und ballaststoffarm). Die meisten Patienten und Patientinnen mit einem metabolischen Syndrom sind stark übergewichtig.

Weitere Faktoren, die ein metabolisches Syndrom begünstigen:

  • erhöhter Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • zu viel Salz
  • anhaltender Stress
  • Vorerkrankungen (zum Beispiel der Nieren- und der Leber oder Schilddrüsenunterfunktion)
  • bestimmte Medikamente (zum Beispiel zur Entwässerung, Betablocker, Antidepressiva und Neuroleptika) oder Hormone

Weil die Zivilisationsfaktoren Überangebot an kalorienreicher Nahrung, Bewegungsmangel, Stress, Rauchen und Alkohol hineinspielen, wird das metabolische Syndrom auch als Wohlstandssyndrom bezeichnet. Nicht zu unrecht: In den Industrienationen hat die Häufigkeit des metabolischen Syndroms im Laufe der Zeit zugenommen und mittlerweile sehr hohe Ausmaße erreicht. Nach Schätzungen ist in den westlichen Ländern etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Auch in Deutschland ist eine Studie auf diesen ungefähren Wert gekommen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu – bei den 50- bis 70-jährigen Menschen in Deutschland liegt der Anteil mit einem metabolisches Syndrom bei bis zu 40 Prozent – aber auch bei jüngeren Menschen wird immer häufiger ein metabolisches Syndrom diagnostiziert. In den Schwellenländern hat mit dem gestiegenen Wohlstand auch die Häufigkeit des Syndroms in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen.

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Diagnose des metabolischen Syndroms

Zur Feststellung eines metabolischen Syndroms müssen zahlreiche Untersuchungen durchgeführt werden, bei denen unter anderem die für das metabolische Syndrom wichtigen Definitionskriterien überprüft werden. Wenn Sie selbst vermuten, bei Ihnen könnte ein metabolisches Syndrom vorliegen, ist die erste Anlaufstelle die hausärztliche Praxis. Dort wird entschieden, ob eine Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin zur Behandlung einzelner Symptome notwendig ist.

In einem ausführlichen Gespräch werden zunächst Vorerkrankungen und Fragen des Lebensstils geklärt und auch ob es im Familienumfeld Fälle von Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 oder dem metabolischen Syndrom selbst gibt oder gegeben hat. Eine mögliche Veranlagung zu erkennen, ist wichtig: Zwischen den ersten Anzeichen eines metabolischen Syndroms und dem Auftreten schwerwiegender Folgeerkrankungen können mehrere Jahrzehnte liegen.

Bei den körperlichen Untersuchungen misst der Arzt oder die Ärztin das Gewicht, den Taillenumfang und den Blutdruck. Blutzuckerspiegel, die Blutfett- und Cholesterinwerte werden im Labor über eine Analyse des Blutes ermittelt. Das Ergebnis dieser Untersuchungen umfasst genau die fünf Indikatoren, die für die Diagnose des metabolischen Syndroms entscheidend sind. Aber auch andere körperliche Parameter wie der Harnsäurespiegel oder Leberwerte und Entzündungswerte werden analysiert.

Behandlung und Vorbeugung des metabolischen Syndroms

Beim metabolischen Syndrom handelt es sich um ein sehr komplexes Phänomen. Außerdem fallen die Krankheitsbilder und Beschwerden bei den Betroffenen individuell unterschiedlich aus. Deshalb muss beim metabolischen Syndrom die Therapie ebenfalls individualisiert erfolgen. Das Hauptziel ist die Verringerung des persönlichen Risikos für schwerwiegende Folgeerkrankungen. Vor allem ist es wichtig, das Gewicht und das Bauchfett zu reduzieren und die Insulinempfindlichkeit wiederherzustellen, damit die Stoffwechselvorgänge wieder angeregt werden.

Eine übergewichtige junge Frau joggt, um ihr Gewicht zu reduzieren.

© iStock / urbazon

Bewegung wirkt sich positiv auf alle Symptome des metabolischen Syndroms aus.

Ein gesunder Lebensstil wirkt sich positiv auf jedes einzelne Symptom aus

Die Behandlung einer Kombination von Symptomen bedeutet immer, dass jedes Krankheitszeichen einzeln betrachtet werden muss. Dazu kann eine Therapie mit Medikamenten gehören, zum Beispiel Lipidsenker bei erhöhten Blutfettwerten oder Medikamente gegen Bluthochdruck. Im Zentrum der Therapie steht allerdings etwas, dass sämtliche Risikofaktoren auf einmal anspricht: eine Veränderung des Lebensstils. Damit lassen sich oft erhöhte oder zu niedrige Grenzwerte wieder normalisieren. In jedem Fall wird das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verringert.

Eine Anpassung des Lebensstils bedeutet:

  • mehr körperliche Bewegung – Bewegung reduziert nicht nur das Übergewicht, sondern wirkt sich positiv auf das metabolische Syndrom in allen seinen Komponenten aus.
  • ausgewogene Ernährung – eine gesunde Ernährungsweise in Kombiantion mit mehr Bewegung ist wichtig: abwechslungsreiche und viel ballaststoffreiche Kost (Getreideprodukte und Kartoffeln), reichlich Gemüse und Obst und vor allem nur wenig Fleisch, Wurst und fettreiche Lebensmittel.
  • Alkoholkonsum reduzieren
  • mit dem Rauchen aufhören

Vorsorge gegen das metabolische Syndrom

Lebensstilfaktoren wie ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung sind nicht nur für die Therapie eines metabolischen Symptoms entscheidend, sondern auch effektive Vorbeugemaßnahmen gegen die Einzelkrankheiten Adipositas, Bluthochdruck, Glukosetoleranzstörung und Fettstoffwechselstörung – und damit auch gegen den Symptomkomplex in seiner Gesamtheit. Krankheiten kann man nicht immer verhindern und manche Vorerkrankungen begünstigen das Entstehen eines metabolischen Syndroms. Dennoch lautet das Fazit: Eine gesunde aktive Lebensweise ist die beste Vorsorge gegen das metabolische Syndrom.

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