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Liebe & Sexualität

Sexuelle Orientierung: bunte Vielfalt

Veröffentlicht am:06.05.2024

4 Minuten Lesedauer

Die sexuelle Orientierung ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeit und äußert sich auf vielfältige Weise: Die bekanntesten Begriffe sind Homo-, Hetero- und Bisexualität. Darüber hinaus gibt unterschiedliche Ausprägungen.

Eine junge Frau sitzt lachend auf dem Sofa und wird von ihrer Partnerin von hinten umarmt und auf die Wange geküsst.

© iStock / urbazon

Was versteht man unter sexueller Orientierung?

Der Begriff sexuelle Orientierung beschreibt, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich eine Person hingezogen fühlt – im Gegensatz zur sexuellen Identität, die fester Bestandteil des Selbstverständnisses einer Person ist. Während die sexuelle Orientierung durch die sexuelle Beziehung zu einer anderen Person bestimmt ist, ist die sexuelle Identität ein umfassenderer Begriff. Sie beschreibt die eigene Wahrnehmung, die eine Person von sich selbst und ihrem Geschlecht hat – losgelöst von sexuellen Beziehungen zu anderen. Die sexuelle Orientierung baut auf der sexuellen Identität auf.

Wie sich die sexuelle Orientierung bildet, konnten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bislang nicht klären. Es scheint keinen einzelnen Faktor wie etwa bestimmte Gene, Hormone, Erziehung oder frühe Erfahrungen zu geben, der darüber entscheidet.

Welches Geschlecht man sexuell attraktiv findet, prägt sich meist im späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter aus. Viele Menschen berichten, dass sie schon früh wussten, welches Geschlecht sie angezogen hat. Das kann sich im Laufe des Lebens auch ändern. Fest steht aber: Es ist nicht möglich, die sexuelle Orientierung durch äußere Einflüsse oder den eigenen Willen bewusst zu beeinflussen.

Eine Gruppe von Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Herkunft in bunter Kleidung mit der LGBTQ-Regenbogen-Fahne.

© iStock / PeopleImages

Die Regenbogenfahne steht für die LGBTQIA+–Gemeinschaft.

Welche Arten sexueller Orientierung gibt es?

Die Sexualität des Menschen ist sehr vielfältig, daher gibt es auch eine Vielzahl an Begriffen, mit denen man eine sexuelle Orientierung beschreiben kann. Dazu gehören:

  • Heterosexuell: Menschen, die sich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen.
  • Homosexuell: Menschen, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen (weitere Begriffe: schwul, lesbisch, gay).
  • Bisexuell: Menschen, die sich zum eigenen und anderen Geschlecht hingezogen fühlen.
  • Pansexuell: Menschen, die sich zu anderen hingezogen fühlen – unabhängig vom Geschlecht. Im Unterschied zu bisexuell stellt der Begriff „Pansexuell“ heraus, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.
  • Demisexuell: Menschen, bei denen erst dann eine sexuelle Anziehungskraft entsteht, wenn sie zu einer anderen Person eine intensive emotionale Beziehung aufgebaut haben.
  • Androsexuell: Menschen, die Männer (oder Männlichkeit) sexuell attraktiv finden. Im Unterschied zur Homosexualität geht es aber nicht ausschließlich um die Sexualität zwischen Männern. Frauen, trans* und inter* Personen können ebenfalls androsexuell sein.
  • Gynosexuell: Menschen, die sich zu Frauen (oder zur Weiblichkeit) hingezogen fühlen. Es handelt sich also um das Pendant zu androsexuell.
  • Skoliosexuell: Menschen, die es sexuell anziehend finden, wenn andere Personen sich in ihrer sexuellen Orientierung nicht klar als Mann oder Frau einordnen. Das tatsächliche biologische Geschlecht ist dabei unerheblich.
  • Asexuell: Menschen, die unabhängig vom Geschlecht keine sexuelle Anziehung anderen gegenüber empfinden.
  • Autosexuell: Menschen, die sich selbst in sexueller Hinsicht attraktiv finden. Sie finden sexuelle Erfüllung entweder in der Selbstbefriedung oder es handelt sich um eine Spielart der Asexualität. Autosexuelle Neigungen können auch parallel zu weiteren sexuellen Orientierungen bestehen, die sich auf andere Personen beziehen.
  • Greysexuell: Greysexuell bezeichnet verschiedene Formen der sexuellen Orientierung, die sich nahe an der Asexualität bewegen, etwa Menschen, die sich nicht permanent zu anderen hingezogen fühlen (unabhängig davon, zu wem sie sich hingezogen fühlen). Unter greysexuell fallen auch Menschen, die in einer Beziehung nur der anderen Person zuliebe Geschlechtsverkehr haben. Der Begriff umschreibt zudem den Entschluss, die eigene Sexualität nicht auszuleben, obwohl andere Menschen als anziehend empfunden werden.

Die sexuelle Orientierung ist sehr individuell, es gibt unzählige Varianten und Arten. Manche Menschen möchten sich gar nicht einordnen oder sind noch unentschlossen.

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Was verbirgt sich hinter dem Begriff „queer“?

Vor allem im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung fällt immer wieder der Begriff „queer“. Eine klare Definition gibt es nicht, weil diese Bezeichnung in verschiedenen Zusammenhängen verwendet wird. Ursprünglich handelte es sich um ein Schimpfwort, das im englischen Sprachraum vor allem gegenüber homosexuellen Männern benutzt wurde und so viel bedeutete wie „sonderbar“ oder „andersartig“. Die politischen Emanzipationsbewegungen in den USA haben sich den Begriff „queer“ jedoch positiv angeeignet. Inzwischen bezeichnen sich viele Menschen selbst als queer, wenn sie sich als außerhalb der gesellschaftlichen „Norm“ empfinden. Queer ist heute ein Sammelbegriff, den Menschen für lesbisch, bisexuell, schwul, trans*, inter* und mehr verwenden.

Queer ist heute auch als Oberbegriff für homosexuelle Personen oder Menschen mit einer anderen als der heterosexuellen Identität etabliert. In der Wissenschaft hat sich queer inzwischen als Denkrichtung entwickelt, in der Schubladendenken aufgebrochen werden soll. Auch dabei liegt der Fokus auf dem Thema Sexualität.

Binär und nicht-binär

Grundsätzlich unterschieden wird bei Geschlechtsidentitäten zwischen binär und nicht-binär.

Mit binär ist die klare Unterteilung in Mann oder Frau gemeint. Wer sich als nicht-binär versteht, ordnet sich in das binäre System nicht ein, sondern hat eine abweichende Geschlechtsidentität. Das Wort kommt aus dem Englischen (non-binary) und bedeutet so viel wie „nicht eines von zweien“.

  • Cis: Menschen fühlen sich dem Geschlecht zugehörig, das ihnen bei der Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesen wurde.
  • Trans: Menschen identifizieren sich nicht oder nicht ausschließlich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt in der Regel aufgrund körperlicher Merkmale gegeben wurde – etwa eine Person mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen, die sich als Mann fühlt (Transmann), oder umgekehrt eine Person mit männlichen Geschlechtsmerkmalen, die sich als Frau empfindet (Transfrau). Bei manchen reift im Laufe des Lebens der Wunsch, sich körperlich teilweise oder vollständig an das Geschlecht anzugleichen, als das sie sich fühlen, etwa durch die Einnahme von Hormonen und durch Operationen.
  • Agender: Menschen, die sich als geschlechtsneutral empfinden, also keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
  • Polygender: Menschen, die sich mit zwei oder mehreren Geschlechtern identifizieren. Das kann gleichzeitig der Fall sein oder hintereinander.
  • Genderfluid: Menschen, bei denen sich die Geschlechtsidentität verändert.

Eine Besonderheit sind intergeschlechtliche Menschen. Sie werden mit unklaren körperlichen Merkmalen geboren oder haben Merkmale beider biologischer Geschlechter in unterschiedlichen Anteilen.


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