Berliner Kinder essen bundesweit am seltensten Fleisch
Berlin | Berliner Kinder ernähren sich im bundesweiten Vergleich am häufigsten flexitarisch und vegetarisch. Das geht aus der repräsentativen AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Familienstudie hervor. Demnach essen 47 Prozent der Berliner Kinder nach Angaben ihrer Eltern selten oder gar kein Fleisch. Im bundesweiten Durchschnitt ernähren sich 33 Prozent der Kinder fleischreduziert.
Für die Studie hat das IGES-Institut im Auftrag der AOK bundesweit 8.500 repräsentativ ausgewählte Eltern von 4- bis 14-jährigen Kindern befragt. Laut den Ergebnissen steht insbesondere bei den Berliner Kids fleischarme Ernährung hoch im Kurs. So gaben 18 Prozent der Berliner Eltern an, sie würden ihr Kind vegetarisch ernähren. Bundesweit liegt der Schnitt bei zehn Prozent.
Eine flexitarische Ernährung, bei der selten und wenig Fleisch auf den Tisch kommt, ist bei 26 Prozent der Berliner Familien Alltag. Bundesweit ernähren 23 Prozent der Eltern ihre Kinder fleischreduziert.
Auch vegane Ernährung ist bei Berliner Eltern weiterverbreitet als im Bundesdurchschnitt, allerdings spielt sie auch in der Hauptstadt nur eine kleine Rolle: Drei Prozent der Berliner Kinder werden von ihren Eltern vegan ernährt, bundesweit sind es ein Prozent der Kinder.
Bundesweit ist eine fleischreduzierte Ernährung laut der AOK-Familienstudie besonders in den Stadtstaaten Berlin (47 Prozent aller Kinder), Bremen (41 %) und Hamburg (39 %) sowie in Baden-Württemberg (42 %) angesagt. In den ostdeutschen Bundesländern ist der Trend hin zur fleischarmen Ernährung hingegen deutlich schwächer ausgeprägt. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern, wo nur 21 Prozent der Kinder fleischreduziert oder vegetarisch ernährt werden.
Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um rund 13 Prozent gesunken. Dennoch verzehrte jede und jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt immer noch rund 1000 Gramm Fleisch pro Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt jedoch, wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst zu essen. Damit nehmen die Deutschen im Schnitt doppelt so viel Fleisch zu sich, wie es gesund wäre.
Die AOK-Familienstudie zeigt bei 25 Prozent der befragten Berliner Eltern eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz, weil sie zum Beispiel nicht auf die Nährwertangaben von Lebensmitteln achten oder zu viele zuckerhaltige Getränke im Haushalt haben. Dabei ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Ernährungskompetenz der Eltern und dem Bildungsgrad erkennbar. Erfreulich: Im bundesweiten Vergleich haben Berliner Eltern im Schnitt die höchste Ernährungskompetenz.
„Die Ergebnisse der Familienstudie zeigen, dass viele Berliner Eltern bereits gut auf die gesunde Ernährung ihrer Kinder achten – aber auch, dass wir insbesondere bildungsferne Eltern bei diesem Thema besser unterstützen müssen. In der Schule werden entscheidende Weichen gestellt. Deshalb gehört Wissensvermittlung zur gesunden Ernährung verpflichtend in die Lehrpläne der Schulen – und zwar fächerübergreifend“, fordert Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.
Die AOK Nordost engagiert sich mit vielfältigen Projekten für eine gute und gesunde Ernährung an Schulen. So ermöglicht die Gesundheitskasse derzeit 23 Berliner Schulen durch eine finanzielle Förderung die Teilnahme an der GemüseAckerdemie. Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler der dritten bis zur achten Klasse. Ein Jahr lang bauen sie auf einem Acker direkt an ihrer Schule bis zu 30 verschiedene Gemüsearten an. Sie säen, jäten, gießen, ernten und probieren das Gemüse und vermarkten es auch - zum Beispiel an die Schulküche oder an die eigenen Eltern.
„Wir unterstützen gemeinsam mit unserem Kooperationspartner die Lehrkräfte durch Lehrmaterialien, Fortbildungen und persönliche Betreuung. Der Aufwand lohnt sich, denn Wirkungsanalysen zeigen: Zwei von drei Schülerinnen und Schülern, die bei der Gemüseackerdemie mitmachen, essen hinterher Gemüse, dass Ihnen vorher nicht geschmeckt hat,“ sagt Nicole Müller, die bei der AOK Nordost Ernährungsprojekte an Schulen koordiniert.
Im Juni startet zudem das dritte Modul des AOK-Gesundheitsprogramms wildGreen mit einem Schwerpunkt zum Thema Ernährung. Es richtet sich vor allem an Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren und an Lehrkräfte. Sie erfahren hier Hintergründe zu Ernährungstrends wie veganer und vegetarischer Ernährung sowie zur Planetary Health Diet, die eine klimafreundliche und vollwertige Ernährung fördert. Aber auch der kritische Blick auf Energy Drinks und Proteinriegeln spielt dabei eine zentrale Rolle. Rechercheaufgaben und Rätsel stärken zudem die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler.
Mehr als 40 Lehrerinnen und Lehrer haben bereits Interesse an den ersten beiden Modulen gezeigt und Schulungen absolviert, von denen mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler profitierten. Mit dem neuen Modul soll eine Vielzahl an Schülerinnen und Schülern erreicht werden. Zudem erläutert AOK-Ernährungsexperte Andreas Bös auf unserem Blog, wie Theaterstücke den Schulkindern mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung vermitteln.