Herz & Kreislauf
Ursachen, Symptome und Behandlung einer Myokarditis
Veröffentlicht am:08.12.2022
5 Minuten Lesedauer
Wer sich nach einer Infektion nicht lange genug schont, riskiert unter Umständen schwere Folgen: Bei einer Myokarditis entzündet sich der Herzmuskel – das kann lebensgefährlich sein. Woran lässt sich eine Herzmuskelentzündung erkennen und wie wird sie behandelt?
Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Eine Myokarditis, besser bekannt als Herzmuskelentzündung, kann unterschiedliche Ursachen haben. Meist entsteht sie im Zuge einer Infektion der Atemwege oder auch des Magen-Darm-Traktes mit Viren. Aber auch andere Erreger, Medikamente, toxische Substanzen oder Autoimmunerkrankungen können für die Entwicklung einer Herzmuskelentzündung verantwortlich sein. Eine Myokarditis kann ohne Folgen ausheilen. Es ist aber auch möglich, dass sich aus einem leichten akuten Verlauf ein schwerer Verlauf oder eine chronische Verlaufsform entwickelt. Zu den gefährlichen Komplikationen gehören die Ausbildung einer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen bis hin zu einem plötzlichen Herztod. Myokarditis ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die Menschen jeden Alters treffen kann.
Ist eine Herzmuskelentzündung gefährlich?
Herzrhythmusstörungen können zum plötzlichen Herztod führen – und zwar in jedem Krankheitsstadium. Bei einem von zehn jungen Menschen unter 35 Jahren, die durch plötzlichen Herztod versterben, war eine Herzmuskelentzündung die Ursache.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Herzmuskelentzündung?
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Herzmuskelentzündung. Häufig entsteht die Myokarditis als Folge eines Virusinfekts, zum Beispiel mit Grippe-, Masern-, Coxsackie-B-, oder Hepatitis-C-Viren oder dem Epstein-Barr-Virus, das Pfeiffersches Drüsenfieber auslöst. Grundsätzlich kann sich aus jeder schweren Infektion eine Herzmuskelentzündung entwickeln.
In selteneren Fällen sind Viren nicht die Auslöser für eine Myokarditis. Eine Herzmuskelentzündung kann unter anderem auch durch Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht werden. Weitere nichtinfektiöse Auslöser stellen Alkohol, Medikamente und Drogen dar, da diese Autoimmunprozesse im Körper auslösen können. Dazu gehört auch die therapeutische Bestrahlung im Rahmen einer Krebstherapie oder Impfungen. Einige Menschen befürchteten, dass es als Folge einer Coronaimpfung mit einem mRNA-Wirkstoff zu Herzmuskelentzündungen kommt – und das kann in sehr seltenen Fällen auch passieren. Sie verlaufen dann aber normalerweise mild. Zudem ist das Risiko, durch eine Coronainfektion eine Myokarditis zu erleiden, viel höher als durch die Impfung.
Myokarditissymptome: Wie fühlt sich eine Herzmuskelentzündung an?
Es ist unter Umständen nicht einfach, eine Herzmuskelentzündung zu erkennen. Die typischen Anzeichen einer Myokarditis sind leicht mit den Symptomen eines Infekts zu verwechseln, gehen mit ihm einher und sind oft recht unspezifisch: Die Betroffenen fühlen sich oft müde und abgeschlagen, haben Fieber und Gliederschmerzen. Eine Myokarditis kann sich aber auch durch Symptome, die bei anderen Herzerkrankungen auftreten, zeigen. Dazu gehören unter anderem Luftnot, Schmerzen in der Brust oder Herzstolpern, das auf eine Rhythmusstörung hindeutet. Einen aussagekräftigen Selbsttest gibt es nicht.
Kinder können ebenfalls von eine Herzmuskelentzündung betroffen sein. Eltern sollten daher besonders aufmerksam sein, wenn ihre Kinder nach schweren Infekten nicht wieder ganz fit sind. Bei Säuglingen und kleinen Kindern ist es beispielsweise ein Alarmzeichen, wenn sie sich ungewöhnlich passiv verhalten und nicht trinken möchten. Vielleicht schwitzen sie auch viel oder haben noch (oder wieder) Fieber, obwohl der Infekt eigentlich ausgestanden war. Sind die Kinder schon älter, können sie es meist besser zum Ausdruck bringen, dass sie sich müde und abgeschlagen fühlen. Schmerzen können hinzukommen, in der Brust, im Bauch oder der Muskeln. Kurzatmigkeit und ein unregelmäßiger Herzschlag sind ebenfalls mögliche Symptome.
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Herzsymptome sind immer ein Alarmsignal und sollten medizinisch abgeklärt werden. Das gilt insbesondere, wenn diese Beschwerden im Zusammenhang mit einer Infektion wie einer Erkältung oder einem Magen-Darm-Infekt vorkommen. Wer sich zudem auch noch Wochen nach einer Infektion müde oder abgeschlagen fühlt, ist also gut beraten, die Symptome von einem Arzt abklären zu lassen. Nur ein Arzt oder eine Ärztin können eine Myokarditis sicher diagnostizieren.
Wie wichtig ist eine Behandlung?
Die Herzkammern (vor allem der linke Ventrikel) vergrößern sich und pumpen weniger kräftig. Diese sogenannte dilatative Kardiomyopathie führt zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Wer darunter leidet, muss oft ein Leben lang Medikamente einnehmen. Trotzdem erlangt das Herz seine alte Kraft nicht mehr vollständig zurück.
Wie wird eine Myokarditis festgestellt?
Besteht der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung, gibt es verschiedene Methoden, um die Diagnose zu sichern. Im ersten Schritt werden der Arzt oder die Ärztin im Rahmen eines Anamnesegesprächs unter anderem ermitteln, welche Beschwerden Sie haben, wie lange diese bereits andauern und ob Sie in jüngster Zeit einen Infekt durchgemacht haben. Zusätzlich werden bei einer körperlichen Untersuchung Puls und Blutdruck ermittelt.
Dann nehmen die Kardiologin oder der Kardiologe das Herz und seine Funktionsfähigkeit unter die Lupe:
- Die Elektrokardiografie (EKG) kann Hinweise auf Veränderungen der Herzfrequenz und des Herzrhythmus geben.
- Im Rahmen einer Ultraschallunteruntersuchung des Herzens, einer sogenannten Echokardiografie, zeigt sich, ob der Herzmuskel gut arbeitet oder ob er zum Beispiel in seiner Leistung eingeschränkt ist. Sie dient auch dem Ausschluss anderer Ursachen.
- Es gibt verschiedene Biomarker, die Hinweise auf eine Herzschädigung liefern. Eine Myokarditis lässt sich aber durch diese nicht eindeutig nachweisen. Auch die Erreger selbst sind meist nicht nachweisbar.
- Weitere Verfahren wie zum Beispiel eine Computertomografie (CT), eine Magnetresonanztomografie des Herzens (Kardio-MRT), eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) oder eine Katheteruntersuchung des Herzens können zum Einsatz kommen.
- Eventuell ist die Entnahme von Herzmuskelgewebe (Myokardbiopsie) meist im Rahmen einer Linksherzkatheteruntersuchung sinnvoll.
Ihr Arzt oder ihre Ärztin stellt die Diagnose einer Myokarditis dann in der Zusaammenschau aller Befunde.
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Wie wird eine Herzmuskelentzündung behandelt?
Die Therapie der Myokarditis hängt davon ab, wie schwer sie ausgeprägt ist und um welche Form es sich handelt. Bei einer Form ohne Symptome kann es unter Umständen schon ausreichen, ein ärztlich verordnetes Schonprogramm zu befolgen. Es gibt zwar antivirale und entzündungshemmende Medikamente, die für die Therapie einer viralen Herzmuskelentzündung zur Verfügung stehen, der Arzt oder die Ärztin muss aber gut abwägen, ob deren Einsatz sinnvoll ist. Eine allgemeine Empfehlung gibt es nicht. Die Studienlage dazu ist unklar. Gerade bei antientzündlichen Mitteln ist Vorsicht angezeigt, denn die Entzündung im Körper dient dazu, das Virus zu bekämpfen. Wird die Entzündung also zu früh eingedämmt, hat das Virus gegebenenfalls leichteres Spiel.
Symptome wie Herzrhythmusstörungen behandeln Mediziner und Medizinerinnen mit speziellen Medikamenten. Reicht dies nicht aus, bekommen die Betroffenen eventuell vorübergehend eine Defibrilatorweste, die dem Herzen bei einer Störung einen Stromschlag versetzen kann.
Das Wichtigste ist jedoch, sich bei einer Herzmuskelentzündung ausgiebig zu schonen. Auf Sport gilt es unbedingt zu verzichten. Dies ist auch eine entscheidende Maßnahme, um einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen. Häufig entsteht eine Myokarditis, weil die Betroffenen nach einem einfachen Infekt zu schnell mit dem Sportprogramm oder allgemein körperlicher Belastung wieder begonnen haben. Um eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden, ist es daher ratsam, auch kleinere Infekte vollständig und in Ruhe auszukurieren.