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Geburt

Babyblues statt Glücksgefühle

Veröffentlicht am:19.05.2023

5 Minuten Lesedauer

Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Erschöpfung – der Babyblues ist eine häufige depressive Verstimmung, die bei vielen Eltern nach der Geburt ihres Babys auftritt. Er ist kein Grund zur Sorge – solange er nach wenigen Tagen wieder vorüber ist.

Vom Babyblues betroffene Mutter trägt ihr Baby im Arm.

© iStock / Jelena Stanojkovic

Was ist der Babyblues?

Monatelang fiebern werdende Eltern dem Tag der Geburt entgegen. Ist das Baby endlich da, kennt das Glück keine Grenzen mehr – so die Vorstellung. Doch längst nicht alle Eltern schweben nach der Geburt im siebten Himmel. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der Mütter durchleben in den ersten Tagen nach der Geburt ein seelisches Tief, den sogenannten Babyblues, auch Heultage genannt. Damit ist der Babyblues die häufigste Form der depressiven Verstimmung. Er tritt meist kurz nach der Entbindung auf, in den ersten drei bis fünf Tagen. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass die negativen Emotionen eine Reaktion auf den extremen Hormonabfall nach der Geburt sind. Schätzungen zufolge könnten auch fünf bis zehn Prozent der Väter vom Babyblues betroffen sein. Dementsprechend gelten nicht nur Hormonschwankungen als Auslöser, sondern auch die neuen, ungewohnten Umstände nach der Geburt:

  • die Enttäuschung, wenn beispielsweise die Geburt anders verlaufen ist als gewünscht
  • der Schlafmangel, weil das Baby nicht durchschläft
  • das Gefühl der Überforderung

Welche Symptome sind typisch für den Babyblues?

Es gibt unterschiedliche Symptome, die während des Babyblues auftreten können, betroffene Elternteile

  • fangen ohne erkennbare Ursache an zu weinen,
  • leiden an plötzlichen Stimmungsschwankungen oder
  • sind häufig ängstlich, ungeduldig und erschöpft.

In der Regel sind die Verstimmungen bereits nach wenigen Stunden oder Tagen wieder vorüber und erfordern keine ärztliche oder psychologische Betreuung.

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Was ist der Unterschied zwischen Babyblues und Wochenbettdepression?

„Hält das Stimmungstief länger an oder setzt es erst später ein, kann es sich um eine Wochenbettdepression handeln“, sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. Das trifft auf bis zu 15 Prozent aller Mütter zu, aber auch Väter können betroffen sein. Laut Maroß sind die Symptome deutlich ausgeprägter: „Bei den depressiven jungen Müttern kommen starke Schuldgefühle hinzu, denn sie fühlen sich unfähig, ihrem Kind genügend Liebe zu geben, und können sich die zwiespältigen Gefühle dem Baby gegenüber nicht verzeihen.“ Darüber hinaus weinen Betroffene häufig, sie haben ein inneres Leeregefühl, leiden an Energiemangel, sowie an allgemeinem Desinteresse. Zusätzlich plagen sie Ängste und unaufhörliche Selbstzweifel – bis hin zu Selbstmordgedanken. Eine Wochenbettdepression gleicht einer depressiven Erkrankung und erfordert professionelle Hilfe.

Was hilft bei einem Babyblues?

Viele Eltern stoßen körperlich und emotional an ihre Grenzen – egal wie gut sie auf die Zeit nach der Geburt vorbereitet sind: Das Neugeborene kann unvorhergesehene Bedürfnisse haben, Eltern machen sich Gedanken, ob das Baby gesund ist, Mütter leiden unter Schmerzen nach der Geburt und können Probleme mit dem Stillen haben. Statt glücklich und erfüllt sind sie müde und überfordert. Realität und Vorstellung gehen nach der Geburt oft auseinander. Wird die Schere zu groß und werden die Anforderungen zu hoch, können seelische Krankheiten auftreten. Die Hebamme kann in dieser Zeit besonders wichtig sein. Sie sorgt oft für die nötige Ruhe und Fürsorge. Eltern sollten alles, was sie überfordert, mit ihr besprechen und nicht zögern, ihren Rat zu suchen. Bei Problemen mit dem Stillen ist eine Stillberatung sinnvoll. Auch die Unterstützung durch den Partner oder die Partnerin und andere nahestehende Menschen sowie der Austausch mit anderen Eltern kann guttun. Zu erfahren, dass man mit den anfänglichen Herausforderungen, die ein Neugeborenes mit sich bringt, nicht allein ist, kann zur Entspannung beitragen.

Auch Unzufriedenheit mit der bestehenden Elternrolle oder das Gefühl, vernachlässigt zu werden, begünstigen den Babyblues. Sich auf die neue Lebensphase einzustellen, ist eine enorme Anpassungsleistung. Das Baby genießt jetzt oberste Priorität, und das ist völlig richtig. Diese Umstellung braucht aber Zeit, die sich die Eltern nehmen sollten. Trotzdem bleiben Sie auch weiterhin ein Paar und können diese Beziehung – so gut es geht – pflegen, zum Beispiel indem Sie

  • vor der Geburt Zeit als Paar für die Zeit danach einplanen,
  • gemeinsam Personen aussuchen, die in der Anfangsphase unterstützen können,
  • Probleme frühzeitig ansprechen,
  • regelmäßig etwas zu zweit unternehmen, auch wenn es nur kurz ist,
  • neue Wege finden, sich Ihre Zuneigung zu zeigen,
  • gemeinsame Wünsche und Ziele festlegen.
Mutter mit Säugling im Arm sitzt auf einer Couch, neben ihr eine Hebamme, die sich Gesprächsnotizen macht.

© iStock / monkeybusinessimages

Hebammen kümmern sich um Mutter und Kind gleichermaßen, sie haben auch die psychische Gesundheit der Frau im Blick.

Babyblues vorbeugen: Tipps für Mütter

Um dem Babyblues vorzubeugen, kann es werdenden Müttern helfen, sich bestmöglich auf die anstehenden Veränderungen vorzubereiten:

  • Sprechen Sie alles, was Sie belastet und was Ihnen Sorge bereitet, offen an.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, welche Veränderungen mit dem Baby anstehen.
  • Überlegen Sie, wie sich ihre Prioritäten im Leben nach der Entbindung ändern können.
  • Organisieren Sie rechtzeitig Unterstützung für die Zeit nach der Geburt.
  • Verändern Sie – wenn es geht – während der Schwangerschaft und den ersten Monaten nach der Geburt möglichst wenig in Ihrem Leben, wie zum Beispiel den Arbeitsplatz oder den Wohnort.
  • Gehen Sie regelmäßig zur Gesundheitsuntersuchung und kümmern sie sich rechtzeitig um eine Hebamme. Die Kosten dafür übernimmt Ihre Krankenkasse. Bei Bedarf können Sie auch die sogenannten frühen Hilfen kontaktieren – ein Angebot insbesondere für werdende Eltern oder Familien, die sich in belasteten Lebenslagen befinden.

Nach der Geburt kann es helfen, nicht die ganze Last der neuen Situation allein zu schultern:

  • Binden sie das zweite Elternteil oder Freunde und Verwandte in die Betreuung des Babys mit ein. Suchen Sie sich gegebenenfalls einen Babysitter oder eine Babysitterin.
  • Legen Sie regelmäßig Ruhepausen ein, etwa wenn das Baby schläft.
  • Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst.
  • Vertrauen Sie darauf, dass Sie mit zunehmender Erfahrung besser mit der neuen Situation umgehen können.
  • Knüpfen Sie Kontakte zu anderen Müttern und tauschen Sie Erfahrungen aus.
  • Genießen Sie jeden schönen Moment mit Ihrem Baby.

Babyblues vorbeugen: Tipps für Partner oder Partnerinnen

Eine Schwangerschaft und die Zeit nach der Entbindung können für Paare belastend sein. Männer erleben diese Zeit ganz anders als Frauen und können sich vernachlässigt fühlen. Unrealistische Erwartungen sowohl an die Mutter als auch an die Beziehung können negative Gefühle verstärken. Diese Tipps können helfen, dem Babyblues bei Vätern vorzubeugen:

  • Beteiligen Sie sich aktiv an der Schwangerschaft (Begleitung zu Arztterminen, Planung von Geburtsvorbereitungskursen) und der Betreuung und Pflege Ihres Kindes.
  • Widmen Sie Ihrem Kind nach der Geburt regelmäßig Zeit und Aufmerksamkeit.
  • Teilen Sie Ihrer Partnerin alle Dinge mit, die Sie irritieren, stören oder verletzen.
  • Reden Sie mit Freunden über die Veränderungen, die das Leben mit dem Kind mit sich bringt.
  • Wenn nötig, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel in einer Beratungsstelle.
  • Unterstützen und beruhigen Sie Ihre Partnerin in schwierigen Situationen.
  • Akzeptieren Sie Unterstützung von anderen Personen.
  • Frauen haben nach der Geburt oft über längere Zeit ein geringeres sexuelles Verlangen. Suchen Sie neue Wege, Ihrer Partnerin gegenüber Zuneigung auszudrücken und Intimität zu schaffen, ohne dabei Druck auszuüben.

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