Pressemitteilung

Kinder aus MV essen bundesweit am häufigsten Fleisch

31.05.2023 AOK Nordost 4 Min. Lesedauer

Schwerin | Kinder aus Mecklenburg-Vorpommern ernähren sich im bundesweiten Vergleich am seltensten flexitarisch und vegetarisch. Das geht aus der repräsentativen AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Familienstudie hervor. Demnach essen 21 Prozent der Kinder in MV nach Angaben der Eltern selten oder gar kein Fleisch. Im bundesweiten Durchschnitt ernähren sich 33 Prozent der Kinder fleischreduziert.

Die Frage an die Eltern im Rahmen der AOK-Familienstudie lautet: Wie ernähren Sie ihr Kind?

Für die Studie hat das IGES-Institut im Auftrag der AOK bundesweit 8.500 repräsentativ ausgewählte Eltern von 4- bis 14-jährigen Kindern befragt. Laut den Ergebnissen steht bei den Kids in MV fleischarme Ernährung nicht besonders hoch im Kurs. So gaben nur sechs Prozent der Eltern in MV an, sie würden ihr Kind vegetarisch ernähren. Bundesweit liegt der Schnitt bei zehn Prozent, in Berlin sind es sogar 18 Prozent.

In MV isst jedes fünfte Kind selten oder gar kein Fleisch. In Berlin fast jedes zweite Kind.

Eine flexitarische Ernährung, bei der selten und wenig Fleisch auf den Tisch kommt, gehört bei 13 Prozent der Familien in MV zum Alltag. Bundesweit ernähren 23 Prozent der Familien ihre Kinder fleischreduziert.

Vegane Ernährung ist bei den Eltern in MV etwas weiterverbreitet als im bundesweiten Durchschnitt: Zwei Prozent der Kinder in MV werden von ihren Eltern vegan ernährt, deutschlandweit sind es ein Prozent der Kinder.

Bundesweit ist eine fleischreduzierte Ernährung laut der AOK-Familienstudie besonders in den Stadtstaaten Berlin (47 Prozent aller Kinder), Bremen (41 %) und Hamburg (39 %) sowie in Baden-Württemberg (42 %) angesagt. In den ostdeutschen Bundesländern hingegen ist der Trend zur fleischarmen Ernährung deutlich schwächer ausgeprägt. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern, wo nur 21 Prozent der Kinder fleischreduziert oder vegetarisch ernährt werden.

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um rund 13 Prozent gesunken. Dennoch verzehrte jede und jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt immer noch rund 1000 Gramm Fleisch pro Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt jedoch, wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst zu essen. Damit nehmen die Deutschen im Schnitt doppelt so viel Fleisch zu sich, wie es gesund wäre.

Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost

Die AOK-Familienstudie zeigt bei 49 Prozent der befragten Eltern in MV eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz, weil sie zum Beispiel nicht auf die Nährwertangaben von Lebensmitteln achten oder zu viele zuckerhaltige Getränke im Haushalt haben. Dabei ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Ernährungskompetenz der Eltern und dem Bildungsgrad erkennbar. Besorgniserregend: Im bundesweiten Vergleich haben Eltern aus MV und aus Thüringen im Durchschnitt die geringste Ernährungskompetenz.

„Die Ergebnisse der Familienstudie sind für Mecklenburg-Vorpommern alarmierend. Sie zeigen deutlich, dass wir insbesondere bildungsferne Eltern bei diesem Thema besser unterstützen müssen. In der Schule werden entscheidende Weichen gestellt. Deshalb gehört Wissensvermittlung zur gesunden Ernährung verpflichtend in die Lehrpläne der Schulen – und zwar fächerübergreifend“, fordert Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.

Die AOK Nordost engagiert sich mit vielfältigen Projekten für eine gute und gesunde Ernährung an Schulen. So ermöglicht die Gesundheitskasse derzeit 15 Schulen in MV durch eine finanzielle Förderung die Teilnahme an der GemüseAckerdemie. Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler der dritten bis zur achten Klasse. Ein Jahr lang bauen sie auf einem Acker direkt an ihrer Schule bis zu 30 verschiedene Gemüsearten an. Sie säen, jäten, gießen, ernten und probieren das Gemüse und vermarkten es auch - zum Beispiel an die Schulküche oder an die eigenen Eltern.

„Wir unterstützen gemeinsam mit unserem Kooperationspartner die Lehrkräfte durch Lehrmaterialien, Fortbildungen und persönliche Betreuung. Der Aufwand lohnt sich, denn Wirkungsanalysen zeigen: Zwei von drei Schülerinnen und Schüler, die bei der GemüseAckerdemie mitmachen, essen hinterher Gemüse, dass Ihnen vorher nicht geschmeckt hat,“ sagt Nicole Müller, die bei der AOK Nordost Ernährungsprojekte an Schulen koordiniert.  

Im Juni startet zudem das dritte Modul des AOK-Gesundheitsprogramms wildGreen mit einem Schwerpunkt zum Thema Ernährung. Es richtet sich vor allem an Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren und Lehrkräfte. Sie erfahren hier Hintergründe zu Ernährungstrends wie veganer und vegetarischer Ernährung sowie zur Planetary Health Diet, die eine klimafreundliche und vollwertige Ernährung fördert. Aber auch der kritische Blick auf Energy Drinks und Proteinriegel spielt dabei eine zentrale Rolle.  Rechercheaufgaben und Quiztools stärken zudem die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Mehr als 40 Lehrerinnen und Lehrer haben bereits Interesse an den ersten beiden Modulen gezeigt und Schulungen absolviert, von denen mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler profitierten. Mit dem neuen Modul soll eine Vielzahl an Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Zudem erläutert AOK-Ernährungsexperte Andreas Bös auf unserem Blog, wie Theaterstücke den Schulkindern mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung vermitteln.

Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:

Die AOK-Familienstudie 2022 wurde vom IGES-Institut im Auftrag des AOK-Bundesverbandes durchgeführt. Insgesamt wurden bundesweit rund 8.500 Eltern von Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren befragt. In MV wurden 521 Eltern befragt. Die Befragung ist in Bezug auf Alter der Kinder und den Bildungsabschluss der Eltern repräsentativ. Die Befragung erfolgte von Mitte August bis Oktober 2022 über ein bevölkerungsrepräsentatives Online-Panel.

Den Fragebogen zur gesunden Ernährung und zur Ernährungskompetenz entwickelte das IGES-Institut mit Unterstützung von PhD Kristine Sørensen von der Global Health Literacy Academy und Dr. Prof. Dr. med. Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband.

Seit dem Jahr 2007 untersucht die AOK in bislang fünf Studien die Zusammenhänge relevanter Faktoren des Familienlebens zur Gesundheit der Familien. Der wissenschaftliche Studienbericht zur AOK-Familienstudie 2022 ist hier abrufbar.

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost