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Hexenschuss: Wenn es urplötzlich in den Rücken schießt

Veröffentlicht am:16.02.2021

17 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 28.11.2024

Starke, blitzartig auftretende Rückenschmerzen sind typisch für einen Hexenschuss. Wie kommt es zu einer sogenannten Lumbago und was hilft dagegen? Lesen Sie, warum Bewegung besser als Schonung und wann ein Arztbesuch sinnvoll ist.

Mann fasst sich an den unteren Rücken, weil er einen Hexenschuss hat.

© iStock / PeopleImages

Was ist ein Hexenschuss?

Unter einem Hexenschuss werden plötzlich auftretende Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule beziehungsweise über dem Kreuzbein verstanden, meist verursacht durch eine akute Muskelverspannung. Ein Hexenschuss, lateinisch Lumbago, wird in der Fachsprache auch als Lumbalgie oder akutes Lumbalsyndrom bezeichnet. Der Begriff „Hexenschuss“ geht auf das medizinische Verständnis im Mittelalter zurück. Um zu erklären, woher die starken Schmerzen aus heiterem Himmel kommen, glaubte man, dass übernatürliche Wesen wie Hexen, unsichtbare Pfeile in den Rücken ihrer Opfer abgefeuert haben. Die Bezeichnung Hexenschuss hat sich bis heute gehalten.

Rückenschmerzen gelten als Volkskrankheit. In einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK gaben 81 Prozent der Befragten an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten über Rückenschmerzen geklagt haben.

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Was passiert bei einem Hexenschuss?

Nur mal kurz gebückt, um etwas aufzuheben – und plötzlich schießt ein heftiger, stechender Schmerz in den unteren Rücken. Sie können sich nicht mehr aufrichten, oder nur mit viel Mühe. Der Hexenschuss kommt völlig unerwartet und ohne Vorwarnung. Das wichtigste Anzeichen sind die akuten stechenden oder brennenden Schmerzen. Weitere Symptome sind:

  • Steifer Rücken: Der Schmerz verhindert eine Bewegung im unteren Rücken. Bücken und Strecken geht kaum noch.
  • Die Rückenmuskeln verhärten sich.
  • Beim leichten Druck auf die Dornfortsätze der Wirbel (das sind Teile der Wirbelkörper) schmerzt es.

Jede Bewegung, die weitere Schmerzen auslöst, wird meistens vermieden. So kommt es zu der typischen Schonhaltung.

Hexenschuss Auslöser und Ursache

Die Auslöser für einen Hexenschuss sind vielfältig. Eine ganz alltägliche Bewegung, zum Beispiel das Bücken, Heben, Strecken, das Aufstehen aus dem Bett oder eine Verdrehung beim Sport kann zu plötzlich einschießenden starken Schmerzen im unteren Rücken führen. Auch Zugluft kann einen Hexenschuss verursachen.

Typischerweise tritt beim Hexenschuss eine plötzliche Verspannung der starken Rückenmuskeln auf, was die akuten Schmerzen verursacht. Diese Verspannung kann zur Blockade der kleinen Wirbelgelenke und Nervenreizungen führen, was die Rückenschmerzen weiter verstärkt – ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss. Daher ist es bei einem Hexenschuss wichtig, gewohnte körperliche Aktivitäten, so gut es geht, beizubehalten. Bandscheibenvorfälle sind als Ursache eines Hexenschusses eher selten.

Fest steht: Eine starke Rückenmuskulatur schützt vor Rückenschmerzen wie Hexenschuss. Wer sich hingegen wenig bewegt und selten Sport treibt, läuft eher Gefahr, Rückenschmerzen zu entwickeln.

Weitere Ursachen für einen Hexenschuss können zum Beispiel sein:

  • eine vorübergehende oder chronische Überlastung beziehungsweise Fehlbelastung des Rückens
  • eine erzwungene Körperhaltung über längere Zeit
  • Vibrationsbelastungen

Hexenschuss vorbeugen, Risikofaktoren vermeiden

Sie können selbst einiges tun, um einem Hexenschuss vorzubeugen. Achten Sie auf sich selbst und vermeiden Sie möglichst folgende Risikofaktoren: 

  • Stress
  • Schlafmangel
  • Übergewicht

Was kann man gegen einen Hexenschuss tun?

Akute Rückenschmerzen wie beim Hexenschuss klingen glücklicherweise meist von selbst wieder ab. Studien haben gezeigt, dass dies schneller geht, wenn man in Bewegung bleibt. Schweres Heben sollte man jedoch vermeiden und beim Bücken vorsichtig sein. Ärzte und Ärztinnen raten bei Rückenschmerzen von dauerhafter Bettruhe ab und dazu, sich möglichst bald wieder zu bewegen. Eine kurzfristige Einnahme von Schmerzmitteln kann dabei helfen, die Muskeln wieder zu aktivieren.

Ein Physiotherapeut zeigt einer Patientin mit Hexenschuss die Stufenlage auf einem Gymnastikball. Die Frau liegt dabei auf einer Sportmatte mit den Beinen auf einem Gymnastikball.

© iStock / KatarzynaBialasiewicz

Die Stufenlage kann bei einem Hexenschuss die Beschwerden lindern.

Wie wird ein Hexenschuss behandelt?

Bessern sich die Schmerzen nicht innerhalb weniger Tage, kann ärztlicher Rat sinnvoll sein. Der Arzt oder die Ärztin kann erkennen, ob sich hinter den Rückenschmerzen eine behandlungsbedürftige Erkrankung verbirgt. Warnhinweise hierfür sind zum Beispiel ein Kribbeln, Taubheits- oder Schwächegefühl in den Beinen, Fieber oder Probleme bei der Stuhlentleerung. Diese Warnzeichen werden auch als „red flags“ (englisch für „rote Fahnen“) bezeichnet und können Hinweise auf eine konkrete behandlungsbedürftige Ursache der Beschwerden, wie einen Bandscheibenvorfall, Wirbelkörperbrüche oder Entzündungen sein. Solange jedoch kein konkreter Verdacht auf eine spezifische Ursache besteht – was zum Glück meistens der Fall ist – werden Hausarzt und Hausärztin oder Orthopäde und Orthopädin in der Regel zunächst keine Röntgenbilder oder andere bildgebende Verfahren veranlassen und stattdessen Bewegungsübungen empfehlen. Sollten die Rückenschmerzen doch länger anhalten, kann es hilfreich sein, Entspannungstechniken anzuwenden, wie die Progressive Muskelrelaxation.

Was hilft beim Hexenschuss und gegen die Schmerzen?

Wer von einem auf den anderen Tag Rückenschmerzen bekommt, kann zunächst versuchen, die Beschwerden selbst in den Griff zu bekommen:

  • Viele Patienten und Patientinnen schätzen Wärmflaschen oder Wärmekissen bei Verspannungsschmerzen im Rücken. Auch ein entspannendes Bad oder eine heiße Dusche können die Muskeln etwas lockern.
  • Eine spezielle Liegeposition, die sogenannte Stufenlage, sorgt für eine Entlastung des unteren Rückens: Legen Sie sich dazu auf den Boden. Ein Kissen und eine Yoga-Matte machen dies angenehmer. Im nächsten Schritt legen Sie die Unterschenkel auf eine Ablage, die etwa so hoch ist, dass Ober- und Unterschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden.

Übungen für einen starken Rücken

Regelmäßiges Dehnen kann dabei helfen, Verspannungen und Verkürzungen des unteren Rückens vorzubeugen. Fünf einfache Übungen für den unteren Rücken:

  • Katzenbuckel: Durch die Katzenbuckel-Position im Vierfüßlerstand wird der untere Rücken sanft gedehnt. Wirbelkörper, Bandscheiben, Muskeln und sehnige Strukturen werden entlastet, die Durchblutung wird verbessert.
  • Dehnung der Hüftbeuger: In der Rückenlage ziehen Sie ein Bein in Richtung Bauch und umgreifen das Knie. Das andere Bein wird mit der Ferse am Boden langsam abgesenkt. Durch diese Übung werden die Hüftbeuger sanft gedehnt.
  • Dreh-Dehn-Lagerung: In der Rückenlage winkeln Sie die Knie an und legen sie zur rechten und dann zu linken Seite ab. Muskeln und Sehnen werden dabei leicht gedehnt.
  • Das Päckchen: Der Körper wird auf den Unterschenkeln abgelegt, das Gesäß ruht auf den Fersen und die Stirn auf der Gymnastikmatte, die Arme liegen eng neben dem Körper. So kann die Rückenmuskulatur entspannen und der untere Rücken wird sanft gedehnt.
  • Mobilisation im Sitzen: Sie sitzen stabil auf dem vorderen Teil eines Stuhles und kippen das Becken nach vorne und zurück. Bei dieser Übung wird die Muskulatur sanft unter An- und Entspannung gebracht und die Wirbelkörper werden mobilisiert.
Physiotherapeut Leon Victor Staege zeigt Ihnen drei Übungen, die bei Schmerzen im unteren Rücken helfen.

Welche Leistungen bietet die AOK bei Rückenschmerzen an?

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