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Sorbit: Warum nicht jeder den beliebten Zuckerersatz verträgt

Veröffentlicht am:25.08.2022

6 Minuten Lesedauer

Sorbit hat viele Eigenschaften, die sich die Industrie zunutze macht. Als alternatives Süßungsmittel ist es vor allem in sogenannten Light-Produkten enthalten. Doch der Zuckerersatz ist nur in begrenzten Mengen und nicht für jeden geeignet.

Eine Frau schüttet sich Sorbit in ihr Heißgetränk.

© iStock / mammuth

Die Verwendung der Zuckeralternative

Zuckerersatzstoffe wie Sorbit sind vor allem bei gesundheitsbewussten Menschen sehr beliebt. Denn sie liefern den süßen Geschmack, aber in der Regel viel weniger Kalorien als normaler Zucker. Mittlerweile steht eine Vielzahl verschiedener Zuckeralternativen zur Verfügung. Sie sind oft in industriell hergestellten Produkten wie Kaugummis, Getränken, Joghurts oder sogenannten Süßstofftabletten enthalten. Sorbit ist ein bereits seit längerem bekanntes Süßungsmittel. Es findet sich nicht nur in verarbeiteten, sondern auch in natürlichen Lebensmitteln. Zudem ist Sorbit ein beliebter Zusatzstoff in verschiedenen Kosmetika. Als Zuckerersatz ist Sorbit allerdings nur bedingt geeignet.

Was genau ist Sorbit?

Sorbit gehört zur chemischen Gruppe der Zuckeralkohole. Es ist auch unter den Bezeichnungen Glucitol oder Sorbitol zu finden. Der menschliche Körper produziert Sorbit als Teil des Kohlenhydratstoffwechsels. Ursprünglich hat man Sorbit aus den Früchten der Eberesche, auch Vogelbeere genannt, gewonnen. Diese beinhalten von Natur aus bis zu zwölf Prozent des Süßungsmittels. Sorbit kommt natürlicherweise in vielen weiteren Früchten vor. Vor allem Obstsorten, die zur botanischen Familie der Rosengewächse gehören, liefern viel Sorbit. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Birnen
  • Äpfel
  • Pfirsiche
  • Pflaumen
  • Aprikosen.

Natürlich gibt es auch reichlich sorbitarme Obstsorten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Avocado
  • Ananas
  • Banane
  • Beerenfrüchte
  • Kiwi

Als Rohstoff für die industrielle Herstellung dienen vor allem Mais- und Weizenstärke. Basis für die sogenannte Stärkeverzuckerung ist die darin enthaltene Glucose. Dafür dürfen auch gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt werden. Als Lebensmittelzusatzstoff unter der Nummer E 420 kann Sorbit für verschiedene industriell hergestellte Lebensmittel verwendet werden. Eine Höchstmenge gibt es dafür, mit Ausnahme von Getränken, nicht.

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Wo steckt überall Sorbit drin?

Sorbit steckt nicht nur in frischem Obst, sondern auch in vielen Erzeugnissen, die aus sorbitreichen Obstsorten hergestellt werden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Kompott
  • Marmelade
  • Wellnessgetränke
  • Trockenobst
  • Milchmischgetränke
  • Most
  • Wein
  • Bier
In Kompott und Konfitüren kann Sorbit auch vorkommen, wenn das Eingemachte sorbithaltig ist.

© iStock / Zbynek Pospisil

Auch in Kompott und Konfitüren ist oft Sorbit enthalten.

Der beliebte Zusatzstoff der Industrie

Aufgrund der besonderen chemischen Eigenschaften ist das Süßungsmittel zudem ein beliebter Zusatzstoff in der Industrie. Sorbit schmeckt süß, liefert aber mit 240 Kilokalorien pro 100 Gramm weniger Energie als die gleiche Menge normaler Haushaltszucker (400 Kilokalorien auf 100 Gramm). Er findet sich daher vor allem in zuckerreduzierten Süßwaren wie Desserts, Speiseeis oder Backwaren und in Lebensmitteln, die mit dem Zusatz „Light“ versehen sind. Weitere Produkte, die Sorbit enthalten können:

  • Fertigsoßen
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • zuckerfreie Kaugummis
  • Bonbons

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Die besondere Eigenschaft von Sorbit

Da Sorbit hygroskopisch wirkt, also Wasser aus der Umgebung binden kann, wird es zudem als Feuchthaltemittel verwendet. Es verhindert, dass Kosmetika, Zahnpasta oder Lebensmittel wie abgepackter Toast, Senf oder abgepacktes Gebäck austrocknen. Auch in der Medizin kann man von dieser Eigenschaft profitieren. Ärztinnen und Ärzte verwenden es zum Beispiel als harntreibendes Mittel oder Abführmittel. Darüber hinaus kann Sorbit als Emulgator in Reinigungsmitteln, als Trägerstoff für Aromen und Vitamine sowie als Hilfsstoff in Medikamenten dienen.

Wie schädlich ist Sorbit?

Der ADI-Wert (englisch: acceptable daily intake, zu Deutsch: akzeptierter Wert für die tägliche Einnahme) gibt die Dosis eines Stoffes an, die ein Mensch lebenslang und täglich aufnehmen kann, ohne dass sich dadurch negative Auswirkungen auf die Gesundheit ergeben. Der ADI-Wert wurde von unabhängigen Organisationen erarbeitet, der EFSA (European Food Safety Authority) und der JECFA (Joint Expert Committee on Food Additives). Für den Verzehr von Sorbit gibt es, anders als für andere Süßungsmittel wie etwa Aspartam oder Steviolglycoside, keine empfohlene Höchstmenge, die man nicht überschreiten sollte. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertet die Aufnahme von Sorbit als unbedenklich.

Folgen von zu hohen Sorbitmengen

Mengen von mehr als 20 Gramm pro Tag können zu Durchfall, Blähungen, Übelkeit und Bauchschmerzen führen. Der Dünndarm kann nur eine begrenzte Menge an Sorbit aufnehmen. Ist das Limit erreicht, wird der Zuckeralkohol in den Dickdarm weitertransportiert und von den dort lebenden Bakterien verstoffwechselt. Dabei entstehen Gase, welche die Verdauungsbeschwerden auslösen. Da Sorbit auch Wasser aus den Darmzellen zieht, macht es in größeren Mengen zudem den Stuhl weich und kann zu Durchfall führen. Lebensmittel, die mehr als zehn Prozent des Süßungsmittels E 420 enthalten, müssen daher folgenden Warnhinweis tragen: „...kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“.

Wie äußert sich eine Sorbitunverträglichkeit?

Empfindliche Menschen reagieren manchmal auch schon auf einen sehr geringen Gehalt an Sorbit mit Verdauungsproblemen. Etwa ein bis drei Stunden nach einer sorbithaltigen Mahlzeit kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen:

  • Blähungen
  • Durchfall
  • Aufstoßen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit

Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer sogenannten Sorbitunverträglichkeit, Sorbitintoleranz oder Sorbitmalabsorption. Hier funktioniert die Aufnahme des Zuckeralkohols über den Dünndarm nur eingeschränkt oder auch gar nicht, sodass die im Dickdarm lebenden Bakterien das Süßungsmittel verstoffwechseln und dabei die genannten Symptome auslösen.

Diagnose: Was tun bei Sorbitintoleranz?

Was genau eine Sorbitintoleranz auslöst, ist bislang unklar. Fest steht aber, dass es sich nicht um eine allergische Reaktion handelt, denn das Immunsystem spielt keine Rolle für die Unverträglichkeitsreaktionen. Der oft umgangssprachlich verwendete Begriff Sorbitallergie ist daher falsch. Wer den Verdacht hat, an einer Sorbitunverträglichkeit zu leiden, kann beim Arzt oder der Ärztin für die Diagnose einen sogenannten H2-Atemtest machen. Eine Sorbitintoleranz ist nicht heilbar. Jedoch hat sich bei der Bewältigung der Intoleranz ein 3-Schritte-Prinzip, bestehend aus Karenzphase (14-21 Tage), Testphase und Langzeiternährung bewährt. Bei dieser Umsetzung erfährt der Betroffene, wie viel Sorbit er verträgt und wird sein eigener Experte. Denn eine Sorbitintoleranz ist ein Mengenproblem, das bedeutet, dass auf Dauer nicht vollständig auf Sorbit verzichtet werden muss.

Zielführend ist bei dem 3-Phasen-Modell den Darm zunächst zu entlasten und im Anschluss zu testen, welche Mengen an Sorbit keine Probleme bereiten. Oft tritt die Sorbitintoleranz zusammen mit einer Unverträglichkeit gegenüber Fruchtzucker (Fruktose) oder Milchzucker (Laktose) auf.

Wie geeignet ist Sorbit als Zuckerersatz?

Sorbit ist ein weißes, geruchloses Pulver, das sowohl wasserlöslich als auch koch- sowie backfest ist. Doch inwiefern eignet sich das Süßungsmittel als Zuckerersatz? Dazu muss man sich die Eigenschaften von Sorbit noch einmal näher anschauen.

Die Eigenschaften von Sorbit

Tatsächlich hat es zwar weniger Kalorien als normaler Haushaltszucker. Aber auch seine Süßkraft ist geringer, sie liegt bei nur 60 Prozent der Süßkraft von Zucker. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer die gleiche Süße in einem Lebensmittel erreichen möchte, braucht mehr Sorbit.

Sorbit: ein geeigneter Zuckerersatz für Diabetiker?

Der Körper verstoffwechselt das Süßungsmittel zudem insulinunabhängig, das heißt, Sorbit lässt den Blutzuckerspiegel nicht beziehungsweise nur sehr gering ansteigen. Aus diesem Grund galt Sorbit lange als geeigneter Zuckerersatz für Diabetiker und Diabetikerinnen. Generell besteht bei der Verwendung von Süßungsmitteln allerdings die Gefahr, dass eine Gewöhnung an sehr süße Speisen entsteht und das Verlangen nach Süßem insgesamt zunimmt. Zudem glauben viele Menschen, dass mit Süßstoffen gesüßte Lebensmittel per se kalorienarm sind – und essen dann mehr davon. Das alles kann dazu führen, dass man an Gewicht zulegt und damit die Diabetes-Erkrankung zusätzlich ungünstig beeinflusst. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. empfiehlt Menschen mit Diabetes daher die gleiche vollwertige Ernährung, die allgemein für gesunde Erwachsene gilt. Spezielle diätetische Lebensmittel, die oft sehr viel Fett und Energie enthalten und in der Regel sehr teuer sind, seien nicht nötig. Aus diesem Grund gibt es seit dem Jahr 2012 auch keine speziellen Diabetikerlebensmittel mehr im Supermarkt zu kaufen. Wenn überhaupt, empfiehlt es sich, Zuckerersatzstoffe wie Sorbit nur bewusst und sparsam einzusetzen.

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