Geburt
Vier Optionen bei Beckenendlage des Babys
Veröffentlicht am:23.10.2023
5 Minuten Lesedauer
Wenn Ihr Baby vor der Geburt in Beckenendlage liegt, bietet die Geburtshilfe verschiedene Möglichkeiten – von der äußeren Wendung bis hin zum geplanten Kaiserschnitt. Um den richtigen Weg für Sie zu finden, ist eine ausführliche Beratung wichtig.
Was ist eine Beckenendlage?
In den letzten Wochen vor der Geburt ist die Lage des Kindes in der Gebärmutter von Bedeutung. Für die ideale Geburtsposition hat sich das Baby bereits gedreht und liegt nun mit dem Kopf nach unten. Wenn nicht, spricht man von einer Beckenendlage. Bei drei Prozent aller Schwangerschaften liegt ein Baby noch wenige Wochen vor der Geburt „falsch herum“ – der Kopf des Kindes oben und der Steiß unten.
Verschiedene Formen der Beckenendlage
Diagnostizieren lässt sich die Beckenendlage durch eine Ultraschalluntersuchung. Fachleute können die Position des Babys aber oft auch von außen ertasten oder an der Ortung der Herztöne erkennen. Je nach Haltung der Beine werden dabei drei Varianten unterschieden:
- Die einfache Steißlage, bei der beide Beine nach oben zeigend am Körper liegen.
- Bei der Steiß-Fuß-Lage sitzt das Kind mit beiden Beinen in der Hocke in der Gebärmutter.
- Bei einer Mischform kann zum Beispiel ein Bein nach oben ragen und das andere angewinkelt sein.
In einer dieser Positionen liegt in der 24. Schwangerschaftswoche noch gut ein Drittel aller Kinder – die Lage ist also ganz normal. Zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche drehen sich die meisten Babys in die Schädellage. Sie liegen dann mit dem Kopf nach unten.
Wenn das Baby sich noch nicht gedreht hat
Bleibt das Baby im dritten Trimester in der Steißlage, sollten sich Schwangere von ihren Geburtshelfern und -helferinnen beraten lassen. Denn die Beckenendlage birgt Risiken, sollte es zu einer spontanen Geburt kommen. Tritt das Kind mit dem Po oder den Füßen voran in den Geburtskanal ein, weiten sich die Wände vom Geburtsweg und der Muttermund nicht so stark wie bei einer Entbindung mit dem Kopf voran. Das kann die Geburt verzögern und verlangsamen, unter Umständen wird dadurch die Nabelschnur über einen längeren Zeitraum durch den Schädel des Kindes abgeklemmt. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel kann zu Gehirnschäden führen. Auch Hirnblutungen können beim Baby auftreten, weil erhebliche Kräfte auf den Schädel wirken, wenn er zuletzt geboren wird.
Bei einer Beckenendlage gibt es vier Szenarien, die mit den werdenden Eltern besprochen werden:
- die spontane Wendung in Eigenregie
- die „äußere Wendung“ durch einen Facharzt oder eine Fachärztin
- die Spontangeburt in Steißlage durch besonders qualifizierte Geburtshelfer und -helferinnen
- der geplante Kaiserschnitt
Mögliche Anlaufstellen für die individuelle Beratung sind Entbindungspfleger, Hebammen, Frauenärzte und Frauenärztinnen sowie Schwangerenambulanzen in Geburtskliniken.
Warum liegt ein Baby in Beckenendlage?
In 50 Prozent der Fälle können Experten und Expertinnen nicht eindeutig klären, warum das Kind in dieser Position bleibt. Manchmal liegt es an einer seltenen herzförmigen Form der Gebärmutter oder an der Lage der Plazenta. Gelegentlich stecken gutartige Tumore (Myome) dahinter. Entbindungspfleger und Hebammen berichten auch, dass sich das Kind manchmal aus gutem Grund nicht drehen will oder kann, etwa weil die Nabelschnur sehr kurz ist.
Beckenendlage: Das können Schwangere tun, damit sich ihr Baby dreht
Ab der 34. Schwangerschaftswoche wird es im Bauch eng für das Kind und die Chancen für eine natürliche Drehung sinken. Falls sich das Baby ab der 35. Woche immer noch in Beckenendlage befindet, können Schwangere eine sanfte Wendung versuchen. Viele Entbindungspfleger und Hebammen empfehlen die „Indische Brücke“. Das ist eine Übung, die Schwangere bereits ab der 32. Woche bequem zu Hause durchführen können. Der Sinn dieser Übung: Das Baby soll aus dem Becken hochrutschen und – sobald die Schwangere aufsteht – zu einem Purzelbaum angeregt werden. So geht die Indische Brücke:
- Führen Sie die Übung in einer entspannten Atmosphäre durch.
- Legen Sie sich auf den Rücken, schieben Sie ein Kissen unter das Becken und legen Sie die Unterschenkel auf einem Hocker ab.
- Bleiben Sie rund 15 Minuten in dieser Position und schließen Sie die Augen – stehen Sie dann auf.
- Brechen Sie die Übung sofort ab, wenn es Ihnen dabei nicht gut geht.
Auch Akupunktur kann eine Möglichkeit sein: Sie wird allerdings erst ab der 35. Schwangerschaftswoche empfohlen, da sie die Muskulatur der Gebärmutter anregt und vorzeitige Wehen auslösen kann. Besprechen Sie sich auf jeden Fall vorab mit Ihrem Entbindungspfleger oder Ihrer Hebamme und hören Sie auf Ihre innere Stimme, wenn eine dieser Methoden bei Ihnen ein ungutes Gefühl auslöst.
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Wie läuft eine äußere Wendung ab?
Vor der äußeren Wendung wird in der Regel ein Ultraschall gemacht sowie das Fruchtwasser und die Lage der Plazenta geprüft. Wenn nötig wird ein wehenhemmendes Medikament (Tokolyse) gegeben. Die äußere Wendung wird ambulant von Fachpersonal im Kreißsaal durchgeführt. Hierbei wird das Kind durch die Bauchdecke am Kopf und Steiß umfasst und durch einen Vorwärts- oder Rückwärtspurzelbaum in die Schädellage gedreht. Manchmal laufen äußere Wendungen ganz leicht und unkompliziert ab. Es scheint, als ob das Kind nur auf einen Impuls gewartet hätte. Generell ist die äußere Wendung aber ein eher unangenehmer Eingriff, der auch schmerzhaft sein kann. Es besteht jederzeit die Möglichkeit „STOP“ zu sagen und den Wendungsversuch abzubrechen.
Bis wann ist eine äußere Wendung des Babys möglich?
Eine Drehung des Kindes von außen kann zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Dann ist das Baby noch klein genug, so dass eine erfolgreiche Wendung möglich ist. Die Erfolgsrate bei dieser Methode liegt Statistiken zufolge bei 50 Prozent. Aber: Eine äußere Wendung ist mit Risiken für das Kind verbunden und sie ist nicht bei jeder Beckenendlage geeignet.
Eine Geburt bei Beckenendlage
Ist bei einer Beckenendlage eine natürliche Geburt möglich und muss dazu eine spezialisierte Klinik gesucht werden? Grundsätzlich ist die Antwort auf beide Fragen: Ja. Eine Steißgeburt ist möglich, wenngleich selten und mit Risiken verbunden. Bei der Entscheidung spielen für Experten und Expertinnen unter anderem diese Kriterien eine Rolle:
- Ist die Frau Erst- oder Mehrfachgebärende?
- Gab es einen früheren Kaiserschnitt?
- Hat das Kind ein zu geringes oder zu hohes Gewicht?
- Ist es eine einfache oder komplexe Steißlage?
- Wie sind die Beckenmaße (mögliche Verengung)?
- Wie ist die Kopfhaltung des Kindes?
Beckenendlage: Die richtige Geburtsklinik finden
Sollte sich die bereits ausgesuchte Geburtsklinik nicht gut mit Steißlagen auskennen, ist ein Wechsel zu einer spezialisierten Klinik vielleicht sinnvoll. Geburtshelfer und -helferinnen empfehlen, dass eine Kinderklinik angeschlossen ist, damit das Kind bestmöglich versorgt werden kann. Bei der Geburt selbst lautet die Empfehlung, in den Vierfüßlerstand zu gehen. Die Geburt entwickelt sich in dieser Position meist ohne weitere Handgriffe gut.
Wann wird ein geplanter Kaiserschnitt bei Beckenendlage empfohlen?
Die Entscheidung für einen geplanten Kaiserschnitt wird sehr unterschiedlich diskutiert. Manche Fachleute empfehlen grundsätzlich einen Kaiserschnitt bei Beckenendlage, andere berücksichtigen unterschiedliche Faktoren bei der Entscheidung – wie die jeweilige Steißlage des Babys, eine mögliche Beckenverengung und auch eine starke Angst der Schwangeren vor Steißgeburt. Ihre Hebamme und Ihr behandelnder Frauenarzt oder Ihre behandelnde Frauenärztin werden Sie individuell zu Ihrer Situation beraten.
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