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Geburt

Hormone vor, während und nach der Geburt

Veröffentlicht am:14.02.2025

4 Minuten Lesedauer

Hormone sind Taktgeber im Körper der Frau. Sie sind auch in der Schwangerschaft und bei der Geburt involviert. Doch was steuern die Hormone genau und welche davon haben vor allem bei der Entstehung neuen Lebens wichtige Aufgaben?

Eine Frau ruht in einem Bett und umarmt ihr neugeborenes Baby, das auf ihrer Brust liegt.

© iStock / FatCamera

Welche Rolle spielen Hormone im weiblichen Körper?

Wer ein medizinisches Lehrbuch aufschlägt, wird feststellen, dass Hormone darin einen festen Platz haben. Kein Wunder, denn Hormone besitzen vielfältige Aufgaben im Körper. Neben der Regulierung des Energie- und Wasserhaushalts helfen sie unter anderem beim körperlichen Wachstum und vor allem bei der Fortpflanzung. Als körpereigene Substanzen unterstützen Hormone den Informationsaustausch zwischen Körperzellen. Entscheidend ist dabei das fein aufeinander abgestimmte Zusammenspiel mehrerer Hormone. Denn nicht nur ein Hormon beeinflusst den weiblichen Körper, sondern mehrere. Dies gilt insbesondere für die komplexen Abläufe während Schwangerschaft, Geburt, Rückbildung und der Stillzeit. Damit eine Schwangerschaft aber überhaupt eintreten kann, sorgen Hormone für den weiblichen Zyklus. Das Ziel dabei ist, den Körper der Frau so vorzubereiten, dass die Befruchtung einer Eizelle und deren Einnistung in die Gebärmutter möglich wird. Für die Aufrechterhaltung des Monatszyklus sorgen Gonadotropine Releasing Hormone (GnRh) des Hypothalamus, das von der Hirnanhangdrüse gebildete Follikel stimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH) sowie von den Eierstöcken gebildete Östrogene und Progesteron.

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Hormone leiten die Geburt ein

Mediziner und Medizinerinnen sprechen bei einer Schwangerschaft von der fetoplazentaren Einheit – dieser Begriff bringt zum Ausdruck, dass sowohl die Mutter als auch der Fetus und die Plazenta bei der Hormonbildung zusammenarbeiten. Den größten Teil des Hormonbedarfs während der Schwangerschaft deckt die Plazenta. Sie produziert unter anderem Progesteron und Östrogen. Progesteron ist das wirksamste schwangerschaftserhaltende Hormon, das gemeinsam mit Östrogen und anderen Botenstoffen das Brustwachstum anstößt und den Körper so auf das Stillen vorbereitet. Nachdem Hormone die Schwangerschaft eingeleitet, aufrechterhalten und die Entwicklung des Kindes ermöglicht haben, nähert sich der Zeitpunkt der Geburt

Bis heute ist nicht genau geklärt, was sie auslöst. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass ein Austausch zwischen mütterlichen Hormonen und Informationen zur kindlichen Reife den Anstoß gibt. Möglicherweise spielt das von der Plazenta freigegebene Corticoliberin (CRH) eine Rolle, das im Laufe der Schwangerschaft zunimmt und über die Freisetzung von Cortisol die Lungen des Babys heranreifen lässt. Ist die Geburt einmal im Gang, wirken verschiedene Hormone zusammen. Oxytocin sorgt für einen Rhythmus bei den Wehen, dämpft Stress während der Geburt, fördert aber auch die Bindung zwischen Mutter und Kind. Die Gegenspieler von Oxytocin, Adrenalin und Noradrenalin, gelten als Krafthormone der Gebärenden, der Körper schüttet sie durch den Wehenschmerz aus, das Ziel: Energie bereitstellen. Endorphine können hingegen den Wehenschmerz lindern und einen tranceähnlichen Zustand hervorrufen.

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Eine Frau und ein Mann liegen sich innig in den Armen und kuscheln mit ihrem Baby.

© iStock / boggy22

Nach einer Geburt stellt sich der Körper hormonell um.

Wie lange dauert es, bis sich der Hormonspiegel nach der Geburt wieder normalisiert hat?

Sobald sich die Plazenta abgelöst hat, sinken die von ihr produzierten Hormone im Organismus rapide ab. Das wiederum setzt Rückbildungsvorgänge in Gang: Der weibliche Körper schwemmt beispielsweise Wasser aus, das sich während der Schwangerschaft im Gewebe angesammelt hat. Durch den sinkenden Östrogen- und Progesteronspiegel, aber auch durch die von Oxytocin ausgelösten Nachwehen, verkleinert sich die Gebärmutter. Frauen können während des Stillens stärkere Nachwehen verspüren, das liegt daran, dass sie dabei das wehenfördernde Hormon Oxytocin ausschütten. Doch die Hormonumstellung beeinflusst meist nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Viele Frauen haben nach der Geburt mit vorübergehenden Stimmungsschwankungen zu tun. Bis sich die hormonelle Lage wieder auf den Zustand vor der Geburt normalisiert hat, dauert es Wochen bis Monate, je nachdem, ob die Frau stillt.

Stillen ist vor allem eine Frage der Hormone

Hormone schaffen schon früh in der Schwangerschaft die Voraussetzungen für das spätere Stillen. Auch hier ist wieder ein Mix aus Botenstoffen beteiligt – Östrogen, Progesteron, Prolaktin, Relaxin und sogar das vom Blutzucker bekannte Insulin bewirken, dass die Brust wächst und sich die Brustdrüsen differenzieren. Außerdem bereiten sie die Zellen der Milchgänge und Milchsäckchen darauf vor, nach der Geburt Muttermilch abzugeben. Interessant ist, dass das für die Milchbildung entscheidende Hormon Prolaktin während der Schwangerschaft um das Zwanzigfache ansteigt – seine Wirkung aber erst nach der Geburt entfaltet, wenn Progesteron und Östrogen abfallen. Ein weiteres wichtiges Hormon in der Stillzeit ist Oxytocin, das die Milchabgabe erleichtert, Stresshormone reduziert und seinem Namen „Bindungshormon“ alle Ehre macht.

Tipps für das hormonelle Wohlbefinden

Die Hormonausschüttung vor, während und nach der Geburt folgt einem natürlichen Regelkreis und ist kaum beeinflussbar. Frauen können jedoch einiges dafür tun, um sich trotz der vielen hormonellen Umstellungen wohlzufühlen.

  1. Geduld aufbringen: Viele Frauen fragen sich, und sehnen sich nach hormoneller Normalität. Doch jetzt ist Geduld gefragt, denn der Körper hat gerade eine Höchstleistung vollbracht und muss erst wieder zu seinem Ausgangszustand zurückfinden. Der Menstruationszyklus stellt sich bei Frauen, die nicht stillen, etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt ein, bei Stillenden kann die Periode auch mehrere Monate ausbleiben – das liegt an dem Hormon Prolaktin, das den Eisprung verhindert. Doch Vorsicht: Stillen ist keine Verhütungsmethode.
  2. Sich Ruhe gönnen: Während der Schwangerschaft und der Geburt sowie im Wochenbett ist es wichtig, dem eigenen Körper zu vertrauen und sich selbst Ruhe zu gönnen. Das beugt einer dauerhaften Ausschüttung von Stresshormonen vor, die sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken können.
  3. Viel kuscheln: Viele komplexe Vorgänge im Körper bestimmen darüber, wann welches Hormon ausgeschüttet wird. Auf manche können wir Menschen einen gewissen Einfluss nehmen. Das gilt beispielsweise für das Hormon Oxytocin, das durch das Saugen des Kindes an der Brust, aber auch durch einen direkten Hautkontakt zwischen Eltern und Baby freigesetzt wird – übrigens produzieren auch Männer das Kuschelhormon Oxytocin.

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