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Rundschreiben

2022 - Rundschreiben Nr. 6

Gemeinsames Rundschreiben zum Krankengeld nach § 44 SGB V, § 44b SGB V, zum Verletztengeld nach § 45 SGB VII und zum Krankengeld der Sozialen Entschädigung nach § 47 SGB XIV [RS 2022/06]
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2022 - Rundschreiben Nr. 6



Ziff. 6.4. RS 2022/06, Verspätete Meldung der Arbeitsunfähigkeit

(1) Nach § 49 Absatz 1 Nummer 5 SGB V ruht der Anspruch auf Krankengeld, solange die Arbeitsunfähigkeit der Krankenkasse nicht gemeldet wird.

(2) Dies gilt nicht, wenn

  • -die Meldung innerhalb einer Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit erfolgt oder
  • -das Versäumnis nicht vom Versicherten zu verantworten ist (Ziff. 2.2.2.2.6. und Ziff. 2.2.2.2.7.) oder
  • -die Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsdaten im elektronischen Verfahren nach § 295 Absatz 1 Satz 2 SGB V erfolgt.

(3) Die rechtzeitige Meldung bezieht sich hierbei nicht nur auf die Erstbescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit, sondern gilt auch für alle Folgebescheinigungen (BSG, Urteil vom 8. 11. 2005 — B 1 KR 30/04 R —). Die Wochenfrist berechnet sich nach § 26 SGB X und beginnt mit dem Tag nach dem Eintritt — nicht der ggf. späteren Feststellung — der Arbeitsunfähigkeit. Bei Folgebescheinigungen ist für den Beginn der Frist auf den folgenden Tag abzustellen, für den zuletzt Arbeitsunfähigkeit bescheinigt wurde (LSG Hessen, Urteil vom 8. 2. 2018 — L 1 KR 333/17). Wegen der generellen Bedeutung der Angelegenheit wurde Nichtzulassungsbeschwerde erhoben und als unzulässig zurückgewiesen, da nach Auffassung des BSG die Rechtsfrage zur Bildung der Wochenfrist hinreichend geklärt ist (B 3 KR 25/18 B vom 27. 11. 2018).

Beispiel 145: Rechtzeitige Vorlage der AU bei Erstbescheinigung

Arbeitsunfähigkeit seit18. 3. (Mo.)
Ärztliche Feststellung am20. 3. (Mi.)
AU-Bescheinigung liegt vor mit voraussichtlicher AU bis einschließlich29. 3. (Fr.)
Eingang der AU-Bescheinigung bei der Krankenkasse am22. 3. (Fr.)

Ergebnis:

Die AU wurde der Krankenkasse innerhalb der Wochenfrist vom 19. 3. bis 25. 3. rechtzeitig gemeldet. Der Krankengeldanspruch ruht nicht wegen verspäteter Meldung der AU.

Beispiel 146: Verspätete Vorlage der AU bei Erstbescheinigung

Arbeitsunfähigkeit seit18. 3. (Mo.)
Ärztliche Feststellung am20. 3. (Mi.)
AU-Bescheinigung liegt vor mit voraussichtlicher AU bis einschließlich29. 3. (Fr.)
Eingang der AU-Bescheinigung bei der Krankenkasse am27. 3. (Mi.)

Ergebnis:

Die AU wurde der Krankenkasse nicht innerhalb der Wochenfrist vom 19. 3. bis 25. 3. gemeldet. Der Krankengeldanspruch entsteht mit dem Tag der ärztlichen Feststellung am 20. 3. und ruht wegen verspäteter Meldung der AU vom 20. 3. bis 26. 3.

Beispiel 147: Rechtzeitige Vorlage der AU bei Folgebescheinigung

Arbeitsunfähigkeit seit18. 3. (Mo.)
AU-Bescheinigung liegt vor mit voraussichtlicher AU bis einschließlich17. 5. (Fr.)
erneute ärztliche Feststellung der AU erfolgt am16. 5. (Do.)
Eingang der AU-Bescheinigung bei der Krankenkasse am22. 5. (Mi.)

Ergebnis:

Die AU wurde der Krankenkasse innerhalb der Wochenfrist vom 18. 5. bis 24. 5. rechtzeitig gemeldet. Der Krankengeldanspruch ruht nicht wegen verspäteter Meldung der AU.

Beispiel 148: Verspätete Vorlage der AU bei Folgebescheinigung

Arbeitsunfähigkeit seit18. 3. (Mo.)
AU-Bescheinigung liegt vor mit voraussichtlicher AU bis einschließlich17. 5. (Fr.)
erneute ärztliche Feststellung der AU erfolgt am16. 5. (Do.)
Eingang der AU-Bescheinigung bei der Krankenkasse am28. 5. (Mi.)

Ergebnis:

Die AU wurde der Krankenkasse nicht innerhalb der Wochenfrist vom 18. 5. bis 24. 5. gemeldet. Der Krankengeldanspruch ruht wegen verspäteter Meldung der AU vom 18. 5. bis 27. 5.

(4) Durch das TSVG (Inkrafttreten am 11. 5. 2019) wurde § 295 Absatz 1 Satz 2 SGB V dahingehend angepasst, dass ab dem 1. 1. 2021 ein einheitliches und verbindliches elektronisches Verfahren zur Übermittlung der bisher mittels AU-Bescheinigungen in Papierform an die Krankenkassen gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsdaten (eAU) durch die Vertragsärzte durchzuführen ist. Mit der Einführung der eAU wird die Obliegenheit zur Meldung der (fortbestehenden) Arbeitsunfähigkeit auf die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte und Einrichtungen übertragen. Soweit sich bei der elektronischen Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsdaten Verzögerungen ergeben, liegen sie insoweit nicht mehr im Einflussbereich der Versicherten, sodass sie keine sich aus der verspäteten Übermittlung ergebenden Rechtsfolgen zu tragen haben (BSG, Urteil vom 30. 11. 2023 — B 3 KR 23/22 R —).

(5) Sofern die AU-Bescheinigung von nicht zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassenen Ärzten oder von Ärzten im Ausland ausgestellt wird, obliegt die Pflicht zur Meldung der (fortbestehenden) Arbeitsunfähigkeit hingegen weiterhin bei dem bzw. der Versicherten. Ein Ruhen des Krankengeldanspruches ist somit gemäß § 49 Absatz 1 Nummer 5 SGB V möglich.


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