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Regierungskommission will „doppelte Facharztschiene“ abbauen

03.05.2024 3 Min. Lesedauer

Die bisherige Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung in Deutschland soll schrittweise einem neuen, besser verzahnten System weichen. Darauf zielen die heute vorgelegten Vorschläge der Regierungskommission zur Krankenhausreform für eine engere Verzahnung der Sektoren. Danach sollen kleine Häuser auf dem Land verstärkt ambulante Behandlungen anbieten. Zugleich soll ein Primärarztsystem auf- und die „doppelte Facharztschiene“ in Praxen und Kliniken abgebaut werden. Die Experten schlagen ferner vor, dass neue, regionale Gremien die Versorgung sektorübergreifend planen.

Der Reformbedarf sei so drängend geworden, dass eine „Generalüberholung des deutschen Gesundheitswesens“ notwendig sei, sagte Kommissionsleiter Tom Bschor. „Wir können uns ein ineffizientes System nicht mehr leisten“, betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Eine Schlüsselrolle für kurzfristige Fortschritte sieht die Kommission für die neuen „Level-Ii“-Kliniken, wie sie im Zuge der geplanten Krankenhausreform angedacht sind. Sie plädiert dafür, dass diese Häuser „vorrangig“ ambulante Behandlungen anbieten, nach Tagespauschalen abrechnen, bei Unterversorgung einspringen und dies mit den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) abrechnen. In nicht unterversorgten Gebieten sollen die Level-Ii-Kliniken mit den Krankenkassen ein ambulantes Budget vereinbaren, das aus dem bisherigen stationären Budget ausgegliedert wird. Eine Positivliste soll ihren Leistungskatalog festlegen. Als Gesundheitszentren könnten die Häuser auch Praxen, Apotheken, Gesundheitskioske und andere Heilberufe beherbergen.
 
„Mittel- bis langfristig“ dringen die Experten auf weitergehende Reformen auch der ambulanten Strukturen. Ein Primärarztsystem, bestehend aus Allgemeinmedizinern, Internisten, Pädiatern, Gynäkologen, Psychiatern, soll Patientenströme gezielter steuern. Den „deutschen Sonderweg der doppelten Facharztschiene“ sehen die Experten kritisch, sagte Bschor. Zudem sollen neue, regionale Gremien unter Landesvorsitz geschaffen werden, die die Versorgung sektorübergreifend planen. Der AOK-Bundesverband hatte jüngst bereits ein eigenes Konzept präsentiert. Dieses sieht eine Generalklausel für eine „regionale sektorenunabhängige Versorgung“ (RegioSV) vor, die den Akteuren vor Ort eine Rechtsgrundlage für passgenaue Konzepte bietet.
 
„Um das System fit zu machen für die Behandlung der Babyboomer-Generation, müssen wir ambulante und stationäre Versorgung besser aufeinander abstimmen“, sagte Lauterbach. Dem pflichtete Bschor bei: „Kluge Konzepte zum Umgang mit dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel sind entscheidend für eine hochqualitative Gesundheitsversorgung der gesamten Bevölkerung in der Zukunft.“ (cm)

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